Kemme: "Fühle mich in neuer Rolle wohl"

DFB.de: Ist das Duell mit Frankfurt die erste echte Standortbestimmung?

Kemme: Davon gehe ich aus. Frankfurt kommt als Tabellenführer und mit einem 8:0 gegen Mönchengladbach im Gepäck zu uns. Die werden auch das entsprechende Selbstvertrauen habe. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. Ich bin wirklich gespannt, was passiert.

DFB.de: Mit welchen Zielen sind Sie in die Saison gestartet?

Kemme: Wir haben keine konkrete Platzierung als Vorgabe bekommen. Wir wollen es einfach schaffen, wieder Konstanz in unsere Leistung zu bringen. Wenn wir das hinbekommen, werden wir eine gute Rolle spielen. Davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Also ist nicht die Qualifikation für die Champions League oder gar die Deutsche Meisterschaft das Ziel?

Kemme: Nein, so weit sind wir noch lange nicht. Wir müssen abwarten, wie sich alles entwickelt. In ein paar Wochen kann man die Ziele vielleicht etwas konkreter formulieren.

DFB.de: Ist Konstanz also im Moment allgemein das große Schlagwort bei den Spitzenteams der Allianz Frauen-Bundesliga?

Kemme: Ja, das denke ich schon. Es bringt nichts, wenn man gegen München, Frankfurt oder Wolfsburg gewinnt und gleichzeitig gegen Sand, Freiburg oder Essen Punkte liegen lässt. Am Ende wird derjenige ganz oben stehen, der sich die wenigstens Ausrutscher erlaubt.

DFB.de: Wolfsburg und München haben zum Start jeweils nur Unentschieden gespielt.

Kemme: Das ist genau das, was ich meine. Die Leistungsunterschiede in der Allianz Frauen-Bundesliga werden immer geringer. Je nach Tagesform kann mittlerweile fast jeder jeden schlagen. Für die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland ist das toll. Wenn man als Spitzenteam selbst mal von solch einer Überraschung betroffen ist, kann es aber logischerweise auch mal wehtun.

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Es ist das erste Spitzenspiel der noch jungen Saison der Allianz Frauen-Bundesliga. Am 2. Spieltag treffen heute (ab 14 Uhr, live auf Sport 1 und DFB-TV) der 1. FFC Turbine Potsdam und der 1. FFC Frankfurt aufeinander. Beide Teams treten nach ihrem Auftaktsieg mit entsprechendem Selbstvertrauen an.

Besonders im Fokus stehen wird Turbines Tabea Kemme. Die deutsche Nationalspielerin und Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen spielt unter Potsdams neuem Trainer Matthias Rudolph eine andere Rolle - der 34-Jährige hat aus der Verteidigerin eine Offensivspielerin gemacht. Und das mit Erfolg: Beim 3:0 zum Auftakt gegen Hoffenheim sind Kemme direkt zwei Treffer gelungen.

Im DFB.de-Interview spricht die 24-Jährige über ihre neue Position, über die Ziele für die gerade begonnene Saison und natürlich über den Klassiker gegen den 1. FFC Frankfurt am Samstagnachmittag.

DFB.de: Frau Kemme, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Duell mit dem 1. FFC Frankfurt?

Tabea Kemme: Sehr groß. Diese Begegnungen sind immer wieder ein Highlight der Saison. Wir wollen die enttäuschende vergangene Saison hinter uns lassen und zeigen, dass wir es besser können. Das muss unser Anspruch sein.

DFB.de: Das 3:0 in Hoffenheim am vergangenen Sonntag war ja schon mal ein gelungener Start.

Kemme: Ja, dieses Ergebnis macht Mut und gibt Selbstvertrauen. Es war sicher noch nicht alles perfekt. Aber es war auf jeden Fall ein guter Auftritt von uns. Darauf können wir aufbauen. Allerdings wird das gegen Frankfurt nicht reichen. Da müssen wir uns weiter steigern.

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DFB.de: Sie haben zwei Tore zum Sieg beigetragen. Ein schönes Gefühl?

Kemme: Klar, das tut gut. Ich habe ja jetzt in Potsdam eine neue Rolle. Ich spiele nicht mehr in der Viererkette sondern viel weiter vorne. Da komme ich häufiger zum Abschluss. Es ist toll, dass dieser taktische Schachzug schon am ersten Spieltag funktioniert hat.

DFB.de: Wie kam es dazu?

Kemme: Unser neuer Trainer Matthias Rudolph ist während der Vorbereitung auf mich zugekommen und hat mir diese Idee näher gebracht. Er hat mich nach meiner Einschätzung gefragt, was ich davon halte. Ich habe ja früher schon im Sturm gespielt. Es ist für mich also keine völlig neue Erfahrung.

DFB.de: Und was haben Sie geantwortet?

Kemme: Ich habe ihm gesagt, dass wir es gerne ausprobieren können. Ich spiele dort, wo ich der Mannschaft am meisten helfen kann. Das ist doch logisch.

