Laudehr: Heimspiel auf der Tribüne

Simone Laudehr hat alles versucht, um für das Frauen-Länderspiel am Samstag (ab 14.15 Uhr/live im ZDF) in Regensburg gegen Österreich fit zu werden. Nach dem 1:2 ihres FC Bayern neulich gegen den VfL Wolfsburg zum Beispiel kam sie als Letzte aus der Kabine der Münchnerinnen, mit Abstand als Letzte, dabei hatte sie ja gar nicht gespielt. Während die Kolleginnen eine erste Analyse hinter sich gebracht hatten, auslaufen und duschen waren, hat die 30-Jährige auf der Massagebank gelegen.

In dieser Saison hatte sie bis dahin noch kein Pflichtspiel bestreiten können, nachdem sie in der ersten Partie bei den Olympischen Spielen beim 6:1 gegen Simbabwe einen Außenbandriss im Sprunggelenk erlitten hatte. Sie arbeitete hart am Comeback, und zum Rückspiel in der Champions League gegen Hibernian Edinburgh war es dann endlich so weit: Sie durfte beim 4:1 in den letzten 20 Minuten auf den Platz.

All die Mühen waren aber vergeblich, um noch für das Länderspiel in Regensburg nominiert zu werden. Dabei wäre es aus doppelter Sicht ein besonderes gewesen: Simone Laudehr steht vor ihrem 100. Einsatz, zudem hat sich der DFB erstmals für Regensburg als Austragungsort entschieden. Ehe sie sich als Teenager in die große, weite Fußballwelt aufmachte, verbrachte sie ihre gesamte Kindheit und Jugend in der Domstadt. "Für mich ist es ganz einfach die schönste Stadt der Welt, allein schon wegen der wunderbaren Altstadt", sagt sie und lacht, "klar ist das etwas ganz Besonderes, da mit der Nationalmannschaft spielen zu können – noch dazu so ein schönes Jubiläumsspiel."

Rückkehr in die Heimat

Nun wird sie es auf der Tribüne verfolgen müssen, die Ränge werden sowieso mit Familienmitgliedern und Freunden bestens besetzt sein. "Ich weiß gar nicht, wer alles kommt, einfach alle: Arbeitskollegen von meiner Schwester, Freunde von meinen Eltern, wirklich alle", sagte sie vor der Partie. Bis heute besucht sie ihre alte Heimat oft, seit ihrer Rückkehr nach München natürlich noch häufiger als früher, jetzt ist es ja nur noch eine gute Stunde Fahrtzeit.

Wenn sie zu Hause vorbeischaut, kommen die Erinnerungen an früher immer wieder hoch. "Ich weiß noch genau, wie mein bester Kumpel und ich damals immer sofort nach der Schule losgeradelt sind: Immer den Fußball auf dem Gepäckträger, und dann haben wir überall gekickt. Am Bolzplatz oder auch einfach, wenn irgendwo zwei Bäume standen oder Stangen im Boden gesteckt sind." Ab und zu sind die zwei auch zum Angeln gegangen, aber neun von zehn Radeltouren endeten mit Kicken. Alleine blieben sie dabei auch nie, immer kam eine Gruppe zusammen. Der Kontakt zu ihrem ersten Verein FC Tegernheim ist zwar ein bisschen eingeschlafen, aber mit ihrem ehemaligen Trainer Herbert Dengler tauscht sie sich bis heute aus.

Simone Laudehr hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, seitdem sie Regensburg verlassen hat. Sie wurde Weltmeisterin, zwei Mal Europameisterin, auch das Olympia-Gold steht nun neben Bronze von Peking 2008 in ihrem Lebenslauf, und auf Klubebene holte sie die Champions League sowie drei Mal den DFB-Pokal. Kurios: Die Meisterschaft fehlt der Mittelfeldallrounderin noch, diesen letzten Traum möchte sie sich nun in München erfüllen. Bayern-Managerin Karin Danner nennt den Neuzugang liebevoll einen "alten Haudegen", und sie ist sicher: "So eine entscheidet dir im Zweifel mal ein Spiel alleine, wenn sie sich den Ball schnappt und einfach durchmarschiert. Wenn sie top drauf ist, hält sie ja keine mehr."

