Klaus Ulonska: "Kein Leben ohne die Fortuna"

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Klaus Ulonska, Präsident des SC Fortuna Köln, der seinen Verein mit persönlichem Engagement rettete.

Es geht nicht anders. Wenn man eine Geschichte über die jüngere Vergangenheit des SC Fortuna Köln erzählen möchte, dann muss man diese bei Klaus Ulonska beginnen. Sie wird auch bei ihm enden. Bei diesem liebevoll verrückten Präsidenten des einstigen Zweitligisten. Bei dem Europameister von 1962 mit der 4-x-100-Meter-Staffel. Bei der Jungfrau im Kölner Karneval von 1973. Bei dem Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Beim Beinahe-Bürgermeister der Stadt Köln.

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand der SC Fortuna, die zweite Kraft in Köln nach dem FC, vor dem Ende. Vor dem Aus. Vor dem Scherbenhaufen. Während der Saison 2004/2005 musste der Klub wegen einer Insolvenz seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Nur dank eines Spendenmarathons konnte die Rettung geschafft werden. Der Verein stand vor einem Neuanfang in der Verbandsliga.

Elfte Saison bei der Fortuna

Das war der Zeitpunkt, zu dem Klaus Ulonska die Bühne betrat, beziehungsweise dazu gedrängt wurde. Er erzählt gerne die Geschichte, als sich acht Fortuna-Anhänger bei ihm zuhause vor das Fenster gestellt hatten, um ihn zu überreden, dass er den SC Fortuna retten möge. Er wollte sie nicht reinlassen. Er hatte doch so viel vor. Vor allem wollte er reisen, die Welt erkunden. Aber seine Frau Helga – mit ihr ist er inzwischen seit über 50 Jahren verheiratet – hat dann geöffnet.

Sie haben danach lange bei ihm im Wohnzimmer diskutiert. Am Glastisch haben sie gesessen. Es gab Getränke, ein paar Kekse. Immer wieder hat Ulonska gesagt: "Nein, ich mache es nicht. Ich will nicht. Ich kann nicht." Schließlich hat seine Frau ihn überredet. Er solle doch helfen. Acht Wochen lang, vielleicht zwölf. Damit der Verein wenigstens wieder ein Fundament habe. Es ist ein längerer Zeitraum geworden. Ulonska befindet sich gerade in seiner elften Saison bei der Fortuna, inzwischen ist er Präsident und Mit-Geschäftsführer. Und er hat diese Entscheidung bis heute keinen einzigen Augenblick bereut: "Ich bin meiner Frau dankbar. Ich kann mir ein Leben ohne die Fortuna nicht mehr vorstellen. Es ist wahnsinnig viel Arbeit, aber ich bin ein Arbeitstier. Das passt also."

Ulonska steht jeden Morgen um fünf Uhr auf: "Egal, wann ich abends ins Bett gegangen bin." Dann macht er sich frisch, geht mit dem Hund eine Runde. Und dann beginnt sein Arbeitstag. Erst zuhause im Büro, dann geht es in der Fortuna-Geschäftsstelle weiter, danach wieder zuhause. Und abends stehen oft noch gesellschaftliche Termine auf dem Programm. Alles für die Fortuna. Alles ehrenamtlich. Ulonska ist im Dezember 72 Jahre alt geworden.

Aufstieg in der 94. Minute

Seitdem er dabei ist, geht es für die Kölner wieder aufwärts – auch wenn eine gute Portion Glück dabei war. Zweimal gelang der Sprung in die nächste Spielklasse als Tabellenzweiter – der jeweilige Meister konnte aus verschiedenen Gründen nicht aufsteigen. Die dramatischen Relegationsspiele im vergangenen Sommer gegen die Reserve von Bayern München hatten deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Fortuna hatte das Hinspiel im eigenen Stadion mit 1:0 gewonnen. Im zweiten Duell lagen sie nach 93 und einer halben Minute schon mit 0:2 zurück.

"Ich habe immer einen gesegneten Schutzengel in der Tasche. Den habe ich ganz fest gedrückt und in den Himmel gehalten", sagt Ulonska. Und dann ist tatsächlich noch das Unmöglich passiert. Nach einem riesigen Torwartfehler gelang Oliver Laux das 1:2. Aufstieg, Jubel, Fassungslosigkeit. "Ich habe den entscheidenden Moment gar nicht mitbekommen, weil ich so auf meinen Schutzengel fokussiert war", sagt Ulonska.

