Kontrollausschuss ermittelt im Fall Danny da Costa

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Der Besucher des Zweitbundesligaspiels 1860 München gegen den FC Ingolstadt, dem vorgeworfen wird, den Gästespieler Danny da Costa mehrfach während des Spiels rassistisch beleidigt zu haben, könnte auf längere Sicht zum letzten Mal ein Spiel der Löwen besucht haben. "Wir können bestätigen, dass der Kontrollausschuss bezüglich der Vorkommnisse während des Spiels 1860 München gegen FC Ingolstadt Ermittlungen aufgenommen hat", so Stefan Hans, Stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes, am heutigen Montagmittag.

Der dunkelhäutige da Costa war am Sonntag beim Auswärtsspiel des FC Ingolstadt rassistisch angegriffen worden. Dabei ist Danny da Costa in Neuss am Rhein geboren worden, er ist in Deutschland aufgewachsen und spielt für die deutsche U 21-Nationalmannschaft. Doch am Sonntag in München zählte das für einige Zuschauer nicht.

Da Costa: "Aufs Übelste beschimpft"

"Mehrere Leute meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie 'Nigger' oder 'Schwarzes Schwein' in meine Richtung rufen zu müssen", sagt der 20-Jährige im SID-Interview. "Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es auch Affenlaute. Das war ein Scheißgefühl."

Als es ihm zu viel geworden war, ging Danny da Costa zu Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf) und machte ihn darauf aufmerksam. "Ich habe Herrn Meyer gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist", sagt er. Meyer veranlasste eine Stadiondurchsage, danach wurde es laut da Costa "etwas besser". Der DFB-Schiedsrichter nahm den Vorfall überdies in den offiziellen Spielbericht auf.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass der Fußball spaltet"

Stefan Hans sagt weiter: "Ohne Wenn und Aber steht der DFB zu seiner klaren Position, dass Rassismus, Fremden-Feindlichkeit und jede Form der Diskriminierung nichts im Fußball noch in anderen Bereichen unseres Miteinanders zu suchen haben. Fußball verbindet, wir dürfen nicht zulassen, dass er spaltet. Gerade der Fußball mit seiner integrativen und weltumspannenden Kraft hat die Chance, Grenzen zu überwinden. Fußball fasziniert die Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Alter, politischer oder sexueller Gesinnung."

Auch Prof. Dr. Gunter A. Pilz, der Beauftragte des DFB für den Bereich Anti-Diskriminierung, äußert sich zum dem Vorfall und den Folgen: "Es reicht einfach nicht, wenn der angegriffene Spieler selbst reagiert. In diesem Fall ist deshalb vieles vorbildlich gelaufen, etwa dass Danny da Costas Mitspieler so klar Position ergriffen hat, dass der Schiedsrichter eine Stadiondurchsage veranlasst hat und auch, dass der DFB unmittelbar die Ermittlungen aufgenommen hat. Wenn ein Spieler durch Rufe diskriminiert und beleidigt wird, dürfen wir ihn nie alleine stehen lassen. Sonst hätten etwa rechtsextreme Pseudofans ihr Ziel erreicht. Die Botschaft aus dem Fußball sollte klar lauten: So eine Unterstützung brauchen wir nicht."

1860 entschuldigt sich beim Spieler und kündigt Konsequenzen an

Der Sportdirektor des TSV 1860 München, Florian Hinterberger, kündigt im Fall Danny da Costa Konsequenzen an. "Der Vorfall ist für uns extrem bedauerlich, wir gehen mit aller Härte und Konsequenz dagegen vor. Wir haben uns bei den Ingolstädtern zu dem Vorfall entsprechend geäußert und bei Danny da Costa entschuldigt", sagte Hinterberger in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky. "Der Ordnungsdienst hat die Person ausfindig gemacht, und wir haben es zur Anzeige gebracht."

Auch "Löwen"-Trainer Alexander Schmidt verurteilt die Vorkommnisse vom Wochenende. "Natürlich distanzieren wir uns als Verein und Mannschaft ganz klar von solchen rassistischen Äußerungen. Ich finde das unmöglich."

Danny da Costa: "Ich glaube, das war ein Einzelfall"

Danny da Costa selbst sieht kein generelles Rassismusproblem im deutschen Fußball: "Ich glaube, das war ein Einzelfall, das ist so noch nie vorgekommen. Ich kannte so etwas nicht, ich bin ja hier geboren und aufgewachsen. Das ist auch kein spezielles Problem von 1860-Fans. Ich glaube, dass man das in Deutschland eigentlich gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen. Wenn man die richtigen Fans mit hineinzieht, wäre das nicht fair."

Danny da Costa hatte am vergangenen Dienstag beim 0:0 gegen Frankreich sein Debüt in der deutschen U 21 gegeben. Zuvor hatte er von der U 17 bis zur U 20 alle Junioren-Auswahlen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) durchlaufen.

Sein Ingolstädter Mitspieler Ralph Gunesch, der auf der Bank gesessen und die Beschimpfungen offensichtlich genau mitbekommen hatte, war sehr emotional mit den Rassismusvorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen. Er beklagte bei Facebook, Zuschauer auf der Gegentribüne "mit ihren drei trommelspielenden Gehirnzellen im Kopf" hätten da Costa schlimm beleidigt. Auch FCI-Trainer Marco Kurz nannte die Rufe "einen Wahnsinn".

