Kruse: "Ich weiß jetzt, worauf es ankommt"

Kruse: Schon. Ich schaue hin und wieder in die Zeitungen. (lacht) Natürlich hat es mich gefreut, dass ich gleich so ein positives Feedback vom Trainer bekommen habe. Mich hat das noch einmal zusätzlich angespornt.

DFB.de: Haben Sie in Miami schon mal Zeit gehabt, sich Gedanken darüber zu machen, wo und wer Sie vor ein paar Jahren waren? Sie haben nicht immer wie ein Profi gelebt, es gibt ein paar Geschichten, die sie selber als Jugendsünden bezeichnen.

Kruse: Ich war damals ein Jugendlicher, und ich glaube, dass ich mich einfach hin und wieder wie ein Jugendlicher verhalten habe. Wahrscheinlich habe ich mich eine Zeit lang zu sehr auf mein Talent verlassen und geglaubt, dass alles von alleine laufen würde. Irgendwann habe ich dann verstanden, dass ich etwas ändern muss, wenn meine Karriere mehr als nur durchschnittlich werden soll. Wobei das nicht heißt, dass ich mich jetzt als absoluten Vorzeigeprofi beschreiben würde, der nie ausgeht und nie mehr etwas Verrücktes macht. Aber alles in Maßen. Ich weiß jetzt, worauf es ankommt und wie man als Profi zu leben hat.

DFB.de: Wann haben Sie denn zuletzt etwas Verrücktes gemacht?

Kruse: Verrückt ist vielleicht das falsche Wort. Doch es kommt schon noch vor, dass ich mit Freunden losziehe. Im Anschluss an die USA-Reise werde ich beispielsweise nach Las Vegas reisen und mich dort mit ein paar Kumpels treffen. Für mich ist es wichtig, dass ich hin und wieder meine Jugend lebe. Man muss die richtige Mischung finden, und ich denke, das habe ich gelernt. Mein Leben hat sich außerdem im Jahr 2010 durch die Geburt meines Sohnes verändert. Mein Kind steht jetzt an vorderster Stelle.

DFB.de: Kann Ihr Sohn schon verstehen, dass sein Vater deutscher Nationalspieler ist? Hatten Sie vor dem Spiel gegen Ecuador Kontakt mit ihm?

Kruse: Er kommt langsam in das Alter, dass er viel mehr Dinge mitbekommt und versteht. Dass er einen Papa hat, der Fußball spielt, das weiß er schon. Kurz vor dem Spiel haben wir noch mal geskypt. Für mich war das ein schönes Gefühl. Er hatte mein Trikot an und durfte für das Spiel ausnahmsweise länger wach bleiben.

DFB.de: Durch den Wechsel von Freiburg nach Gladbach dürfte Ihre Sommerplanung ursprünglich zu großen Teilen aus Wohnungssuche und Umzug bestanden haben. Dafür habe Sie jetzt weniger Zeit. Steht zu befürchten, dass Sie der erste obdachlose Bundesligaspieler werden?



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Über die zweite in die erste Liga. Über St. Pauli und Freiburg nach Gladbach. Und über gute Leistungen in die Nationalmannschaft. Max Kruse ist einer von vier Neuen im Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Im Spiel gegen Ecuador kam der 25-Jährige zu seinem Debüt im Trikot der DFB-Auswahl - und bei seiner guten Leistungen beim 4:2 auch zur ersten Torvorlage. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke hat er darüber gesprochen - und über seine Jugendsünden.

DFB.de: Herr Kruse, in der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte der Bundestrainer schon angekündigt, dass Sie zum Einsatz kommen werden. Wie gut haben Sie in der Nacht vor dem Spiel geschlafen?

Max Kruse: Nicht schlecht. Ich habe mir keine großen Gedanken gemacht. Im Moment ist es ohnehin so, dass vieles einfach passiert und ich nicht groß reflektiere, was ich in den letzten Tagen alles erleben durfte. Wahrscheinlich kommt das erst in einigen Tagen. Natürlich war ich froh, stolz und glücklich, als ich gehört habe, dass ich spielen darf. Aber eine unruhige Nacht hatte ich deswegen nicht.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung im Spiel gegen Ecuador?