Für die Fortuna war es in doppelter Hinsicht so extrem wichtig. Wäre der Aufstieg nicht geglückt, hätte sich Geldgeber und Geschäftsführer Michael W. Schwetje womöglich wieder zurückgezogen. Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball wäre wohl für immer geplatzt. Aber so konnte das Märchen nach den einst großen Zeiten unter Mäzen Jean Löring weitergehen. Nicht erst seit diesen Ereignissen zündet Ulonska vor jeder Fortuna-Partie eine Kerze in der Kirche an, möglichst im Kölner Dom oder in St. Pius direkt am Südstadion.

Der vorläufige Höhepunkt während der Reise zurück auf die große Bühne des deutschen Fußballs ist nun das Duell am Karnevalsfreitag beim VfL Osnabrück (19 Uhr). "Wir freuen uns auf dieses Duell. Die haben ein tolles Stadion, ein herausragendes Publikum und eine starke Mannschaft", sagt Ulonska. "Aber wir werden alles tun, um die Punkte mit nach Köln zu nehmen." Denn in der eigenen Stadt herrscht ja derzeit sowieso Ausnahmestimmung – noch bis Aschermittwoch sind die Narren los. Es ist wenig verwunderlich, dass Ulonska selbst mittendrin statt nur dabei ist. 1973 war er selbst Jungfrau Claudia im Dreigestirn – es war die Session, als der Kölner Karneval sein 150-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Verbindung in die fünfte Jahreszeit ist niemals abgerissen. Im Gegenteil, manche sagen, der SC Fortuna sei selbst ein Karnevalsverein. Zuletzt beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld war das Kinderdreigestirn zu Gast. Im kommenden Jahr wird der SC Fortuna zusammen mit der Gesellschaft "Große Kölner" eine Sitzung organisieren.

"Ich begrüße unsere Gästefans persönlich mit Handschlag"

Der zweite Kölner Verein hinter dem FC hat in der 3. Liga längst seine Visitenkarte hinterlassen. Sie kommen sympathisch rüber, vor allem und dank Klaus Ulonska. Rituale sind ihm dabei ganz wichtig. Was einmal gut ankommt, kommt immer gut an. Eine typische Geschichte ist auch die, dass Ulosnka jedem der gut 1300 Fortuna-Mitglieder telefonisch zum Geburtstag gratuliert. Eine andere, dass er möglichst alle zwei Wochen zusammen mit seiner Frau Obdachlosen ein Frühstück serviert. Er hat ein gutes, er hat ein großes Herz. Ulonksa bewegt sich wie selbstverständlich in alle Gesellschaftsschichten.

Für Aufsehen sorgt der Präsident selbst bei den Gästefans immer wieder. Wenn der Bus aus der fremden Stadt ankommt, wartet Ulonska schon am Parkplatz: "Ich begrüße unsere Gästefans möglichst alle immer persönlich mit Handschlag. Das ist sicher ungewöhnlich, aber das ist meine Art." Die erste Frage ist dann stets, wer ich denn überhaupt sei? Dieser ältere Herr mit seinem Jacket und der glatt polierten Glatze? "Ich sage in meiner ganz bescheidenen Art, dass ich der Präsident der Fortuna sei. In diesem Moment staunen dann alle und wollen mit mir ein Foto machen." Berührungsängste sind Ulonska fremd: "Ich bin davon überzeugt, dass das auch ein Grund ist, warum es bisher im Südstadion noch nie Probleme mit unseren Gästen gab."

Das Spendenschwein als Sponsor des Vereins

Wenn die Begegnung später begonnen hat, ist Ulonska längst in seinem Element. Er läuft dann mit seinem legendären Spendenball durch die Reihen, begrüßt viele Besucher namentlich und sammelt so Geld für den Verein: "Im Jahr kommen auf diesem Weg 60.000 Euro zusammen." Ein fast schon unglaublicher Betrag. Man könnte also sagen, dass der Spendenball ganz nebenbei auch noch ein großer Sponsor der Südstädter ist. Man kann das durchaus glauben, wenn man es selbst erlebt hat. Mal wandert ein 50-Euro-Schein in sein Schwein, mal sind es nur 50 Cent. Das zeigt auch, wie breit gefächert das Publikum der Fortuna ist. Neben den Stammzuschauern kommen auch regelmäßig hochrangige Politiker und großzügige Sponsoren vorbei.

