Klose: "Egoismus vorm Tor war noch nie mein Ding"

Schöne Schlagzeilen, noch schönere Tore. Miroslav Klose hatte im Spiel gegen Bologna fünfmal genetzt, viermal per technisch perfekter Direktabnahme. Nach 68 Minuten setzte sich der 126-malige Nationalspieler von Lazio Rom auf die Bank. "O Sole Miro" und "Klosissimo" echote die Tagespresse.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der 34 Jahre alte Nationalstürmer über seinen besonderen Tag und seine ungebrochene Lernwilligkeit.

DFB.de: Wären Sie am Sonntag gerne auf dem Platz geblieben? Nach 68 Minuten wurden Sie ausgewechselt. Selbst sechs oder sieben Tore waren drin.

Miroslav Klose: Keine Ahnung, ich habe nur zur Seitenlinie geschaut, da stand ein Stürmer, also bin ich rausgegangen. Ich hatte in dem Moment sicher keine Rekorde im Kopf.

DFB.de: Fünf Tore sind selbst für den Rekordstürmer Miro Klose etwas Besonderes.

Klose: Bei Lazio Rom gab es das noch nie. Ich dachte, ich hätte für den 1. FC Kaiserslautern mal fünf Tore geschossen, aber dem war nicht so. Für mich waren fünf Tore in einem Spiel also auch etwas ganz Neues. Und im italienischen Fußball kam es zu einem Fünferpack letztmals vor 28 Jahren. Nein, das war auch für mich einer der schönsten Tage der Karriere.

DFB.de: Viele Fans erinnern sich noch an den jungen Miro Klose, der bei der WM 2002 gegen Saudi-Arabien drei Tore für Deutschland schoss. Mehr als zehn Jahre sind seitdem vergangen – was für ein Stürmer sind Sie heute im Vergleich zu damals?

Klose: Ich glaube schon, dass ich in diesen Jahren viel dazu gelernt habe. Ich hatte hervorragende Trainer - Ottmar Hitzfeld, Felix Magath, Thomas Schaaf und Louis van Gaal etwa. Egal wohin ich ging, ich habe immer versucht, mich der Mannschaft anzupassen. Als ich 2004 von Kaiserslautern nach Bremen ging, war ich ein Kämpfer – läuferisch stark, ein guter Kopfballstürmer. Bei Werder habe ich das Kombinationsspiel erlernt, dazu das Pressing, wie Thomas Schaaf es umsetzen wollte. Später bei den Bayern habe ich viel über das Auftreten als Mannschaft gelernt, über mannschaftliche Geschlossenheit. Heute ist sicher nicht mehr der Kopfball mein wichtigstes Attribut. Technisch habe ich versucht, mich immer weiter zu entwickeln, an meinen Füßen zu arbeiten. Heutzutage zeichnet einen starken Stürmer das schnelle Kombinationsspiel aus – das beherrsche ich.

DFB.de: Ist dieser Wille, immer weiter zu lernen, vielleicht das entscheidende Merkmal für Ihre einzigartige Karriere?

Klose: Wenn man meint, man kann alles, ist man mittendrin in der Abwärtsspirale. Immer dran bleiben, immer besser werden – das war überall mein Motto. Darum ging es mir - in jeder Trainingseinheit.

DFB:de: Sind Sie heute eigensinniger im Abschluss als zu Beginn Ihrer Karriere?

Klose: Nein, ich bin und bleibe ein Mannschaftsspieler. Viele raten mir immer "Du musst kaltschnäuziger sein, du musst egoistischer sein". Aber das war nie mein Ding. Wenn ich zum Sieg der Mannschaft ein Tor beisteuern kann, ist das schön. Aber eins aufzulegen, ist genau so schön.

DFB.de: Sie feiern am 9. Juni den 35. Geburtstag. Ist Alter nur eine Zahl?

