Löw: "Wir haben absolutes Vertrauen in die Spieler"

Der Countdown zur Weltmeisterschaft 2010 läuft - mit der Bekanntgabe des vorläufigen Kaders am Donnerstag hat Joachim Löw einen Meilenstein auf dem Weg nach Südafrika gesetzt. 27 Spieler hat der Bundestrainer nominiert, bis zum 1. Juni muss er den endgültigen WM-Kader noch um vier Spieler reduzieren.

Den ersten WM-Test absolviert die DFB-Auswahl am Donnerstag, 13. Mai (ab 18 Uhr, live in der ARD), in Aachen gegen Malta. Dort können sich zudem Kevin Großkreutz, Mats Hummels, Stefan Reinartz, Marco Reus und Torwart Tobias Sippel beweisen. Im Interview spricht Joachim Löw unter anderem über die Entscheidungsfindung, die Torwartfrage und das Thema Blockbildung.

DFB.de: Herr Löw, wie groß ist die Anspannung, dass es langsam losgeht?

Joachim Löw: Wir freuen uns, dass es nach langen Planungen und einigen wichtigen Entscheidungen in der nächsten Woche mit dem Spiel gegen Malta für uns losgeht und dass wir dann aktiv in die Vorbereitung auf die WM eingreifen können. Es ist die 17. WM-Teilnahme einer deutschen Mannschaft. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch nie so kompliziert im Vorfeld der Nominierung war, weil es Spieler, die zu verschiedenen Zeiten und verschiedenen Phasen zu uns stoßen. Das macht für uns die Trainingsgestaltung nicht leichter.

DFB.de: Sie spielen auf die Klubwettbewerbe vor allem der Bayern-Spieler an.

Löw: Natürlich freuen wir uns über die Erfolge der deutschen Mannschaften. Gerade die Leistungen von Bayern München in der Champions League machen uns stolz. Schon mit der Finalteilnahme haben sie viel geleistet. Dann muss man als Trainer mit den Folgen leben. Diese Finals sind für die Spieler eine gute Vorbereitung, gerade auch mental, weil sie in ihren Vereinen unter absoluter Hochspannung stehen und die Konzentration nicht verlieren.

DFB.de: Wie haben Sie den Kader zusammengestellt?

Löw: Es war und ist immer unsere Aufgabe, das beste Team zusammenzustellen und zu formen für so ein Turnier. Es geht nicht darum, vielleicht die aktuell besten Individualisten zu berufen. Wenn das so wäre, dann wären Brasilien oder Spanien Seriensieger bei diesen Turnieren. Es geht auch nicht darum, den wöchentlichen Betrachtungen immer gleich Rechnung zu tragen, denn dann hätten wir jede Woche neue Spieler in unserer Mannschaft. Sie können sicher sein, dass wir Fähigkeiten, Möglichkeiten und Qualitäten unserer Spieler kennen und analysiert haben. In dieser Saison haben wir weit mehr als 100 Spiele in der Bundesliga gesehen, plus DFB-Pokal, plus Champions League, plus Europa League. Diese Analysen haben wir ständig sehr gewissenhaft und akribisch gemacht. Unsere Kandidaten wurden in vielen Spielen und von mindestens vier Trainern beobachtet. Darum haben wir bei der Zusammenstellung ein gutes Gefühl.



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Der Countdown zur Weltmeisterschaft 2010 läuft - mit der Bekanntgabe des vorläufigen Kaders am Donnerstag hat Joachim Löw einen Meilenstein auf dem Weg nach Südafrika gesetzt. 27 Spieler hat der Bundestrainer nominiert, bis zum 1. Juni muss er den endgültigen WM-Kader noch um vier Spieler reduzieren.

Den ersten WM-Test absolviert die DFB-Auswahl am Donnerstag, 13. Mai (ab 18 Uhr, live in der ARD), in Aachen gegen Malta. Dort können sich zudem Kevin Großkreutz, Mats Hummels, Stefan Reinartz, Marco Reus und Torwart Tobias Sippel beweisen. Im Interview spricht Joachim Löw unter anderem über die Entscheidungsfindung, die Torwartfrage und das Thema Blockbildung.

DFB.de: Herr Löw, wie groß ist die Anspannung, dass es langsam losgeht?

Joachim Löw: Wir freuen uns, dass es nach langen Planungen und einigen wichtigen Entscheidungen in der nächsten Woche mit dem Spiel gegen Malta für uns losgeht und dass wir dann aktiv in die Vorbereitung auf die WM eingreifen können. Es ist die 17. WM-Teilnahme einer deutschen Mannschaft. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch nie so kompliziert im Vorfeld der Nominierung war, weil es Spieler, die zu verschiedenen Zeiten und verschiedenen Phasen zu uns stoßen. Das macht für uns die Trainingsgestaltung nicht leichter.

DFB.de: Sie spielen auf die Klubwettbewerbe vor allem der Bayern-Spieler an.

