Kim Kulig: "Wenn nicht hier, wo dann?"

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Das erste Ziel ist erreicht: Viertelfinale. Gegen Frankreich geht es nun (20.45 Uhr, live im ZDF) in Mönchengladbach um den Sieg in der Gruppe A. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit den Redakteuren Annette Seitz und Gereon Tönnihsen spricht Mittelfeldspielern Kim Kulig über ihre Ambitionen, ihre Fans bei Facebook und Nächte, in denen sie keinen Schlaf finden konnte.

DFB.de: Frau Kulig, wenn Sie an unserer Stelle wären: Was würden Sie uns fragen?

Kim Kulig: Ob wir Gruppensieger werden.

DFB.de: Und wie würde Ihre Antwort lauten?

Kulig: Dass wir das auf jeden Fall wollen. Und dass wir morgen ein gutes Spiel zeigen werden. Dann packen wir das auch.

DFB.de: Wir fällt denn Ihre Zwischenbilanz nach den ersten beiden Spielen aus?

Kulig: Erst mal können wir froh sein, dass wir das Viertelfinale schon erreicht haben. Das ist für unser Spiel sicher gut. Aber wir wollen natürlich Gruppenerster werden. Das wäre schon wichtig.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie denn mitgenommen aus den ersten beiden Spielen?

Kulig: Es waren zwei schwierige Begegnungen mit sehr aggressiven Gegnern. Da konnten wir unser Spiel nicht so aufziehen. Aber wir haben dagegen gehalten. Das war wichtig.

DFB.de: Hat man sehen können, wie kolossal der Unterschied zwischen Testspielen und WM-Spielen ist?

Kulig: Ja, auf jeden Fall. Das wussten wir aber auch. Bis auf Norwegen hatten wir nur Gegner, die sich nicht speziell auf die WM vorbereitet hatten. Den Unterschied hat man jetzt natürlich sehen können. Die Gegner sind alle topfit und richtig gut.

DFB.de: Haben sich Ihre Erwartungen an das Turnier bestätigt?

Kulig: Also, diese Dimensionen hatten wir so nicht erwartet. Das ganze Feeling, das Interesse, die Stimmung in den Stadien – das ist der Wahnsinn! Wir sind ja 2010 schon U 20-Weltmeister geworden, da war die Stimmung schon beeindruckend. Aber mit dem Turnier jetzt ist das nicht zu vergleichen.

DFB.de: Bekommen Sie denn von der Begeisterung im Turnieralltag viel mit?

Kulig: Man bekommt schon etwas mit. Etwa, wenn man zum Stadion fährt und überall die ganzen Fans sind, die uns zujubeln. Oder wenn wir vor 2.000 Leuten ein öffentliches Training absolvieren. Es posten auch viele Leute auf meine Facebook-Seite. Sie wünschen mir Glück oder gratulieren mir, wenn wir gewonnen haben.

DFB.de: Auch die Facebook-Seite der Nationalmannschaft, „Sommermärchen reloaded“, hat schon mehr als 36.000 Fans.

Kulig: Ja, da gucke ich auch immer drauf. Das ist schon krass. Die Seite ist echt gut, da gibt’s immer neue Infos. Als Fan würde ich mir da nichts entgehen lassen.

DFB.de: Wie ist die Gemütslage während eines Turniers – angespannt, relaxt, hoffnungsfroh?

Kulig: Das kommt auf die Situation an. Vor dem Spiel ist man natürlich total angespannt, es dauert bei mir auch bis zum zweiten Tag nach dem Spiel, ehe diese Anspannung weg ist. Es ist ein ständiges Auf und Ab.

DFB.de: Die Spiele beginnen vergleichsweise spät, jetzt gegen Nigeria wieder um 20.45 Uhr. Wann findet man da in den Schlaf?

Kulig: Das ist schwierig. Wir sind dann so um 0 Uhr im Hotel und dabei emotional noch total aufgeladen. Da kann es sein, dass man erst um drei Uhr einschläft. Trotzdem spiele ich gerne abends.

DFB.de: Und was macht man bis zum Spielbeginn?

Kulig: Das ist eine lange Strecke vom Aufstehen bis zum Anpfiff, das stimmt. Bei mir fängt mit dem Spaziergang mit Ball und der Spielbesprechung die Aufregung an. Dann bin ich angespannt und habe nur noch das Spiel im Kopf. Aber das ist ziemlich anstrengend, deshalb versuche ich, mich irgendwie abzulenken. Ich spiele dann Computer oder schaue mir eine DVD an – irgendwas, was mich nicht nachdenken lässt. Annike, meine Zimmerkollegin, ist ja auch noch da. Sie ist eher unaufgeregt. Das gefällt mir.

DFB.de: Haben die Ergebnisse der Französinnen Sie beeindruckt?

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Kulig: Ja, das kann man schon so sagen. Sie haben schönen Fußball gespielt. Fünf Tore, kein Gegentor – das sind beeindruckende Zahlen. Wir haben vor jedem Gegner Respekt, Angst aber bestimmt nicht. Wir hatten Frankreich schon vor der WM als stärksten Gegner in unserer Gruppe auf der Rechnung. Ich finde aber, dass man gesehen hat, dass alle Gegner richtig gut sind, jeder auf seine Weise.

