Lell: "Hier ist alles etwas kleiner"

DFB.de: Bei einem ähnlich großen Verein haben Sie bereits gespielt. Bis zum Jahre 2010 waren Sie beim FC Bayern München, teilweise sogar als Stammspieler. Warum hat es nicht für ein Debüt in der Nationalmannschaft gereicht?

Lell: Ich war auf dem Sprung zur Nationalmannschaft. Erste Gespräche mit dem Bundestrainer haben damals stattgefunden. Leider war es eine Zeit, in der vieles auf mich einbrach. Es hat einfach nicht sein sollen. Aber wer weiß: Vielleicht ist noch ein Hintertürchen offen.

DFB.de: Letzte Frage: Sie engagieren sich sehr im Kampf gegen die Krankheit Mukoviszidose, Sie haben sogar eine eigene Stiftung. Wie entstand die Idee dafür?

Lell: Meine Schwester leidet seit ihrer Geburt an dieser Krankheit. Ich habe bereits als kleiner Junge miterlebt, wie belastend das für den Betroffenen und die ganze Familie ist. Ich möchte auf diese Erkrankung aufmerksam machen. Das Geld wird genutzt, um die Forschung zu unterstützen und den Kranken etwas Gutes zu tun.

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Nach zwei Jahren bei Hertha BSC und dem Abstieg in die 2. Bundesliga begann für Christian Lell im Sommer ein neuer Lebensabschnitt: Der 28-Jährige wechselte zu UD Levante nach Spanien. Der in Valencia beheimatete Verein nimmt diese Saison zum ersten Mal am europäischen Wettbewerb teil und siegte zum Auftakt gegen Helsingborgs IF gleich mit 1:0. Heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) steht das Europa-League-Spiel bei Hannover 96 an.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht der Rechtsverteidiger über seine ersten Eindrücke in Spanien, die schnelle Rückkehr nach Deutschland, Stärken von Hannover 96 und seine Hoffnung auf eine Hintertür zur Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Lell, wie haben Sie sich in Spanien eingelebt?

Christian Lell: Sehr gut. Auch meine Familie und unsere beiden Hunde fühlen sich wohl hier. Es war eine gute Entscheidung, nach Spanien zu gehen. Das Gesamtpaket hat einfach gestimmt. Das Land, das Wetter, der Verein, die Primera Division mit dem interessanten Fußball - all das waren gute Gründe.

DFB.de: Auch sportlich haben Sie sich bei UD Levante schnell etabliert.

Lell: Absolut. Ich habe ein Tor geschossen, Vorlagen gegeben, es lief gleich super. Natürlich gehört auch ein Quäntchen Glück dazu, bei einem neuen Verein so gut zu beginnen. Ich habe mich von Anfang an gleich wohlgefühlt. Wichtig war auch, dass ich nach meinem Abschied in Berlin im Urlaub viel für meine Fitness getan habe. Das hat mir einfach gut getan.

DFB.de: Können Sie sich mit Ihren Mannschaftskameraden bereits verständigen?

Lell: Auf Englisch geht das ganz gut. Außerdem kann ich bereits ein paar Wörter Spanisch. Zweimal wöchentlich habe ich Sprachunterricht. Ich fühle mich in der Mannschaft gut integriert. Das zeigt sich nun auch auf dem Platz.

DFB.de: Mit rund 22 Millionen Euro hat Levante ein geringes Budget. Trotzdem gelang vergangene Saison der sechste Platz und somit die Europa-League-Qualifikation. Was ist das Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaft?

Lell: Das ganze Umfeld stimmt bei uns einfach. In den letzten Spielen war festzustellen, dass wir nach Rückständen immer wieder zurückfinden. Die Moral ist super. Viele sagen, in dieser Mannschaft steckt ein ganz besonderer Geist.

DFB.de: Welches Ziel hat sich der Verein diese Saison gesetzt?

