Kristian Arambasic: Mehr als nur der Kabinen-Motivator

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Kristian Arambasic.

Der Trainer der SG Aumund-Vegesack wurde bereits vor dem Anpfiff des DFB-Pokaldebüts bekannt. Der Pay-TV-Sender Sky übertrug seine Kabinenansprache, mit der er seine Spieler auf das Duell gegen die TSG 1899 Hoffenheim einstimmte. Das Spiel ging nach einem 0:0 zur Halbzeit zwar noch mit 0:9 verloren. Doch die Rede des 36-Jährigen ist im Internet ein häufig gesehenes Video.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Kristian Arambasic mit dem Journalisten Oliver Jensen darüber, wie es zu der Brandrede kam, was sie bewirkte - und warum sich seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit dem Favoriten trotzdem beugen musste.

DFB.de: Herr Arambasic, hätten Sie erwartet, dass Ihre Kabinenansprache solche Reaktionen auslöst?

Kristian Arambasic: Nein. Natürlich habe ich gewusst, dass meine Ansprachen bei der Mannschaft gut ankommen. Etwa drei- bis viermal im Jahr mache ich so etwas Emotionales. Danach haben wir bisher nie ein Spiel verloren. Das Spiel gegen Hoffenheim war die erste Niederlage nach so einer Brandrede. Es ist sensationell, dass meine Ansprache in der Öffentlichkeit so gut angekommen ist. Ich bin den ganzen Tag damit beschäftigt, unzählige Rückmeldungen per E-Mail und Facebook zu beantworten. Das ist der absolute Wahnsinn.

DFB.de: Wie kam es überhaupt dazu, dass ein Kamerateam in der Kabine war?

Arambasic: Sky hatte bereits im Vorfeld eine Reportage über unsere Mannschaft gedreht. Der Reporter sagte, bei mir sei die Begeisterung für den Fußball und die Fachkompetenz richtig zu spüren. Daher wollte er eine Kamera in der Kabine haben. Zunächst war ich von der Idee nicht begeistert. Es ist nicht ganz einfach, vor der Kamera eine Rede zu halten und trotzdem authentisch zu bleiben. Letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass das Kamerateam eine Minute in der Kabine dabei sein darf.

DFB.de: Vor der Ansprache soll etwas Hektik entstanden sein…



[bild1]

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Kristian Arambasic.

Der Trainer der SG Aumund-Vegesack wurde bereits vor dem Anpfiff des DFB-Pokaldebüts bekannt. Der Pay-TV-Sender Sky übertrug seine Kabinenansprache, mit der er seine Spieler auf das Duell gegen die TSG 1899 Hoffenheim einstimmte. Das Spiel ging nach einem 0:0 zur Halbzeit zwar noch mit 0:9 verloren. Doch die Rede des 36-Jährigen ist im Internet ein häufig gesehenes Video.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Kristian Arambasic mit dem Journalisten Oliver Jensen darüber, wie es zu der Brandrede kam, was sie bewirkte - und warum sich seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit dem Favoriten trotzdem beugen musste.

DFB.de: Herr Arambasic, hätten Sie erwartet, dass Ihre Kabinenansprache solche Reaktionen auslöst?

Kristian Arambasic: Nein. Natürlich habe ich gewusst, dass meine Ansprachen bei der Mannschaft gut ankommen. Etwa drei- bis viermal im Jahr mache ich so etwas Emotionales. Danach haben wir bisher nie ein Spiel verloren. Das Spiel gegen Hoffenheim war die erste Niederlage nach so einer Brandrede. Es ist sensationell, dass meine Ansprache in der Öffentlichkeit so gut angekommen ist. Ich bin den ganzen Tag damit beschäftigt, unzählige Rückmeldungen per E-Mail und Facebook zu beantworten. Das ist der absolute Wahnsinn.

DFB.de: Wie kam es überhaupt dazu, dass ein Kamerateam in der Kabine war?

Arambasic: Sky hatte bereits im Vorfeld eine Reportage über unsere Mannschaft gedreht. Der Reporter sagte, bei mir sei die Begeisterung für den Fußball und die Fachkompetenz richtig zu spüren. Daher wollte er eine Kamera in der Kabine haben. Zunächst war ich von der Idee nicht begeistert. Es ist nicht ganz einfach, vor der Kamera eine Rede zu halten und trotzdem authentisch zu bleiben. Letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass das Kamerateam eine Minute in der Kabine dabei sein darf.

