Lingor: "Gegen Brasilien würde ich gerne noch mal auflaufen"

Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking beendete Spielmacherin Renate Lingor 2008 ihre Karriere und zog sich damit aus dem aktiven Fußball-Leben zurück.

In einem exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter David Noemi spricht die 149-malige Nationalspielerin über die neuen Herausforderungen als WM-Botschafterin der FIFA Frauen-WM 2011 sowie den Frauen-Klassiker zwischen Deutschland und Brasilien am 22. April in der Commerzbank-Arena.

Frage: Frau Lingor, seit Mai 2008 sind Sie WM-Botschafterin. Zudem unterstützen Sie die Abteilung Städte und Stadien des OK 2011. Haben Sie Spaß bei der Arbeit oder vermissen Sie ihre aktive Zeit als Spielerin?

Renate Lingor: Ich habe richtig Spaß. Viele glauben es mir nicht, aber im Moment vermisse ich den aktiven Fußball überhaupt nicht. Da ich zwei völlig verschiedene Tätigkeiten habe, sind meine Aufgaben beim OK sehr abwechslungsreich. Ich sitze ja nicht den ganzen Tag im Büro, als WM-Botschafterin bin ich auch viel unterwegs. Besonders viel Spaß machen mir die Autogrammstunden, Interviews und Trainingseinheiten mit Kindern. Gleichzeitig bin ich aber auch glücklich, als Mitarbeiterin der Abteilung Städte und Stadien organisatorisch aktiv an der WM mitzuarbeiten.

Frage: Was ist momentan die wichtigste Aufgabe der Abteilung Städte und Stadien?

Lingor: Bei uns wird die Arbeit in den verschiedenen Bereichen der WM-Host Cities und Stadien koordiniert. Von Sicherheitsmaßnahmen bis hin zu Medieneinrichtungen und Wegeführung kümmern wir uns um einen reibungslosen Ablauf des Turniers. Zudem sind wir gerade dabei, das Rahmenprogramm, welches vor und während der WM in den Städten umgesetzt werden soll, zu planen.

Frage: Machen die WM-Städte mit?

Lingor: Ich hätte nie gedacht, dass die WM-Städte schon zweieinhalb Jahre vor dem Turnier so engagiert sind. Während der Antrittsbesuche von Steffi Jones im Herbst hat man gesehen, dass die Vorfreude bereits da ist. Man spürt genau, wie einige Städte die WM als eine einzigartige Möglichkeit betrachten, sich auf der Weltkarte des Fußballs zu etablieren. Ich bin mir sicher, der Start des Ticketverkaufes im Herbst 2009 wird diese WM-Vorfreude widerspiegeln.

Frage: Wo liegen die anderen Prioritäten des OK?

Lingor: Wir müssen genau diese Vorfreude auf die WM schüren und ein perfektes Turnier organisieren. Die WM 2011 ist kein Selbstläufer, denn nicht alle haben bisher die "Faszination Frauenfußball" für sich entdeckt. Wenn es uns gelingt, diese Faszination den Fans und Familien nahezubringen, werden wir auch einen wichtigen Beitrag leisten, um den Frauenfußball weiter zu pushen. Wir müssen diese Plattform auch ganz besonders für die nachhaltige Entwicklung unseres Sports nutzen.

Frage: Am 22. April kommt es in der Commerzbank-Arena zum Frauenfußball-Klassiker zwischen Deutschland und Brasilien. Sie haben in Deutschland nie gegen die "Selecao" gespielt. Wären Sie gerne dabei?

Lingor: Das ist definitiv ein Spiel, bei dem ich gern noch einmal meine Schuhe schnüren würde. Insbesondere weil es hier in Frankfurt stattfindet, wo meine Familie und Freunde leben. Über den Gegner müssen wir uns gar nicht lange unterhalten, Brasilien zählt zu den attraktivsten Mannschaften im Frauenfußball und hat eine Menge herausragende Akteurinnen. Dieses Spiel ist ein Prestige-Duell, das beide Teams unbedingt gewinnen wollen. Da ist Spannung vorprogrammiert, ich werde auf jeden Fall live im Stadion dabei sein.

Frage: Neben dem sportlichen Erfolg hat sich der DFB das große Ziel gesetzt, den europäischen Zuschauer-Rekord im Frauenfußball zu übertreffen. Zählt die Begegnung gegen Brasilien aus organisatorischer Sicht schon als WM-Test?

Renate Lingor - Bilder einer großen Karriere

Lingor: Ein Klassiker wie Deutschland gegen Brasilien verdient einfach eine tolle Kulisse. Wir wollen den Zuschauer-Rekord knacken, um zu zeigen was für eine tolle Stimmung in unseren Stadien 2011 herrschen wird. Schließlich wollen wir auch bei der WM in ausverkauften Stadien spielen. Das "Knaller-Duell" in der Commerzbank-Arena gibt sicher schon ein erster Vorgeschmack auf 2011.

Frage: Zu den Spielen der Frauen-Bundesliga kommen nur selten mehr als 1.000 Zuschauer. Wie will das OK die Fans in die WM-Stadien locken?