Klose: Man erholt sich nicht mehr so schnell wie mit 22 oder 23 Jahren. Aber ansonsten bin ich sehr glücklich über meine körperliche Verfassung. Nach der langen Pause wegen des Bänderrisses habe ich inzwischen wieder eine gute Kondition. Ich bin jetzt ungefähr bei etwas über 90 Prozent meiner maximalen Leistungsfähigkeit.

DFB.de: Durch Ihre Tore und den klaren Sieg besteht für Lazio weiter Hoffnung auf das internationale Geschäft. Klappt das noch?

Klose: Alles ist möglich, wir haben am Mittwoch ein schweres Spiel bei Inter Mailand. Wenn wir dort punkten, stehen die Chancen ganz gut. Wie in der gesamten Saison müssen wir einfach geschlossen auftreten und unsere Chancen nutzen. Uns trennen drei Punkte vom fünften Platz und unserem Stadtrivalen AS Rom. Es ist alles drin.

DFB.de: Reden wir noch mal über Tore und Rekorde: Nächstes Jahr könnten Sie den Brasilianer Ronaldo ablösen als erfolgreichster Torschütze in der WM-Geschichte. Und Sie können Gerd Müller ablösen und der Top-Torschütze in der Geschichte der Nationalmannschaft werden.

Klose: Rekorde sind erreichte Ziele, das schafft Zufriedenheit. Klar ist so was schön. Aber für ein Tor muss immer die ganze Mannschaft funktionieren. Die anderen setzen mich in Szene. Für mich war immer der Erfolg der Mannschaft wichtiger.

Das meinen DFB.de-User:

"Miroslav Klose war und ist immer ein Vorbild für den deutschen Fußball gewesen. Er hat sich nie als Star gesehen oder gar präsentiert. Besonders seine ruhige Art und seine Ehrlichkeit zeichnen ihn aus. Solche Sportler tun dem deutschen Fußball besonders gut. Ich würde mir wünschen, dass sich unsere Kinder und Jugendlichen stärker an solchen Persönlichkeiten orientieren, als an den vermeintlichen Stars des Weltfußballs." (Manfred Burgard)

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Schöne Schlagzeilen, noch schönere Tore. Miroslav Klose hatte im Spiel gegen Bologna fünfmal genetzt, viermal per technisch perfekter Direktabnahme. Nach 68 Minuten setzte sich der 126-malige Nationalspieler von Lazio Rom auf die Bank. "O Sole Miro" und "Klosissimo" echote die Tagespresse.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der 34 Jahre alte Nationalstürmer über seinen besonderen Tag und seine ungebrochene Lernwilligkeit.

DFB.de: Wären Sie am Sonntag gerne auf dem Platz geblieben? Nach 68 Minuten wurden Sie ausgewechselt. Selbst sechs oder sieben Tore waren drin.

Miroslav Klose: Keine Ahnung, ich habe nur zur Seitenlinie geschaut, da stand ein Stürmer, also bin ich rausgegangen. Ich hatte in dem Moment sicher keine Rekorde im Kopf.

DFB.de: Fünf Tore sind selbst für den Rekordstürmer Miro Klose etwas Besonderes.

Klose: Bei Lazio Rom gab es das noch nie. Ich dachte, ich hätte für den 1. FC Kaiserslautern mal fünf Tore geschossen, aber dem war nicht so. Für mich waren fünf Tore in einem Spiel also auch etwas ganz Neues. Und im italienischen Fußball kam es zu einem Fünferpack letztmals vor 28 Jahren. Nein, das war auch für mich einer der schönsten Tage der Karriere.

DFB.de: Viele Fans erinnern sich noch an den jungen Miro Klose, der bei der WM 2002 gegen Saudi-Arabien drei Tore für Deutschland schoss. Mehr als zehn Jahre sind seitdem vergangen – was für ein Stürmer sind Sie heute im Vergleich zu damals?