Lell: Wir setzen uns nicht unter Druck. Wichtig ist nur, dass wir in der Klasse bleiben. Alles, was darüber hinausgeht, nehmen wir gerne mit. Natürlich sind wir in der Liga und der Europa League gut gestartet. Das ist für jede Mannschaft wichtig. Ein bestimmtes Ziel wurde trotzdem nicht ausgesprochen.

DFB.de: Für UD Levante ist es die erste Europapokalteilnahme der Vereinsgeschichte. Spüren Sie eine Euphorie im Umfeld?

Lell: Es ist tatsächlich eine gewisse Euphorie festzustellen. Aber es ist nicht vergleichbar mit dem Umfeld meiner bisherigen Vereine. Unser Stadion ist nicht immer ausverkauft. Wir haben einen Schnitt von rund 15.000 Zuschauern. Und zu unserem Training kommen ohnehin nur vereinzelte Fans. Hier ist alles etwas kleiner.

DFB.de: Nun steht das Spiel gegen Hannover 96 an. Ist der Bundesligist der Favorit in der Gruppe?

Lell: Natürlich, Hannover hat die meiste Qualität im Kader. Leider konnte ich die letzten Spiele von 96 nicht verfolgen, weil ich noch kein deutsches Fernsehen empfangen kann. Aber es ist eine junge eingespielte Mannschaft mit vielen Qualitäten nach vorne. Auf der internationalen Bühne haben sie meist gute Ergebnisse erzielt. Wir müssen uns also warm anziehen. Trotzdem werden wir mit einer breiten Brust nach Hannover reisen.

DFB.de: Ist es ein Vorteil, dass Sie Hannover aus der Bundesliga bereits kennen?

Lell: Ich glaube nicht, dass das viel helfen wird. Unser Trainerstab beschäftigt sich ohnehin sehr mit der Mannschaft.

DFB.de: Sprechen wir noch einmal über die spanische Liga: Was unterscheidet die Primera Division von der Bundesliga?

Lell: Der Fußball unterscheidet sich nicht allzu sehr. Mir ist nur aufgefallen, dass in Spanien seltener gepfiffen wird. Ähnlich wie in England wird der Spielfluss nicht so schnell unterbrochen. Dadurch kommt eventuell ein schnelleres oder ein besonders kampfbetontes Spiel zustande. Das kommt auch mir zugute.

DFB.de: Im November stehen die Ligaspiele gegen Real Madrid und den FC Barcelona an. Freuen Sie sich auf diese Duelle besonders?

Lell: In Barcelona habe ich schon einmal gespielt. Auf das Spiel gegen Real Madrid freue ich mich daher etwas mehr. Vielleicht spiele ich nächstes Jahr dort. (lacht) Das war natürlich nur ein Scherz.

DFB.de: Trotzdem: Wäre das ein Traum?

Lell: Ein Traum wäre das schon, aber man muss realistisch sein. Dafür müsste sehr viel zusammenzupassen.

DFB.de: Bei einem ähnlich großen Verein haben Sie bereits gespielt. Bis zum Jahre 2010 waren Sie beim FC Bayern München, teilweise sogar als Stammspieler. Warum hat es nicht für ein Debüt in der Nationalmannschaft gereicht?

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Lell: Ich war auf dem Sprung zur Nationalmannschaft. Erste Gespräche mit dem Bundestrainer haben damals stattgefunden. Leider war es eine Zeit, in der vieles auf mich einbrach. Es hat einfach nicht sein sollen. Aber wer weiß: Vielleicht ist noch ein Hintertürchen offen.

DFB.de: Letzte Frage: Sie engagieren sich sehr im Kampf gegen die Krankheit Mukoviszidose, Sie haben sogar eine eigene Stiftung. Wie entstand die Idee dafür?

Lell: Meine Schwester leidet seit ihrer Geburt an dieser Krankheit. Ich habe bereits als kleiner Junge miterlebt, wie belastend das für den Betroffenen und die ganze Familie ist. Ich möchte auf diese Erkrankung aufmerksam machen. Das Geld wird genutzt, um die Forschung zu unterstützen und den Kranken etwas Gutes zu tun.