"Lakis" Kourkoudialos: "KFC-Fans nie mehr weinen sehen"

Beim KFC Uerdingen 05 kommt bei sportlichem Misserfolg schon mal schneller Unruhe auf als bei vielen anderen Vereinen in der Regionalliga West. Das weiß kaum jemand so gut wie Agissilaos Kourkoudialos, den alle nur "Lakis" nennen. "Die große Tradition des Vereins ist auch eine Last. Wir tragen sozusagen immer ein Damoklesschwert über dem Kopf", beschreibt es der Präsident und Großsponsor des KFC im Gespräch mit DFB.de.

Aktuell treibt die sportliche Entwicklung beim Klub aus dem Nordosten von Krefeld (bis 1995 Bayer 05 Uerdingen), der insgesamt 14 Jahre in der Bundesliga gespielt, 1985 den DFB-Pokal gewonnen, im Europapokal der Pokalsieger ein Jahr später sogar das Halbfinale erreicht und auch drei Insolvenzverfahren überstanden hat, dem ehrgeizigen Boss mal wieder die eine oder Sorgenfalte auf die Stirn. Schließlich muss der KFC auf einem Abstiegsplatz überwintern.

"Alle Energie für den Klassenverbleib bündeln"

"Obwohl wir Aufsteiger sind, haben wir vor der Saison nicht unbedingt damit gerechnet, in der Winterpause in einer solchen Situation zu stecken. Nun heißt es: Alle Energie für den Klassenverbleib bündeln", sagt "Lakis".

Der Inhaber einer großen Immobiliengruppe in Neuss engagiert sich seit 2008 maßgeblich beim KFC und bewahrte den Verein in der Vergangenheit sogar vor dem kompletten Aus. "Trotzdem konnten wir den sportlichen Abstieg in die Verbandsliga nicht verhindern. Damals haben 4000 Fans im Stadion geweint. Das möchte ich nun nicht noch einmal erleben", sagt der langjährige KFC-Präsident.

Zielsetzung vor Saisonbeginn: "Platz acht bis zwölf"

Auch dank der finanziellen Unterstützung des Unternehmers aus dem nahe gelegenen Meerbusch arbeitete sich der Traditionsklub aus der 6. Liga wieder nach oben und schaffte im vergangenen Jahr nach achtjähriger Abstinenz die Rückkehr in die Regionalliga. Von der Form aus der Aufstiegssaison (96 Punkte aus 38 Partien) sind die Krefelder aber nun meilenweit entfernt.

Dabei galt der KFC mit Zugängen wie Assimiou Touré (WM-Teilnehmer mit Togo 2006) oder Moses Lamidi (zwölf Bundesligaeinsätze für Borussia Mönchengladbach) nicht gerade als Abstiegskandidat. "Platz acht bis zwölf" lautete vielmehr die Zielsetzung des niederländischen Trainers und Ex-Profis Eric van der Luer. Die Realität nach 18 Spielen: Rang 16 bei drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Negative Eigendynamik nach Auftakt-Fauxpas

Besonders bitter: Eben jene drei Zähler, die der KFC hinter einem Nichtabstiegsplatz zurückliegt, hatten die Krefelder gleich zum Saisonauftakt trotz eines 2:0-Auswärtssieges beim Mitaufsteiger SG Wattenscheid 09 verloren. Grund: Die Uerdinger hatten im Wattenscheid-Spiel nur drei (statt der vorgeschriebenen vier) U 23-Spieler im Kader. Die Sportgerichte verhängten deshalb einen Abzug von drei Punkten.

"Lakis" gibt ehrlich zu: "Da haben wir geschlafen und müssen uns an die eigene Nase fassen. Dieser Fauxpas hat die erste Unruhe und auch eine negative Eigendynamik ausgelöst. Im Laufe der Hinrunde kamen dann noch Verletzungspech und Unvermögen hinzu."

Nie zweimal in Folge dieselbe Startelf

Trainer van der Luer, der seit Juli 2012 im Amt ist und zuvor für Alemannia Aachen tätig war, stand bei der Bestandsaufnahme zur Winterpause trotz der angespannten Lage nicht zur Diskussion.