Klose: Ich glaube schon, dass ich in diesen Jahren viel dazu gelernt habe. Ich hatte hervorragende Trainer - Ottmar Hitzfeld, Felix Magath, Thomas Schaaf und Louis van Gaal etwa. Egal wohin ich ging, ich habe immer versucht, mich der Mannschaft anzupassen. Als ich 2004 von Kaiserslautern nach Bremen ging, war ich ein Kämpfer – läuferisch stark, ein guter Kopfballstürmer. Bei Werder habe ich das Kombinationsspiel erlernt, dazu das Pressing, wie Thomas Schaaf es umsetzen wollte. Später bei den Bayern habe ich viel über das Auftreten als Mannschaft gelernt, über mannschaftliche Geschlossenheit. Heute ist sicher nicht mehr der Kopfball mein wichtigstes Attribut. Technisch habe ich versucht, mich immer weiter zu entwickeln, an meinen Füßen zu arbeiten. Heutzutage zeichnet einen starken Stürmer das schnelle Kombinationsspiel aus – das beherrsche ich.

DFB.de: Ist dieser Wille, immer weiter zu lernen, vielleicht das entscheidende Merkmal für Ihre einzigartige Karriere?

Klose: Wenn man meint, man kann alles, ist man mittendrin in der Abwärtsspirale. Immer dran bleiben, immer besser werden – das war überall mein Motto. Darum ging es mir - in jeder Trainingseinheit.

DFB:de: Sind Sie heute eigensinniger im Abschluss als zu Beginn Ihrer Karriere?

Klose: Nein, ich bin und bleibe ein Mannschaftsspieler. Viele raten mir immer "Du musst kaltschnäuziger sein, du musst egoistischer sein". Aber das war nie mein Ding. Wenn ich zum Sieg der Mannschaft ein Tor beisteuern kann, ist das schön. Aber eins aufzulegen, ist genau so schön.

DFB.de: Sie feiern am 9. Juni den 35. Geburtstag. Ist Alter nur eine Zahl?

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Klose: Man erholt sich nicht mehr so schnell wie mit 22 oder 23 Jahren. Aber ansonsten bin ich sehr glücklich über meine körperliche Verfassung. Nach der langen Pause wegen des Bänderrisses habe ich inzwischen wieder eine gute Kondition. Ich bin jetzt ungefähr bei etwas über 90 Prozent meiner maximalen Leistungsfähigkeit.

DFB.de: Durch Ihre Tore und den klaren Sieg besteht für Lazio weiter Hoffnung auf das internationale Geschäft. Klappt das noch?

Klose: Alles ist möglich, wir haben am Mittwoch ein schweres Spiel bei Inter Mailand. Wenn wir dort punkten, stehen die Chancen ganz gut. Wie in der gesamten Saison müssen wir einfach geschlossen auftreten und unsere Chancen nutzen. Uns trennen drei Punkte vom fünften Platz und unserem Stadtrivalen AS Rom. Es ist alles drin.

DFB.de: Reden wir noch mal über Tore und Rekorde: Nächstes Jahr könnten Sie den Brasilianer Ronaldo ablösen als erfolgreichster Torschütze in der WM-Geschichte. Und Sie können Gerd Müller ablösen und der Top-Torschütze in der Geschichte der Nationalmannschaft werden.

Klose: Rekorde sind erreichte Ziele, das schafft Zufriedenheit. Klar ist so was schön. Aber für ein Tor muss immer die ganze Mannschaft funktionieren. Die anderen setzen mich in Szene. Für mich war immer der Erfolg der Mannschaft wichtiger.

Das meinen DFB.de-User:

"Miroslav Klose war und ist immer ein Vorbild für den deutschen Fußball gewesen. Er hat sich nie als Star gesehen oder gar präsentiert. Besonders seine ruhige Art und seine Ehrlichkeit zeichnen ihn aus. Solche Sportler tun dem deutschen Fußball besonders gut. Ich würde mir wünschen, dass sich unsere Kinder und Jugendlichen stärker an solchen Persönlichkeiten orientieren, als an den vermeintlichen Stars des Weltfußballs." (Manfred Burgard)