Löw-Schlüsselspieler Khedira: Rückkehr als König

Geholfen hat ihm auch die Wertschätzung, die er durch den Bundestrainer erfahren hat. Für seinen Mittelfeldstrategen rückte Löw im März dieses Jahres von seinem Dogma ab, nur Spieler für Brasilien in Betracht zu ziehen, die zu 100 Prozent fit, zu 100 Prozent in Form und voll im Spielrhythmus sind. "Es gibt natürlich immer den einen oder anderen Spieler, der einen Mehrwert für die Mannschaft hat, auch wenn er nur zu 80 oder 90 Prozent fit ist, von seiner Persönlichkeit her", sagte Löw. Spieler wie Sami Khedira.

Dass Khedira mindestens diese 80 Prozent erreichen würde, zeichnete sich seit ein paar Wochen immer deutlicher ab. Mitte April kehrte er bei Real Madrid ins Teamtraining zurück, am 4. Mai gehörte er im Heimspiel gegen Valencia erstmals wieder dem Kader der Königlichen an, am 11. Mai stand er gegen Celta Vigo wieder für Real auf dem Rasen. Schritt für Schritt.

Fit zum Champions-League-Finale

Den nächsten großen Schritt setzte Khedira vor dem Champions-League-Finale. Im Training spielte der Deutsche so überzeugend, dass Trainer Carlo Ancelotti im großen Endspiel nicht an Khedira vorbeikam. In Lissabon stand Khedira in der Startformation. "Es war nicht selbstverständlich, dass ich auf dem Platz stehen durfte", sagte der deutsche Mittelfeldspieler nach dem Spiel. Selbstverständlich war auch nicht, dass Real das Spiel noch gewinnen konnte, aber selbstverständlich war, dass Khedira sich an diesem Abend, an dem er Europas Thron bestiegen hatte, für all die Mühen belohnt fühlte. "In mir drin ist eine riesengroße Freude", sagte er.

Dieses Gefühl der Freude hat er mit ins Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft ins Passeiertal genommen. Seit 22.14 Uhr am 26. Mai 2014 ist der Mittelfeldspieler wieder mit der Nationalmannschaft vereint. Seither arbeitet er mit dem Team und individuell daran, WM-Form zu erreichen. Um am Zuckerhut die Chance zu haben, zum König der Welt zu werden. "Es war ein unheimlich langer und harter Weg", sagte Khedira nach seiner Ankunft in Südtirol. Die Arbeit im Trainingslager ist für ihn deshalb mehr Spaß als alles andere: "Ich genieße jede Sekunde, die ich auf dem Platz stehen darf."

Davon gab es im Trainingslager reichlich. Zusätzlich zum Mannschaftstraining hat Khedira in Südtirol etliche Einheiten im Kraft- und Ausdauerbereich absolviert. "Es sind noch kleine Details, an denen ich arbeiten muss. Das geht aber Schritt für Schritt", sagt er. Gegen Kamerun war er erstmals wieder in einem Länderspiel mit dabei. Sein Blick geht schon weiter: "Ich denke, dass ich am 16. Juni im Vollbesitz meiner Kräfte sein werde." Dann beginnt für Deutschland die WM 2014 mit dem Spiel in Salvador gegen Portugal. 213 Tage, nachdem sich Khedira in Mailand im Spiel gegen Italien das Kreuzband gerissen hatte. Sami ist zurück, auch wenn er nie wirklich weg war.

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Um 22.14 Uhr am 26. Mai 2014 war es so weit: Sami Khedira war zurück bei der deutschen Nationalmannschaft. Jetzt auch körperlich. Bereits zwei Tage zuvor war der 27-Jährige im Hotel Andreus in Südtirol auf andere Art anwesend gewesen. Lebensgroß erschien er auf einer Leinwand auf der Terrasse, seine Kollegen aus der Nationalmannschaft schauten gebannt zu und sahen, wie er mit Real Madrid im Finale der Champions League zum König Europas wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt stand fest: Khedira ist wieder da – sechs Monate nach seinem Kreuzbandriss.

Ein paar Zentimeter nur, ein paar Grad Änderung des Winkels, nur ein kleines bisschen anders hätte Sami Khedira stehen müssen, dann wäre nichts passiert. Zunächst war er sauer, damals, am 15. November 2013. Im Spiel gegen Italien musste Khedira in der 66. Minute ausgewechselt werden, Schmerzen im rechten Knie. Khedira ahnte, was sich später als Diagnose bestätigen sollte: Sein Kreuzband war gerissen. Der Nationalspieler war traurig, er war enttäuscht, er haderte.

"Schon nach wenigen Minuten den Kopf gehoben"

Khedira wusste, was in massive Gefahr geraten war: die Weltmeisterschaft in Brasilien. Zumindest für ihn. Sein Blick ging gen Boden und doch ins Leere, damals im Teamhotel spät in der Nacht in Mailand. Deutschland hatte in Mailand 1:1 gegen Italien gespielt, doch dies interessierte niemanden mehr. Sekunden vergingen, und noch mehr Sekunden. Dann entdeckte Khedira die Zuversicht wieder. "Ich habe schon nach wenigen Minuten den Kopf gehoben", sagt er.