Lingor: Eine WM im eigenen Land ist was ganz Besonderes. Schließlich bekommt man nicht oft die Gelegenheit, die besten Frauen-Nationalmannschaften der Welt in solchen tollen Stadien zu sehen. Man darf auch nicht vergessen, dass unsere Frauen-Nationalmannschaft einen sehr großen Stellenwert in Deutschland besitzt. Nun haben wir zum ersten Mal die Chance, den Weltmeistertitel in Deutschland zu holen und diese einzigartige Atmosphäre bei einer Frauen-WM zu erleben.

Frage: Welche Bedeutung hat die U 20-Frauen-WM 2010?

Lingor: Wir sehen die U 20 Frauen-WM 2010 als ein eigenständiges Turnier, das gleichzeitig als Test für die WM 2011 gilt. Auch hier wünschen wir uns volle Stadien. Im U 20-Bereich gibt es hervorragende Spielerinnen, die alles tun werden, um sich für 2011 zu empfehlen. Man hat ja schon bei der vergangenen U 20-WM in Chile gesehen, dass auch dieses Turnier ein tolles Fest des Fußballs sein kann.

Frage: Welche U 20-Spielerinnen haben für Sie persönlich die größten Perspektiven auf 2011?

Lingor: Ich glaube, Bianca Schmidt, Nicole Banecki, Kim Kulig und die Kerschowski-Schwestern (Isabel und Monique) sind starke Spielerinnen, die im Moment gute Chancen haben, sich auch in der A-Mannschaft durchzusetzen. Natürlich müssen sich alle noch weiterentwickeln, der Sprung in die Nationalmannschaft verlangt harte Arbeit.

Frage: Gibt es im Nachwuchsbereich eine neue Renate Lingor?

Lingor: Kim Kulig gefällt mir sehr. Sie ist sowohl offensiv als auch defensiv sehr stark und zeigt für ihr Alter schon konstant sehr gute Leistungen. Auch Simone Laudehr, die sich in der A-Mannschaft bereits etabliert hat, ist eine "Allrounderin" mit hervorragenden Qualitäten.

Frage: Haben Sie einen Tipp für die Europameisterschaft in Finnland?

Lingor: Ich tippe nur ungern, zumal der Eindruck entsteht, unsere Mannschaft hätte ein Abo auf den ersten Platz. Man vergisst wie viel Arbeit hinter den Erfolgen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft steckt. Natürlich hat unsere Mannschaft viel Potenzial, aber die EM ist kein Selbstläufer.

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Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking beendete Spielmacherin Renate Lingor 2008 ihre Karriere und zog sich damit aus dem aktiven Fußball-Leben zurück.

In einem exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter David Noemi spricht die 149-malige Nationalspielerin über die neuen Herausforderungen als WM-Botschafterin der FIFA Frauen-WM 2011 sowie den Frauen-Klassiker zwischen Deutschland und Brasilien am 22. April in der Commerzbank-Arena.

Frage: Frau Lingor, seit Mai 2008 sind Sie WM-Botschafterin. Zudem unterstützen Sie die Abteilung Städte und Stadien des OK 2011. Haben Sie Spaß bei der Arbeit oder vermissen Sie ihre aktive Zeit als Spielerin?

Renate Lingor: Ich habe richtig Spaß. Viele glauben es mir nicht, aber im Moment vermisse ich den aktiven Fußball überhaupt nicht. Da ich zwei völlig verschiedene Tätigkeiten habe, sind meine Aufgaben beim OK sehr abwechslungsreich. Ich sitze ja nicht den ganzen Tag im Büro, als WM-Botschafterin bin ich auch viel unterwegs. Besonders viel Spaß machen mir die Autogrammstunden, Interviews und Trainingseinheiten mit Kindern. Gleichzeitig bin ich aber auch glücklich, als Mitarbeiterin der Abteilung Städte und Stadien organisatorisch aktiv an der WM mitzuarbeiten.

Frage: Was ist momentan die wichtigste Aufgabe der Abteilung Städte und Stadien?

Lingor: Bei uns wird die Arbeit in den verschiedenen Bereichen der WM-Host Cities und Stadien koordiniert. Von Sicherheitsmaßnahmen bis hin zu Medieneinrichtungen und Wegeführung kümmern wir uns um einen reibungslosen Ablauf des Turniers. Zudem sind wir gerade dabei, das Rahmenprogramm, welches vor und während der WM in den Städten umgesetzt werden soll, zu planen.

Frage: Machen die WM-Städte mit?

Lingor: Ich hätte nie gedacht, dass die WM-Städte schon zweieinhalb Jahre vor dem Turnier so engagiert sind. Während der Antrittsbesuche von Steffi Jones im Herbst hat man gesehen, dass die Vorfreude bereits da ist. Man spürt genau, wie einige Städte die WM als eine einzigartige Möglichkeit betrachten, sich auf der Weltkarte des Fußballs zu etablieren. Ich bin mir sicher, der Start des Ticketverkaufes im Herbst 2009 wird diese WM-Vorfreude widerspiegeln.

