Leicht: "Meine Jungs müssen denken wie Profis"

Was haben die heutigen Nationalspieler Mario Gomez vom FC Bayern München und Sami Khedira von Real Madrid oder die Bundesligaprofis Andreas Beck (1899 Hoffenheim) und Christian Gentner (VfB Stuttgart) gemeinsam? Alle durchliefen die Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart, genauer gesagt: die U 19 von Trainer Frank Leicht, der seit wenigen Tagen die U 17 von RB Leipzig in der B-Junioren-Bundesliga betreut.

Der gebürtige Geislinger, der bereits mit 24 Jahren vom Platz an die Seitenlinie gewechselt war und von 1996 bis 2005 für die Stuttgarter Nachwuchsarbeit tätig war, soll nach Stationen beim 1. FC Köln, bei Eintracht Frankfurt und zuletzt beim SV Sandhausen nun die nach vier Runden noch punktlosen Leipziger zu Erfolgen führen.

Der 40-Jährige, der als Verfechter von Offensivfußball gilt, spricht im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über seine zweijährige Auszeit als Trainer, seinen Mentor und jetzigen RB-Sportdirektor Ralf Rangnick sowie den bevorstehenden Punktspieleinstand gegen Eintracht Norderstedt.

DFB.de: Herr Leicht, vor neun Tagen wurden Sie bei RB Leipzig als neuer U 17-Trainer verpflichtet. Wie ist Ihr erster Eindruck von der neuen Mannschaft?

Frank Leicht: Der Einstieg war nicht ganz einfach, weil zunächst viele ältere Spieler an einem Lehrgang des Sächsischen Fußballverbandes teilgenommen haben. Dennoch musste ich keine Gräben zuschütten. Nicht nur beim 2:0 im Pokalspiel gegen Rot-Weiß Erfurt zeichnete sich schnell ab, dass die Jungs gewillt sind, eine Einheit zu bilden und schnell den Umschwung zu schaffen.

DFB.de: Nach vier Niederlagen in Folge tritt RBL im ersten Ligaspiel unter Ihrer Regie gegen den ebenfalls schwach gestarteten Aufsteiger Eintracht Norderstedt an. Ist bei der aktuellen Tabellensituation ein Sieg Pflicht?

Leicht: Nach den Niederlagen gegen direkte Konkurrenten wie den VfL Osnabrück und den FC St. Pauli gilt das auf jeden Fall. Es ist zwar nicht so, dass wir mit zehn Punkten Rückstand am Tabellenende stehen. Doch mit Eintracht Norderstedt oder Dynamo Dresden bewegen wir uns auf Augenhöhe. Diese Gegner müssen wir nun mit dem Lasso wieder einfangen. Wichtig ist, das die Jungs auch schon in ihrem jungen Alter denken wie Profis. RB Leipzig verfolgt schließlich ein ganz großes Projekt, in dem auch der Nachwuchs eine wichtige Rolle spielt. Ein Abstieg der U 17 aus der B-Junioren-Bundesliga würde uns schon ein Stück zurückwerfen.

DFB.de: Nach Ihrer Beurlaubung in Sandhausen im September 2010 waren Sie fast genau zwei Jahre ohne Verein. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?



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Was haben die heutigen Nationalspieler Mario Gomez vom FC Bayern München und Sami Khedira von Real Madrid oder die Bundesligaprofis Andreas Beck (1899 Hoffenheim) und Christian Gentner (VfB Stuttgart) gemeinsam? Alle durchliefen die Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart, genauer gesagt: die U 19 von Trainer Frank Leicht, der seit wenigen Tagen die U 17 von RB Leipzig in der B-Junioren-Bundesliga betreut.

Der gebürtige Geislinger, der bereits mit 24 Jahren vom Platz an die Seitenlinie gewechselt war und von 1996 bis 2005 für die Stuttgarter Nachwuchsarbeit tätig war, soll nach Stationen beim 1. FC Köln, bei Eintracht Frankfurt und zuletzt beim SV Sandhausen nun die nach vier Runden noch punktlosen Leipziger zu Erfolgen führen.

Der 40-Jährige, der als Verfechter von Offensivfußball gilt, spricht im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über seine zweijährige Auszeit als Trainer, seinen Mentor und jetzigen RB-Sportdirektor Ralf Rangnick sowie den bevorstehenden Punktspieleinstand gegen Eintracht Norderstedt.

DFB.de: Herr Leicht, vor neun Tagen wurden Sie bei RB Leipzig als neuer U 17-Trainer verpflichtet. Wie ist Ihr erster Eindruck von der neuen Mannschaft?

Frank Leicht: Der Einstieg war nicht ganz einfach, weil zunächst viele ältere Spieler an einem Lehrgang des Sächsischen Fußballverbandes teilgenommen haben. Dennoch musste ich keine Gräben zuschütten. Nicht nur beim 2:0 im Pokalspiel gegen Rot-Weiß Erfurt zeichnete sich schnell ab, dass die Jungs gewillt sind, eine Einheit zu bilden und schnell den Umschwung zu schaffen.

DFB.de: Nach vier Niederlagen in Folge tritt RBL im ersten Ligaspiel unter Ihrer Regie gegen den ebenfalls schwach gestarteten Aufsteiger Eintracht Norderstedt an. Ist bei der aktuellen Tabellensituation ein Sieg Pflicht?

