Klose: "Wir wissen, dass wir es können"

Klose: Das stört mich nicht. Auch in München gab es das ja schon. Irgendwie gehört das dazu, aber es ändert mich nicht. Ich habe gelernt, die Dinge realistisch einzuschätzen.

DFB.de: In zwei Wochen beginnt die EM in Polen und der Ukraine. Sie wurden in Polen geboren, haben dorthin noch viele Kontakte? Was hören Sie aus Polen, wie groß ist dort die Vorfreude auf das Turnier?

Klose: Die Vorfreude ist da, das ganze Land fiebert der Euro entgegen. Die Fans werden die polnische Mannschaft mit großer Begeisterung unterstützen. Ich gehe davon aus, dass es ein großartiges Turnier wird.

DFB.de: Mit welchen Zielen gehen Sie in die EM?

Klose: Ich habe bei der letzten EM zwei Tore gemacht, mein Ziel ist es, diese Anzahl zu überbieten. Als Mannschaft wollen wir soweit wie möglich kommen. Die EM ist mein sechstes Turnier, ich verfüge über eine gewisse Erfahrung. Ich weiß, was wir alles machen müssen, um ein gutes Turnier zu spielen. Wir haben in der Vorbereitung die Grundsteine gelegt. Jetzt gilt es, sich auf jeden Auftritt optimal zu konzentrieren.

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Miroslav Klose verfügt über die meiste Erfahrung im Kader der deutschen Mannschaft. Klose war schon vor zehn Jahren dabei, als die DFB-Auswahl bei der WM in Japan und Südkorea den zweiten Platz belegte. Die EM 2012 ist für den Stürmer etwas ganz Besonderes. Die deutsche Auswahl ist zu Gast in Polen, dem Land, in dem er geboren wurde. Im Trainingslager in Südfrankreich erzählt Klose im DFB.de-Gespräch-der-Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke von seinen Erinnerungen an seine Kindheit in Frankreich, seine Rolle als Star bei Lazio Rom und seiner Begegnung mit Michael Schumacher.

DFB.de: Herr Klose, um Leistung zu bringen, benötigen Sie körperliche Fitness und Selbstbewusstsein. Wie fit sind Sie, wie steht es um Ihr Selbstbewusstsein?

Miroslav Klose: Ich fühle mich sehr gut. Mir haben die vielen Einheiten in den Trainingslagern gut getan. Bereits bei Lazio hatte ich zuletzt zweimal am Tag trainiert. Ich bin fit, das ist wichtig. Jetzt muss ich nur noch gesund bleiben.

DFB.de: Und wie steht es um das Selbstbewusstsein?

Klose: Das ist vorhanden. Natürlich habe ich noch nicht die Spielpraxis, aber man kann sich sein Selbstbewusstsein auch im Training holen. Dort läuft es sehr gut, deswegen muss sich niemand um mein Selbstbewusstsein sorgen.

DFB.de: Wie sehr sind Ihre Gedanken aktuell in Rom? Es gibt dort im Moment einige Irrungen. Kapitän Stefano Mauri wurde im Zuge des Manipulationsskandals verhaftet. Und noch immer ist kein Nachfolger für den früheren Trainer Edy Reja gefunden.

Klose: Natürlich verfolge ich die Geschehnisse in Rom, natürlich interessiere ich mich dafür, wer in der kommenden Saison mein Trainer ist. Zur Verhaftung von Stefano Mauri kann ich nichts sagen, ich habe das nur aus den Medien erfahren. Ich weiß keine Einzelheiten, also kann ich mich seriös dazu nicht äußern.

DFB.de: Sie hatten immer eine hohe Meinung von Breno, mit dem Sie gemeinsam bei Bayern München gespielt haben. Wie sehr freuen Sie sich, künftig mit dem Brasilianer in Rom zusammenzuspielen?

