Lehmann: "Unsere Mannschaft hat einen Test bestanden"

Mit dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen Österreich hat die deutsche Nationalmannschaft das EM-Viertelfinale erreicht, in dem sie nun am Donnerstag auf Portugal trifft (20.45 Uhr, live in der ARD). Im DFB-Online-Interview lässt Torhüter Jens Lehmann das gestrige Spiel noch einmal Revue passieren, er äußert sich zu Portugals Superstar Cristiano Ronaldo und erklärt, wie er die Verbannung des Bundestrainers auf die Tribüne erlebt hat.

Frage: Herr Lehmann, das 1:0 gegen Österreich war ein hartes Stück Arbeit...

Jens Lehmann: Das stimmt, aber ein wunderschönes Fußballspiel war unter dieser Konstellation auch kaum zu erwarten. Natürlich hätten wir uns gewünscht, Gruppenerster zu werden. Ich denke aber, dass unsere Mannschaft einen Test bestanden hat, der in erster Linie in einer enormen psychischen Herausforderung bestand. Es gibt in jedem Spiel drei Komponenten: Fitness, Psyche und Taktik. Und die Psyche war gegen Österreich das Ausschlag gebende dafür, dass wir in Wien bestanden haben.

Frage: Zu Spielbeginn konnte man beobachten, dass Sie einige Male sehr laut geworden sind; waren Sie unzufrieden mit Ihren Teamkameraden?

Lehmann: Nein, aber aus der Sicht des Torwarts sieht man einige Dinge, die den anderen vielleicht nicht so schnell auffallen. Und zu Beginn haben wir in einigen Situationen zu zaghaft agiert. Deshalb wollte ich ein Zeichen setzen.

Frage: Sie haben von den drei Komponenten gesprochen: gegen Portugal, das einen Tag länger Pause hat, könnte nun die Fitness entscheidend sein...

Lehmann: Es ist schwer für mich als Torwart, ein Urteil über den Fitness-Stand der Feldspieler abzugeben, weil ich ein völlig anderes Training absolviere. Ich glaube aber, dass es selbst für ausgewiesene Fitness-Experten schwer ist, mit absoluter Sicherheit im Vorfeld zu bewerten, wie fit ein Spieler am Tag X sein wird. Die exakte Tagesform stellt noch immer ein großes Fragezeichen dar.

Frage: Wie groß war das Fragezeichen für Sie, als der Bundestrainer kurz vor der Halbzeit auf die Tribüne verwiesen wurde?

Lehmann: Dazu kann ich nur sehr wenig sagen, weil mir das zunächst gar nicht aufgefallen ist. Erst als unser Co-Trainer, Hansi Flick, in der Kabine auftauchte, wurde klar, dass das irgendetwas nicht ganz stimmen kann.

Frage: Möglicherweise muss Löw gegen Portugal mit einer Sperre durch die UEFA rechnen; wie sehr würde das die Mannschaft belasten?

Lehmann: Ich kann da nur für mich sprechen: Ich stelle mir schon seit einiger Zeit die Frage, ob die Zukunft des Cheftrainers nicht ohnehin oben auf der Tribüne liegt, wo er grundsätzlich einen wesentlich besseren Überblick genießt und seine Entscheidungen per Funk an die Bank weitergeben kann. So weit sind wir im Fußball zwar noch nicht, aber zumindest gegen Österreich hat es uns nicht geschadet, dass Jogi Löw nicht unten auf der Bank gesessen hat.

Frage: Schaden könnte der DFB-Auswahl aber der zurzeit wohl beste Fußballer der Welt, Cristiano Ronaldo...

Lehmann: Er ist ohne jede Frage ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Und sein Spiel ist auch sehr schön anzuschauen, wenn man nicht gerade selbst gegen ihn antreten muss. Fakt ist aber auch, dass meine ehemaligen Teamkollegen bei Arsenal London sehr oft ein Rezept gegen ihn gefunden haben.

Frage: Das Sie uns aber hier kaum verraten werden...

Lehmann: Richtig! Ich habe aber schon gleich nach der Rückkehr aus Wien mit Arne Friedrich darüber gesprochen und ihm Tipps gegeben. Allerdings sollten wir auf gar keinen Fall vergessen, dass Portugal über sehr viele andere hervorragende Fußballer verfügt.

Frage: Die hat Deutschland auch und vor allem Bastian Schweinsteiger könnte für den portugiesischen Torwart Ricardo ein Schreckgespenst sein; kennt ein Torhüter solche Angstgegner tatsächlich?

Lehmann: Ich glaube schon, auch wenn ich selbst diese Erfahrung noch nicht gemacht habe. Ich hoffe aber, dass Bastian für Ricardo ein solches Schreckgespenst ist. Seine fulminanten Distanzschüsse im WM-Spiel um Platz Drei hat Ricardo sicherlich nicht vergessen.