Ulonska macht erst gar keinen Hehl daraus, dass er wenig Ahnung vom Fußball hat: "Ich war Leichtathlet. Ich kann geradeaus rennen und vielleicht mal um die Kurve. Aber mit dem Ball habe ich wenig am Hut. Vor meiner Fortuna-Zeit hatte ich nur eine Beziehung zum Fußball. Und die bestand und besteht darin, beim FC auf der Ehrentribüne zu sitzen." Eigentlich passt das so gar nicht zu ihm. Schließlich ist er doch viel eher ein Typ des Volkes, Fanblock statt Ehrentribüne, Bier statt Champagner. Würstchen statt Kavier. Das zeigt sich schon daran, dass er nach den Heimspielen nur kurz in den VIP-Bereich geht. Viel lieber mischt er sich im Vereinsheim unter das normale Volk.

3. Liga soll keine Endstation sein

Zu den 90 Minuten zuvor kann er dann allerdings wenig Konstruktives beitragen. "Ich habe in den zehn Jahre noch kein einziges Heimspiel komplett gesehen", gesteht Ulonska. Wie soll das auch gehen, wenn er 80 Minuten mit dem Spendenball unterwegs ist? Nur die letzten zehn Minuten, die gönnt er sich auf seinem Stammplatz auf der Tartanbahn. Ulonska wird das so weiter machen. Es ist seine Art, mit der Nervosität umzugehen. Er hat auch deshalb schon längst Kultstatus in Köln und darüber hinaus erreicht, Ulonska ist ein Phänomen. Sein Optimismus ist unerschütterlich.

Darum ist es für ihn auch klar, dass die 3. Liga nicht Endstation sein muss. Trainer Uwe Koschinat hat kürzlich bis 2018 verlängert. Für Ulonska ist dies das untrügliche Zeichen dafür, dass sie mittelfristig in die 2. Bundesliga wollen - natürlich zusammen mit seinem Freund und Geschäftsführer Michael W. Schwetje. "Unser Trainer ist ein absoluter Glücksgriff für uns. Er will weiter nach oben. Wir wollen diesen Weg mitgehen. Aber wir müssen es Schritt für Schritt machen", sagt Ulonska, um sich dann mit jedem Satz zu verabschieden, den er ganz am Ende immer montags unter jeden seiner wöchentlichen Newsletter schreibt: "Ganz liebe Grüße und Gottes Segen auf all Ihren Fortuna-Wegen."

[sw]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Klaus Ulonska, Präsident des SC Fortuna Köln, der seinen Verein mit persönlichem Engagement rettete.

Es geht nicht anders. Wenn man eine Geschichte über die jüngere Vergangenheit des SC Fortuna Köln erzählen möchte, dann muss man diese bei Klaus Ulonska beginnen. Sie wird auch bei ihm enden. Bei diesem liebevoll verrückten Präsidenten des einstigen Zweitligisten. Bei dem Europameister von 1962 mit der 4-x-100-Meter-Staffel. Bei der Jungfrau im Kölner Karneval von 1973. Bei dem Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Beim Beinahe-Bürgermeister der Stadt Köln.

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand der SC Fortuna, die zweite Kraft in Köln nach dem FC, vor dem Ende. Vor dem Aus. Vor dem Scherbenhaufen. Während der Saison 2004/2005 musste der Klub wegen einer Insolvenz seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Nur dank eines Spendenmarathons konnte die Rettung geschafft werden. Der Verein stand vor einem Neuanfang in der Verbandsliga.

Elfte Saison bei der Fortuna

Das war der Zeitpunkt, zu dem Klaus Ulonska die Bühne betrat, beziehungsweise dazu gedrängt wurde. Er erzählt gerne die Geschichte, als sich acht Fortuna-Anhänger bei ihm zuhause vor das Fenster gestellt hatten, um ihn zu überreden, dass er den SC Fortuna retten möge. Er wollte sie nicht reinlassen. Er hatte doch so viel vor. Vor allem wollte er reisen, die Welt erkunden. Aber seine Frau Helga – mit ihr ist er inzwischen seit über 50 Jahren verheiratet – hat dann geöffnet.

Sie haben danach lange bei ihm im Wohnzimmer diskutiert. Am Glastisch haben sie gesessen. Es gab Getränke, ein paar Kekse. Immer wieder hat Ulonska gesagt: "Nein, ich mache es nicht. Ich will nicht. Ich kann nicht." Schließlich hat seine Frau ihn überredet. Er solle doch helfen. Acht Wochen lang, vielleicht zwölf. Damit der Verein wenigstens wieder ein Fundament habe. Es ist ein längerer Zeitraum geworden. Ulonska befindet sich gerade in seiner elften Saison bei der Fortuna, inzwischen ist er Präsident und Mit-Geschäftsführer. Und er hat diese Entscheidung bis heute keinen einzigen Augenblick bereut: "Ich bin meiner Frau dankbar. Ich kann mir ein Leben ohne die Fortuna nicht mehr vorstellen. Es ist wahnsinnig viel Arbeit, aber ich bin ein Arbeitstier. Das passt also."

