Kölns Fanbeauftragter: "Bei Michal Kadlec entschuldigen"

Die Fans des 1. FC Köln werden sich in den nächsten Tagen bei Michal Kadlec entschuldigen. "Das werden wir machen, das ist das Mindeste", sagt Rainer Mendel, der Fanbeauftragte des 1. FC Köln, im Gespräch mit DFB.de. "Wir werden uns für das Verhalten von zwei Kriminellen entschuldigen müssen, obwohl wir über deren Handlungen natürlich keine Kontrolle haben und wir die sicher auch nicht zu den Fans des 1. FC Köln zählen."

Der tschechische Profi von Bayer 04 Leverkusen wurde in der Nacht zum Sonntag vor einer Kölner Diskothek von zwei berüchtigten Kölner Hooligans attackiert. Der 24-jährige Haupttäter, der mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt ist und in der Datei "Gewalttäter Sport" geführt wird, schlug Kadlec ins Gesicht und brach ihm damit das Nasenbein. Der Überfall ereignete sich gegen drei Uhr morgens auf dem Kölner Innenstadtring.

"Meine Nase hat sofort stark geblutet, und meine Freundin war geschockt", sagte der Bundesliga-Profi, der zusammen mit anderen Bayer-Spielern den Abend in der Diskothek verbracht hatte. "Die Männer hatten sich als FC-Fans zu erkennen gegeben, mich kurz beleidigt. Und dann spürte ich schon einen heftigen Schlag." Kadlec wurde heute operiert und hofft, bereits am Samstag beim Punktspiel seines Klubs gegen Hannover 96 mit einer Gesichtsmaske wieder auflaufen zu können.

"Vorfall von einer neuen Qualität"

"Das ist ein Vorfall von einer neuen Qualität, Gewalt gegen einen Spieler ist absolut verabscheuungswürdig", sagt Rainer Mendel, der hauptberuflich die Fanarbeit des 1. FC Köln leitet. Acht Mitarbeiter hat Mendels Abteilung, die sich um die Belange der 56.000 Klubmitglieder und der organisierten Fans kümmert. Für die pädagogische Fanarbeit stehen noch mal drei Vollzeitkräfte des Klubs zur Verfügung. Mendel sagt: "Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Bei einer solchen Entgleisung sind einfach Grenzen erreicht."

Hendrik Große Lefert beklagt, dass Kriminelle die Bühne des großen Fußballs mißbrauchen. "Ganz klar: Wir verurteilen diesen Angriff auf Michael Kadlec aufs Schärfste", sagt der Sicherheitsbeauftragte des DFB. "Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen Profi der Bundesliga oder einen Spieler des Nachbarvereins der Kreisliga handelt. Wenn einzelne Personen oder Kleingruppen meinen, dass sie unter der Flagge des Fußballs ihre kriminellen Aggressionen ausleben können, hat das mit Fußball und einer fairen, sportlichen Rivaliät absolut nichts mehr zu tun."

Der DFB-Sicherheitsbeauftragte sagt weiter: "Erfreulicherweise distanzieren sich die wirklichen Fans zunehmend öffentlich von solchen Kriminellen. Die Polizei hat die Täter noch in der Nacht gefasst, jetzt obliegt es der Justiz, den Fall zu beurteilen und schnell und konsequent zu ahnden."

"Die Kluft aktiv überwinden"



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Die Fans des 1. FC Köln werden sich in den nächsten Tagen bei Michal Kadlec entschuldigen. "Das werden wir machen, das ist das Mindeste", sagt Rainer Mendel, der Fanbeauftragte des 1. FC Köln, im Gespräch mit DFB.de. "Wir werden uns für das Verhalten von zwei Kriminellen entschuldigen müssen, obwohl wir über deren Handlungen natürlich keine Kontrolle haben und wir die sicher auch nicht zu den Fans des 1. FC Köln zählen."

Der tschechische Profi von Bayer 04 Leverkusen wurde in der Nacht zum Sonntag vor einer Kölner Diskothek von zwei berüchtigten Kölner Hooligans attackiert. Der 24-jährige Haupttäter, der mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt ist und in der Datei "Gewalttäter Sport" geführt wird, schlug Kadlec ins Gesicht und brach ihm damit das Nasenbein. Der Überfall ereignete sich gegen drei Uhr morgens auf dem Kölner Innenstadtring.

"Meine Nase hat sofort stark geblutet, und meine Freundin war geschockt", sagte der Bundesliga-Profi, der zusammen mit anderen Bayer-Spielern den Abend in der Diskothek verbracht hatte. "Die Männer hatten sich als FC-Fans zu erkennen gegeben, mich kurz beleidigt. Und dann spürte ich schon einen heftigen Schlag." Kadlec wurde heute operiert und hofft, bereits am Samstag beim Punktspiel seines Klubs gegen Hannover 96 mit einer Gesichtsmaske wieder auflaufen zu können.