DFB.de: Sie waren schon 2009 bei der Europameisterschaft in Finnland dabei. Damals gewannen Sie mit dem deutschen Team mit 5:1.

Kulig: Ja, aber das Spiel war nicht so eindeutig, wie es das Ergebnis aussagt. Wir haben zur Halbzeit schon mit 3:0 geführt, am Anfang war im Grunde jeder Schuss ein Treffer. Und dadurch war es relativ früh entschieden. Das war das Gute.

DFB.de: Aber in den beiden Jahren danach hat sich im Frauenfußball viel getan, oder?

Kulig: Auf jeden Fall. Die Spitze rückt zusammen. Gerade bei einer WM gibt es eigentlich keine schwachen Gegner mehr. Die anderen Länder schlafen ja auch nicht.

DFB.de: Wer hat Ihnen bisher am besten gefallen im Turnier?

Kulig: Das sind die erwarteten Mannschaften. Brasilien und die USA haben bislang, was ihre Ergebnisse angeht, überzeugt. Auch Japan spielt sehr stark. Es gibt eigentlich keine große Überraschung. Nicht umsonst sind einige Teams schon durch.

DFB.de: Kommen Sie denn überhaupt dazu, sich die anderen ausführlich anzuschauen?

Kulig: Ausführlich bislang nicht. Ich habe noch kein Spiel von Anfang bis Ende gesehen. Dazu fehlte die Zeit. Aber zwischendurch schaut man immer mal wieder rein. Und dann nimmt man auch wahr, dass das Niveau wirklich gut ist. Was mich positiv überrascht, ist, wie voll die Stadien auch bei den Spielen ohne unsere Beteiligung und wie hoch die Einschaltquoten sind. Das ist ja auch gut so, die anderen haben es ja auch verdient, weil sie genau so guten Fußball spielen.

DFB.de: Was glauben Sie: Wie wichtig kann der Heimvorteil gerade in engen Spielen sein?

Kulig: Der kann sehr wichtig sein. Wenn man die Zuschauer im Rücken hat, ist das auf jeden Fall positiv. Gerade bei einer WM, bei der uns ohnehin jeder schlagen will, um zu verhindern, dass wir zum dritten Mal hintereinander Weltmeister werden. Der Rückhalt im eigenen Land ist sehr groß, das hilft uns. Ich denke, wenn wir nicht hier den Titel holen, wo dann?

[as/gt]

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Das erste Ziel ist erreicht: Viertelfinale. Gegen Frankreich geht es nun (20.45 Uhr, live im ZDF) in Mönchengladbach um den Sieg in der Gruppe A. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit den Redakteuren Annette Seitz und Gereon Tönnihsen spricht Mittelfeldspielern Kim Kulig über ihre Ambitionen, ihre Fans bei Facebook und Nächte, in denen sie keinen Schlaf finden konnte.

DFB.de: Frau Kulig, wenn Sie an unserer Stelle wären: Was würden Sie uns fragen?

Kim Kulig: Ob wir Gruppensieger werden.

DFB.de: Und wie würde Ihre Antwort lauten?

Kulig: Dass wir das auf jeden Fall wollen. Und dass wir morgen ein gutes Spiel zeigen werden. Dann packen wir das auch.

DFB.de: Wir fällt denn Ihre Zwischenbilanz nach den ersten beiden Spielen aus?

Kulig: Erst mal können wir froh sein, dass wir das Viertelfinale schon erreicht haben. Das ist für unser Spiel sicher gut. Aber wir wollen natürlich Gruppenerster werden. Das wäre schon wichtig.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie denn mitgenommen aus den ersten beiden Spielen?

Kulig: Es waren zwei schwierige Begegnungen mit sehr aggressiven Gegnern. Da konnten wir unser Spiel nicht so aufziehen. Aber wir haben dagegen gehalten. Das war wichtig.

DFB.de: Hat man sehen können, wie kolossal der Unterschied zwischen Testspielen und WM-Spielen ist?

Kulig: Ja, auf jeden Fall. Das wussten wir aber auch. Bis auf Norwegen hatten wir nur Gegner, die sich nicht speziell auf die WM vorbereitet hatten. Den Unterschied hat man jetzt natürlich sehen können. Die Gegner sind alle topfit und richtig gut.

DFB.de: Haben sich Ihre Erwartungen an das Turnier bestätigt?

Kulig: Also, diese Dimensionen hatten wir so nicht erwartet. Das ganze Feeling, das Interesse, die Stimmung in den Stadien – das ist der Wahnsinn! Wir sind ja 2010 schon U 20-Weltmeister geworden, da war die Stimmung schon beeindruckend. Aber mit dem Turnier jetzt ist das nicht zu vergleichen.

DFB.de: Bekommen Sie denn von der Begeisterung im Turnieralltag viel mit?