Ulonska steht jeden Morgen um fünf Uhr auf: "Egal, wann ich abends ins Bett gegangen bin." Dann macht er sich frisch, geht mit dem Hund eine Runde. Und dann beginnt sein Arbeitstag. Erst zuhause im Büro, dann geht es in der Fortuna-Geschäftsstelle weiter, danach wieder zuhause. Und abends stehen oft noch gesellschaftliche Termine auf dem Programm. Alles für die Fortuna. Alles ehrenamtlich. Ulonska ist im Dezember 72 Jahre alt geworden.

Aufstieg in der 94. Minute

Seitdem er dabei ist, geht es für die Kölner wieder aufwärts – auch wenn eine gute Portion Glück dabei war. Zweimal gelang der Sprung in die nächste Spielklasse als Tabellenzweiter – der jeweilige Meister konnte aus verschiedenen Gründen nicht aufsteigen. Die dramatischen Relegationsspiele im vergangenen Sommer gegen die Reserve von Bayern München hatten deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Fortuna hatte das Hinspiel im eigenen Stadion mit 1:0 gewonnen. Im zweiten Duell lagen sie nach 93 und einer halben Minute schon mit 0:2 zurück.

"Ich habe immer einen gesegneten Schutzengel in der Tasche. Den habe ich ganz fest gedrückt und in den Himmel gehalten", sagt Ulonska. Und dann ist tatsächlich noch das Unmöglich passiert. Nach einem riesigen Torwartfehler gelang Oliver Laux das 1:2. Aufstieg, Jubel, Fassungslosigkeit. "Ich habe den entscheidenden Moment gar nicht mitbekommen, weil ich so auf meinen Schutzengel fokussiert war", sagt Ulonska.

Für die Fortuna war es in doppelter Hinsicht so extrem wichtig. Wäre der Aufstieg nicht geglückt, hätte sich Geldgeber und Geschäftsführer Michael W. Schwetje womöglich wieder zurückgezogen. Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball wäre wohl für immer geplatzt. Aber so konnte das Märchen nach den einst großen Zeiten unter Mäzen Jean Löring weitergehen. Nicht erst seit diesen Ereignissen zündet Ulonska vor jeder Fortuna-Partie eine Kerze in der Kirche an, möglichst im Kölner Dom oder in St. Pius direkt am Südstadion.

Der vorläufige Höhepunkt während der Reise zurück auf die große Bühne des deutschen Fußballs ist nun das Duell am Karnevalsfreitag beim VfL Osnabrück (19 Uhr). "Wir freuen uns auf dieses Duell. Die haben ein tolles Stadion, ein herausragendes Publikum und eine starke Mannschaft", sagt Ulonska. "Aber wir werden alles tun, um die Punkte mit nach Köln zu nehmen." Denn in der eigenen Stadt herrscht ja derzeit sowieso Ausnahmestimmung – noch bis Aschermittwoch sind die Narren los. Es ist wenig verwunderlich, dass Ulonska selbst mittendrin statt nur dabei ist. 1973 war er selbst Jungfrau Claudia im Dreigestirn – es war die Session, als der Kölner Karneval sein 150-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Verbindung in die fünfte Jahreszeit ist niemals abgerissen. Im Gegenteil, manche sagen, der SC Fortuna sei selbst ein Karnevalsverein. Zuletzt beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld war das Kinderdreigestirn zu Gast. Im kommenden Jahr wird der SC Fortuna zusammen mit der Gesellschaft "Große Kölner" eine Sitzung organisieren.

"Ich begrüße unsere Gästefans persönlich mit Handschlag"

Der zweite Kölner Verein hinter dem FC hat in der 3. Liga längst seine Visitenkarte hinterlassen. Sie kommen sympathisch rüber, vor allem und dank Klaus Ulonska. Rituale sind ihm dabei ganz wichtig. Was einmal gut ankommt, kommt immer gut an. Eine typische Geschichte ist auch die, dass Ulosnka jedem der gut 1300 Fortuna-Mitglieder telefonisch zum Geburtstag gratuliert. Eine andere, dass er möglichst alle zwei Wochen zusammen mit seiner Frau Obdachlosen ein Frühstück serviert. Er hat ein gutes, er hat ein großes Herz. Ulonksa bewegt sich wie selbstverständlich in alle Gesellschaftsschichten.

