Länderspielreif

Die EM-Saison ist auf der Zielgeraden, am Ende geht's um den Titel bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine. Auf dem Weg dorthin müssen die Nationalspieler Joachim Löw Woche für Woche mit guten Leistungen in ihren Verein überzeugen, sie müssen dem Bundestrainer demonstrieren, dass sie länderspielreif sind. Deshalb schaut team.dfb.de genau hin und nimmt nach jedem Spieltag besondere Aktionen von besonderen Spielern unter die Lupe.

Langsam fährt der rechte Arm von Marcel Schmelzer nach oben. Obacht, will er damit sagen, gleich kommt der Ball. Vier Schritte Anlauf, ein Tritt mit dem linken Fuß, das Spielgerät hebt sich vom Boden, in einer leichten Kurve fliegt es gen Strafraum. Ivan Perisic hat die Augen weit aufgerissen, er fixiert das Leder. 80.720 im Dortmunder Stadion haben die Augen weit aufgerissen, fixieren das Leder. Erst springt Perisic, dann die 80.720. Und Schmelzer kann seinen rechten Arm gleich oben lassen und den linken dazugesellen. Perisic trifft per Kopf zum 1:0 (23.) gegen Borussia Mönchengladbach.

Das Tor ist Ouvertüre zur Dortmunder Meisterfeier. Und zu einem überragenden Auftritt von Schmelzer. Der Linksverteidiger initiiert zahlreiche Angriffszüge des BVB, nicht zufällig fällt auch der zweite Treffer über seine Seite. Nach einem Abwurf von Torhüter Roman Weidenfeller wird Schmelzer attackiert, Gladbach presst, Gladbach will die Borussen früh unter Druck setzen. Schmelzer bewahrt Ruhe und Übersicht. Der Nationalspieler erkennt den Raum für Robert Lewandowski, sein Zuspiel die Linie hinunter entblößt die aufgerückte Fohlen-Defensive. Der Stürmer geht auf und davon, sein Pass wird von Shinji Kagawa aufgenommen, der Japaner umkurvt Torhüter Marc Andre ter Stegen und schiebt ein zum 2:0 (59.). Das Spiel ist entschieden, die Meisterschaft ist entschieden.

Der Rest ist Jubel und ein umjubeltes Comeback. Nach 73 Minuten hat die Leidenszeit von Mario Götze ein Ende. In diesem Jahr hatte der Nationalspieler noch nicht für sein Team auf dem Platz gestanden, Faserriss und Schambeinentzündung setzten Götze über Monate außer Gefecht. „Das war eine sehr lange und harte Zeit, die längste Pause meiner Karriere“, sagte Götze. Vorbei, vergessen, rechtzeitig zur Meisterfeier war Götze wieder fit. Fit genug, für eine Viertelstunde Fußball und für einen fundierten Kommentar zu Spiel und Saison: „Wir wollten dieses Spiel gegen Borussia Mönchengladbach unbedingt gewinnen, unabhängig von der Partie der Bayern. Dass wir jedes Mal 100 Prozent geben, zeichnet uns auch in diesem Jahr wieder aus.“

Dortmund darf selber Meister werden, weil die Bayern zuvor ihre Aufgabe gegen Werder Bremen lösen. Bayern-Trainer Jupp Heynckes hat mit Blick auf das Rückspiel der Champions League am Mittwoch bei Real Madrid und angesichts der aussichtslosen Situation in der nationalen Meisterschaft ein Großteil seiner deutschen Nationalspieler geschont. Nur Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller spielen von Beginn an. Der FCB dominiert in der Anfangsphase, nach langer Verletzung findet Schweinsteiger stetig zu alter Form zurück, viele Offensivaktionen gehen von ihm und Müller aus.

Spektakuläres indes bietet Nationalspieler Nummer drei: Manuel Neuer. In Bremen läuft die 50. Minute, Aleksandar Stevanovic erhält auf der rechten Außenbahn den Ball, der Serbe sieht, dass sich Claudio Pizarro im Zentrum im Rücken von Anatoliy Tymoshchuk freigestohlen hat. Die Flanke kommt – und Pizarro aus sechs Metern unbedrängt zum Abschluss. Ein sicheres Tor – im Normalfall. Nicht so, wenn Neuer zwischen den Pfosten steht. Pizarro visiert den rechten Winkel an, dorthin springt Neuer, seine linker Arm schnellt heraus, mit der Hand bugsiert Neuer den Ball über die Latte.

