Legat: "Mein Herz schlägt für Bochum"

Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, U 21-Nationalspieler - Thorsten Legat hat große Erfolge gefeiert. Aber genauso gehören zu der Vita des heute 44-Jährigen Skandale und Anekdoten. "Ich bereue einiges", sagt der frühere Mittelfeldspieler im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Ich bin jedoch ruhiger geworden."

Im Viertelfinale des DFB-Pokals treffen heute (ab 19.30 Uhr, live bei Sky) mit dem VfB Stuttgart und dem VfL Bochum zwei seiner ehemaligen Vereine aufeinander. Legat macht keinen Hehl daraus, wem er die Daumen drückt: "Ich liebe den VfL Bochum, dort hat meine Karriere begonnen. Ein Wunder ist möglich."

Legat ist wieder zu Hause. Vom VfL Bochum ging seine Reise als Spieler über Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart zurück ins Ruhrgebiet zum FC Schalke 04. Inzwischen trainiert der frühere Mittelfeldspieler die U 15 des Wuppertaler SV Borussia. Das jedoch soll nur eine Zwischenstation sein: "Ich will zurück in den Seniorenbereich, dafür bin ich qualifiziert. Ich will endlich wieder auf der großen Bühne zeigen, was ich kann."

DFB.de: Herr Legat, Stuttgart erwartet im Viertelfinale des DFB-Pokals den VfL Bochum. Sie haben für beide Klubs gespielt. Für wen schlägt Ihr Herz?

Thorsten Legat: Ganz klar für Bochum. Ich stand fünf Jahre in Stuttgart unter Vertrag. Das war mein Beruf. Aber: Ich liebe den VfL Bochum. Dort hat meine Karriere begonnen. Mein Herz schlägt für den VfL Bochum, das ist meine Heimat. Sicherlich ist der VfL klarer Außenseiter. Aber ich habe es ja selbst oft genug erlebt: Im DFB-Pokal ist immer alles möglich. Ich drücke dem VfL ganz fest die Daumen. Ein Wunder ist möglich.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an die Anfänge? Womöglich sogar an Ihren ersten Einsatz im Profibereich?

Legat: Ich weiß es noch ganz genau, so etwas vergisst man nicht mehr. Ich hatte Freitagnachmittag Abschlusstraining mit der A-Jugend. Da kam Trainer Rolf Schafstall auf mich zu und sagte zu mir: "Hör zu, du Vogel, du fährst heute nicht nach Hause. Du sitzt bei den Profis gegen Borussia Mönchengladbach auf der Bank." Genau so war der Wortlaut.

DFB.de: Wie nimmt man als junger Spieler so eine Information auf?



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Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, U 21-Nationalspieler - Thorsten Legat hat große Erfolge gefeiert. Aber genauso gehören zu der Vita des heute 44-Jährigen Skandale und Anekdoten. "Ich bereue einiges", sagt der frühere Mittelfeldspieler im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Ich bin jedoch ruhiger geworden."

Im Viertelfinale des DFB-Pokals treffen heute (ab 19.30 Uhr, live bei Sky) mit dem VfB Stuttgart und dem VfL Bochum zwei seiner ehemaligen Vereine aufeinander. Legat macht keinen Hehl daraus, wem er die Daumen drückt: "Ich liebe den VfL Bochum, dort hat meine Karriere begonnen. Ein Wunder ist möglich."

Legat ist wieder zu Hause. Vom VfL Bochum ging seine Reise als Spieler über Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart zurück ins Ruhrgebiet zum FC Schalke 04. Inzwischen trainiert der frühere Mittelfeldspieler die U 15 des Wuppertaler SV Borussia. Das jedoch soll nur eine Zwischenstation sein: "Ich will zurück in den Seniorenbereich, dafür bin ich qualifiziert. Ich will endlich wieder auf der großen Bühne zeigen, was ich kann."

