Lahm: "Ich bin nicht Everybody's Darling"

Philipp Lahm hat schon viele Titel verpasst bekommen. National, international, verbal. "Schwiegermutters Liebling" fällt in die letzte Kategorie. Lahm hat gute Umgangsformen, er weiß sich zu benehmen, sein Wortschatz enthält die Begriffe "Danke" und "Bitte". Die Mutter seiner Frau Claudia ist dazu noch nicht befragt worden, aber es darf als wahr angenommen werden, was Lahm einmal sinngemäß gesagt hat: dass seine Schwiegereltern nicht todunglücklich mit der Wahl ihrer Tochter gewesen sind.

Der "Nette" ist allerdings nur eine Seite des Herrn Lahm. Der Kapitän des DFB-Teams und des FC Bayern kann auch kontra, Lahm kann sehr unnett sein - wenn es der Sache dient. Der Nationalspieler hat sich längst ein Profil verschafft. Es ist eines, das sich weniger über Lautstärke definiert. Lahm geht mit Leistung voran, er führt mit Füßen, verbale Aktivität ist für ihn kein Selbstzweck.

"Ich muss auch immer wieder kritische Themen ansprechen"

Lahm kritisiert gern und oft - intern. Darüber spricht er im Interview mit der Sportbild. "Ich bin nicht Everbody's Darling", sagt er darin. Lahm hat sich beim FC Bayern - für die Nationalmannschaft gilt dies genauso - eine Position erarbeitet und erspielt, dank derer er Gehör findet. Das hat viel mit seinen Leistungen zu tun, ganz sicher aber auch damit, dass Lahm nicht mit Furor, sondern fundiert kritisiert.

Als intelligentesten Spieler, den er je trainiert hat, hat ihn Bayern-Coach Pep Guardiola ob dessen bezeichnet. Lahm ist kein Selbstdarsteller, ihm geht es einzig um den Erfolg. "Es sind wohl meine letzten Jahre als Profi hier", sagt der Triplesieger, der am kommenden Montag 30 Jahre alt wird. "Natürlich ist es mein Ziel, dass alles gut läuft. Und dafür muss ich auch immer wieder kritische Themen ansprechen."

Rekorde mit Bayern und der Nationalmannschaft

Zuletzt lief es für ihn und seine Mannschaften ziemlich gut. Mit den Bayern hat er in der vergangenen Saison alles mitgenommen, was es rechts und links des Weges aufzusammeln gab. Mit der Nationalmannschaft glückte souverän die Qualifikation für die WM 2014, ganz nebenbei wurde dabei mit 36 Toren aus zehn Spielen noch eine Bestmarke in der ewigen Rangliste des DFB aufgestellt.

Auch in der neuen Spielzeit gibt es wenig zu bemängeln. Die Bayern führen die Tabelle der Bundesliga an, dort sind sie seit 36 Partien unbesiegt - Ligabestwert. In der Champions League wurde am Dienstagabend mit dem 1:0 bei Viktoria Pilsen mit dem vierten Sieg im vierten Spiel vorzeitig der Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht und so nebenbei der Siegrekord des FC Barcelona eingestellt.

"Ich fühle mich im Mittelfeld sehr wohl"

Gegen den Meister Tschechiens hat Lahm einmal mehr im Mittelfeld gespielt. Auf Grund der Verletzungen von Javi Martinez und Thiago Alcantara musste Guardiola den "weltbesten Rechtsverteidiger" zum zentralen Mittelfeldspieler umfunktionieren. Die Versetzung hat funktioniert. In der neuen Rolle hatte Lahm erstaunlich wenig Anpassungsschwierigkeiten, auch deswegen hat Guardiola die Intelligenz Lahms über die aller anderen Spieler gestellt.