Fokus auf dem Comeback

Schwer zu halten war Simone Laudehr auch unmittelbar nach der Verletzung in Rio. So fokussiert war sie aufs Comeback. Den Gold-Triumph der DFB-Auswahl erlebte die Stammkraft bereits zu Hause in München vor dem Fernseher. Um schneller zu regenerieren und sich konzentrierter auf die nächsten Aufgaben vorbereiten zu können, war sie vorzeitig in den Flieger gestiegen. In München begann sie im Sommer 2003 ihre Karriere, über den FCR 2001 Duisburg und den 1. FFC Frankfurt ist sie jetzt, 13 Jahre später, wieder an alter Wirkungsstätte angekommen. Mit neuem Auftrag: Einst steckte alles in den Kinderschuhen, Simone Laudehr, damals 17, eingeschlossen.

Nun soll sie ein junges Team, das gerade zwei Mal in Serie Meister wurde, führen. "Das ist schon eine große Aufgabe", sagt sie, "aber natürlich eine, die mich ungemein reizt, eine tolle Herausforderung." Nach dem Champions League-Spiel gegen Edinburgh öffnete sich die Kabinentür fast unmittelbar wieder, nachdem die ersten Münchnerinnen dahinter verschwunden waren. Simone Laudehr marschierte als Erste hinaus ins kalte Grünwalder Stadion, zum Auslaufen. Es drängt sie nun schnell zurück ins Geschehen, dafür gibt sie alles. "Ich bin nicht der Typ, der lange braucht, um wieder reinzukommen", sagte sie. Um den Hals trug sie einen dicken Schal – nur kein Risiko eingehen, eine Erkältung käme unpassend. Und das 100. Länderspiel ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

[aw]

Simone Laudehr hat alles versucht, um für das Frauen-Länderspiel am Samstag (ab 14.15 Uhr/live im ZDF) in Regensburg gegen Österreich fit zu werden. Nach dem 1:2 ihres FC Bayern neulich gegen den VfL Wolfsburg zum Beispiel kam sie als Letzte aus der Kabine der Münchnerinnen, mit Abstand als Letzte, dabei hatte sie ja gar nicht gespielt. Während die Kolleginnen eine erste Analyse hinter sich gebracht hatten, auslaufen und duschen waren, hat die 30-Jährige auf der Massagebank gelegen.

In dieser Saison hatte sie bis dahin noch kein Pflichtspiel bestreiten können, nachdem sie in der ersten Partie bei den Olympischen Spielen beim 6:1 gegen Simbabwe einen Außenbandriss im Sprunggelenk erlitten hatte. Sie arbeitete hart am Comeback, und zum Rückspiel in der Champions League gegen Hibernian Edinburgh war es dann endlich so weit: Sie durfte beim 4:1 in den letzten 20 Minuten auf den Platz.

All die Mühen waren aber vergeblich, um noch für das Länderspiel in Regensburg nominiert zu werden. Dabei wäre es aus doppelter Sicht ein besonderes gewesen: Simone Laudehr steht vor ihrem 100. Einsatz, zudem hat sich der DFB erstmals für Regensburg als Austragungsort entschieden. Ehe sie sich als Teenager in die große, weite Fußballwelt aufmachte, verbrachte sie ihre gesamte Kindheit und Jugend in der Domstadt. "Für mich ist es ganz einfach die schönste Stadt der Welt, allein schon wegen der wunderbaren Altstadt", sagt sie und lacht, "klar ist das etwas ganz Besonderes, da mit der Nationalmannschaft spielen zu können – noch dazu so ein schönes Jubiläumsspiel."

