Leupolz: "Jetzt wollen wir auch den Titel"

Das Finale der Champions League der Frauen findet mit deutscher Beteiligung statt. Die beiden Nationalspielerinnen Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger wollen mit dem FC Chelsea am heutigen Sonntag (ab 21 Uhr) gegen den FC Barcelona den Titel holen. Im DFB.de-Interview erklärt Leupolz (27), wie sie die Chancen einschätzt und worauf es in der Partie gegen die Spanierinnen ankommen wird.

DFB.de: Melanie, wartet mit dem Finale der Champions League eines der größten Spiele Ihrer Karriere auf Sie?

Melanie Leupolz: Auf Vereinsebene auf jeden Fall. Es war immer ein Traum, irgendwann mal im Champions League-Endspiel zu stehen. Ich habe es noch nicht wirklich realisiert, dass ich jetzt tatsächlich dabei bin. Es ist unglaublich, dass wir das in meinem ersten Jahr beim FC Chelsea geschafft haben. Ich freue mich riesig. Und jetzt wollen wir natürlich auch den Titel holen.

DFB.de: Dafür müssen Sie gegen den FC Barcelona bestehen.

Leupolz: Das ist ein absolutes Topteam in Europa. Barcelona hat in den vergangenen beiden Jahren das Halbfinale beziehungsweise das Endspiel erreicht. Vor zwei Jahren habe ich mit dem FC Bayern leider erfahren müssen, wie stark Barca ist. Damals sind wir im Halbfinale an ihnen gescheitert. Ich glaube, dass sie sich seitdem noch weiter verbessert haben. Sie haben zum Beispiel mit Manchester City unseren großen Konkurrenten aus England im Viertelfinale der Champions League dominiert und souverän aus dem Wettbewerb geschmissen. Wir werden einen super Tag brauchen, um sie zu besiegen.

DFB.de: Was zeichnet Barcelona Ihrer Meinung nach aus?

Leupolz: Sie spielen einen sehr schönen Fußball, der auf Ballbesitz ausgelegt ist. Wir müssen versuchen, sie mit unserer Körperlichkeit zu beeindrucken. Es prallen zwei komplett unterschiedliche Spielarten aufeinander. Das macht es spannend. Es ist alles möglich.

DFB.de: Ihr Weg ins Finale war hart. Sie mussten sich unter anderem gegen Atletico Madrid sowie die deutschen Vertreter aus Wolfsburg und München durchsetzen.

Leupolz: Ja, es war tatsächlich nicht einfach. Wir mussten einige komplizierte Situationen meistern. Ich denke zum Beispiel an das Hinspiel gegen Atletico Madrid, in dem wir nach 15 Minuten wegen einer Roten Karte in Unterzahl waren. Wir haben uns dennoch mit 2:0 durchgesetzt und im Rückspiel ein 1:1 erkämpft. Im Rückblick war der Weg gerade auch für mich sehr emotional.

DFB.de: Wie haben Sie die Begegnungen gegen die deutschen Teams erlebt?

Leupolz: Es war für mich spannend zu sehen, wo wir mit Chelsea im Vergleich zu europäischen Topteams wie München und Wolfsburg stehen. Es war aufregend, die ganzen Ex-Mitspielerinnen wiederzusehen.

DFB.de: Welche Erkenntnisse haben Sie aus den beiden Begegnungen gezogen?

Leupolz: Es waren Partien auf Augenhöhe, die wir auch hätten verlieren können. Der Unterschied war, dass wir sehr effizient unsere Chancen genutzt haben. Es ist einfach so, dass wir eine extreme Klasse im Angriff haben. Das ist Wahnsinn und sehr beeindruckend. Ich kann mal ein Beispiel nennen. Im Rückspiel gegen Bayern, als es ja wirklich extrem eng war, kamen wir aus der Pause zurück auf den Platz und dann hat eine unserer Stürmerinnen zu uns gesagt: "Mädels, sorgt dafür, dass wir hinten kein Gegentor mehr kassieren. Wir treffen vorne sowieso." Und genauso ist es gekommen. Ich glaube, dass es seit mehreren Jahren kein Spiel mehr gab, in dem die Chelsea-Frauen nicht mindestens einmal getroffen haben. Diese Selbstverständlichkeit ist unglaublich und hilft einem sehr weiter. Niemand hatte Zweifel daran, dass wir es nicht schaffen können – auch, wenn es natürlich sehr knapp war.

DFB.de: Die Saison geht ihrem Höhepunkt entgegen. Wie haben Sie Ihr erstes Jahr in England bislang erlebt?

Leupolz: Es war sehr besonders. Ich wurde vom ersten Tag an super vom gesamten Team aufgenommen. Wir haben sehr starke Charaktere im Kader. Es ist bestimmt nicht immer einfach, alle zufrieden zu stellen. Ich glaube, dass unsere Trainerin teilweise schwierige Entscheidungen treffen muss. Manchmal sagt sie halb im Spaß, dass wir zu viel Talent haben (schmunzelt). Aber das ist auch der Grund, warum wir dort stehen, wo wir gerade stehen – im Finale der Champions League und an der Spitze der Women’s Super League in England.