[sid/dfb]

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Der Besucher des Zweitbundesligaspiels 1860 München gegen den FC Ingolstadt, dem vorgeworfen wird, den Gästespieler Danny da Costa mehrfach während des Spiels rassistisch beleidigt zu haben, könnte auf längere Sicht zum letzten Mal ein Spiel der Löwen besucht haben. "Wir können bestätigen, dass der Kontrollausschuss bezüglich der Vorkommnisse während des Spiels 1860 München gegen FC Ingolstadt Ermittlungen aufgenommen hat", so Stefan Hans, Stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes, am heutigen Montagmittag.

Der dunkelhäutige da Costa war am Sonntag beim Auswärtsspiel des FC Ingolstadt rassistisch angegriffen worden. Dabei ist Danny da Costa in Neuss am Rhein geboren worden, er ist in Deutschland aufgewachsen und spielt für die deutsche U 21-Nationalmannschaft. Doch am Sonntag in München zählte das für einige Zuschauer nicht.

Da Costa: "Aufs Übelste beschimpft"

"Mehrere Leute meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie 'Nigger' oder 'Schwarzes Schwein' in meine Richtung rufen zu müssen", sagt der 20-Jährige im SID-Interview. "Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es auch Affenlaute. Das war ein Scheißgefühl."

Als es ihm zu viel geworden war, ging Danny da Costa zu Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf) und machte ihn darauf aufmerksam. "Ich habe Herrn Meyer gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist", sagt er. Meyer veranlasste eine Stadiondurchsage, danach wurde es laut da Costa "etwas besser". Der DFB-Schiedsrichter nahm den Vorfall überdies in den offiziellen Spielbericht auf.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass der Fußball spaltet"

Stefan Hans sagt weiter: "Ohne Wenn und Aber steht der DFB zu seiner klaren Position, dass Rassismus, Fremden-Feindlichkeit und jede Form der Diskriminierung nichts im Fußball noch in anderen Bereichen unseres Miteinanders zu suchen haben. Fußball verbindet, wir dürfen nicht zulassen, dass er spaltet. Gerade der Fußball mit seiner integrativen und weltumspannenden Kraft hat die Chance, Grenzen zu überwinden. Fußball fasziniert die Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Alter, politischer oder sexueller Gesinnung."

Auch Prof. Dr. Gunter A. Pilz, der Beauftragte des DFB für den Bereich Anti-Diskriminierung, äußert sich zum dem Vorfall und den Folgen: "Es reicht einfach nicht, wenn der angegriffene Spieler selbst reagiert. In diesem Fall ist deshalb vieles vorbildlich gelaufen, etwa dass Danny da Costas Mitspieler so klar Position ergriffen hat, dass der Schiedsrichter eine Stadiondurchsage veranlasst hat und auch, dass der DFB unmittelbar die Ermittlungen aufgenommen hat. Wenn ein Spieler durch Rufe diskriminiert und beleidigt wird, dürfen wir ihn nie alleine stehen lassen. Sonst hätten etwa rechtsextreme Pseudofans ihr Ziel erreicht. Die Botschaft aus dem Fußball sollte klar lauten: So eine Unterstützung brauchen wir nicht."

1860 entschuldigt sich beim Spieler und kündigt Konsequenzen an

Der Sportdirektor des TSV 1860 München, Florian Hinterberger, kündigt im Fall Danny da Costa Konsequenzen an. "Der Vorfall ist für uns extrem bedauerlich, wir gehen mit aller Härte und Konsequenz dagegen vor. Wir haben uns bei den Ingolstädtern zu dem Vorfall entsprechend geäußert und bei Danny da Costa entschuldigt", sagte Hinterberger in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky. "Der Ordnungsdienst hat die Person ausfindig gemacht, und wir haben es zur Anzeige gebracht."

Auch "Löwen"-Trainer Alexander Schmidt verurteilt die Vorkommnisse vom Wochenende. "Natürlich distanzieren wir uns als Verein und Mannschaft ganz klar von solchen rassistischen Äußerungen. Ich finde das unmöglich."

Danny da Costa: "Ich glaube, das war ein Einzelfall"

Danny da Costa selbst sieht kein generelles Rassismusproblem im deutschen Fußball: "Ich glaube, das war ein Einzelfall, das ist so noch nie vorgekommen. Ich kannte so etwas nicht, ich bin ja hier geboren und aufgewachsen. Das ist auch kein spezielles Problem von 1860-Fans. Ich glaube, dass man das in Deutschland eigentlich gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen. Wenn man die richtigen Fans mit hineinzieht, wäre das nicht fair."

Danny da Costa hatte am vergangenen Dienstag beim 0:0 gegen Frankreich sein Debüt in der deutschen U 21 gegeben. Zuvor hatte er von der U 17 bis zur U 20 alle Junioren-Auswahlen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) durchlaufen.

Sein Ingolstädter Mitspieler Ralph Gunesch, der auf der Bank gesessen und die Beschimpfungen offensichtlich genau mitbekommen hatte, war sehr emotional mit den Rassismusvorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen. Er beklagte bei Facebook, Zuschauer auf der Gegentribüne "mit ihren drei trommelspielenden Gehirnzellen im Kopf" hätten da Costa schlimm beleidigt. Auch FCI-Trainer Marco Kurz nannte die Rufe "einen Wahnsinn".