Kruse: In der ersten Halbzeit hatten wir insgesamt eine sehr gute Präsenz. Im Spiel nach vorne hatten wir immer die richtige Raumaufteilung. Und davon habe auch ich profitiert. Deswegen hatte ich in den ersten 45 Minuten ein paar ganz gute Szenen. Allerdings hatte ich in der zweiten Halbzeit deutlich weniger Ballkontakte. Dennoch: Insgesamt war es recht ordentlich. Von der Mannschaft - und auch von mir.

DFB.de: Sie haben auf Ihrer Facebook-Seite geschrieben, dass mit dem ersten Länderspiel ein Kindheitstraum wahr wird. Wie fühlt es sich an, wenn sich Träume erfüllen?

Kruse: Aktuell kann ich es noch gar nicht richtig fassen. Seit ich denken kann, habe ich davon geträumt, irgendwann ein Länderspiel für die A-Mannschaft machen zu dürfen. Vorgestern war es endlich soweit. Von der Nominierung bis zum Spiel ist alles wahnsinnig schnell gegangen, die Zeit fliegt. Ich möchte hier viel lernen und mitnehmen. Es ist ein wertvolle Erfahrung, sich im Training mit den besten Spielern der Bundesliga messen zu können. Und es gibt mir Kraft zu merken, dass ich in der Lage bin, auf diesem Niveau mitzuhalten. Aber: Mir ist meine Position sehr wohl bewusst, auch ich kenne die besondere Konstellation dieser Reise. Das war mein erstes Spiel - und ich weiß, dass ich einiges tun muss, damit weitere folgen.

DFB.de: Gleich nach der ersten Trainingseinheit in Miami hat der Bundestrainer öffentlich Ihre Leistung gelobt. Haben Sie diese Worte registriert?

Kruse: Schon. Ich schaue hin und wieder in die Zeitungen. (lacht) Natürlich hat es mich gefreut, dass ich gleich so ein positives Feedback vom Trainer bekommen habe. Mich hat das noch einmal zusätzlich angespornt.

DFB.de: Haben Sie in Miami schon mal Zeit gehabt, sich Gedanken darüber zu machen, wo und wer Sie vor ein paar Jahren waren? Sie haben nicht immer wie ein Profi gelebt, es gibt ein paar Geschichten, die sie selber als Jugendsünden bezeichnen.

Kruse: Ich war damals ein Jugendlicher, und ich glaube, dass ich mich einfach hin und wieder wie ein Jugendlicher verhalten habe. Wahrscheinlich habe ich mich eine Zeit lang zu sehr auf mein Talent verlassen und geglaubt, dass alles von alleine laufen würde. Irgendwann habe ich dann verstanden, dass ich etwas ändern muss, wenn meine Karriere mehr als nur durchschnittlich werden soll. Wobei das nicht heißt, dass ich mich jetzt als absoluten Vorzeigeprofi beschreiben würde, der nie ausgeht und nie mehr etwas Verrücktes macht. Aber alles in Maßen. Ich weiß jetzt, worauf es ankommt und wie man als Profi zu leben hat.

DFB.de: Wann haben Sie denn zuletzt etwas Verrücktes gemacht?

Kruse: Verrückt ist vielleicht das falsche Wort. Doch es kommt schon noch vor, dass ich mit Freunden losziehe. Im Anschluss an die USA-Reise werde ich beispielsweise nach Las Vegas reisen und mich dort mit ein paar Kumpels treffen. Für mich ist es wichtig, dass ich hin und wieder meine Jugend lebe. Man muss die richtige Mischung finden, und ich denke, das habe ich gelernt. Mein Leben hat sich außerdem im Jahr 2010 durch die Geburt meines Sohnes verändert. Mein Kind steht jetzt an vorderster Stelle.

DFB.de: Kann Ihr Sohn schon verstehen, dass sein Vater deutscher Nationalspieler ist? Hatten Sie vor dem Spiel gegen Ecuador Kontakt mit ihm?