Für Aufsehen sorgt der Präsident selbst bei den Gästefans immer wieder. Wenn der Bus aus der fremden Stadt ankommt, wartet Ulonska schon am Parkplatz: "Ich begrüße unsere Gästefans möglichst alle immer persönlich mit Handschlag. Das ist sicher ungewöhnlich, aber das ist meine Art." Die erste Frage ist dann stets, wer ich denn überhaupt sei? Dieser ältere Herr mit seinem Jacket und der glatt polierten Glatze? "Ich sage in meiner ganz bescheidenen Art, dass ich der Präsident der Fortuna sei. In diesem Moment staunen dann alle und wollen mit mir ein Foto machen." Berührungsängste sind Ulonska fremd: "Ich bin davon überzeugt, dass das auch ein Grund ist, warum es bisher im Südstadion noch nie Probleme mit unseren Gästen gab."

Das Spendenschwein als Sponsor des Vereins

Wenn die Begegnung später begonnen hat, ist Ulonska längst in seinem Element. Er läuft dann mit seinem legendären Spendenball durch die Reihen, begrüßt viele Besucher namentlich und sammelt so Geld für den Verein: "Im Jahr kommen auf diesem Weg 60.000 Euro zusammen." Ein fast schon unglaublicher Betrag. Man könnte also sagen, dass der Spendenball ganz nebenbei auch noch ein großer Sponsor der Südstädter ist. Man kann das durchaus glauben, wenn man es selbst erlebt hat. Mal wandert ein 50-Euro-Schein in sein Schwein, mal sind es nur 50 Cent. Das zeigt auch, wie breit gefächert das Publikum der Fortuna ist. Neben den Stammzuschauern kommen auch regelmäßig hochrangige Politiker und großzügige Sponsoren vorbei.

Ulonska macht erst gar keinen Hehl daraus, dass er wenig Ahnung vom Fußball hat: "Ich war Leichtathlet. Ich kann geradeaus rennen und vielleicht mal um die Kurve. Aber mit dem Ball habe ich wenig am Hut. Vor meiner Fortuna-Zeit hatte ich nur eine Beziehung zum Fußball. Und die bestand und besteht darin, beim FC auf der Ehrentribüne zu sitzen." Eigentlich passt das so gar nicht zu ihm. Schließlich ist er doch viel eher ein Typ des Volkes, Fanblock statt Ehrentribüne, Bier statt Champagner. Würstchen statt Kavier. Das zeigt sich schon daran, dass er nach den Heimspielen nur kurz in den VIP-Bereich geht. Viel lieber mischt er sich im Vereinsheim unter das normale Volk.

3. Liga soll keine Endstation sein

Zu den 90 Minuten zuvor kann er dann allerdings wenig Konstruktives beitragen. "Ich habe in den zehn Jahre noch kein einziges Heimspiel komplett gesehen", gesteht Ulonska. Wie soll das auch gehen, wenn er 80 Minuten mit dem Spendenball unterwegs ist? Nur die letzten zehn Minuten, die gönnt er sich auf seinem Stammplatz auf der Tartanbahn. Ulonska wird das so weiter machen. Es ist seine Art, mit der Nervosität umzugehen. Er hat auch deshalb schon längst Kultstatus in Köln und darüber hinaus erreicht, Ulonska ist ein Phänomen. Sein Optimismus ist unerschütterlich.

Darum ist es für ihn auch klar, dass die 3. Liga nicht Endstation sein muss. Trainer Uwe Koschinat hat kürzlich bis 2018 verlängert. Für Ulonska ist dies das untrügliche Zeichen dafür, dass sie mittelfristig in die 2. Bundesliga wollen - natürlich zusammen mit seinem Freund und Geschäftsführer Michael W. Schwetje. "Unser Trainer ist ein absoluter Glücksgriff für uns. Er will weiter nach oben. Wir wollen diesen Weg mitgehen. Aber wir müssen es Schritt für Schritt machen", sagt Ulonska, um sich dann mit jedem Satz zu verabschieden, den er ganz am Ende immer montags unter jeden seiner wöchentlichen Newsletter schreibt: "Ganz liebe Grüße und Gottes Segen auf all Ihren Fortuna-Wegen."