Kolke: "Jeder Torwart hat was Verrücktes"

DFB.de: Es geht in der 3. Liga extrem eng zu. Der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz beträgt nur einen Punkt. Womit lässt sich Konstanz entwickeln?

Kolke: Kleinigkeiten entscheiden meistens die Begegnungen. Deshalb geht es darum, so wenige Fehler wie möglich zu machen. Außerdem ist es entscheidend, immer an die 100 Prozent zu kommen. Fallen nur ein oder zwei Spieler ab, wird es gleich extrem schwer.

DFB.de: Neben dem Fußball hatten Sie ein Fernstudium in den Fächern Soziologie und Politikwissenschaft begonnen. Wie läuft es?

Kolke: Das Studium läuft noch, allerdings bin ich mittlerweile umgestiegen auf Sportmanagement. Ich finde es wichtig, immer einen Plan B in der Tasche zu haben. Schon eine schwere Verletzung kann die Karriere kosten. Nach der aktiven Laufbahn möchte ich außerdem nicht in ein Riesenloch fallen.

DFB.de: Ist Fußballprofi für Sie ein Traumberuf?

Kolke: Selbstverständlich! Es ist ein Privileg, Torwart bei einem der 56 besten Klubs in Deutschland zu sein. Ich genieße jede Sekunde.

DFB.de: 26 Jahre ist besonders für einen Torhüter kein Alter. Wohin soll Ihr Weg gehen?

Kolke: Ich habe noch zwei Jahre Vertrag in Wiesbaden. Für mich geht es immer darum, das Maximale herauszuholen. Ein bestimmtes Karriereziel verfolge ich jedoch nicht.

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Für einen Torhüter sind zwei gehaltene Elfmeter in einem Spiel in etwa gleichzusetzen mit dem Hattrick eines Stürmers: Markus Kolke vom Drittligisten SV Wehen Wiesbaden ist beim 1:0-Auswärtssieg über die U 23 des SV Werder Bremen genau dieses Kunststück geglückt. Der Schlussmann parierte beim Stand von 1:0 zunächst einen Strafstoß von Werder-Kapitän Rafael Kazior, kurz vor Schluss war der 26-Jährige auch beim zweiten Elfmeter von Enis Bytyqi auf dem Posten. Beide Schützen hatten von Kolke aus gesehen die rechte untere Ecke anvisiert, beide Male parierte der Wiesbadener sehenswert. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Markus Kolke mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über das Bremen-Spiel, den Traumberuf Fußballprofi und die außergewöhnliche Position eines Torhüters.

DFB.de: Zwei gehaltene Elfmeter in einem Spiel - ist Ihnen so ein Kunststück zuvor schon einmal gelungen, Herr Kolke?

Markus Kolke: Ich kann mich noch ziemlich genau an das 1:1 bei Hansa Rostock im Mai 2014 erinnern. Damals habe ich kurz hintereinander zwei Elfmeter pariert. Der erste wurde zurückgepfiffen, weil ein Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen war. Auch beim zweiten war ich in der richtigen Ecke. Einen Spielverlauf wie in Bremen habe ich aber noch nie erlebt.

DFB.de: Beim Stand von 1:0 haben Sie den ersten Strafstoß in der 71., den zweiten in der 87. Minute abgewehrt. Beim welchem war die Anspannung größer?

Kolke: Als Torwart hat man bei einem Strafstoß wenig zu verlieren - es sei denn, man hat ihn selbst verursacht. Die Anspannung ist auf jeden Fall beim Schützen größer.

DFB.de: Wie haben Ihre Mitspieler reagiert?

Kolke: Nach dem ersten Elfmeter ging es direkt weiter. Beim zweiten war ich so sehr im Tunnel, dass ich erst weit nach Spielende bei der Durchsicht der Videos realisiert habe, dass mir die Jungs gleich gratuliert hatten. Nach dem Schlusspfiff war die Stimmung selbstverständlich hervorragend.

DFB.de: Wie ist das Zusammenspiel mit Ihren Vorderleuten?

Kolke: Wenn ich etwas zu sagen habe, dann sage ich das. Kommunikation auf dem Platz ist wichtig. Ich kann auch recht gut mit dem Ball umgehen. Für das moderne Torwartspiel ist das unverzichtbar geworden.