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Mit dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen Österreich hat die deutsche Nationalmannschaft das EM-Viertelfinale erreicht, in dem sie nun am Donnerstag auf Portugal trifft (20.45 Uhr, live in der ARD). Im DFB-Online-Interview lässt Torhüter Jens Lehmann das gestrige Spiel noch einmal Revue passieren, er äußert sich zu Portugals Superstar Cristiano Ronaldo und erklärt, wie er die Verbannung des Bundestrainers auf die Tribüne erlebt hat.

Frage: Herr Lehmann, das 1:0 gegen Österreich war ein hartes Stück Arbeit...

Jens Lehmann: Das stimmt, aber ein wunderschönes Fußballspiel war unter dieser Konstellation auch kaum zu erwarten. Natürlich hätten wir uns gewünscht, Gruppenerster zu werden. Ich denke aber, dass unsere Mannschaft einen Test bestanden hat, der in erster Linie in einer enormen psychischen Herausforderung bestand. Es gibt in jedem Spiel drei Komponenten: Fitness, Psyche und Taktik. Und die Psyche war gegen Österreich das Ausschlag gebende dafür, dass wir in Wien bestanden haben.

Frage: Zu Spielbeginn konnte man beobachten, dass Sie einige Male sehr laut geworden sind; waren Sie unzufrieden mit Ihren Teamkameraden?

Lehmann: Nein, aber aus der Sicht des Torwarts sieht man einige Dinge, die den anderen vielleicht nicht so schnell auffallen. Und zu Beginn haben wir in einigen Situationen zu zaghaft agiert. Deshalb wollte ich ein Zeichen setzen.

Frage: Sie haben von den drei Komponenten gesprochen: gegen Portugal, das einen Tag länger Pause hat, könnte nun die Fitness entscheidend sein...

Lehmann: Es ist schwer für mich als Torwart, ein Urteil über den Fitness-Stand der Feldspieler abzugeben, weil ich ein völlig anderes Training absolviere. Ich glaube aber, dass es selbst für ausgewiesene Fitness-Experten schwer ist, mit absoluter Sicherheit im Vorfeld zu bewerten, wie fit ein Spieler am Tag X sein wird. Die exakte Tagesform stellt noch immer ein großes Fragezeichen dar.

Frage: Wie groß war das Fragezeichen für Sie, als der Bundestrainer kurz vor der Halbzeit auf die Tribüne verwiesen wurde?

Lehmann: Dazu kann ich nur sehr wenig sagen, weil mir das zunächst gar nicht aufgefallen ist. Erst als unser Co-Trainer, Hansi Flick, in der Kabine auftauchte, wurde klar, dass das irgendetwas nicht ganz stimmen kann.

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Frage: Möglicherweise muss Löw gegen Portugal mit einer Sperre durch die UEFA rechnen; wie sehr würde das die Mannschaft belasten?

Lehmann: Ich kann da nur für mich sprechen: Ich stelle mir schon seit einiger Zeit die Frage, ob die Zukunft des Cheftrainers nicht ohnehin oben auf der Tribüne liegt, wo er grundsätzlich einen wesentlich besseren Überblick genießt und seine Entscheidungen per Funk an die Bank weitergeben kann. So weit sind wir im Fußball zwar noch nicht, aber zumindest gegen Österreich hat es uns nicht geschadet, dass Jogi Löw nicht unten auf der Bank gesessen hat.

Frage: Schaden könnte der DFB-Auswahl aber der zurzeit wohl beste Fußballer der Welt, Cristiano Ronaldo...

Lehmann: Er ist ohne jede Frage ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Und sein Spiel ist auch sehr schön anzuschauen, wenn man nicht gerade selbst gegen ihn antreten muss. Fakt ist aber auch, dass meine ehemaligen Teamkollegen bei Arsenal London sehr oft ein Rezept gegen ihn gefunden haben.

Frage: Das Sie uns aber hier kaum verraten werden...

Lehmann: Richtig! Ich habe aber schon gleich nach der Rückkehr aus Wien mit Arne Friedrich darüber gesprochen und ihm Tipps gegeben. Allerdings sollten wir auf gar keinen Fall vergessen, dass Portugal über sehr viele andere hervorragende Fußballer verfügt.

Frage: Die hat Deutschland auch und vor allem Bastian Schweinsteiger könnte für den portugiesischen Torwart Ricardo ein Schreckgespenst sein; kennt ein Torhüter solche Angstgegner tatsächlich?

Lehmann: Ich glaube schon, auch wenn ich selbst diese Erfahrung noch nicht gemacht habe. Ich hoffe aber, dass Bastian für Ricardo ein solches Schreckgespenst ist. Seine fulminanten Distanzschüsse im WM-Spiel um Platz Drei hat Ricardo sicherlich nicht vergessen.