Klose: Er ist mit der beste Abwehrspieler, gegen den ich jemals gespielt habe. Er bringt alles mit, er ist schnell, ist zweikampfstark, kopfballstark. Er hat alles, was ein guter Abwehrspieler benötigt. Zudem ist er noch sehr jung, hat aber schon mit sehr vielen sehr guten Trainern zusammengearbeitet. Für uns ist er eine große Verstärkung. Aber, jetzt ist Nationalmannschaft, jetzt liegt mein Fokus darauf, beim ersten Spiel gegen Portugal meine beste Leistung zeigen zu können.

DFB.de: Die deutsche Mannschaft hat am Samstag mit 3:5 gegen die Schweiz verloren. Bereitet Ihnen dies Sorge oder sagen Sie, wie viele andere, dass man dieses Testspiel nicht überbewerten sollte?

Klose: Wenn ich auf den Platz gehe, will ich jedes Spiel gewinnen. Man muss immer versuchen, die bestmögliche Leistung abzurufen. Für einen Fußballer sollte dies das Normalste auf der Welt sein. Solche Spiele wie gegen die Schweiz kommen aber immer mal wieder vor. Leider. In diesem Spiel haben wir uns kollektiv schwergetan. Im läuferischen Bereich und in vielen anderen. Auch spielerisch war es nicht gut. Eigentlich sind wir in vielen Bereichen schon sehr viel weiter. Aber wir haben es nicht auf den Platz bekommen.

DFB.de: Wie sehr beunruhigt Sie das?

Klose: Wir haben häufig zwei Mal am Tag trainiert. Wir hatten schwere Beine. Aber eigentlich ist es nur Kopfsache. Wir wissen, dass wir es können. Unsere Mannschaft ist fußballerisch sehr stark, egal welche Spieler auf dem Platz stehen. Ob es die erste Reihe ist, oder die Spieler dahinter. Wir sind in allen Mannschaftsteilen sehr ausgeglichen und breit besetzt. Deswegen muss man immer erwarten können, dass wir gegen die Schweiz gewinnen und vor allem ordentlich Fußball spielen.

DFB.de: Sie haben am Tag danach die Formel 1 besucht. Wie hat es Ihnen in Monte Carlo gefallen?

Klose: Es war sensationell, das alles mitzuerleben. Den ganzen Trubel, den Zirkus. Ich fand es sehr spannend, zu sehen, welche Aufgaben die Fahrer vor dem eigentlichen Rennen zu erledigen haben. Pressetermine, Marketing-Geschichten. Für mich war es ein Kontrastprogramm. Ich bin ja jetzt das Italienische, diese gelassene Lebensart gewöhnt. Und dort, das war Hektik pur.

DFB.de: Wie spannend war es für Sie, Michael Schumacher zu treffen? Sie haben zwischen sich und Schumacher mal eine Art Wesensverwandtschaft vermutet.

Klose: Ich habe kurz mit ihm gesprochen und mich lange mit seinem Physiotherapeuten unterhalten. Michael Schumacher ist lange oben gewesen, er ist siebenfacher Weltmeister, jetzt kommt er langsam wieder in Topform. Und er muss sich alles wieder erarbeiten. In einer Saison passiert in der Formel 1 eine ganze Menge. Im Fußball ist das genauso. Bei beiden Sportarten entscheiden Kleinigkeiten. Ich habe großen Respekt vor den Fahrern der Formel 1, sie müssen den Fokus voll auf dem Rennen haben und alles andere ausblenden können.

DFB.de: Die Formel 1 war für Sie nur Abwechslung vom Trainingsalltag. Wie erleben Sie die Vorbereitung bislang? Wie wichtig ist es für die Gruppe, dass nun die Spieler des FC Bayern im Training dabei sind?

Klose: Es ist gut, dass die Bayern jetzt hier sind. Jetzt wird im Kollektiv gearbeitet, jetzt wird der Feinschliff erfolgen. Und wichtig ist, dass wir nun mit der ganzen Mannschaft zusammen sind. Das tut der gesamten Gruppe gut.

DFB.de: Das Trainingslager findet in Tourrettes in Südfrankreich statt. Hat das Land Frankreich für Sie noch eine besondere Bedeutung?