Kruse: Er kommt langsam in das Alter, dass er viel mehr Dinge mitbekommt und versteht. Dass er einen Papa hat, der Fußball spielt, das weiß er schon. Kurz vor dem Spiel haben wir noch mal geskypt. Für mich war das ein schönes Gefühl. Er hatte mein Trikot an und durfte für das Spiel ausnahmsweise länger wach bleiben.

DFB.de: Durch den Wechsel von Freiburg nach Gladbach dürfte Ihre Sommerplanung ursprünglich zu großen Teilen aus Wohnungssuche und Umzug bestanden haben. Dafür habe Sie jetzt weniger Zeit. Steht zu befürchten, dass Sie der erste obdachlose Bundesligaspieler werden?

Kruse: So schlimm wird es wohl nicht kommen. Kurz bevor wir nach Miami geflogen sind, habe ich mir zwei Wohnungen angeschaut. Ich werde das aber nicht überstürzen, es ist noch keine Entscheidung gefallen. Für mich ist wichtig, dass ich mich wohl fühle und keinen stressigen Anfahrtsweg zum Training habe. Deswegen werde ich während der Vorbereitung in Ruhe suchen und mich erst mal in ein Hotel einquartieren.

DFB.de: Haben Sie sich hier bei der Nationalmannschaft schon mit Marc-André ter Stegen unterhalten und sich erkundigt, was Sie in Gladbach erwartet?

Kruse: Klar. Aber ich hab mich auch schon im Vorfeld bei anderen Spielern erkundigt, bei Tony Jantschke zum Beispiel. Man holt sich seine Informationen und erkundigt sich über den Verein und die Atmosphäre. Von allen Seiten habe ich nur Gutes gehört, deswegen freue ich mich sehr auf Mönchengladbach.

DFB.de: Am Samstag spielt der VfB Stuttgart gegen Bayern München im Finale des DFB-Pokals. Sehen Sie die Halbfinalniederlage mit Freiburg in Stuttgart mittlerweile mit einem lachenden Auge?

Kruse: Es ist schwer, das zu beantworten. Wenn ich nur auf mich persönlich schaue, dann ist mir bewusst, dass ich nicht in Berlin und Washington gleichzeitig hätte sein können. Aber für einen Fußballer steht immer die Mannschaft im Vordergrund. Wir hätten unsere Saison mit dem Einzug ins Finale krönen können. Für und war es eine große Chance, den DFB-Pokal gewinnt man im Leben nicht so häufig. Die Erfahrung, das Pokalfinale in Berlin zu erleben, hätte ich gerne gemacht. Aber noch einmal: Ich lebe nicht gerne in der Vergangenheit. Ich konzentriere mich jetzt allein auf meine Aufgabe hier.

DFB.de: Dass Sie dem VfB die Daumen drücken, dürfte kein Geheimnis sein. Sie sind mit VfB-Profi Martin Harnik befreundet.

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Kruse: Er ist ein guter Freund von mir. Und für ihn würde es mich freuen, wenn er den DFB-Pokal in den Händen halten könnte. Aber die Bayern hätten es sich nach dieser Saison auch verdient, sogar alle drei Titel zu gewinnen. Und daran glaube ich auch. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, denke ich, dass sie in diesem Jahr zu stark sind, um sich das noch nehmen zu lassen.

DFB.de: Die USA-Reise endet mit dem Spiel gegen die USA am Sonntag (ab 20.30 Uhr MESZ, live im ZDF; Anm. d. Red.). Dann steht dem Bundestrainer mit Miroslav Klose ein weiterer Stürmer zur Verfügung. Wie groß ist dennoch ihre Hoffnung auf einen zweiten Einsatz im DFB-Team?

Kruse: Natürlich kommt der Miro, um hier auch zu spielen. Ich gehe davon aus, dass der Trainer mit Miro als vorderster Spitze gegen die USA plant. Aber mal abwarten. Der Trainer weiß auch, dass ich flexibel bin und auch auf anderen Positionen spielen kann. Ich bin froh, dass ich schon ein Spiel machen durfte - und wäre nicht böse, wenn ein zweites folgen sollte.