"In der vergangenen Saison sind wir mit fast 100 Punkten souverän aufgestiegen. Da kann der Trainer nicht alles falsch gemacht haben. Dass wir auch unsere gute spielerische Linie etwas verloren haben, hängt auch damit zusammen, dass Eric van der Luer bisher nie zweimal hintereinander dieselbe Startelf aufbieten konnte", so Vereinschef "Lakis", der auch große Hoffnungen in die Genesung von Kaptiän Kosi Saka (Knieverletzung) und Mittelfeldroutinier Benjamin Baltes (Innenbandriss) setzt.

"Ein Ailton-Transfer ist nicht kopierbar"

Gut möglich, dass der Kader bis zum Restrundenstart bei der U 23 des FC Schalke 04 (Samstag, 1. Februar) noch prominent verstärkt wird. Bereits in der Vergangenheit hatte "Lakis" durch einige prominente Verpflichtungen wie etwa den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Ailton (Karriere beendet) für Schlagzeilen gesorgt.

"Ein weiterer Spieler mit Profi-Erfahrung würde unserem Kader sicher gut tun. Doch eine Kultfigur wie Ailton findest du nicht so oft. Dieser Transfer hat damals unsere Zuschauerzahlen fast verdoppelt und ist nicht kopierbar", sagt der 47-Jährige, der zu Saisonbeginn unter anderem Charilaos Pappas (früher 1860 München) in die Grotenburg gelockt hatte. Eine Verpflichtung seines griechischen Landsmanns Angelos Charisteas, Europameister von 2004, kam dagegen nicht zu Stande.

Bei Klassenverbleib: Umfeld für 3. Liga aufbauen

Sollte Uerdingen in der Restrunde den Klassenverbleib schaffen, will der Präsident den Blick weiter nach oben richten. "Dann müssen wir uns möglichst schnell ein Umfeld und einen Unterbau aufbauen, um in die 3. Liga zu kommen", sagt der Unternehmer und wünscht sich dabei auch ein höheres Engagement aus Politik sowie der Wirtschaft: "Die Stadt Krefeld ist kein einfaches Pflaster. Ich fühle mich oft als Einzelkämpfer."

Daher würde er den KFC ("Der Verein ist mein Baby und bedeutet für mich Herzblut") auch im erneuten Abstiegsfall nicht hängen lassen, sondern alles versuchen, um die Weichen für einen sofortigen Wiederaufstieg stellen.

Endspiel am letzten Spieltag möglichst vermeiden

Eine Entscheidung auf den letzten Metern und damit ein mögliches Endspiel um den Klassenverbleib beim direkten Konkurrenten SSVg. Velbert (24. Mai) möchten die Krefelder dabei um jeden Preis vermeiden. "Bei unserem Aufstieg 2010 in die Oberliga gab es eine nervlich vergleichbare Situation. Wir benötigten am vorletzten Spieltag gegen den SV Straelen (2:0, Anm.d.Red.) unbedingt einen Sieg und haben gefühlte 40 Chancen vergeben. Erst kurz vor dem Abpfiff gelangen uns die beiden erlösenden Treffer. Nur durch die bessere Tordifferenz gegenüber TuRU Düsseldorf gelang uns damals der Aufstieg", erinnert sich "Lakis".

Symbolisch für Dramatik in der Grotenburg steht bis heute das unglaubliche 7:3 gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger. Nach einer 0:2-Hinspielniederlage und einem 1:3-Halbzeitrückstand wurde das "Jahrhundertspiel" am 19. März 1986 in einer legendären zweiten Spielhälfte von Vereinslegenden wie Matthias Herget, Friedhelm und Wolfgang Funkel, Horst Feilzer oder Wolfgang Schäfer noch gedreht. Auf ein weiteres Herzschlagfinale für die Geschichtsbücher kann der aktuelle Vereinschef "Lakis" drei Tage nach seinem 48. Geburtstag (21. Mai) gerne verzichten.