DFB.de: Herr Legat, Stuttgart erwartet im Viertelfinale des DFB-Pokals den VfL Bochum. Sie haben für beide Klubs gespielt. Für wen schlägt Ihr Herz?

Thorsten Legat: Ganz klar für Bochum. Ich stand fünf Jahre in Stuttgart unter Vertrag. Das war mein Beruf. Aber: Ich liebe den VfL Bochum. Dort hat meine Karriere begonnen. Mein Herz schlägt für den VfL Bochum, das ist meine Heimat. Sicherlich ist der VfL klarer Außenseiter. Aber ich habe es ja selbst oft genug erlebt: Im DFB-Pokal ist immer alles möglich. Ich drücke dem VfL ganz fest die Daumen. Ein Wunder ist möglich.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an die Anfänge? Womöglich sogar an Ihren ersten Einsatz im Profibereich?

Legat: Ich weiß es noch ganz genau, so etwas vergisst man nicht mehr. Ich hatte Freitagnachmittag Abschlusstraining mit der A-Jugend. Da kam Trainer Rolf Schafstall auf mich zu und sagte zu mir: "Hör zu, du Vogel, du fährst heute nicht nach Hause. Du sitzt bei den Profis gegen Borussia Mönchengladbach auf der Bank." Genau so war der Wortlaut.

DFB.de: Wie nimmt man als junger Spieler so eine Information auf?

Legat: Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Auf so was kann man sich nicht vorbereiten. Plötzlich saß ich da auf der Bank in diesem ausverkauften Stadion. Aber damit ist die Geschichte ja noch nicht zu Ende. Ich hatte mich gerade etwas beruhigt, da kommt der Trainer und sagt mir, dass er mich jetzt einwechseln wird. Plötzlich stand ich auf dem Platz und bekomme den Ball. Ich schlage einen langen Diagonalpass auf Uwe Leifeld, und der macht prompt das 1:1. In diesem Moment war ich angekommen im Profifußball.

DFB.de: War Bochum Ihre schönste Station?

Legat: Ich hatte sicherlich woanders größere Erfolge. Aber diese Zeit beim VfL kann mir niemand mehr nehmen. Ich bin eingefleischter Bochumer, und darauf bin in stolz. Hier bin ich zu Hause. Deshalb ist die Antwort klar: Ja, es war meine schönste Station.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation in Bochum derzeit?

Legat: Es ist schwierig. Manchmal macht es keinen großen Spaß, sich das anzuschauen. Aber mit Karsten Neitzel haben die einen tollen Trainer. Er arbeitet sehr akribisch. Zunächst muss der Klassenverbleib in der 2. Bundesliga gelingen. Aber mittelfristig muss der Verein wieder oben angreifen, der VfL gehört in die Bundesliga. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, da habe ich die gesamte Region hinter mir. Aber der Weg dorthin ist nicht leicht. Bochum befindet sich im Spinnennetz zwischen Dortmund und Schalke. Der VfL betreibt eine ganz tolle Nachwuchsarbeit. Aber die größten Talente wechseln leider oft zu den großen Nachbarn.

DFB.de: Von Bochum sind Sie damals nach Bremen gewechselt. War das sportlich Ihre beste Zeit?

Legat: Auf jeden Fall. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wir sind Deutscher Meister geworden, haben den Pokal der Pokalsieger gewonnen. Es war großartig, in jeder Hinsicht. Ich durfte unter Otto Rehhagel trainieren und spielen. Für mich ist und bleibt er "König Otto" - aus meiner Sicht gibt es keinen besseren.

DFB.de: Nach einem kurzen Gastspiel in Frankfurt…

Legat: … darüber möchte ich am liebsten überhaupt nicht mehr sprechen. Dieser Wechsel war ein Fehler. Ich habe ihn bereut, weil einfach alles gegen mich lief. Das war eine grausame Zeit für mich. Daran möchte ich mich nicht erinnern.

DFB.de: … ging es weiter nach Stuttgart.