Löw: Natürlich freuen wir uns über die Erfolge der deutschen Mannschaften. Gerade die Leistungen von Bayern München in der Champions League machen uns stolz. Schon mit der Finalteilnahme haben sie viel geleistet. Dann muss man als Trainer mit den Folgen leben. Diese Finals sind für die Spieler eine gute Vorbereitung, gerade auch mental, weil sie in ihren Vereinen unter absoluter Hochspannung stehen und die Konzentration nicht verlieren.

DFB.de: Wie haben Sie den Kader zusammengestellt?

Löw: Es war und ist immer unsere Aufgabe, das beste Team zusammenzustellen und zu formen für so ein Turnier. Es geht nicht darum, vielleicht die aktuell besten Individualisten zu berufen. Wenn das so wäre, dann wären Brasilien oder Spanien Seriensieger bei diesen Turnieren. Es geht auch nicht darum, den wöchentlichen Betrachtungen immer gleich Rechnung zu tragen, denn dann hätten wir jede Woche neue Spieler in unserer Mannschaft. Sie können sicher sein, dass wir Fähigkeiten, Möglichkeiten und Qualitäten unserer Spieler kennen und analysiert haben. In dieser Saison haben wir weit mehr als 100 Spiele in der Bundesliga gesehen, plus DFB-Pokal, plus Champions League, plus Europa League. Diese Analysen haben wir ständig sehr gewissenhaft und akribisch gemacht. Unsere Kandidaten wurden in vielen Spielen und von mindestens vier Trainern beobachtet. Darum haben wir bei der Zusammenstellung ein gutes Gefühl.

DFB.de: Also keine Zweifel bei der einen oder anderen Personalentscheidung?

Löw: Der Kader ist das Ergebnis von nicht nur wochen-, sondern auch monate- und jahrelangen Analysen. Wir sind uns der Verantwortung, die wir haben, absolut bewusst. Wir haben in diese Spieler absolutes Vertrauen. Wir können es nicht jedem recht machen, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir haben seit Jahren unsere Spielphilosophie, eine klare Vorstellung, wie unser Spiel aussehen soll, auch daran haben wir unsere Auswahl orientiert.

DFB.de: Was erwartet Sie bei der WM?

Löw: Acht Wochen Gemeinsamkeit. 50 oder mehr intensive Trainingseinheiten und hoffentlich sieben spannende und hochbrisante Spiele.

DFB.de: Ist die Entscheidung für Jörg Butt nach dem Ausfall René Adlers schnell gefallen, oder haben Sie auch über andere Kandidaten diskutiert?

Löw: Wir haben diskutiert, aber die Entscheidung ist schnell gefallen. Nach dem schmerzlichen Ausfall von René Adler haben wir darüber gesprochen. Jörg Butt hat schon Turniererfahrung, er hat in dieser Saison hervorragende Spiele gezeigt, ist von seiner Persönlichkeit so reif, dass er jüngeren Spielern den Rücken stärken kann. Er ist Deutscher Meister und steht im Endspiel des DFB-Pokals sowie der Champions League - das heißt, er kommt mit sehr viel Selbstvertrauen zu uns. In dieser Saison hat er sehr konstant, sehr klar, sehr seriös gespielt.

DFB.de: Wann wird die Entscheidung fallen, wer die Nummer eins wird?

Löw: Ich denke, es ist heute nicht der Zeitpunkt, über dieses Thema zu sprechen. Wir werden uns in der nächsten Woche treffen, Tim Wiese wird etwas später dazukommen. Wir haben jetzt Zeit, werden uns einfinden und die Trainingseindrücke aufnehmen. Danach werden wir uns zu einem gegebenen Zeitpunkt äußern. Aber nicht, ohne vorher mit den Torhütern gesprochen zu haben.

DFB.de: War es auch ein Thema, Jens Lehmann zurückzuholen?

Löw: Er war in dieser Entscheidungsfindung kein Thema.

DFB.de: Wird Marcell Jansen bis zur WM fit werden?

Löw: Jansen war eine Zeit lang verletzt und ist auch ein bisschen speziell zu behandeln. Uns hat seine hervorragende Leistung in der Rückrunde bis zu seiner Verletzung imponiert. Er ist ein Spieler, der aus der Tiefe kommend in der Offensive sehr viel Druck erzeugen kann. Jetzt haben wir die Möglichkeit, ihn mindestens bis zum 1. Juni bei uns zu haben und zu sehen. Ich war ständig mit ihm in Kontakt. Er hat mit Beginn dieser Woche das Lauftraining wieder aufgenommen und ist, denke ich, Ende nächster Woche wieder ganz normal belastbar. Auf Sizilien haben wir die Möglichkeit, mit ihm auch ein paar individuelle Zusatzeinheiten zu machen. Dann wird man sehen: Ist er in der Lage an seine Grenzen zu gehen und solch ein Turnier durchzustehen?

DFB.de: Warum haben Sie mehr als die 23 Spieler nominiert, die Sie nach Südafrika mitnehmen können?