Frage: Wo liegen die anderen Prioritäten des OK?

Lingor: Wir müssen genau diese Vorfreude auf die WM schüren und ein perfektes Turnier organisieren. Die WM 2011 ist kein Selbstläufer, denn nicht alle haben bisher die "Faszination Frauenfußball" für sich entdeckt. Wenn es uns gelingt, diese Faszination den Fans und Familien nahezubringen, werden wir auch einen wichtigen Beitrag leisten, um den Frauenfußball weiter zu pushen. Wir müssen diese Plattform auch ganz besonders für die nachhaltige Entwicklung unseres Sports nutzen.

Frage: Am 22. April kommt es in der Commerzbank-Arena zum Frauenfußball-Klassiker zwischen Deutschland und Brasilien. Sie haben in Deutschland nie gegen die "Selecao" gespielt. Wären Sie gerne dabei?

Lingor: Das ist definitiv ein Spiel, bei dem ich gern noch einmal meine Schuhe schnüren würde. Insbesondere weil es hier in Frankfurt stattfindet, wo meine Familie und Freunde leben. Über den Gegner müssen wir uns gar nicht lange unterhalten, Brasilien zählt zu den attraktivsten Mannschaften im Frauenfußball und hat eine Menge herausragende Akteurinnen. Dieses Spiel ist ein Prestige-Duell, das beide Teams unbedingt gewinnen wollen. Da ist Spannung vorprogrammiert, ich werde auf jeden Fall live im Stadion dabei sein.

Frage: Neben dem sportlichen Erfolg hat sich der DFB das große Ziel gesetzt, den europäischen Zuschauer-Rekord im Frauenfußball zu übertreffen. Zählt die Begegnung gegen Brasilien aus organisatorischer Sicht schon als WM-Test?

Renate Lingor - Bilder einer großen Karriere

Lingor: Ein Klassiker wie Deutschland gegen Brasilien verdient einfach eine tolle Kulisse. Wir wollen den Zuschauer-Rekord knacken, um zu zeigen was für eine tolle Stimmung in unseren Stadien 2011 herrschen wird. Schließlich wollen wir auch bei der WM in ausverkauften Stadien spielen. Das "Knaller-Duell" in der Commerzbank-Arena gibt sicher schon ein erster Vorgeschmack auf 2011.

Frage: Zu den Spielen der Frauen-Bundesliga kommen nur selten mehr als 1.000 Zuschauer. Wie will das OK die Fans in die WM-Stadien locken?

Lingor: Eine WM im eigenen Land ist was ganz Besonderes. Schließlich bekommt man nicht oft die Gelegenheit, die besten Frauen-Nationalmannschaften der Welt in solchen tollen Stadien zu sehen. Man darf auch nicht vergessen, dass unsere Frauen-Nationalmannschaft einen sehr großen Stellenwert in Deutschland besitzt. Nun haben wir zum ersten Mal die Chance, den Weltmeistertitel in Deutschland zu holen und diese einzigartige Atmosphäre bei einer Frauen-WM zu erleben.

Frage: Welche Bedeutung hat die U 20-Frauen-WM 2010?

Lingor: Wir sehen die U 20 Frauen-WM 2010 als ein eigenständiges Turnier, das gleichzeitig als Test für die WM 2011 gilt. Auch hier wünschen wir uns volle Stadien. Im U 20-Bereich gibt es hervorragende Spielerinnen, die alles tun werden, um sich für 2011 zu empfehlen. Man hat ja schon bei der vergangenen U 20-WM in Chile gesehen, dass auch dieses Turnier ein tolles Fest des Fußballs sein kann.

Frage: Welche U 20-Spielerinnen haben für Sie persönlich die größten Perspektiven auf 2011?

Lingor: Ich glaube, Bianca Schmidt, Nicole Banecki, Kim Kulig und die Kerschowski-Schwestern (Isabel und Monique) sind starke Spielerinnen, die im Moment gute Chancen haben, sich auch in der A-Mannschaft durchzusetzen. Natürlich müssen sich alle noch weiterentwickeln, der Sprung in die Nationalmannschaft verlangt harte Arbeit.

Frage: Gibt es im Nachwuchsbereich eine neue Renate Lingor?

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Lingor: Kim Kulig gefällt mir sehr. Sie ist sowohl offensiv als auch defensiv sehr stark und zeigt für ihr Alter schon konstant sehr gute Leistungen. Auch Simone Laudehr, die sich in der A-Mannschaft bereits etabliert hat, ist eine "Allrounderin" mit hervorragenden Qualitäten.

Frage: Haben Sie einen Tipp für die Europameisterschaft in Finnland?

Lingor: Ich tippe nur ungern, zumal der Eindruck entsteht, unsere Mannschaft hätte ein Abo auf den ersten Platz. Man vergisst wie viel Arbeit hinter den Erfolgen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft steckt. Natürlich hat unsere Mannschaft viel Potenzial, aber die EM ist kein Selbstläufer.