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Legat: Richtig. Fünf Jahre war ich dort. Dort konnte ich in Ruhe an mir arbeiten und mich sportlich entwickeln. Aber auch da hatte ich nicht das Gefühl, zu Hause zu sein. Ich hatte immer die Sehnsucht, in den Ruhrpott zurückzukehren.

DFB.de: Da müssen Sie glücklich gewesen sein, als die Anfrage von Schalke 04 kam.

Legat: Ja, es war für mich wie eine zweite Geburt. Und da muss ich einem Mann ganz besonders dankbar sein: Rudi Assauer. Er hat mich angerufen, er ist die Seele dieses Vereins, es ist sein Werk, das Stadion ist sein Wohnzimmer. Ich hatte in der Zwischenzeit einige Fehler gemacht, die ich sehr bereue. Auch das gehört zu meiner Vita, auch wenn ich da natürlich nicht stolz drauf bin. Aber Rudi Assauer hat mir am Telefon gesagt: "Thorsten, komm nach Hause. Wir alle sind nicht fehlerfrei. Wir Ruhrpottler ticken manchmal nicht richtig. Aber wir müssen zusammen halten. Du bist ein Geschenk Gottes. Du gehörst hierher, komm nach Schalke." Dann musste ich natürlich nicht mehr lange überlegen. Leider hatte ich das Pech, dass ich mir kurz vorher einen Knorpelschaden zugezogen hatte. Ich war nicht fit, ich habe heute noch oft Schmerzen.

DFB.de: War es klar, dass Sie auch nach Ihrer aktiven Zeit dem Fußball treu bleiben?

Legat: Natürlich! Ich liebe Fußball. Deshalb war es für mich selbstverständlich, dass ich in diesem Bereich bleiben möchte. Ich habe als Trainer fast ganz unten angefangen. Ich war mir nicht zu schade für die Bezirksliga - und es war eine tolle Erfahrung. Ich habe mich konsequent nach oben gearbeitet. Ich habe gekämpft, so wie es auch als Spieler meine Art war: Landesliga, Verbandsliga, Oberliga. Dann bin ich in den Jugendbereich von Werder Bremen gewechselt, habe dort meine Trainerscheine gemacht. Und dann kam der schlimmste Schicksalsschlag meines Lebens - mein Bruder ist an Krebs gestorben. Ich war am Ende, Fußball spielte plötzlich keine Rolle mehr. Ich brauchte eine Auszeit, ich konnte nicht mehr.

DFB.de: Hat der Fußball Sie aus dieser Krise wieder herausgeholt?

Legat: Ja, das kann man so sagen. Ich habe zwei Kinder, und die spielen natürlich für ihr Leben gerne Fußball. Ich stand also wieder am Platz. Ich habe ihnen zugeschaut. Und dann wird man zwangsläufig angesprochen: "Du bist doch Thorsten Legat, willst du nicht was helfen?" Und so hat sich es dann entwickelt, dass ich mit dem Nachwuchs arbeiten darf.

DFB.de: Das machen Sie auch heute noch bei der U 15 des Wuppertaler SV Borussia. Ist das eine Aufgabe, mit der Sie glücklich sind?

Legat: Im Moment schon. Die Kinder geben einem so viel zurück, wenn man ihnen etwas vermittelt oder beibringt. Da ist wirklich noch Dankbarkeit zu spüren. Das macht mich glücklich. Außerdem ist die Jugendarbeit extrem wichtig. Jeder Verein braucht einen guten Unterbau. Wir haben beim WSV gerade große Probleme, da ist die Bedeutung doppelt so groß.

DFB.de: Und wie soll es weitergehen?

Legat: Wahrscheinlich ist Wuppertal meine letzte Station im Nachwuchsbereich. Denn es ist schon so, dass ich wieder in den Seniorenbereich möchte. Dafür bin ich prädestiniert, dafür bin ich qualifiziert. Es wird Zeit, dass ich den nächsten Schritt mache. Ich will endlich wieder auf der großen Bühne zeigen, was ich kann.