Löw: Wir haben uns dazu entschieden, da einige Spieler auch nach unserem Spiel gegen Malta noch in ihren Mannschaften im Einsatz sind. Es steht noch ein wichtiges Pokalfinale an mit einigen Spielern aus unserem Kader, den Bremern und den Bayern. Auch Michael Ballack fehlt noch. Und dann steht noch das Champions-League-Finale an. Deshalb wollten wir gewappnet sein, falls sich, was wir natürlich nicht hoffen, der eine oder andere Spieler noch verletzen sollte. Es war uns wichtig, dass wir mit einigen Spielern mehr im Training sind. Bei den Spielern, die dabeisind, gibt es natürlich einen Konkurrenzkampf, weil wir am Ende vier streichen müssen.

DFB.de: Der Kader hat eine starke Bayern-Prägung. Denken Sie daran, das alte Modell der Blockbildung neu zu beleben?

Löw: In der Nationalmannschaft gab es immer so eine Art Blockbildung, mal waren es die Bayern, mal Bremer oder Leverkusener. Es ist gut, weil die Bayern in diesem Jahr sehr selbstbewusst und dominant aufgetreten sind. Badstuber und Müller haben ihre erste Saison gespielt und sie auch in der Länge mit sehr, sehr guten Leistungen durchgestanden. Thomas Müller ist flexibel einsetzbar. Er ist ausgestattet mit viel Instinkt und Raffinesse, er geht ständig in die Tiefe und ist bei allen Aktionen in vorderster Front mit dabei. Und: Er schießt Tore. Das macht ihn so wertvoll. Holger Badstuber spielt ruhig und macht sehr, sehr wenige Fehler. Man spürt bei ihm eine Abgeklärtheit in den wichtigen Spielen.

DFB.de: Badstuber ist neben Dennis Aogo der einzige ohne A-Länderspiel. Ist es nicht ein Risiko, diese Leute gleich zu einer WM zu schicken?

Löw: Es gibt auch noch andere Spieler, die auf dieser Ebene relativ wenige Spiele gemacht haben. Aber Aogo zum Beispiel hat ja auch bei der U 21 lange gespielt und war mit dem HSV im internationalen Wettbewerb dabei. Für uns ist nicht die Erfahrung das einzige Kriterium, sondern auch das Potenzial, die Qualität. Wir haben uns ganz bewusst für die jungen Spieler entschieden.

DFB.de: Wer sind die Säulen in diesem Kader, die Fixpunkte?

Löw: Die Erfolge der vergangenen Jahre haben wir geschafft mit Michael Ballack, Philipp Lahm, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose. Ich denke, das sind die Spieler, die die Mannschaft schon seit Jahren prägen und sie nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben leiten und führen. Spieler wie Lahm und Schweinsteiger haben in ihrem Reifeprozess einen großen Sprung gemacht und übernehmen Verantwortung.

DFB.de: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Thomas Hitzlsperger abzusagen?

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Löw: Das war schwer, die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Er war natürlich sehr enttäuscht, zumal er bei Lazio Rom in einer Situation steckt, in der er nicht spielt und den Verein im Sommer womöglich wieder wechseln muss. Er war in den vergangenen Jahren fast immer dabei, hat viel gespielt und einen Teil dazu beigetragen, dass wir die Qualifikation so souverän geschafft haben. Thomas war für uns immer ein zuverlässiger, seriöser Spieler mit großen sozialen Fähigkeiten. Aber diese Entscheidung musste so getroffen werden, weil er einfach zu wenig gespielt hat.

DFB.de: Sie haben auch einige Spieler des VfB Stuttgart nominiert.

Löw: Serdar Tasci hat immer wieder bei uns gespielt. Er hat seine Stärken in der Spielauslösung und kann sich auf den Punkt genau konzentrieren. Sami Khedira hat ein wahnsinnig großes Potenzial. Er ist ein zentraler Mittelfeldspieler mit großer Torgefahr, nach Verletzungen kommt er relativ schnell wieder in Form. Cacau imponiert uns als Spielertyp, da er als Stürmer viele Bälle im Mittelfeld erobert. Christian Träsch ist ein Spieler mit unbändigem Ehrgeiz. Er zeigt ein starkes Zweikampfverhalten und kommt dabei fast immer ohne Fouls aus. Er trägt die Bälle sachlich und einfach nach vorne und hat sich beim VfB in einer guten Mannschaft festgebissen.

DFB.de: Was erwarten Sie nun von Ihren Spielern?

Löw: Es wird eine Zeit, in der wir sehr lange zusammen sind. Deshalb erwarten wir, dass sich die Spieler nach außen wie nach innen korrekt verhalten. Respekt vor dem Team, dem Gegner, dem Gastgeberland. Fairplay ist ein wichtiges Thema. Wir sind zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent. Wir erwarten hundertprozentige Konzentration, die Umsetzung der taktischen Vorgaben, die Übernahme von Aufgaben, Bereitschaft im körperlichen Bereich. Jeder muss an seine Grenzen gehen.

DFB.de: Und Deutschland muss, um Erfolg zu haben, den viel gerühmten Teamgeist zeigen.

Löw: Ja, es ist wichtig, dass wir Geschlossenheit an den Tag legen. Wir repräsentieren schließlich 80 Millionen Deutsche im Ausland. Darum müssen wir vom ersten Tag an arbeiten, damit wir ein gutes Turnier spielen.