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DFB.de: Torhüter und Linksaußen, behauptet eine Fußballweisheit, seien ein besonderer Schlag Mensch. Wie macht sich das bei Ihnen bemerkbar?

Kolke: Ich denke, dass jeder Torwart etwas Verrücktes in sich trägt. Das muss man auch, wenn man sich teilweise aus kürzester Distanz anschießen lässt oder bei Eins-gegen-Eins-Situationen hohes Risiko gehen muss. Von daher kann ein Torhüter nicht ganz normal sein. Mir hat jedenfalls noch keiner meiner Mitspieler bescheinigt, völlig normal zu sein. (lacht)

DFB.de: Worin sehen Sie die besondere Herausforderung für einen Torhüter?

Kolke: Einige Leute unterschätzen das Torwartspiel meiner Meinung nach. Es gehört mehr dazu, als einfach "nur" die Bälle zu halten. Dem Stellungsspiel kommt eine entscheidende Rolle zu. Manchmal muss man frühzeitig erahnen, wohin der Ball geht, und innerhalb von Millisekunden die richtige Entscheidung treffen. In einigen Spielen gibt es nur eine einzige Situation, in der man sich auszeichnen kann - und dann muss man da sein.

DFB.de: Wann und warum sind Sie Torhüter geworden?

Kolke: Zu Beginn war ich Stürmer. Das war die Zeit, zu der niemand ins Tor wollte. Im E-Jugend-Bereich bin ich dann erstmals ins Tor gegangen, weil unser etatmäßiger Schlussmann ausgefallen war. Seitdem stehe ich zwischen den Pfosten.

DFB.de: Wie gehen Sie mit Fehlern um?

Kolke: Die ärgern mich brutal. Gemeinsam mit unserem Torwarttrainer Steffen Vogler gibt es nach jeder Partie eine eingehende Analyse. Danach muss der Blick gleich wieder nach vorn gehen, der Fehler abgehakt werden. Denn während eines Spiels darf es keinen Gedanken an Fehler geben.

DFB.de: Der SV Wehen Wiesbaden ist derzeit mit 16 Punkten Tabellenachter. Sind Sie damit zufrieden?

Kolke: Nach den Erfahrungen aus der Vorsaison, in der wir lange um den Klassenverbleib zittern mussten, ist es das Wichtigste, dass wir momentan acht Zähler vor den Abstiegsplätzen liegen. Unser erstes Ziel muss es sein, so schnell wie möglich 42 bis 45 Punkte zu holen, damit wir nicht nach unten blicken müssen.

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DFB.de: Es geht in der 3. Liga extrem eng zu. Der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz beträgt nur einen Punkt. Womit lässt sich Konstanz entwickeln?

Kolke: Kleinigkeiten entscheiden meistens die Begegnungen. Deshalb geht es darum, so wenige Fehler wie möglich zu machen. Außerdem ist es entscheidend, immer an die 100 Prozent zu kommen. Fallen nur ein oder zwei Spieler ab, wird es gleich extrem schwer.

DFB.de: Neben dem Fußball hatten Sie ein Fernstudium in den Fächern Soziologie und Politikwissenschaft begonnen. Wie läuft es?

Kolke: Das Studium läuft noch, allerdings bin ich mittlerweile umgestiegen auf Sportmanagement. Ich finde es wichtig, immer einen Plan B in der Tasche zu haben. Schon eine schwere Verletzung kann die Karriere kosten. Nach der aktiven Laufbahn möchte ich außerdem nicht in ein Riesenloch fallen.

DFB.de: Ist Fußballprofi für Sie ein Traumberuf?

Kolke: Selbstverständlich! Es ist ein Privileg, Torwart bei einem der 56 besten Klubs in Deutschland zu sein. Ich genieße jede Sekunde.

DFB.de: 26 Jahre ist besonders für einen Torhüter kein Alter. Wohin soll Ihr Weg gehen?

Kolke: Ich habe noch zwei Jahre Vertrag in Wiesbaden. Für mich geht es immer darum, das Maximale herauszuholen. Ein bestimmtes Karriereziel verfolge ich jedoch nicht.

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