Köln gegen Werder im Video: Müllers Sechserpack und Littis Sitztor

Es war nicht immer ein Kampf um den Europacup: Am Freitag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 32. Spieltag im RheinEnergieStadion das 90. Bundesligaduell zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien in Köln, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

5. Oktober 1963: 1. FC Köln - Werder Bremen 4:3

Wie Gazellen waren die Geißböcke aus den Startblöcken geschnellt. Nach fünf Spieltagen der neuen Bundesliga führte der kommende Meister 1. FC Köln die Tabelle mit 9:1 Punkten an, und gegen die erst einmal siegreichen Bremer erwarteten die 23.000 im Müngersdorfer Stadion, die dem Schauerregen trotzten, natürlich den nächsten Sieg. Umso länger die Gesichter in der Halbzeit, zu der die Grün-Weißen dank eines Treffers von Theo Klöckner (19.) führten. Sie wurden noch länger, als Dieter Meyer in der 59. Minute erhöhte. War sie das, die erste Bundesliga-Niederlage des 1. FC Köln?

Schon 20 Minuten später stellte sich diese Frage nicht mehr. Angetrieben von Weltmeister Hans Schäfer, vor dem Spiel zum Fußballer des Jahres gekürt, machte der FC ungeheuren Druck - und endlich Tore. Vier binnen 14 Minuten entnervten den Bremer Ersatzkeeper Dragomir Ilic (38), nominell die Nummer drei, und seine Vorderleute, die nun vom Geißbock regelrecht auf die Hörner genommen wurden. Die Torjagd war ein Fall für Zwei: Hans Schäfer (66.), Christian Müller (74., per Kopf), wieder Schäfer (77.) und noch mal Müller (80.) machten aus dem 0:2 ein 4:2. Die Bremer reklamierten beim 3:2 vergeblich Abseits und setzten durch Waldemar Gerhardt (84.) noch eine sportliche Protestnote, aber dabei blieb es dann. Auch weil Sepp Piontek nur die Latte traf (86.) und Schäfer den Abpraller von der der eigenen Torlinie schlug.

Werder-Trainer Willi Multhaup war zerknirscht: "Ich stehe vor einem Rätsel. In fünf Minuten drei Tore. Dabei hatte unser 4-2-4-System bis dahin so vorzüglich geklappt." Verteidiger Helmut Jagielski selbstkritisch: "Wir von der Abwehr haben das Spiel verloren." Und Anteil an einem Rekord: Sechs Tore in einer Halbzeit, das hatte die Bundesliga noch nicht gesehen. Dass in diesem Duell ihre ersten beiden Meister aufeinander trafen, konnte niemand wissen, aber nach diesen 90 Minuten dürfte es mancher für möglich gehalten haben.



Es war nicht immer ein Kampf um den Europacup: Am Freitag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 32. Spieltag im RheinEnergieStadion das 90. Bundesligaduell zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien in Köln, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

5. Oktober 1963: 1. FC Köln - Werder Bremen 4:3

Wie Gazellen waren die Geißböcke aus den Startblöcken geschnellt. Nach fünf Spieltagen der neuen Bundesliga führte der kommende Meister 1. FC Köln die Tabelle mit 9:1 Punkten an, und gegen die erst einmal siegreichen Bremer erwarteten die 23.000 im Müngersdorfer Stadion, die dem Schauerregen trotzten, natürlich den nächsten Sieg. Umso länger die Gesichter in der Halbzeit, zu der die Grün-Weißen dank eines Treffers von Theo Klöckner (19.) führten. Sie wurden noch länger, als Dieter Meyer in der 59. Minute erhöhte. War sie das, die erste Bundesliga-Niederlage des 1. FC Köln?

Schon 20 Minuten später stellte sich diese Frage nicht mehr. Angetrieben von Weltmeister Hans Schäfer, vor dem Spiel zum Fußballer des Jahres gekürt, machte der FC ungeheuren Druck - und endlich Tore. Vier binnen 14 Minuten entnervten den Bremer Ersatzkeeper Dragomir Ilic (38), nominell die Nummer drei, und seine Vorderleute, die nun vom Geißbock regelrecht auf die Hörner genommen wurden. Die Torjagd war ein Fall für Zwei: Hans Schäfer (66.), Christian Müller (74., per Kopf), wieder Schäfer (77.) und noch mal Müller (80.) machten aus dem 0:2 ein 4:2. Die Bremer reklamierten beim 3:2 vergeblich Abseits und setzten durch Waldemar Gerhardt (84.) noch eine sportliche Protestnote, aber dabei blieb es dann. Auch weil Sepp Piontek nur die Latte traf (86.) und Schäfer den Abpraller von der der eigenen Torlinie schlug.

