Laumen und der Pfostenbruch: "Ich bin unsterblich geworden"

Laumen: Im Training haben wir nie etwas bemerkt. Aber so wie der Pfosten im Inneren aussah, war das nur eine Frage der Zeit. Immerhin kann ich sagen: Wegen mir gibt es bis heute Aluminiumtore. Und ich bin unsterblich geworden.

Frage: Wo ist der Pfosten heute?

Laumen: Beide Teile liegen bei den Utensilien, die künftig im Borussia-Museum ausgestellt werden. Die ganze Mannschaft und auch einige Werder-Spieler haben auf dem Pfosten unterschrieben.

Frage: Zurück in die Gegenwart. Blutet Ihnen das Herz, wenn Sie die aktuelle Situation der Borussia sehen?

Laumen: Das tut mir in der Seele weh. Ich bin bei jedem Heimspiel im Stadion. Aber solange der Klassenerhalt noch rechnerisch möglich ist, gebe ich die Hoffnung nicht auf.

Frage: Falls am Ende doch der dritte Abstieg steht - kommt die Borussia noch einmal zurück?

Laumen: Da bin ich absolut sicher. Wir haben hier so viele Möglichkeiten, in ein oder zwei Jahren wäre die Borussia wieder da.

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121 Tore erzielte Herbert Laumen in 267 Bundesligaspielen. In Erinnerungen wird der Angreifer jedoch häufig auf den Pfostenbruch am Bökelberg reduziert. 40 Jahre später spricht der 67-Jährige im Exklusivinterview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über morsches Holz und Schmerzen in der Seele.

Frage: Herr Laumen, Ihre Karriere wird häufig auf den Pfostenbruch reduziert. Nervt das?

Herbert Laumen: Nein, so schlimm ist das nicht. Ich habe da auch kein Problem mit. Das war eine einmalige Geschichte, die es so nie wieder geben wird. Aber natürlich habe ich viel mehr erreicht.

Frage: Wie oft haben Sie diese Geschichte in Ihrem Leben schon erzählt?

Laumen: Unzählige Male. Und in diesen Tagen natürlich besonders oft.

Frage: Wie war es denn nun wirklich an jenem 3. April 1971?

Laumen: Also dann: Zwei Minuten vor Schluss kommt eine hohe Flanke in den Strafraum. Ich nehme Anlauf und will köpfen, verpasse den Ball und laufe mit voller Wucht ins Tor. Als ich versuche, mich am Netz hochzuziehen, fängt es auch schon an zu krachen. Ich bin sofort in Deckung gegangen.

Frage: Ihr damaliger Mitspieler Rainer Bonhof scherzt gerne, Sie wären wohl zu schwer gewesen.

Laumen: (lacht) Ja, das behauptet er immer wieder. Aber ich hatte normales Kampfgewicht, 74 Kilo.

Frage: Hat der Pfosten Sie erwischt?

Laumen: Nein, alles ist glimpflich abgelaufen. Spieler beider Mannschaften haben mir sofort aus der Patsche geholfen. Ich lag ja wie ein Fisch im Netz und konnte mich alleine nicht befreien.

Frage: Und dann begannen die Diskussionen mit dem Schiedsrichter...

Laumen: Der war völlig frustriert und wusste gar nicht, was er machen soll. Wir hatten 20 Minuten Zeit, um ein zweites Tor zu besorgen. Das gab es aber nicht. Außerdem hätten wir den Pfosten erst einmal ausgraben müssen.

Frage: Zumindest die Borussia hoffte wohl auf eine Neuansetzung?

Laumen: Ja, und da waren wir uns sogar mit Werder einig. Wir hatten gute Kontakte zueinander, kurioserweise stand ja mein Wechsel an die Weser schon fest. Aber der DFB hat anders entschieden und das Spiel für Bremen gewertet.

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Frage: Hatte es vorher nie im Gebälk gekracht?

Laumen: Im Training haben wir nie etwas bemerkt. Aber so wie der Pfosten im Inneren aussah, war das nur eine Frage der Zeit. Immerhin kann ich sagen: Wegen mir gibt es bis heute Aluminiumtore. Und ich bin unsterblich geworden.

Frage: Wo ist der Pfosten heute?

Laumen: Beide Teile liegen bei den Utensilien, die künftig im Borussia-Museum ausgestellt werden. Die ganze Mannschaft und auch einige Werder-Spieler haben auf dem Pfosten unterschrieben.

Frage: Zurück in die Gegenwart. Blutet Ihnen das Herz, wenn Sie die aktuelle Situation der Borussia sehen?

Laumen: Das tut mir in der Seele weh. Ich bin bei jedem Heimspiel im Stadion. Aber solange der Klassenerhalt noch rechnerisch möglich ist, gebe ich die Hoffnung nicht auf.

Frage: Falls am Ende doch der dritte Abstieg steht - kommt die Borussia noch einmal zurück?

Laumen: Da bin ich absolut sicher. Wir haben hier so viele Möglichkeiten, in ein oder zwei Jahren wäre die Borussia wieder da.