Klose und die WM-Torjägerliste: "Ganz allein ganz vorne sein"

Klose: Man setzt sich als Stürmer vor den Turnieren immer Marken und Ziele. Vor der WM habe ich mir vorgenommen, mindestens drei Treffer zu erzielen. Ich habe jetzt ein Spiel gemacht und ein Tor erzielt – noch stimmt die Quote. Ich würde mich natürlich auch nicht dagegen wehren, wenn es mehr als drei Tore werden sollten.

DFB.de: Sie wollen den Rekord so lange wie möglich halten. Stimmen Sie zu, dass es im DFB-Team mit Thomas Müller einen Spieler gibt, der Ihnen eines Tages gefährlich werden kann?

Klose: Absolut. Wer Thomas sieht und tagtäglich erlebt, der merkt, welche Fähigkeiten er hat. Ohne Frage – Thomas hat das Zeug dazu. Es gehört aber sehr viel dazu, bei Weltmeisterschaften so erfolgreich zu sein, auch Glück. Vor allem das Glück, bei den Turnieren immer fit zu sein. Aber das Können und das Potenzial hat Thomas, ganz klar. Er ist ein richtig guter Stürmer.

DFB.de: Beschreiben Sie doch mal den Rekordtreffer aus Ihrer Sicht!

Klose: Ich kam rein, dann gab es schnell die Ecke. Ich habe gedacht, dass ich zum Kopfball gehen muss und bin angetreten. Aber irgendetwas hat mir gesagt, dass ich abbrechen und auf den zweiten Pfosten gehen muss. Diesem Instinkt bin ich zum Glück gefolgt, genau dort kam der Ball hin.

DFB.de: Ein Treffer des Torriechers.

Klose: Typisch Stürmer halt. Man muss ein Näschen dafür haben, wo der Ball hinkommen könnte. In diesem Augenblick hat alles gestimmt. Ich war mir sicher, dass ich noch hinter dem Verteidiger stehe. Ich wusste, wo ich mich positionieren muss und habe den Ball sicher über die Linie befördert.

DFB.de: Wissen Sie noch, welche Gedanken Ihnen unmittelbar nach dem Tor durch den Kopf geschossen sind?



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Bei der WM 2002: drei Tore gegen Saudi Arabien, dazu gegen Irland und Kamerun jeweils ein Treffer. Bei der WM 2006: zwei Tore gegen Costa Rica, zwei Tore gegen Ecuador und ein Tor gegen Argentinien. Bei der WM 2010: ein Tor gegen Australien, ein Tor gegen England und zwei Tore gegen Argentinien. Fünf plus fünf plus vier.

Bei 14 WM-Treffern lag Miroslav Klose vor dem Spiel gegen Ghana. Am Samstag gelang Klose mit dem 2:2 Treffer Nummer 15. Damit hat der Stürmer eine Mauer durchbrochen. In der WM-Geschichte gibt es nun keinen Fußballer, der den Ball häufiger ins Tor befördert hat. Der Deutsche hat den Rekord des Brasilianers Ronaldo eingestellt.

Über das Spiel gegen Ghana, seinen Rekord und die WM 2014 redet der 36-jährige Klose im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke.

DFB.de: Herr Klose, wir müssen so platt fragen: Sie haben den Rekord von Ronaldo eingestellt. Wie viel bedeutet Ihnen dies?

Miroslav Klose: Wer mich kennt, der weiß, dass es in den vergangenen Monaten mein oberstes Ziel war, eine vierte Weltmeisterschaft zu spielen. Ich habe ein problematisches Jahr hinter mir, ich wurde oft zurückgeworfen und hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. In meinem Weg habe ich mich davon aber nicht beirren lassen. Für mich ist es eine große Bestätigung, dass ich dieses Ziel erreicht habe. Dass mir nun so schnell dieses Tor gelungen ist, ist natürlich eine schöne Zugabe. 20 Spiele, 15 Kisten, das ist nicht schlecht. Aber wichtiger als meine Tore ist die Mannschaft. Wenn ich dem Team helfen kann, bin ich da.

DFB.de: Dann sind Sie mit dem einen Tor zufrieden?

Klose: Nein. Mein Ziel ist es, ganz alleine ganz vorne zu stehen. Ich bin noch nicht fertig. Ich würde lügen, wenn ich anderes behaupten würde. Ich bin ein Stürmer – und Stürmer wollen Tore erzielen. Und natürlich will ich diese Liste so lange wie möglich anführen. Ich weiß, wie viele talentierte Stürmer da draußen rumlaufen. Ich weiß aber auch, wie schwer es ist, gerade auf dem Niveau, auf dem bei Weltmeisterschaften Fußball gespielt wird.

DFB.de: Wenn Sie einen Wunsch hätten - wo soll der Rekord am Ende der WM in Brasilien stehen? 16, 17, 18?

Klose: Man setzt sich als Stürmer vor den Turnieren immer Marken und Ziele. Vor der WM habe ich mir vorgenommen, mindestens drei Treffer zu erzielen. Ich habe jetzt ein Spiel gemacht und ein Tor erzielt – noch stimmt die Quote. Ich würde mich natürlich auch nicht dagegen wehren, wenn es mehr als drei Tore werden sollten.

DFB.de: Sie wollen den Rekord so lange wie möglich halten. Stimmen Sie zu, dass es im DFB-Team mit Thomas Müller einen Spieler gibt, der Ihnen eines Tages gefährlich werden kann?