Werder-Trainer Willi Multhaup war zerknirscht: "Ich stehe vor einem Rätsel. In fünf Minuten drei Tore. Dabei hatte unser 4-2-4-System bis dahin so vorzüglich geklappt." Verteidiger Helmut Jagielski selbstkritisch: "Wir von der Abwehr haben das Spiel verloren." Und Anteil an einem Rekord: Sechs Tore in einer Halbzeit, das hatte die Bundesliga noch nicht gesehen. Dass in diesem Duell ihre ersten beiden Meister aufeinander trafen, konnte niemand wissen, aber nach diesen 90 Minuten dürfte es mancher für möglich gehalten haben.

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Der höchste Heimsieg

17. Oktober 1977: 1. FC Köln - Werder Bremen 7:2

Dass es für den deutschen Sport ein ganz besonderer Abend werden würde, ahnten wohl selbst die Initiatoren der Doppelveranstaltung nicht. Am 17. August 1977 fand nämlich vor der Bundesliga-Begegnung ein Staffellauf über viermal 1500 Meter statt, und das deutsche Quartett mit Thomas Wessinghage, Harald Hudak, Michael Lederer und Karl Fleschen lief prompt einen fantastischen Weltrekord, der 32 Jahre hielt. Es schien ganz unmöglich, diese Leistung in den Schatten zu stellen. So sehr es auch im Publikum brodelte, 19.000 Zuschauer waren gekommen. Im Kicker stand am nächsten Tag: "Die Stimmung, die schon vor dem Spiel unter den Zuschauern durch den Weltrekordlauf (...) aufgekommen war, ebbte nicht ab."

Und daran hatte ein Mann besonderen Anteil: Dieter Müller, damals 23. Auch er steuerte Rekordkurs an diesem magischen Abend, und im Gegensatz zu den Staffel-Läufern bleibt er bis heute unübertroffen. Nie hat ein Spieler mehr Tore in einem Bundesligaspiel erzielt als Müller, der sechsmal netzte. Wie aber kam es dass Dieter Müller an diesem Tag eine auch für die damalige Zeit so ungewöhnliche Torausbeute verbuchen konnte?

Die Kölner waren im Umbruch, es war das Jahr eins nach Wolfgang Overath, und das erste Spiel war gänzlich misslungen - 1:5 in Düsseldorf. Nie sollte ein späterer Meister schlimmer starten als die Weisweiler-Auswahl. Gegen die damals stets gegen den Abstieg spielenden Bremer zeigten sie erstmals meisterliche Form. Dieter Müller erinnerte sich in einem Bundesliga-Buch an diesen Tag: "Es war ein Mittwochabend, und es regnete leicht. Wir fegten Werder Bremen im Müngersdorfer Stadion mit 7:2 weg. Mir gelangen sechs Buden, dazu traf Flohe."

Schon in der ersten Hälfte fabriziert Müller einen klassischen Hattrick: Das 1:0 gelingt ihm liegend (12.), das 2:0 und 3:0 dann per Kopf (23. und 32.) jeweils nach Freistößen - mal getreten von Herbert Neumann, mal von seinem Nationalteamkollegen Heinz Flohe. Auch sein Gegenspieler Horst-Dieter Höttges hat mal für Deutschland gespielt (66 Länderspiele), doch seine besten Tage sind vorbei, und der in die Jahre gekommene "Eisenfuß" erlebt einen schwarzen Abend. Werder verkürzt vor der Pause durch Per Roentved, es bleibt noch ein wenig spannend.