Leicht: Nach den Niederlagen gegen direkte Konkurrenten wie den VfL Osnabrück und den FC St. Pauli gilt das auf jeden Fall. Es ist zwar nicht so, dass wir mit zehn Punkten Rückstand am Tabellenende stehen. Doch mit Eintracht Norderstedt oder Dynamo Dresden bewegen wir uns auf Augenhöhe. Diese Gegner müssen wir nun mit dem Lasso wieder einfangen. Wichtig ist, das die Jungs auch schon in ihrem jungen Alter denken wie Profis. RB Leipzig verfolgt schließlich ein ganz großes Projekt, in dem auch der Nachwuchs eine wichtige Rolle spielt. Ein Abstieg der U 17 aus der B-Junioren-Bundesliga würde uns schon ein Stück zurückwerfen.

DFB.de: Nach Ihrer Beurlaubung in Sandhausen im September 2010 waren Sie fast genau zwei Jahre ohne Verein. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Leicht: Im ersten Jahr habe ich mich viel mit der 3. Liga und der Regionalliga beschäftigt, anschließend auch Spiele von Nachwuchsmannschaften beobachtet. Es war mir aber wichtig, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Durch meinen ehemaligen Spieler Sami Khedira konnte ich beispielsweise die eine oder andere Trainingseinheit der Amateurmannschaft von Real Madrid beobachten.

DFB.de: Wie lange mussten Sie überlegen, als das Angebot von RB Leipzig kam?

Leicht: Es gab in der Vergangenheit einige interessante Anfragen, beispielsweise vom Drittligisten SV Darmstadt 98. Beim FC Bayern München war ich für die U 17 im Gespräch, der Verein hat sich dann aber für Marcus Sorg entschieden. Als mich vor wenigen Wochen Ernst Tanner von RB kontaktierte, ging es nur noch um die Frage, ob es in Leipzig oder in Salzburg mehr Sinn macht. Es freut mich sehr, dass ich nun auch wieder gemeinsam mit Ralf Rangnick, den ich seit meiner Zeit beim VfB Stuttgart als eine Art Mentor ansehe, an etwas Großem arbeiten darf. Er hat immer ein offenes Ohr und setzt sich sehr für die Nachwuchsarbeit ein.

DFB.de: Beim VfB waren Sie zu Zeiten von Rangnick lange Jahre bei der U 17 tätig. Was macht für Sie den Reiz eines Ausbildungstrainers aus?

Leicht: Man lernt nie aus. Die Bedeutung der Nachwuchsarbeit ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Der Reiz ist es, sozusagen die Maschine zum Laufen und immer wieder neue Talente bis nach oben zu bringen. Bei RB ist es sogar spannender, weil das gesamte Projekt noch in den Kinderschuhen steckt. Wir arbeiten bereits unter sehr professionellen Bedingungen und müssen nun die sportliche Basis legen.

DFB.de: In Stuttgart bildeten Sie Riesentalente wie Kedira oder Gomez aus. Erkennt man als Trainer sofort, dass man möglicherweise einen späteren Nationalspieler in seinen Reihen hat?

Leicht: Wenn einige Wochen oder Monate vergangen sind, weißt du schon genau, wie die Jungs auf verschiedene Situation reagieren. Wenn hochbegabte Spieler auf dem Boden bleiben, auch wenn es gut läuft, dann merkst du: Das könnte einer für die Bundesliga werden. Es gehört aber, wie damals bei Mario Gomez, manchmal auch etwas Glück dazu, dass der Trainer ihm eine Chance gibt. Bei Gomez habe ich mir beispielsweise gedacht: Wenn sich Mario nicht durchsetzt, versteh' ich die Welt nicht mehr.

DFB.de: Ihr neuer Co-Trainer ist mit Alexander Blessin ebenfalls ein ehemaliger Stuttgarter Profi. Warum fiel die Wahl auf ihn?

Leicht: (lacht) Damit ich in Sachsen zumindest mit einem aus meinem Kader Schwäbisch sprechen kann. Aber Spaß bei Seite: Ich hatte meine Spielerkarriere frühzeitig beendet, weil es für mich nicht ganz nach oben ging, ich aber eine interessante Chance als Jugendtrainer bekam. Daher arbeite ich allgemein gern mit ehemaligen Profis zusammen. Alexander Blessin hat vor einigen Monaten noch gespielt und damit eine andere Sichtweise, denkt manchmal noch wie ein Spieler. Das ist sehr förderlich für einen Cheftrainer.

DFB.de: Der DFB-Jugendausschuss gab vor wenigen Tagen dem Antrag von RB auf Anerkennung als Leistungszentrum statt. Wie sehen Ihre mittelfristigen Ziele mit dem Nachwuchs aus?

Leicht: Mit den immer besser werdenden Rahmenbedingungen hat Leipzig große Möglichkeiten. Wir müssen zunächst den Klassenverbleib schaffen und uns dann perspektivisch entwickeln. Die Profis wollen schließlich so schnell wie möglich in die Bundesliga aufsteigen. Da muss es das Ziel sein, auch im Nachwuchsbereich an erfolgreiche Vereine wie 1899 Hoffenheim heranzukommen. Dafür werden wir aber noch das eine oder andere Jahr benötigen.