Klaus Zaczyk: "Der HSV hat mich zu viele Nerven gekostet"

DFB.de: An Ihre HSV-Zeit zwischen 1969 und 1977 haben Sie also die schöneren Erinnerungen, oder?

Zaczyk: Ja, weil es die erfolgreichere Zeit war. Ich bin 1968 mit dem KSC abgestiegen, zum Deutschen Meister 1. FC Nürnberg gewechselt und gleich wieder abgestiegen. Das war verrückt. Ich hatte Angst, als Abstiegsgespenst nicht mehr gefragt zu sein. Der HSV war der einzige Verein, der mich wollte. Erst später kamen dann die Bayern. Ich habe neulich erst erfahren, dass Udo Lattek mich sogar gegen Uli Hoeneß und Paul Breitner eintauschen wollte - die waren damals erst 18. Hat nicht geklappt, damals war ein Vertrag noch ein Vertrag.

DFB.de: Denn erfüllten Sie so lange, bis Sie 1978 der dienstälteste Bundesligaspieler waren.

Zaczyk: Richtig, als Wolfgang Overath 1977 aufhörte, war nur noch ich aus der Gründungssaison 1963/1964 übrig. Ich kam auf genau 400 Bundesligaspiele, obwohl ich zweimal abgestiegen war, habe ich nie gefehlt.

DFB.de: Es hat etwas gedauert bis zu Ihrem ersten Titel...

Zaczyk: Das war 1976 in Frankfurt, das DFB-Pokalfinale gegen den FCK. Wir gewannen im zweiten Anlauf, 1975 hatten wir noch gegen Frankfurt verloren. Ich wollte unbedingt dabei sein, trotz Achillessehnenschmerzen. Ich ließ mir eine Spritze geben, nicht vom Vereinsarzt, sonst hätte mich Kuno Klötzer vielleicht nicht aufgestellt. Nach einer Stunde musste ich runter, und die Leute sagten: Na ja, der Zaczyk ist ja auch schon 31. Dabei waren es die Schmerzen. Aber ich fühlte mich als Pokalsieger, im Gegensatz zu 1977.

DFB.de: Sie meinen das Europapokalfinale gegen Anderlecht.

Zaczyk: Ja, da saß ich neben Ole Björnmose 90 Minuten auf der Bank. Die Aufstellung verstehe ich bis heute nicht - auch nicht, dass Klötzer nicht mal gewechselt hat. Man fühlt sich dann nicht dazugehörig. Ich habe mich bei der Feier und der Ehrung regelrecht versteckt.

DFB.de: Am Montag nach dem Rückspiel in Karlsruhe wird es keine Siegerehrung geben. Gefeiert wird schon. Was glauben Sie, wer wird feiern?

Zaczyk: Ich hoffe der HSV. Mit Bruno Labbadia hat er endlich wieder einen vernünftigen Trainer. Vorher hatten wir hier einige schlechte, Bruno ist der richtige Mann. Aber die Tagesform wird entscheiden.

[um]


Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem aktuellen Spieltag. Heute: Klaus Zaczyk.

Vor dem ersten Relegationsspiel heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) zwischen dem Hamburger SV und dem Karlsruher SC spricht der inzwischen 70-jährige Klaus Zaczyk im DFB.de-Interview mit dem Historiker Udo Muras über das Duell seiner Ex-Klubs. Der Ex-Nationalspieler lebt in Hamburg - daher verwundert sein Wunsch nicht: "Ich will, dass der HSV erstklassig bleibt."

DFB.de: Mit welchen Gefühlen schauen Sie sich heute das Spiel Ihrer Ex-Klubs an, Herr Zaczyk?

Klaus Zaczyk: Ich gehe seit 20 Jahren zu fast allen HSV-Heimspielen, ich lebe ja in Hamburg. Es war aufregend genug in den letzten Jahren, ich habe immer neben Uwe Seeler gesessen und gezittert. Heute gehe ich nicht hin, der HSV hat mich zu viel Nerven gekostet. Das ist nicht gut für meinen Blutdruck, deshalb bleibe ich zu Hause und schaue mir das entspannt vor dem Fernseher an.

DFB.de: Ich entnehme dem, dass Sie zum HSV halten. Keine Gefühle mehr für den KSC, bei dem Sie 1963 zum jüngsten Spieler der ersten Bundesligasaison avancierten und 1967 Nationalspieler wurden?