Doch Dieter Müller macht da weiter, wo er aufgehört hat. In der 52. Minute köpft er das 4:1, in der 73. das 5:1 nach einer Flohe-Ecke - vier Kopfballtore sind ebenfalls einsamer Bundesligarekord. Müller verliert zwischenzeitlich selbst den Überblick: "Wenn du die Dinger reinmachst, zählst du sie nicht. Ich war selbst erstaunt." Doch die Anzeigetafel lügt nicht, und einmal darf sein Name noch drauf, nachdem sich auch Werders Uwe Bracht (81.) und Kollege Heinz Flohe (85.) kurz in das Müller-Festival eingemischt haben. In der 86. Minute taucht der Torjäger wieder frei vor Dieter Burdenski auf und überwindet den an jenem Abend bedauernswerten Mann, mit dem er nach Saisonende zur WM nach Argentinien fliegen wird.

Dieter Müller wird auch dank dieses rauschhaften Abends im Müngersdorfer Stadion Torschützenkönig 1977/1978, wenngleich er sich den Titel mit Namensvetter Gerd vom FC Bayern teilen muss: Beide kommen am Ende auf 24 Tore. Wichtiger für Müller und seine Kölner: Der 1. FC gewinnt das Double und wird dank der um fünf Treffer besseren Tordifferenz Deutscher Meister. So nutzte sein Rekord auch der ganzen Mannschaft.

Höchste Auswärtssiege

11. Dezember 2005: 1. FC Köln - Werder Bremen 1:4

Gänzlich konträrer Stimmung trafen die Teams an jenem Sonntagabend aufeinander. Die Kölner waren Aufsteiger, standen auf dem 15. Platz mit dem Rücken zur Wand, hatten zehn Spiele nicht gewonnen und durch Disziplinlosigkeiten zwei Spieler (Alpay Özalan und Albert Streit) vorübergehend verloren. Auch Nationalspieler Lukas Podolski fehlte verletzt. Werder dagegen hatte sich durch ein furioses 5:1 über Panathinaikos Athen noch auf den letzten Drücker das Achtelfinale der Champions League erreicht, und in der Liga war als Dritter auch noch alles drin. "Normalerweise sind wir stärker und müssen siegen", sagte Werders Sportdirektor Klaus Allofs vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte.

50.000 Zuschauer wollten sehen, wie der Kampf mit ungleichen Waffen endet. Zunächst sah es nach einer Überraschung aus, Imre Szabics besorgte das 1:0 (24.), das auf die Kappe von Werder-Keeper Andreas Reinke ging, aber nur elf Minuten Bestand hatte. Dann drosch Abwehrchef Naldo einen seiner gefürchteten Freistöße aus 30 Metern an Andreas Wessels vorbei ins Kölner Netz (34.). Nach einem Abwehrfehler verwertete Miroslav Klose ein Zuspiel von Johan Micoud (50.) - und dabei schien es zu bleiben. Wenig sprach für den höchsten Bremer Sieg in Köln. Aber die Hanseaten verschossen ihr Pulver erst ganz zuletzt, Antreiber Micoud (90.) und Torjäger Klose (90.+1) gaben den Kölnern den Rest.

Weitere 1:4-Resultate gab es am 27. September 2003, 11. Februar 1984 und am 30. September 1967.

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Der besondere Moment

7. Mai 1988: 1. FC Köln - Werder Bremen 2:0

Vier Tage zuvor war Werder zum zweiten Mal Meister geworden. Da war das Gastspiel in Köln an diesem 32. Spieltag nicht mehr so wichtig - nicht mal für den FC, der schon für den UEFA-Cup qualifiziert war. Und doch waren 35.000 gekommen, um den neuen Meister zu sehen. Sie wurden auch Zeugen einer bemerkenswerten Szene. Beim Stand von 1:0 flankte FC-Verteidiger Hans Hohs in den Werder-Strafraum, wo sich auch Stürmer Frank Ordenewitz aufhielt, obwohl sein Arbeitsplatz eigentlich der gegnerische Strafraum war. Prompt passierte das Unglück, er berührte den Ball mit der Hand. Schiedsrichter Neuner sah es aber nicht genau, befragte seinen Linienrichter, der es nicht gesehen hatte, und gab Ecke.