DFB.de: Wie hat Matthias Rudolph seine Idee erklärt?

Kemme: Er hat mir gesagt, dass ich meine Stärken eher in der Offensive einbringen kann. Er meinte damit vor allem meine Beidfüßigkeit im Abschluss und meine körperliche Robustheit. Bisher muss man sagen, dass er alles richtig gemacht hat. Ich fühle mich wohl in meiner neuen Rolle.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass das Auswirkungen auf Ihre Position in der Nationalmannschaft haben könnte? Dort sind Sie ja meist als linke Verteidigerin im Einsatz.

Kemme: Nein, davon gehe ich nicht aus. Ich bin flexibel genug, um beide Positionen spielen zu können. Ich sehe da kein Problem. Im Gegenteil: Dadurch bin ich ja noch flexibler einsetzbar. Das passt schon.

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DFB.de: Warum passt es nach der enttäuschenden vergangenen Saison auch insgesamt wieder bei Turbine? Was ist jetzt anders?

Kemme: Uns war allen klar, dass wir nicht noch einmal so eine Saison abliefern wollen. Das kann einfach nicht unser Anspruch sein. Wir haben überhaupt keine Konstanz in unsere Leistungen bekommen. Der Tiefpunkt in dieser Hinsicht war sicher unsere Niederlage beim 1. FC Köln. Das darf einer Mannschaft mit unserer Qualität einfach nicht passieren. Das haben wir auch ziemlich klar angesprochen.

DFB.de: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Trainerwechsel?

Kemme: Zunächst möchte ich sagen, dass wir Bernd Schröder dankbar sind für das, was er für den Verein und für uns Spielerinnen geleistet hat. Aber man merkt schon, dass Matthias Rudolph einen ganz frischen Wind in die Angelegenheit bekommt. Ein Beispiel ist das Trainingslager, bei dem ich wegen der Olympischen Spiele leider nicht dabei sein konnte. Das gab es vorher eigentlich nie. Aber alle haben mir hinterher erzählt, dass das unheimlich wichtig für den Zusammenhalt war. Dort hat sich ein Teamspirit entwickelt. Überhaupt haben sich sehr viele Abläufe verändert. Ich habe zusammen mit Svenja Huth bekanntlich große Teile der Vorbereitung nicht mitmachen können. Als wir dann kürzlich hier wieder eingestiegen sind, habe ich mich fast wie ein Neuzugang gefühlt - obwohl ich bereits acht Jahre bei Turbine bin.

DFB.de: Was zeichnet Matthias Rudolph aus?

Kemme: Man merkt, dass er hauptberuflich Lehrer ist. Er ist ein sehr kommunikativer Typ, der auf die Spielerinnen eingeht. Ich persönlich finde das sehr positiv. Und meine Kolleginnen auch, denke ich.

DFB.de: Ist das also auch einer der Gründe für den guten Start?

Kemme: Ja, einer von vielen. Aber ich möchte es noch einmal betonen: Wir haben bisher ein Spiel absolviert. Das lief gut, mehr aber auch nicht.

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DFB.de: Ist das Duell mit Frankfurt die erste echte Standortbestimmung?

Kemme: Davon gehe ich aus. Frankfurt kommt als Tabellenführer und mit einem 8:0 gegen Mönchengladbach im Gepäck zu uns. Die werden auch das entsprechende Selbstvertrauen habe. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. Ich bin wirklich gespannt, was passiert.

DFB.de: Mit welchen Zielen sind Sie in die Saison gestartet?

Kemme: Wir haben keine konkrete Platzierung als Vorgabe bekommen. Wir wollen es einfach schaffen, wieder Konstanz in unsere Leistung zu bringen. Wenn wir das hinbekommen, werden wir eine gute Rolle spielen. Davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Also ist nicht die Qualifikation für die Champions League oder gar die Deutsche Meisterschaft das Ziel?

Kemme: Nein, so weit sind wir noch lange nicht. Wir müssen abwarten, wie sich alles entwickelt. In ein paar Wochen kann man die Ziele vielleicht etwas konkreter formulieren.

DFB.de: Ist Konstanz also im Moment allgemein das große Schlagwort bei den Spitzenteams der Allianz Frauen-Bundesliga?

Kemme: Ja, das denke ich schon. Es bringt nichts, wenn man gegen München, Frankfurt oder Wolfsburg gewinnt und gleichzeitig gegen Sand, Freiburg oder Essen Punkte liegen lässt. Am Ende wird derjenige ganz oben stehen, der sich die wenigstens Ausrutscher erlaubt.

DFB.de: Wolfsburg und München haben zum Start jeweils nur Unentschieden gespielt.

Kemme: Das ist genau das, was ich meine. Die Leistungsunterschiede in der Allianz Frauen-Bundesliga werden immer geringer. Je nach Tagesform kann mittlerweile fast jeder jeden schlagen. Für die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland ist das toll. Wenn man als Spitzenteam selbst mal von solch einer Überraschung betroffen ist, kann es aber logischerweise auch mal wehtun.

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