Tore fallen wenig später: Und Neuer und Naldo sind doppelt beteiligt. Zunächst drückt Naldo den Ball nach einer Ecke aus kurzer Distanz an Neuer vorbei zur Führung über die Linie, 1:0 (51.). Dann ermöglicht Neuer mit einem öffnenden Pass den Konter über Toni Kroos, an dessen Ende Naldo die Eingabe von Franck Ribery unfreiwillig ins eigene Tor befördert, 1:1 (75.). 15 Minuten noch zu spielen, Bayern will die drei Punkte, Bayern bekommt die drei Punkte. Weil Kroos in der 90. Minute Ribery bedient, der mit einer Körpertäuschung an Stevanovic vorbeizieht und Tim Wiese im Bremer Tor mit einem platzierten Flachschuss keine Chance lässt. Es war ein Sieg der Moral, ein wichtiger Sieg auch angesichts des Spiels gegen Real. Thomas Müller jedenfalls war zufrieden. „Aufgrund der klaren Chancen war es ein verdienter Sieg“, sagte er. „Wir glauben immer daran, dass wir noch ein Tor machen können und versuchen alles. Heute hat es funktioniert. Die letzte Minute gehört auch dazu.“

In Köln herrscht Abstiegskampf, der FC benötigt jeden Zähler im Rennen und den Klassenerhalt. Zu Gast in der Domstadt ist der VfB Stuttgart, die Konstellation bringt zwei Nationalspieler, einen auf jeder Seite, Lukas Podolski und Cacau. In Köln fallen zwei Tore. Tor eins für die Gastgeber, Tor eins, das erste mit Beteiligung eines Nationalspielers. In der 50. Minute führt Podolski den Ball im Strafraum des VfB, mit zwei schnellen Schritten verschafft er sich Raum. Und dann: halb Flanke, halb Schuss, ganz Tor. Aus der Drehung zieht Podolski ab, Slawomir Peszkos läuft in die Schussbahn, bringt seinen Fuß an den Ball und trifft zur Führung. Der VfB ist in Zugzwang, Trainer Bruno Labbadia ist in Zugzwang. Er handelt richtig, er bringt seinen deutschen Nationalspieler in die Partie. Und mit Cacau kommt die Wende.

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Die EM-Saison ist auf der Zielgeraden, am Ende geht's um den Titel bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine. Auf dem Weg dorthin müssen die Nationalspieler Joachim Löw Woche für Woche mit guten Leistungen in ihren Verein überzeugen, sie müssen dem Bundestrainer demonstrieren, dass sie länderspielreif sind. Deshalb schaut team.dfb.de genau hin und nimmt nach jedem Spieltag besondere Aktionen von besonderen Spielern unter die Lupe.

Langsam fährt der rechte Arm von Marcel Schmelzer nach oben. Obacht, will er damit sagen, gleich kommt der Ball. Vier Schritte Anlauf, ein Tritt mit dem linken Fuß, das Spielgerät hebt sich vom Boden, in einer leichten Kurve fliegt es gen Strafraum. Ivan Perisic hat die Augen weit aufgerissen, er fixiert das Leder. 80.720 im Dortmunder Stadion haben die Augen weit aufgerissen, fixieren das Leder. Erst springt Perisic, dann die 80.720. Und Schmelzer kann seinen rechten Arm gleich oben lassen und den linken dazugesellen. Perisic trifft per Kopf zum 1:0 (23.) gegen Borussia Mönchengladbach.

Das Tor ist Ouvertüre zur Dortmunder Meisterfeier. Und zu einem überragenden Auftritt von Schmelzer. Der Linksverteidiger initiiert zahlreiche Angriffszüge des BVB, nicht zufällig fällt auch der zweite Treffer über seine Seite. Nach einem Abwurf von Torhüter Roman Weidenfeller wird Schmelzer attackiert, Gladbach presst, Gladbach will die Borussen früh unter Druck setzen. Schmelzer bewahrt Ruhe und Übersicht. Der Nationalspieler erkennt den Raum für Robert Lewandowski, sein Zuspiel die Linie hinunter entblößt die aufgerückte Fohlen-Defensive. Der Stürmer geht auf und davon, sein Pass wird von Shinji Kagawa aufgenommen, der Japaner umkurvt Torhüter Marc Andre ter Stegen und schiebt ein zum 2:0 (59.). Das Spiel ist entschieden, die Meisterschaft ist entschieden.