Kulig: Man bekommt schon etwas mit. Etwa, wenn man zum Stadion fährt und überall die ganzen Fans sind, die uns zujubeln. Oder wenn wir vor 2.000 Leuten ein öffentliches Training absolvieren. Es posten auch viele Leute auf meine Facebook-Seite. Sie wünschen mir Glück oder gratulieren mir, wenn wir gewonnen haben.

DFB.de: Auch die Facebook-Seite der Nationalmannschaft, „Sommermärchen reloaded“, hat schon mehr als 36.000 Fans.

Kulig: Ja, da gucke ich auch immer drauf. Das ist schon krass. Die Seite ist echt gut, da gibt’s immer neue Infos. Als Fan würde ich mir da nichts entgehen lassen.

DFB.de: Wie ist die Gemütslage während eines Turniers – angespannt, relaxt, hoffnungsfroh?

Kulig: Das kommt auf die Situation an. Vor dem Spiel ist man natürlich total angespannt, es dauert bei mir auch bis zum zweiten Tag nach dem Spiel, ehe diese Anspannung weg ist. Es ist ein ständiges Auf und Ab.

DFB.de: Die Spiele beginnen vergleichsweise spät, jetzt gegen Nigeria wieder um 20.45 Uhr. Wann findet man da in den Schlaf?

Kulig: Das ist schwierig. Wir sind dann so um 0 Uhr im Hotel und dabei emotional noch total aufgeladen. Da kann es sein, dass man erst um drei Uhr einschläft. Trotzdem spiele ich gerne abends.

DFB.de: Und was macht man bis zum Spielbeginn?

Kulig: Das ist eine lange Strecke vom Aufstehen bis zum Anpfiff, das stimmt. Bei mir fängt mit dem Spaziergang mit Ball und der Spielbesprechung die Aufregung an. Dann bin ich angespannt und habe nur noch das Spiel im Kopf. Aber das ist ziemlich anstrengend, deshalb versuche ich, mich irgendwie abzulenken. Ich spiele dann Computer oder schaue mir eine DVD an – irgendwas, was mich nicht nachdenken lässt. Annike, meine Zimmerkollegin, ist ja auch noch da. Sie ist eher unaufgeregt. Das gefällt mir.

DFB.de: Haben die Ergebnisse der Französinnen Sie beeindruckt?

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Kulig: Ja, das kann man schon so sagen. Sie haben schönen Fußball gespielt. Fünf Tore, kein Gegentor – das sind beeindruckende Zahlen. Wir haben vor jedem Gegner Respekt, Angst aber bestimmt nicht. Wir hatten Frankreich schon vor der WM als stärksten Gegner in unserer Gruppe auf der Rechnung. Ich finde aber, dass man gesehen hat, dass alle Gegner richtig gut sind, jeder auf seine Weise.

DFB.de: Sie waren schon 2009 bei der Europameisterschaft in Finnland dabei. Damals gewannen Sie mit dem deutschen Team mit 5:1.

Kulig: Ja, aber das Spiel war nicht so eindeutig, wie es das Ergebnis aussagt. Wir haben zur Halbzeit schon mit 3:0 geführt, am Anfang war im Grunde jeder Schuss ein Treffer. Und dadurch war es relativ früh entschieden. Das war das Gute.

DFB.de: Aber in den beiden Jahren danach hat sich im Frauenfußball viel getan, oder?

Kulig: Auf jeden Fall. Die Spitze rückt zusammen. Gerade bei einer WM gibt es eigentlich keine schwachen Gegner mehr. Die anderen Länder schlafen ja auch nicht.

DFB.de: Wer hat Ihnen bisher am besten gefallen im Turnier?

Kulig: Das sind die erwarteten Mannschaften. Brasilien und die USA haben bislang, was ihre Ergebnisse angeht, überzeugt. Auch Japan spielt sehr stark. Es gibt eigentlich keine große Überraschung. Nicht umsonst sind einige Teams schon durch.

DFB.de: Kommen Sie denn überhaupt dazu, sich die anderen ausführlich anzuschauen?

Kulig: Ausführlich bislang nicht. Ich habe noch kein Spiel von Anfang bis Ende gesehen. Dazu fehlte die Zeit. Aber zwischendurch schaut man immer mal wieder rein. Und dann nimmt man auch wahr, dass das Niveau wirklich gut ist. Was mich positiv überrascht, ist, wie voll die Stadien auch bei den Spielen ohne unsere Beteiligung und wie hoch die Einschaltquoten sind. Das ist ja auch gut so, die anderen haben es ja auch verdient, weil sie genau so guten Fußball spielen.

DFB.de: Was glauben Sie: Wie wichtig kann der Heimvorteil gerade in engen Spielen sein?

Kulig: Der kann sehr wichtig sein. Wenn man die Zuschauer im Rücken hat, ist das auf jeden Fall positiv. Gerade bei einer WM, bei der uns ohnehin jeder schlagen will, um zu verhindern, dass wir zum dritten Mal hintereinander Weltmeister werden. Der Rückhalt im eigenen Land ist sehr groß, das hilft uns. Ich denke, wenn wir nicht hier den Titel holen, wo dann?