DFB.de: Und wie nehmen Sie es fußballerisch wahr?

Leupolz: Auch hier sauge ich jeden Tag neue Eindrücke auf. Wir spielen beim FC Chelsea sehr körperbetont und unterscheiden uns dabei zum Beispiel auch von Wolfsburg oder München. Der VfL agiert sehr geradlinig und sucht immer den direkten Weg zum gegnerischen Tor. München setzt eher auf Ballbesitz. Hinzu kommt, dass hier in England für mich logischerweise alles neu ist. Das fängt schon damit an, dass ich jedes Stadion zum ersten Mal sehe. Das ist total aufregend. Zum Glück habe ich mich schnell an die Besonderheiten des englischen Fußballs gewöhnt, der sehr physisch ist. Es werden kaum Fouls gepfiffen, was meiner Spielweise sehr entgegen kommt (lacht). Ich bin total froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Er hat mich als Spielerin, aber auch als Mensch nach vorne gebracht. Ich stand vor vielen großen Herausforderungen, die ich lösen musste. Und ganz nebenbei ist auch mein Englisch zwangsläufig viel besser geworden.

DFB.de: Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Leupolz: Bei mir hat sich in den vergangenen Monaten mehr oder weniger alles um Fußball gedreht, weil ja nichts anderes möglich war für uns. Während einer Pandemie mit all den Einschränkungen in ein neues Land zu kommen, war nicht einfach. Aber ich habe es mit viel Unterstützung super hinbekommen und bin glücklich.

DFB.de: Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, dass Sie mit Ann-Katrin Berger eine deutsche Mitspielerin im Team haben?

Leupolz: Das ist unglaublich schön, weil man auch mal etwas Deutsch sprechen kann. Für das Einleben war es sehr wichtig, dass sie auch hier ist. Inzwischen bin ich wirklich gut angekommen und es hat sich ein toller Freundeskreis entwickelt, der übrigens über den FC Chelsea hinausgeht. Bei Arsenal beispielsweise stehen einige Spielerinnen unter Vertrag, die ich noch aus meiner Zeit beim FC Bayern kenne. Ich bin hier nicht alleine und habe trotz Corona schnell Anschluss finden können.

[sw]

Das Finale der Champions League der Frauen findet mit deutscher Beteiligung statt. Die beiden Nationalspielerinnen Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger wollen mit dem FC Chelsea am heutigen Sonntag (ab 21 Uhr) gegen den FC Barcelona den Titel holen. Im DFB.de-Interview erklärt Leupolz (27), wie sie die Chancen einschätzt und worauf es in der Partie gegen die Spanierinnen ankommen wird.

DFB.de: Melanie, wartet mit dem Finale der Champions League eines der größten Spiele Ihrer Karriere auf Sie?

Melanie Leupolz: Auf Vereinsebene auf jeden Fall. Es war immer ein Traum, irgendwann mal im Champions League-Endspiel zu stehen. Ich habe es noch nicht wirklich realisiert, dass ich jetzt tatsächlich dabei bin. Es ist unglaublich, dass wir das in meinem ersten Jahr beim FC Chelsea geschafft haben. Ich freue mich riesig. Und jetzt wollen wir natürlich auch den Titel holen.

DFB.de: Dafür müssen Sie gegen den FC Barcelona bestehen.

Leupolz: Das ist ein absolutes Topteam in Europa. Barcelona hat in den vergangenen beiden Jahren das Halbfinale beziehungsweise das Endspiel erreicht. Vor zwei Jahren habe ich mit dem FC Bayern leider erfahren müssen, wie stark Barca ist. Damals sind wir im Halbfinale an ihnen gescheitert. Ich glaube, dass sie sich seitdem noch weiter verbessert haben. Sie haben zum Beispiel mit Manchester City unseren großen Konkurrenten aus England im Viertelfinale der Champions League dominiert und souverän aus dem Wettbewerb geschmissen. Wir werden einen super Tag brauchen, um sie zu besiegen.

DFB.de: Was zeichnet Barcelona Ihrer Meinung nach aus?

Leupolz: Sie spielen einen sehr schönen Fußball, der auf Ballbesitz ausgelegt ist. Wir müssen versuchen, sie mit unserer Körperlichkeit zu beeindrucken. Es prallen zwei komplett unterschiedliche Spielarten aufeinander. Das macht es spannend. Es ist alles möglich.

DFB.de: Ihr Weg ins Finale war hart. Sie mussten sich unter anderem gegen Atletico Madrid sowie die deutschen Vertreter aus Wolfsburg und München durchsetzen.