DFB.de: Vor der Ansprache soll etwas Hektik entstanden sein…

Arambasic: Das ist richtig. Bei meinen emotionalen Reden nutze ich meist Musik oder Videos. Einer meiner Spieler hatte beim Aufwärmen den USB-Stick mit dem Lied verloren. So entstand helle Aufruhr und Panik. Glücklicherweise fand ein Spieler den Stick auf dem Rasen. Als das Kamerateam in die Kabine kam, konnte ich gerade noch rechtzeitig die Musik starten. Nach dieser Aufregung musste ich mich erst einmal sammeln und habe es einfach aus mir heraussprudeln lassen.

DFB.de: Was war das überhaupt für eine Musik?

Arambasic: Das weiß ich selber nicht so genau. Ich klicke mich einfach durch Youtube und finde dann etwas Passendes. Die Musik war jedenfalls genau richtig. Die Jungs brauchten das Adrenalin, um die 4800 Zuschauer zu vergessen und unter Strom gesetzt zu werden.

DFB.de: Bereiten Sie so eine spezielle Rede vor, oder kommt das ganz spontan?

Arambasic: Diese Frage wird mir häufig gestellt. Das kommt immer spontan. Das weiß die Mannschaft auch. Würde ich meine Rede vorher einstudieren, käme das nicht gut herüber. Vor dem Hoffenheim-Spiel war der entscheidende Gedanke, wie stolz ich auf die Jungs bin und wie gerne ich mit ihnen auf dem Platz stehen würde.

DFB.de: Jetzt gelten Sie als der große Motivationskünstler.

Arambasic: Darauf werde ich nun sicherlich etwas reduziert. Aber mit Motivation alleine hätten wir es nicht geschafft, 52 Minuten 0:0 gegen Hoffenheim zu spielen.

DFB.de: In der Halbzeitpause war keine Kamera in der Kabine. Gab es da vielleicht den zweiten Teil der Brandrede?

Arambasic: In der Halbzeit ging es vor allem um taktische Korrekturen. Natürlich waren die Jungs auch platt. Die erste Halbzeit war wahnsinnig laufintensiv. Etwas pushen musste ich sie also schon.

DFB.de: Haben Sie eine Erklärung dafür, dass es nach der torlosen ersten Halbzeit in der zweiten Hälfte neun Gegentreffer gab?

Arambasic: Ab der 52. Minute haben wir leider die taktische Marschroute verlassen. Das hat mich und die Jungs sehr geärgert. Das nackte Ergebnis ist natürlich enttäuschend.

DFB.de: Welche Fehler haben Ihre Spieler konkret gemacht?

Arambasic: Es war der typische Fehler eines Amateurvereins. Wenn man vor 4800 Zuschauern spielt, möchte jeder Spieler zeigen, was er kann. Aber das geht gegen einen Bundesligisten einfach nicht. In der 52. Minute fing der erste Spieler an, mit dem Ball zehn Meter zu laufen. Schon war der Ball weg, wurde vertikal in die Tiefe gespielt und landete in unserem Tor. So fing die Mauer zu bröckeln an. Plötzlich wollten immer mehr Spieler etwas von ihrem Können zeigen. Das war sehr schade und unprofessionell.

DFB.de: Was für Amateure ja nichts Ehrenrühriges ist. Nun geht es zurück in den Alltag. In der vergangenen Saison belegte Ihr Verein den dritten Platz in der Bremen-Liga. Welche Zielsetzung haben Sie für diese Saison?

Arambasic: Natürlich wäre es schön, irgendwann Meister zu werden. Ansonsten haben wir im Amateurfußball so ziemlich alles erreicht.

DFB.de: Ist der Aufstieg in die Regionalliga ein Thema?

Arambasic: Der Gesamtvorstand hat direkt nach dem Pokalspiel der Mannschaft mitgeteilt, dass man sich damit beschäftigen möchte. Finanziell wird das eine ganz schwere Nummer, denn wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten wie viele andere Vereine. Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten.

[bild2]

DFB.de: Und kommende Saison sieht man die SG Aumund-Vegesack im DFB-Pokal wieder?

Arambasic: Es war natürlich jetzt ein tolles Erlebnis. Von daher möchten dass die Jungs noch einmal erleben. In Bremen ist der Pokalsieg nicht unmöglich. Schließlich haben wir hier keinen Drittligisten. Der Hunger der Mannschaft ist riesengroß.

DFB.de: Zum Abschluss: Müssen Sie in Ihrem Hauptberuf als Lehrer nun befürchten, dass Ihre Schüler morgens zum Unterricht emotionale Ansprachen erwarten, wie Sie sie an die Fußballer gerichtet haben?

Arambasic: Die Jungs und Mädchen kennen mich gut und wissen, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Ich bin zum Beispiel auch für die Fußball-AG zuständig. Auch dort kracht es manchmal. Von daher war die Brandrede im Fernsehen für Sie nichts Neues.