Da die Proteste nicht verstummten, kam es schließlich zur nächsten Zeugenbefragung, und Ordenewitz gab zu: "Ich habe die Hände zuhilfe genommen." Neuner bedankte sich, gab Elfmeter, den Pierre Littbarski zum 2:0-Endstand verwandelte. "Eine ehrliche Haut: Frank Ordenewitz", titelte der Kicker. Ordenewitz wiegelte ab: "Was soll ich in unserer Lage noch lügen? Wenn die Meisterschaft noch nicht entschieden gewesen wäre, hätte ich es mir sicher überlegt, ob ich die Wahrheit sage." Auch das war ehrlich, und so forderte Kölns Trainer Christoph Daum einen "Preis für Ehrlichkeit", womit er offene Türen bei der FIFA einrannte. Denn die hatte erst 1987 einen Fairplay-Preis eingeführt und zeichnete nun Frank Ordenwitz als zweiten Preisträger (nach der Mannschaft von Dundee United) überhaupt aus. Mit dem Preis gab es 50.000 Schweizer Franken, die "Otze" freilich nicht behielt. Sie waren das Startkapital für eine Stiftung zu Gunsten Not leidender Kinder. Wahrlich ein besonderer Moment.

Das wichtigste Spiel

25. April 1985: 1. FC Köln - Werder Bremen 3:2

Der Winter 1984/1985 war nicht besonders fußballfreundlich, 14 Bundesliga-Partien fielen Eis und Schnee zum Opfer. Darunter das Heimspiel des FC gegen Werder Bremen, das für den 16. Februar angesetzt gewesen war. Damals waren die Bremer Zweiter gewesen, und das waren sie auch noch an jenem letzten Donnerstag im April 1985. Mit dem feinen Unterschied, dass sie ein Spiel weniger als die Bayern hatten und diese bereits mit einem Remis überholen konnten. Die Kölner standen auf Platz fünf und hatten im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz nichts zu verschenken. So richtete sich das größte Interesse an diesem Nachholspieltag (fünf Partien) auf die Partie im Müngersdorfer Stadion, zu der auch Bayern-Trainer Udo Lattek, gerade in Everton aus dem Europapokal ausgeschieden, anreiste.

"Bei guten Wetter kommen mindestens 40.000 Zuschauer", prophezeite FC-Manager Michael Meier. Werder-Torwart Dieter Burdenski fand: "Gewinnen wir in Müngersdorf, dann werden wir Meister." Dafür, plauderte Manager Willi Lemke, würde die Mannschaft 300.000 Mark bekommen. Dass die Prämie nie gezahlt werden musste, lag dann an Kölns Nationalspielern. Klaus Allofs, der als Spieler und Manager noch Großes in Bremen erleben sollte, verdarb Werder den Abend mit zwei Toren (12., 55.). Und nach Frank Neubarths Anschlusstor (59.) geschah Sensationelles: Das 3:1 von Pierre Littbarski entschied die Partie wohl auch dadurch, wie es fiel. Nach einem Dribbling war er an der Auslinie zu Fall gekommen, schlenzte den Ball aber noch im Aufstehen an Burdenski vorbei aus spitzem Winkel ins Tor. Ebenso kurios wie gekonnt.

Die ARD-Zuschauer wählten das "Schaufel-Sitz-Tor", wie es die Fußball Bild noch 32 Jahre später bezeichnete, zum Tor des Monats und Tor des Jahres 1985. "Ich habe später im Training öfter versucht, das noch mal hinzukriegen - es hat nie geklappt", sagte Littbarski dem Blatt, in dem sich auch Burdenski äußerte: "Ich habe mich für den Schützen nicht gerade gefreut. Das hat man nicht gern als Torwart. Da ist man aggressiv und wütend." Das dürfte auch für die ganze Werder-Mannschaft gegolten haben, die durch Bruno Pezzey nur noch zum 2:3 (86.) kam und zwei Lattentreffer (Völler, Neubarth) zustande brachte. Am Ende fehlten den Bremern zwei Punkte zur Meisterschaft - jene, die sie in Köln verpasst hatten.

Serien und Fakten

Gesamt-Bilanz: 33-23-33
Heim-Bilanz: 26-12-6

Rückblick:
- Hinspiel: 1:1
- Zuletzt vier Remis, in Köln zuletzt drei
- Köln seit sechs Duellen ungeschlagen
- Seit sechs Duellen kein Heimsieg
- Vier der letzten sechs Duelle endeten 1:1
- Letzter Bremer Sieg (ein 4:1) in Köln vor sechs Duellen, am 11. Dezember 2005
- Torquote dieser Paarung: 3,27

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