Leupolz: Ja, es war tatsächlich nicht einfach. Wir mussten einige komplizierte Situationen meistern. Ich denke zum Beispiel an das Hinspiel gegen Atletico Madrid, in dem wir nach 15 Minuten wegen einer Roten Karte in Unterzahl waren. Wir haben uns dennoch mit 2:0 durchgesetzt und im Rückspiel ein 1:1 erkämpft. Im Rückblick war der Weg gerade auch für mich sehr emotional.

DFB.de: Wie haben Sie die Begegnungen gegen die deutschen Teams erlebt?

Leupolz: Es war für mich spannend zu sehen, wo wir mit Chelsea im Vergleich zu europäischen Topteams wie München und Wolfsburg stehen. Es war aufregend, die ganzen Ex-Mitspielerinnen wiederzusehen.

DFB.de: Welche Erkenntnisse haben Sie aus den beiden Begegnungen gezogen?

Leupolz: Es waren Partien auf Augenhöhe, die wir auch hätten verlieren können. Der Unterschied war, dass wir sehr effizient unsere Chancen genutzt haben. Es ist einfach so, dass wir eine extreme Klasse im Angriff haben. Das ist Wahnsinn und sehr beeindruckend. Ich kann mal ein Beispiel nennen. Im Rückspiel gegen Bayern, als es ja wirklich extrem eng war, kamen wir aus der Pause zurück auf den Platz und dann hat eine unserer Stürmerinnen zu uns gesagt: "Mädels, sorgt dafür, dass wir hinten kein Gegentor mehr kassieren. Wir treffen vorne sowieso." Und genauso ist es gekommen. Ich glaube, dass es seit mehreren Jahren kein Spiel mehr gab, in dem die Chelsea-Frauen nicht mindestens einmal getroffen haben. Diese Selbstverständlichkeit ist unglaublich und hilft einem sehr weiter. Niemand hatte Zweifel daran, dass wir es nicht schaffen können – auch, wenn es natürlich sehr knapp war.

DFB.de: Die Saison geht ihrem Höhepunkt entgegen. Wie haben Sie Ihr erstes Jahr in England bislang erlebt?

Leupolz: Es war sehr besonders. Ich wurde vom ersten Tag an super vom gesamten Team aufgenommen. Wir haben sehr starke Charaktere im Kader. Es ist bestimmt nicht immer einfach, alle zufrieden zu stellen. Ich glaube, dass unsere Trainerin teilweise schwierige Entscheidungen treffen muss. Manchmal sagt sie halb im Spaß, dass wir zu viel Talent haben (schmunzelt). Aber das ist auch der Grund, warum wir dort stehen, wo wir gerade stehen – im Finale der Champions League und an der Spitze der Women’s Super League in England.

DFB.de: Und wie nehmen Sie es fußballerisch wahr?

Leupolz: Auch hier sauge ich jeden Tag neue Eindrücke auf. Wir spielen beim FC Chelsea sehr körperbetont und unterscheiden uns dabei zum Beispiel auch von Wolfsburg oder München. Der VfL agiert sehr geradlinig und sucht immer den direkten Weg zum gegnerischen Tor. München setzt eher auf Ballbesitz. Hinzu kommt, dass hier in England für mich logischerweise alles neu ist. Das fängt schon damit an, dass ich jedes Stadion zum ersten Mal sehe. Das ist total aufregend. Zum Glück habe ich mich schnell an die Besonderheiten des englischen Fußballs gewöhnt, der sehr physisch ist. Es werden kaum Fouls gepfiffen, was meiner Spielweise sehr entgegen kommt (lacht). Ich bin total froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Er hat mich als Spielerin, aber auch als Mensch nach vorne gebracht. Ich stand vor vielen großen Herausforderungen, die ich lösen musste. Und ganz nebenbei ist auch mein Englisch zwangsläufig viel besser geworden.

DFB.de: Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Leupolz: Bei mir hat sich in den vergangenen Monaten mehr oder weniger alles um Fußball gedreht, weil ja nichts anderes möglich war für uns. Während einer Pandemie mit all den Einschränkungen in ein neues Land zu kommen, war nicht einfach. Aber ich habe es mit viel Unterstützung super hinbekommen und bin glücklich.

DFB.de: Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, dass Sie mit Ann-Katrin Berger eine deutsche Mitspielerin im Team haben?

Leupolz: Das ist unglaublich schön, weil man auch mal etwas Deutsch sprechen kann. Für das Einleben war es sehr wichtig, dass sie auch hier ist. Inzwischen bin ich wirklich gut angekommen und es hat sich ein toller Freundeskreis entwickelt, der übrigens über den FC Chelsea hinausgeht. Bei Arsenal beispielsweise stehen einige Spielerinnen unter Vertrag, die ich noch aus meiner Zeit beim FC Bayern kenne. Ich bin hier nicht alleine und habe trotz Corona schnell Anschluss finden können.

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