[mspw]

Beim KFC Uerdingen 05 kommt bei sportlichem Misserfolg schon mal schneller Unruhe auf als bei vielen anderen Vereinen in der Regionalliga West. Das weiß kaum jemand so gut wie Agissilaos Kourkoudialos, den alle nur "Lakis" nennen. "Die große Tradition des Vereins ist auch eine Last. Wir tragen sozusagen immer ein Damoklesschwert über dem Kopf", beschreibt es der Präsident und Großsponsor des KFC im Gespräch mit DFB.de.

Aktuell treibt die sportliche Entwicklung beim Klub aus dem Nordosten von Krefeld (bis 1995 Bayer 05 Uerdingen), der insgesamt 14 Jahre in der Bundesliga gespielt, 1985 den DFB-Pokal gewonnen, im Europapokal der Pokalsieger ein Jahr später sogar das Halbfinale erreicht und auch drei Insolvenzverfahren überstanden hat, dem ehrgeizigen Boss mal wieder die eine oder Sorgenfalte auf die Stirn. Schließlich muss der KFC auf einem Abstiegsplatz überwintern.

"Alle Energie für den Klassenverbleib bündeln"

"Obwohl wir Aufsteiger sind, haben wir vor der Saison nicht unbedingt damit gerechnet, in der Winterpause in einer solchen Situation zu stecken. Nun heißt es: Alle Energie für den Klassenverbleib bündeln", sagt "Lakis".

Der Inhaber einer großen Immobiliengruppe in Neuss engagiert sich seit 2008 maßgeblich beim KFC und bewahrte den Verein in der Vergangenheit sogar vor dem kompletten Aus. "Trotzdem konnten wir den sportlichen Abstieg in die Verbandsliga nicht verhindern. Damals haben 4000 Fans im Stadion geweint. Das möchte ich nun nicht noch einmal erleben", sagt der langjährige KFC-Präsident.

Zielsetzung vor Saisonbeginn: "Platz acht bis zwölf"

Auch dank der finanziellen Unterstützung des Unternehmers aus dem nahe gelegenen Meerbusch arbeitete sich der Traditionsklub aus der 6. Liga wieder nach oben und schaffte im vergangenen Jahr nach achtjähriger Abstinenz die Rückkehr in die Regionalliga. Von der Form aus der Aufstiegssaison (96 Punkte aus 38 Partien) sind die Krefelder aber nun meilenweit entfernt.

Dabei galt der KFC mit Zugängen wie Assimiou Touré (WM-Teilnehmer mit Togo 2006) oder Moses Lamidi (zwölf Bundesligaeinsätze für Borussia Mönchengladbach) nicht gerade als Abstiegskandidat. "Platz acht bis zwölf" lautete vielmehr die Zielsetzung des niederländischen Trainers und Ex-Profis Eric van der Luer. Die Realität nach 18 Spielen: Rang 16 bei drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Negative Eigendynamik nach Auftakt-Fauxpas

Besonders bitter: Eben jene drei Zähler, die der KFC hinter einem Nichtabstiegsplatz zurückliegt, hatten die Krefelder gleich zum Saisonauftakt trotz eines 2:0-Auswärtssieges beim Mitaufsteiger SG Wattenscheid 09 verloren. Grund: Die Uerdinger hatten im Wattenscheid-Spiel nur drei (statt der vorgeschriebenen vier) U 23-Spieler im Kader. Die Sportgerichte verhängten deshalb einen Abzug von drei Punkten.

"Lakis" gibt ehrlich zu: "Da haben wir geschlafen und müssen uns an die eigene Nase fassen. Dieser Fauxpas hat die erste Unruhe und auch eine negative Eigendynamik ausgelöst. Im Laufe der Hinrunde kamen dann noch Verletzungspech und Unvermögen hinzu."

Nie zweimal in Folge dieselbe Startelf

Trainer van der Luer, der seit Juli 2012 im Amt ist und zuvor für Alemannia Aachen tätig war, stand bei der Bestandsaufnahme zur Winterpause trotz der angespannten Lage nicht zur Diskussion.