Der Rest ist Jubel und ein umjubeltes Comeback. Nach 73 Minuten hat die Leidenszeit von Mario Götze ein Ende. In diesem Jahr hatte der Nationalspieler noch nicht für sein Team auf dem Platz gestanden, Faserriss und Schambeinentzündung setzten Götze über Monate außer Gefecht. „Das war eine sehr lange und harte Zeit, die längste Pause meiner Karriere“, sagte Götze. Vorbei, vergessen, rechtzeitig zur Meisterfeier war Götze wieder fit. Fit genug, für eine Viertelstunde Fußball und für einen fundierten Kommentar zu Spiel und Saison: „Wir wollten dieses Spiel gegen Borussia Mönchengladbach unbedingt gewinnen, unabhängig von der Partie der Bayern. Dass wir jedes Mal 100 Prozent geben, zeichnet uns auch in diesem Jahr wieder aus.“

Dortmund darf selber Meister werden, weil die Bayern zuvor ihre Aufgabe gegen Werder Bremen lösen. Bayern-Trainer Jupp Heynckes hat mit Blick auf das Rückspiel der Champions League am Mittwoch bei Real Madrid und angesichts der aussichtslosen Situation in der nationalen Meisterschaft ein Großteil seiner deutschen Nationalspieler geschont. Nur Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller spielen von Beginn an. Der FCB dominiert in der Anfangsphase, nach langer Verletzung findet Schweinsteiger stetig zu alter Form zurück, viele Offensivaktionen gehen von ihm und Müller aus.

Spektakuläres indes bietet Nationalspieler Nummer drei: Manuel Neuer. In Bremen läuft die 50. Minute, Aleksandar Stevanovic erhält auf der rechten Außenbahn den Ball, der Serbe sieht, dass sich Claudio Pizarro im Zentrum im Rücken von Anatoliy Tymoshchuk freigestohlen hat. Die Flanke kommt – und Pizarro aus sechs Metern unbedrängt zum Abschluss. Ein sicheres Tor – im Normalfall. Nicht so, wenn Neuer zwischen den Pfosten steht. Pizarro visiert den rechten Winkel an, dorthin springt Neuer, seine linker Arm schnellt heraus, mit der Hand bugsiert Neuer den Ball über die Latte.

Tore fallen wenig später: Und Neuer und Naldo sind doppelt beteiligt. Zunächst drückt Naldo den Ball nach einer Ecke aus kurzer Distanz an Neuer vorbei zur Führung über die Linie, 1:0 (51.). Dann ermöglicht Neuer mit einem öffnenden Pass den Konter über Toni Kroos, an dessen Ende Naldo die Eingabe von Franck Ribery unfreiwillig ins eigene Tor befördert, 1:1 (75.). 15 Minuten noch zu spielen, Bayern will die drei Punkte, Bayern bekommt die drei Punkte. Weil Kroos in der 90. Minute Ribery bedient, der mit einer Körpertäuschung an Stevanovic vorbeizieht und Tim Wiese im Bremer Tor mit einem platzierten Flachschuss keine Chance lässt. Es war ein Sieg der Moral, ein wichtiger Sieg auch angesichts des Spiels gegen Real. Thomas Müller jedenfalls war zufrieden. „Aufgrund der klaren Chancen war es ein verdienter Sieg“, sagte er. „Wir glauben immer daran, dass wir noch ein Tor machen können und versuchen alles. Heute hat es funktioniert. Die letzte Minute gehört auch dazu.“

In Köln herrscht Abstiegskampf, der FC benötigt jeden Zähler im Rennen und den Klassenerhalt. Zu Gast in der Domstadt ist der VfB Stuttgart, die Konstellation bringt zwei Nationalspieler, einen auf jeder Seite, Lukas Podolski und Cacau. In Köln fallen zwei Tore. Tor eins für die Gastgeber, Tor eins, das erste mit Beteiligung eines Nationalspielers. In der 50. Minute führt Podolski den Ball im Strafraum des VfB, mit zwei schnellen Schritten verschafft er sich Raum. Und dann: halb Flanke, halb Schuss, ganz Tor. Aus der Drehung zieht Podolski ab, Slawomir Peszkos läuft in die Schussbahn, bringt seinen Fuß an den Ball und trifft zur Führung. Der VfB ist in Zugzwang, Trainer Bruno Labbadia ist in Zugzwang. Er handelt richtig, er bringt seinen deutschen Nationalspieler in die Partie. Und mit Cacau kommt die Wende.