Mit neuem Blickwinkel hatte er eine neue Perspektive. Aus einem Albtraum hat er einen Traum entstehen lassen: Brasilien war keine Gefahr mehr, Brasilien war jetzt eine Herausforderung. Khedira hat die Tage gezählt, die Stunden getaktet, einen Plan aufgestellt. Und er hat an ihm gearbeitet. In 213 Tagen galt es, sein Gelenk wieder belastbar werden zu lassen und auch den Körper um das Knie WM-fähig zu machen. Schon vor Khedira gab es einige Fußballer, die es geschafft haben, sechs Monate nach einem Kreuzbandriss wieder auf dem Platz zu stehen, es gibt aber erheblich mehr Fußballer, die dies nicht geschafft haben.

Khedira wollte zu denen gehören, die es schaffen. Er wusste, dass dies nur möglich ist, wenn er akribisch arbeitet, wenn er alles andere ausblendet und wenn er von Rückschlägen verschont bleibt. Die Arbeit an seiner Rückkehr begann gut, sie ging gut weiter und blieb bis zum Schluss ungetrübt. In der Reha in Donaustauf bei Klaus Eder, dem Physiotherapeuten der Nationalmannschaft, lief alles nach Plan. "Es war im Grunde perfekt", sagt Khedira.

Zuspruch durch den DFB

Natürlich gab es Tage und Phasen, in denen die Motivation schwerfiel, in denen er den Traum nur noch schwer greifen konnte. Von langer Dauer waren die Zeiten des Zweifels nie. Geholfen hat ihm dabei der Zuspruch, den er von vielen Seiten erfahren hat, auch vom DFB. "Die meisten dieser Äußerungen sprechen für sich", sagt Khedira. "Mich freut vor allem, dass ich weiß, dass sie ernst gemeint sind. Ich bin dem DFB vom Präsidium bis zu jedem einzelnen Spieler dankbar und versuche nun, das alles durch Leistung, Einsatz und Erfolg zurückzugeben."

Geholfen hat ihm auch die Wertschätzung, die er durch den Bundestrainer erfahren hat. Für seinen Mittelfeldstrategen rückte Löw im März dieses Jahres von seinem Dogma ab, nur Spieler für Brasilien in Betracht zu ziehen, die zu 100 Prozent fit, zu 100 Prozent in Form und voll im Spielrhythmus sind. "Es gibt natürlich immer den einen oder anderen Spieler, der einen Mehrwert für die Mannschaft hat, auch wenn er nur zu 80 oder 90 Prozent fit ist, von seiner Persönlichkeit her", sagte Löw. Spieler wie Sami Khedira.

Dass Khedira mindestens diese 80 Prozent erreichen würde, zeichnete sich seit ein paar Wochen immer deutlicher ab. Mitte April kehrte er bei Real Madrid ins Teamtraining zurück, am 4. Mai gehörte er im Heimspiel gegen Valencia erstmals wieder dem Kader der Königlichen an, am 11. Mai stand er gegen Celta Vigo wieder für Real auf dem Rasen. Schritt für Schritt.

Fit zum Champions-League-Finale

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Den nächsten großen Schritt setzte Khedira vor dem Champions-League-Finale. Im Training spielte der Deutsche so überzeugend, dass Trainer Carlo Ancelotti im großen Endspiel nicht an Khedira vorbeikam. In Lissabon stand Khedira in der Startformation. "Es war nicht selbstverständlich, dass ich auf dem Platz stehen durfte", sagte der deutsche Mittelfeldspieler nach dem Spiel. Selbstverständlich war auch nicht, dass Real das Spiel noch gewinnen konnte, aber selbstverständlich war, dass Khedira sich an diesem Abend, an dem er Europas Thron bestiegen hatte, für all die Mühen belohnt fühlte. "In mir drin ist eine riesengroße Freude", sagte er.

Dieses Gefühl der Freude hat er mit ins Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft ins Passeiertal genommen. Seit 22.14 Uhr am 26. Mai 2014 ist der Mittelfeldspieler wieder mit der Nationalmannschaft vereint. Seither arbeitet er mit dem Team und individuell daran, WM-Form zu erreichen. Um am Zuckerhut die Chance zu haben, zum König der Welt zu werden. "Es war ein unheimlich langer und harter Weg", sagte Khedira nach seiner Ankunft in Südtirol. Die Arbeit im Trainingslager ist für ihn deshalb mehr Spaß als alles andere: "Ich genieße jede Sekunde, die ich auf dem Platz stehen darf."

Davon gab es im Trainingslager reichlich. Zusätzlich zum Mannschaftstraining hat Khedira in Südtirol etliche Einheiten im Kraft- und Ausdauerbereich absolviert. "Es sind noch kleine Details, an denen ich arbeiten muss. Das geht aber Schritt für Schritt", sagt er. Gegen Kamerun war er erstmals wieder in einem Länderspiel mit dabei. Sein Blick geht schon weiter: "Ich denke, dass ich am 16. Juni im Vollbesitz meiner Kräfte sein werde." Dann beginnt für Deutschland die WM 2014 mit dem Spiel in Salvador gegen Portugal. 213 Tage, nachdem sich Khedira in Mailand im Spiel gegen Italien das Kreuzband gerissen hatte. Sami ist zurück, auch wenn er nie wirklich weg war.