Martinez ist inzwischen zurück, Thiago wird dies bald sein, wenig verwunderlich, dass damit die Frage nach Lahms Position wieder diskutiert wird. Dazu sagt er: "Ich fühle mich im Mittelfeld sehr wohl, und es macht mir sehr viel Spaß. Aufs Spielgeschehen kann ich dort mehr Einfluss nehmen."

Eine Forderung ist dies nicht. Lahm wird immer das tun, was für seine Mannschaften am hilfreichsten ist. Deswegen äußert er die Erwartung, dass er künftig konstant eine Position bekleidet. "Schwierig ist es, wenn man von Spiel zu Spiel wechselt", sagt er. "Das hat man als Spieler nicht so gern. Man muss sich auf eine Position einstellen können."

Sechser im DFB-Team? "Wir werden darüber sprechen"

Für die Nationalmannschaft gilt dies genauso wie für den FC Bayern. Durch Lahms starke Auftritte im Mittelfeld hat Bundestrainer Joachim Löw eine Möglichkeit mehr. Beim WM-Qualifikationsfinale in Stockholm hat er diese gezogen. "Das Spiel gegen Schweden hat gezeigt, dass es für Jogi Löw eine Option ist, mich als Sechser auflaufen zu lassen", sagt Lahm. Eine Variante auch für Brasilien 2014? "Wir werden sicher darüber sprechen", so der 29-Jährige. "Im Turnier sollte es keine Überraschungen oder spontane Positionswechsel geben."

Die Weltmeisterschaft in Südamerika ist Lahms nächstes großes Ziel mit der Nationalmannschaft. Vielleicht das letzte große? Auch er wird nicht jünger: "Ich werde jetzt 30, beim nächsten Turnier bin ich schon 32. Konkrete Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht. Darüber können wir uns nach der WM unterhalten."

Dann ist der Liebling der deutschen Schwiegermütter im Idealfall um einen Titel reicher - den größten, den es für einen Fußballer zu gewinnen gibt. Auch Lahm hat einen Wunsch für die Rahmenbedingungen des Gesprächs nach der WM 2014: "Am besten mit dem Titel in der Hand."

[sl]

Philipp Lahm hat schon viele Titel verpasst bekommen. National, international, verbal. "Schwiegermutters Liebling" fällt in die letzte Kategorie. Lahm hat gute Umgangsformen, er weiß sich zu benehmen, sein Wortschatz enthält die Begriffe "Danke" und "Bitte". Die Mutter seiner Frau Claudia ist dazu noch nicht befragt worden, aber es darf als wahr angenommen werden, was Lahm einmal sinngemäß gesagt hat: dass seine Schwiegereltern nicht todunglücklich mit der Wahl ihrer Tochter gewesen sind.

Der "Nette" ist allerdings nur eine Seite des Herrn Lahm. Der Kapitän des DFB-Teams und des FC Bayern kann auch kontra, Lahm kann sehr unnett sein - wenn es der Sache dient. Der Nationalspieler hat sich längst ein Profil verschafft. Es ist eines, das sich weniger über Lautstärke definiert. Lahm geht mit Leistung voran, er führt mit Füßen, verbale Aktivität ist für ihn kein Selbstzweck.

"Ich muss auch immer wieder kritische Themen ansprechen"

Lahm kritisiert gern und oft - intern. Darüber spricht er im Interview mit der Sportbild. "Ich bin nicht Everbody's Darling", sagt er darin. Lahm hat sich beim FC Bayern - für die Nationalmannschaft gilt dies genauso - eine Position erarbeitet und erspielt, dank derer er Gehör findet. Das hat viel mit seinen Leistungen zu tun, ganz sicher aber auch damit, dass Lahm nicht mit Furor, sondern fundiert kritisiert.

Als intelligentesten Spieler, den er je trainiert hat, hat ihn Bayern-Coach Pep Guardiola ob dessen bezeichnet. Lahm ist kein Selbstdarsteller, ihm geht es einzig um den Erfolg. "Es sind wohl meine letzten Jahre als Profi hier", sagt der Triplesieger, der am kommenden Montag 30 Jahre alt wird. "Natürlich ist es mein Ziel, dass alles gut läuft. Und dafür muss ich auch immer wieder kritische Themen ansprechen."