Klose: Ich habe ja ein paar Jahre in Frankreich gelebt. Als ich noch ganz klein war. Aber nicht hier in der Gegend. Wir waren in Polen, sind dann nach Frankreich, wieder zurück nach Polen und schließlich nach Deutschland gekommen.

DFB.de: Wie gut ist Ihr Französisch?

Klose: Das war meine erste Sprache. Ich konnte nur Französisch, keine andere Sprache. Aber wir haben danach zu Hause nur Polnisch gesprochen, später habe ich dann Deutsch gelernt und das Französisch ist nach und nach weggegangen.

DFB.de: Ihr Vater war als Fußballprofi in Auxerre. Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre Zeit in Frankreich?

Klose: Nicht mehr viele. Die Gegend, in der wir gewohnt haben, hieß Chalon-sur-Saône. Ich habe mir mal ein Spiel von meinem Vater angeschaut, das weiß ich noch. Ich erinnere mich noch an das Hochhaus, in dem wir gewohnt haben. Direkt dahinter war der Kindergarten, in den ich gegangen bin. Ich musste nur einmal über den Hof gehen. Aber an die Details erinnere ich mich nicht. Ich habe schon lange nicht mehr an diese Zeit gedacht.

DFB.de: Auch nicht, als Sie vor einem Jahr erneut den Sprung ins Ausland gewagt haben und aus München nach Italien gegangen sind? War dies für Sie kein Anlass, noch einmal zurückzublicken?

Klose: Nein. Die Situationen lassen sich ja gar nicht vergleichen. Ich bin jetzt viel älter und erfahrener. Die ganzen Voraussetzungen haben sich ja komplett gewandelt.

DFB.de: Früher waren Sie der kleine Miro, jetzt sind Sie der große Fußballstar.

Klose: So sehe ich das nicht. Das machen ja nur die anderen. Ich weiß, dass ich ein ganz normaler Mensch bin. Ich übe Fußball als Beruf aus, aber das macht mich noch nicht zu etwas Besonderen. Mein Status bringt es für mich, dass der Schritt ins Ausland zu gehen, für meine Kinder leichter ist, als es für mich früher war. Aber das hat mit mir als Person nichts zu tun.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach einem Jahr in der ewigen Stadt aus?

Klose: Es ist alles so gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Das ganze Paket stimmt für die ganze Familie. Wir fühlen uns alle sehr wohl. Das einzige, was nicht optimal war, waren die Verletzungen. Ich hätte natürlich gerne das eine oder andere Spiel mehr gemacht, leider hat mich die Muskelverletzung zurückgeworfen. Aber Verletzungen gehören zum Fußball dazu.

DFB.de: Wenn Sie sich nicht als Star sehen - wie sehr stört Sie der Personenkult, den die Tifosi um die Fußballer und Ihre Person veranstalten?

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Klose: Das stört mich nicht. Auch in München gab es das ja schon. Irgendwie gehört das dazu, aber es ändert mich nicht. Ich habe gelernt, die Dinge realistisch einzuschätzen.

DFB.de: In zwei Wochen beginnt die EM in Polen und der Ukraine. Sie wurden in Polen geboren, haben dorthin noch viele Kontakte? Was hören Sie aus Polen, wie groß ist dort die Vorfreude auf das Turnier?

Klose: Die Vorfreude ist da, das ganze Land fiebert der Euro entgegen. Die Fans werden die polnische Mannschaft mit großer Begeisterung unterstützen. Ich gehe davon aus, dass es ein großartiges Turnier wird.

DFB.de: Mit welchen Zielen gehen Sie in die EM?

Klose: Ich habe bei der letzten EM zwei Tore gemacht, mein Ziel ist es, diese Anzahl zu überbieten. Als Mannschaft wollen wir soweit wie möglich kommen. Die EM ist mein sechstes Turnier, ich verfüge über eine gewisse Erfahrung. Ich weiß, was wir alles machen müssen, um ein gutes Turnier zu spielen. Wir haben in der Vorbereitung die Grundsteine gelegt. Jetzt gilt es, sich auf jeden Auftritt optimal zu konzentrieren.