"In der vergangenen Saison sind wir mit fast 100 Punkten souverän aufgestiegen. Da kann der Trainer nicht alles falsch gemacht haben. Dass wir auch unsere gute spielerische Linie etwas verloren haben, hängt auch damit zusammen, dass Eric van der Luer bisher nie zweimal hintereinander dieselbe Startelf aufbieten konnte", so Vereinschef "Lakis", der auch große Hoffnungen in die Genesung von Kaptiän Kosi Saka (Knieverletzung) und Mittelfeldroutinier Benjamin Baltes (Innenbandriss) setzt.

"Ein Ailton-Transfer ist nicht kopierbar"

Gut möglich, dass der Kader bis zum Restrundenstart bei der U 23 des FC Schalke 04 (Samstag, 1. Februar) noch prominent verstärkt wird. Bereits in der Vergangenheit hatte "Lakis" durch einige prominente Verpflichtungen wie etwa den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Ailton (Karriere beendet) für Schlagzeilen gesorgt.

"Ein weiterer Spieler mit Profi-Erfahrung würde unserem Kader sicher gut tun. Doch eine Kultfigur wie Ailton findest du nicht so oft. Dieser Transfer hat damals unsere Zuschauerzahlen fast verdoppelt und ist nicht kopierbar", sagt der 47-Jährige, der zu Saisonbeginn unter anderem Charilaos Pappas (früher 1860 München) in die Grotenburg gelockt hatte. Eine Verpflichtung seines griechischen Landsmanns Angelos Charisteas, Europameister von 2004, kam dagegen nicht zu Stande.

Bei Klassenverbleib: Umfeld für 3. Liga aufbauen

Sollte Uerdingen in der Restrunde den Klassenverbleib schaffen, will der Präsident den Blick weiter nach oben richten. "Dann müssen wir uns möglichst schnell ein Umfeld und einen Unterbau aufbauen, um in die 3. Liga zu kommen", sagt der Unternehmer und wünscht sich dabei auch ein höheres Engagement aus Politik sowie der Wirtschaft: "Die Stadt Krefeld ist kein einfaches Pflaster. Ich fühle mich oft als Einzelkämpfer."

Daher würde er den KFC ("Der Verein ist mein Baby und bedeutet für mich Herzblut") auch im erneuten Abstiegsfall nicht hängen lassen, sondern alles versuchen, um die Weichen für einen sofortigen Wiederaufstieg stellen.

Endspiel am letzten Spieltag möglichst vermeiden

Eine Entscheidung auf den letzten Metern und damit ein mögliches Endspiel um den Klassenverbleib beim direkten Konkurrenten SSVg. Velbert (24. Mai) möchten die Krefelder dabei um jeden Preis vermeiden. "Bei unserem Aufstieg 2010 in die Oberliga gab es eine nervlich vergleichbare Situation. Wir benötigten am vorletzten Spieltag gegen den SV Straelen (2:0, Anm.d.Red.) unbedingt einen Sieg und haben gefühlte 40 Chancen vergeben. Erst kurz vor dem Abpfiff gelangen uns die beiden erlösenden Treffer. Nur durch die bessere Tordifferenz gegenüber TuRU Düsseldorf gelang uns damals der Aufstieg", erinnert sich "Lakis".

Symbolisch für Dramatik in der Grotenburg steht bis heute das unglaubliche 7:3 gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger. Nach einer 0:2-Hinspielniederlage und einem 1:3-Halbzeitrückstand wurde das "Jahrhundertspiel" am 19. März 1986 in einer legendären zweiten Spielhälfte von Vereinslegenden wie Matthias Herget, Friedhelm und Wolfgang Funkel, Horst Feilzer oder Wolfgang Schäfer noch gedreht. Auf ein weiteres Herzschlagfinale für die Geschichtsbücher kann der aktuelle Vereinschef "Lakis" drei Tage nach seinem 48. Geburtstag (21. Mai) gerne verzichten.