Klose: Absolut. Wer Thomas sieht und tagtäglich erlebt, der merkt, welche Fähigkeiten er hat. Ohne Frage – Thomas hat das Zeug dazu. Es gehört aber sehr viel dazu, bei Weltmeisterschaften so erfolgreich zu sein, auch Glück. Vor allem das Glück, bei den Turnieren immer fit zu sein. Aber das Können und das Potenzial hat Thomas, ganz klar. Er ist ein richtig guter Stürmer.

DFB.de: Beschreiben Sie doch mal den Rekordtreffer aus Ihrer Sicht!

Klose: Ich kam rein, dann gab es schnell die Ecke. Ich habe gedacht, dass ich zum Kopfball gehen muss und bin angetreten. Aber irgendetwas hat mir gesagt, dass ich abbrechen und auf den zweiten Pfosten gehen muss. Diesem Instinkt bin ich zum Glück gefolgt, genau dort kam der Ball hin.

DFB.de: Ein Treffer des Torriechers.

Klose: Typisch Stürmer halt. Man muss ein Näschen dafür haben, wo der Ball hinkommen könnte. In diesem Augenblick hat alles gestimmt. Ich war mir sicher, dass ich noch hinter dem Verteidiger stehe. Ich wusste, wo ich mich positionieren muss und habe den Ball sicher über die Linie befördert.

DFB.de: Wissen Sie noch, welche Gedanken Ihnen unmittelbar nach dem Tor durch den Kopf geschossen sind?

Klose: Nein, gar nicht. Ich weiß, dass ich auf dem Weg zur Mittellinie geschaut habe, wie lange noch zu spielen ist. Ich war dann optimistisch, dass wir noch die ein oder andere Möglichkeit bekommen werden, den Siegtreffer zu erzielen. Das war dann auch so, wobei wir auch sagen müssen, dass wir durchaus noch einen Gegentreffer hätten kassieren können.

DFB.de: Danach kam der Tor-Salto nach langer Zeit mal wieder zur Aufführung. Spontan? Geplant?

Klose: Das war komplett spontan. Ich weiß auch nicht, was mich dazu getrieben hat, den Salto zu machen. Man hat auch gesehen, dass ich in dieser Hinsicht völlig aus der Übung bin.

DFB.de: So missraten war der Salto jetzt auch nicht.

Klose: Doch, leider schon. (lacht)

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DFB.de: Sie erzielen auch außerhalb von Weltmeisterschaften viele Tore - im Verein und in der Nationalmannschaft. Bei WM-Turnieren ist die Quote allerdings auffallend hoch. Haben Sie eine Erklärung, warum Sie gerade auf der größten Bühne so häufig treffen?

Klose: Ich bin Mannschaftsspieler, der Dank gilt meinen Kollegen. Viele Tore konnte ich nur erzielen, weil ich gute Zuspiele, gute Flanken erhalten habe. Das gehört alles dazu, nicht nur der Torriecher. Als Stürmer ist man ja immer auch von der Qualität der Mitspieler abhängig. Und die Qualität der Spieler in der Nationalmannschaft ist nun mal besonders hoch.

DFB.de: Bei dieser WM fallen bislang verhältnismäßig viele Tore. Würden Sie das Turnier auch als Stürmer-Turnier bezeichnen?

Klose: Kann man so sagen, ja. Es fallen auch viele Tore durch Einwechselspieler. Der Kräfteverschleiß ist enorm. Für die Defensivspieler wird es ab der 60., 70. Minute extrem schwer, wenn ein guter Stürmer eingewechselt wird, der total frisch ist.

DFB.de: Wie schätzen Sie das Turnier bisher aus deutscher Sicht ein? Ernüchterung nach der Euphorie? Oder sind vier Punkte nach zwei Spielen unter dem Strich durchaus zufriedenstellend?

Klose: Für uns hat sich vor dem Spiel gegen die USA aus meiner Sicht nicht viel geändert. Es ist immer unser Ziel, drei Punkte zu holen und die Gruppe zu gewinnen. Mit dieser Ambition gehen wir in jedes Spiel. Wir können nicht erwarten, dass wir jedes Spiel 4:0 gewinnen.

DFB.de: Bei der WM 2010 haben Sie gesagt, dass das Turnier Ihre letzte WM sein wird. Ein Irrtum. Wie sicher sind Sie diesmal, dass die WM Ihr letztes Turnier ist?

Klose: Ganz sicher. (lacht) Das ist definitiv. 2010 hatte ich wirklich nicht geglaubt, dass ich vier Jahre später noch dabei sein könnte. Aber im Fußball vergehen die Jahre schnell. Und es setzt große Motivation frei, wenn am Ende einer Spielzeit eine EM oder eine WM ansteht. Das hat für diese WM für mich noch einmal funktioniert, aber 2018 - das ist ausgeschlossen.

DFB.de: Schwingt dann hier in Brasilien auch Wehmut mit. Es sind Ihre letzten Schritte auf der ganz großen Bühne…

Klose: Wir wollen gegen die USA gewinnen – und dann geht die K.o.-Phase los. Bei diesen Spielen weiß man nie, da kann alles passieren. Ich werde versuchen, jeden Auftritt zu genießen. Und wenn es gut läuft, sind es noch einige. Wir sind noch nicht am Ende, die WM hat gerade erste begonnen.