Zaczyk: Na ja, ich hatte jahrelang gar keinen Kontakt zum KSC. Jetzt haben Sie eine neue Führung, und die hat mir, ebenso wie der DFB, am Montag zum 70. Geburtstag gratuliert. Und sie haben mich eingeladen zu einer Feier mit allen Spielern, die bis zum Abstieg 1968 in den ersten Bundesligajahren dabei waren. Das ist am 13. Juni. Es hat mich sehr gefreut, und ich werde auch hingehen. Aber...

DFB.de:... ja?

Zaczyk: Ich lebe seit 20 Jahren in Hamburg und will einfach, dass der HSV erstklassig bleibt. Klappt es nicht, kann ich mich sicher damit trösten, dass ein Verein aufsteigt, der mir sympathisch ist. Und dann bin ich in zwei Wochen beim Ehemaligentreffen quasi auf einer Aufstiegsfeier. Das wird dann auch ganz schön.

DFB.de: Wie waren die Pionierjahre der Bundesliga? Was blieb haften?

Zaczyk: Mein Debüt habe ich ausgerechnet gegen den HSV gegeben, Oliver Kahns Vater Rolf war mein Mitspieler, und mein erstes Gehalt betrug 500 Mark. Außerdem erhielt ich 5000 Mark Handgeld. Alles legal und im vorgeschriebenen Rahmen. Geholt hat man mich, weil ein schon verpflichteter Torwart plötzlich invalide wurde. Damals durfte man nur drei Spieler pro Saison verpflichten, und plötzlich war ein Platz frei. 1967 wurde ich, ausgerechnet in Karlsruhe, Nationalspieler und schoss gegen Marokko als Joker ein Tor. Mehr geht eigentlich nicht, aber leider kam kein Spiel mehr dazu, auch wenn ich vor der WM 1970 noch im 40er-Aufgebot stand.

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DFB.de: An Ihre HSV-Zeit zwischen 1969 und 1977 haben Sie also die schöneren Erinnerungen, oder?

Zaczyk: Ja, weil es die erfolgreichere Zeit war. Ich bin 1968 mit dem KSC abgestiegen, zum Deutschen Meister 1. FC Nürnberg gewechselt und gleich wieder abgestiegen. Das war verrückt. Ich hatte Angst, als Abstiegsgespenst nicht mehr gefragt zu sein. Der HSV war der einzige Verein, der mich wollte. Erst später kamen dann die Bayern. Ich habe neulich erst erfahren, dass Udo Lattek mich sogar gegen Uli Hoeneß und Paul Breitner eintauschen wollte - die waren damals erst 18. Hat nicht geklappt, damals war ein Vertrag noch ein Vertrag.

DFB.de: Denn erfüllten Sie so lange, bis Sie 1978 der dienstälteste Bundesligaspieler waren.

Zaczyk: Richtig, als Wolfgang Overath 1977 aufhörte, war nur noch ich aus der Gründungssaison 1963/1964 übrig. Ich kam auf genau 400 Bundesligaspiele, obwohl ich zweimal abgestiegen war, habe ich nie gefehlt.

DFB.de: Es hat etwas gedauert bis zu Ihrem ersten Titel...

Zaczyk: Das war 1976 in Frankfurt, das DFB-Pokalfinale gegen den FCK. Wir gewannen im zweiten Anlauf, 1975 hatten wir noch gegen Frankfurt verloren. Ich wollte unbedingt dabei sein, trotz Achillessehnenschmerzen. Ich ließ mir eine Spritze geben, nicht vom Vereinsarzt, sonst hätte mich Kuno Klötzer vielleicht nicht aufgestellt. Nach einer Stunde musste ich runter, und die Leute sagten: Na ja, der Zaczyk ist ja auch schon 31. Dabei waren es die Schmerzen. Aber ich fühlte mich als Pokalsieger, im Gegensatz zu 1977.

DFB.de: Sie meinen das Europapokalfinale gegen Anderlecht.

Zaczyk: Ja, da saß ich neben Ole Björnmose 90 Minuten auf der Bank. Die Aufstellung verstehe ich bis heute nicht - auch nicht, dass Klötzer nicht mal gewechselt hat. Man fühlt sich dann nicht dazugehörig. Ich habe mich bei der Feier und der Ehrung regelrecht versteckt.

DFB.de: Am Montag nach dem Rückspiel in Karlsruhe wird es keine Siegerehrung geben. Gefeiert wird schon. Was glauben Sie, wer wird feiern?

Zaczyk: Ich hoffe der HSV. Mit Bruno Labbadia hat er endlich wieder einen vernünftigen Trainer. Vorher hatten wir hier einige schlechte, Bruno ist der richtige Mann. Aber die Tagesform wird entscheiden.