Rekorde mit Bayern und der Nationalmannschaft

Zuletzt lief es für ihn und seine Mannschaften ziemlich gut. Mit den Bayern hat er in der vergangenen Saison alles mitgenommen, was es rechts und links des Weges aufzusammeln gab. Mit der Nationalmannschaft glückte souverän die Qualifikation für die WM 2014, ganz nebenbei wurde dabei mit 36 Toren aus zehn Spielen noch eine Bestmarke in der ewigen Rangliste des DFB aufgestellt.

Auch in der neuen Spielzeit gibt es wenig zu bemängeln. Die Bayern führen die Tabelle der Bundesliga an, dort sind sie seit 36 Partien unbesiegt - Ligabestwert. In der Champions League wurde am Dienstagabend mit dem 1:0 bei Viktoria Pilsen mit dem vierten Sieg im vierten Spiel vorzeitig der Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht und so nebenbei der Siegrekord des FC Barcelona eingestellt.

"Ich fühle mich im Mittelfeld sehr wohl"

Gegen den Meister Tschechiens hat Lahm einmal mehr im Mittelfeld gespielt. Auf Grund der Verletzungen von Javi Martinez und Thiago Alcantara musste Guardiola den "weltbesten Rechtsverteidiger" zum zentralen Mittelfeldspieler umfunktionieren. Die Versetzung hat funktioniert. In der neuen Rolle hatte Lahm erstaunlich wenig Anpassungsschwierigkeiten, auch deswegen hat Guardiola die Intelligenz Lahms über die aller anderen Spieler gestellt.

Martinez ist inzwischen zurück, Thiago wird dies bald sein, wenig verwunderlich, dass damit die Frage nach Lahms Position wieder diskutiert wird. Dazu sagt er: "Ich fühle mich im Mittelfeld sehr wohl, und es macht mir sehr viel Spaß. Aufs Spielgeschehen kann ich dort mehr Einfluss nehmen."

Eine Forderung ist dies nicht. Lahm wird immer das tun, was für seine Mannschaften am hilfreichsten ist. Deswegen äußert er die Erwartung, dass er künftig konstant eine Position bekleidet. "Schwierig ist es, wenn man von Spiel zu Spiel wechselt", sagt er. "Das hat man als Spieler nicht so gern. Man muss sich auf eine Position einstellen können."

Sechser im DFB-Team? "Wir werden darüber sprechen"

Für die Nationalmannschaft gilt dies genauso wie für den FC Bayern. Durch Lahms starke Auftritte im Mittelfeld hat Bundestrainer Joachim Löw eine Möglichkeit mehr. Beim WM-Qualifikationsfinale in Stockholm hat er diese gezogen. "Das Spiel gegen Schweden hat gezeigt, dass es für Jogi Löw eine Option ist, mich als Sechser auflaufen zu lassen", sagt Lahm. Eine Variante auch für Brasilien 2014? "Wir werden sicher darüber sprechen", so der 29-Jährige. "Im Turnier sollte es keine Überraschungen oder spontane Positionswechsel geben."

Die Weltmeisterschaft in Südamerika ist Lahms nächstes großes Ziel mit der Nationalmannschaft. Vielleicht das letzte große? Auch er wird nicht jünger: "Ich werde jetzt 30, beim nächsten Turnier bin ich schon 32. Konkrete Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht. Darüber können wir uns nach der WM unterhalten."

Dann ist der Liebling der deutschen Schwiegermütter im Idealfall um einen Titel reicher - den größten, den es für einen Fußballer zu gewinnen gibt. Auch Lahm hat einen Wunsch für die Rahmenbedingungen des Gesprächs nach der WM 2014: "Am besten mit dem Titel in der Hand."