"Vorfall von einer neuen Qualität"

"Das ist ein Vorfall von einer neuen Qualität, Gewalt gegen einen Spieler ist absolut verabscheuungswürdig", sagt Rainer Mendel, der hauptberuflich die Fanarbeit des 1. FC Köln leitet. Acht Mitarbeiter hat Mendels Abteilung, die sich um die Belange der 56.000 Klubmitglieder und der organisierten Fans kümmert. Für die pädagogische Fanarbeit stehen noch mal drei Vollzeitkräfte des Klubs zur Verfügung. Mendel sagt: "Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Bei einer solchen Entgleisung sind einfach Grenzen erreicht."

Hendrik Große Lefert beklagt, dass Kriminelle die Bühne des großen Fußballs mißbrauchen. "Ganz klar: Wir verurteilen diesen Angriff auf Michael Kadlec aufs Schärfste", sagt der Sicherheitsbeauftragte des DFB. "Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen Profi der Bundesliga oder einen Spieler des Nachbarvereins der Kreisliga handelt. Wenn einzelne Personen oder Kleingruppen meinen, dass sie unter der Flagge des Fußballs ihre kriminellen Aggressionen ausleben können, hat das mit Fußball und einer fairen, sportlichen Rivaliät absolut nichts mehr zu tun."

Der DFB-Sicherheitsbeauftragte sagt weiter: "Erfreulicherweise distanzieren sich die wirklichen Fans zunehmend öffentlich von solchen Kriminellen. Die Polizei hat die Täter noch in der Nacht gefasst, jetzt obliegt es der Justiz, den Fall zu beurteilen und schnell und konsequent zu ahnden."

"Die Kluft aktiv überwinden"

Das sieht auch Michael Gabriel so. Der 48-jährige Frankfurter leitet die Koordinationsstelle Fanprojekte. Die KOS wurde 1993 eingerichtet, um die sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekte inhaltlich zu begleiten und deren Arbeit zu koordinieren. Derzeit werden an 46 Standorten 51 Fanszenen betreut. "Das Verhältnis zwischen Fans und Spielern ist brüchiger geworden", so Gabriel. "Leidenschaftliche Unterstützung schlägt heute viel schneller um in Gleichgültigkeit oder sogar Ablehnung. Diese Kluft muss auch von Seiten der Vereine und Verbände immer wieder aktiv überwunden werden."

Gabriel sieht dabei etliche gute Beispiele, etwa die Mitgestaltung der Stadienbauten in Offenbach und Halle durch die Fangruppen. "Gleichzeitig braucht es auch eine kritischere Auseinandersetzung innerhalb der Fanszenen", sagt der KOS-Leiter. "Die Grenze dessen, was Fans dürfen und was gar nicht geht, muss klarer werden."

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Fanforscher Pilz sieht Grenze überschritten

Auch der Fanforscher Gunter A. Pilz sieht mit dem Überfall auf Michal Kadlec eine Grenze überschritten. "Das hat nichts mehr mit den üblichen Ultra-Auseinandersetzungen zu tun", sagt Pilz, der den Deutschen Fußball-Bund unter anderem als Mitglied der Kommission Prävention und Sicherheit berät.

Zweimal kam es in jüngerer Vergangenheit zu Attacken gewalttätiger Kölner Fans, in beiden Fällen wurden Busse mit Fans des Bundesligarivalen Borussia Mönchengladbach angegriffen. "Der 1. FC Köln hat hier richtig reagiert und beispielsweise dem Kölner Fanklub, aus dem die Gewalttäter stammten, alle Privilegien im Stadion entzogen", so Pilz. "Mehr als harte Sanktionen und eine klare Distanzierung geht einfach nicht. Der Rest ist nicht mehr Aufgabe des Vereins, sondern der Polizei und der Staatsanwaltschaft, dies gilt auch und gerade bei dem Angriff auf Michal Kadlec."

Der Fanforscher sieht dabei ursächlich auch einige Entwicklungen in den Fanszenen für eine "Entgrenzung" verantwortlich. "Die Ultra-Szene nimmt für sich in Anspruch, das kritische Element zu sein. Da denken Einzelne, sie wären für eine positive Zukunft des Fußballs zumindest mitverantwortlich. Ein kleiner Teil der Ultras entwickelt sich in eine völlig falsche Richtung. Da müssen wir fordern, dass sich andere Fans davon klar distanzieren", sagt Pilz, der seit 1975 als Honorarprofessor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover tätig ist.