Rückkehr in die Heimat

Nun wird sie es auf der Tribüne verfolgen müssen, die Ränge werden sowieso mit Familienmitgliedern und Freunden bestens besetzt sein. "Ich weiß gar nicht, wer alles kommt, einfach alle: Arbeitskollegen von meiner Schwester, Freunde von meinen Eltern, wirklich alle", sagte sie vor der Partie. Bis heute besucht sie ihre alte Heimat oft, seit ihrer Rückkehr nach München natürlich noch häufiger als früher, jetzt ist es ja nur noch eine gute Stunde Fahrtzeit.

Wenn sie zu Hause vorbeischaut, kommen die Erinnerungen an früher immer wieder hoch. "Ich weiß noch genau, wie mein bester Kumpel und ich damals immer sofort nach der Schule losgeradelt sind: Immer den Fußball auf dem Gepäckträger, und dann haben wir überall gekickt. Am Bolzplatz oder auch einfach, wenn irgendwo zwei Bäume standen oder Stangen im Boden gesteckt sind." Ab und zu sind die zwei auch zum Angeln gegangen, aber neun von zehn Radeltouren endeten mit Kicken. Alleine blieben sie dabei auch nie, immer kam eine Gruppe zusammen. Der Kontakt zu ihrem ersten Verein FC Tegernheim ist zwar ein bisschen eingeschlafen, aber mit ihrem ehemaligen Trainer Herbert Dengler tauscht sie sich bis heute aus.

Simone Laudehr hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, seitdem sie Regensburg verlassen hat. Sie wurde Weltmeisterin, zwei Mal Europameisterin, auch das Olympia-Gold steht nun neben Bronze von Peking 2008 in ihrem Lebenslauf, und auf Klubebene holte sie die Champions League sowie drei Mal den DFB-Pokal. Kurios: Die Meisterschaft fehlt der Mittelfeldallrounderin noch, diesen letzten Traum möchte sie sich nun in München erfüllen. Bayern-Managerin Karin Danner nennt den Neuzugang liebevoll einen "alten Haudegen", und sie ist sicher: "So eine entscheidet dir im Zweifel mal ein Spiel alleine, wenn sie sich den Ball schnappt und einfach durchmarschiert. Wenn sie top drauf ist, hält sie ja keine mehr."

Fokus auf dem Comeback

Schwer zu halten war Simone Laudehr auch unmittelbar nach der Verletzung in Rio. So fokussiert war sie aufs Comeback. Den Gold-Triumph der DFB-Auswahl erlebte die Stammkraft bereits zu Hause in München vor dem Fernseher. Um schneller zu regenerieren und sich konzentrierter auf die nächsten Aufgaben vorbereiten zu können, war sie vorzeitig in den Flieger gestiegen. In München begann sie im Sommer 2003 ihre Karriere, über den FCR 2001 Duisburg und den 1. FFC Frankfurt ist sie jetzt, 13 Jahre später, wieder an alter Wirkungsstätte angekommen. Mit neuem Auftrag: Einst steckte alles in den Kinderschuhen, Simone Laudehr, damals 17, eingeschlossen.

Nun soll sie ein junges Team, das gerade zwei Mal in Serie Meister wurde, führen. "Das ist schon eine große Aufgabe", sagt sie, "aber natürlich eine, die mich ungemein reizt, eine tolle Herausforderung." Nach dem Champions League-Spiel gegen Edinburgh öffnete sich die Kabinentür fast unmittelbar wieder, nachdem die ersten Münchnerinnen dahinter verschwunden waren. Simone Laudehr marschierte als Erste hinaus ins kalte Grünwalder Stadion, zum Auslaufen. Es drängt sie nun schnell zurück ins Geschehen, dafür gibt sie alles. "Ich bin nicht der Typ, der lange braucht, um wieder reinzukommen", sagte sie. Um den Hals trug sie einen dicken Schal – nur kein Risiko eingehen, eine Erkältung käme unpassend. Und das 100. Länderspiel ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

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