Kellermann: "Wir können gemeinsam Historisches schaffen"

DFB.de: Kann man bei diesem Terminstress überhaupt Planungen für die neue Saison machen?

Kellermann: Ja, das müssen wir. Es ist unsere Aufgabe, das nicht aus den Augen zu verlieren. Aber wir haben nicht den riesigen Stress. Alle Leistungsträgerinnen haben mindestens für die neue Saison noch Vertrag. Mit Martina Müller haben wir gerade verlängert. Und auf den Positionen, auf denen wir uns gerne noch verstärken möchten, sind wir in guten Gesprächen. Allerdings haben wir ja bereits ein gewisses Niveau erreicht. Da ist es nicht so leicht, noch wirkliche Verstärkungen zu finden. Dennoch bin in zuversichtlich, dass uns das gelingt. Aber jetzt freuen wir uns erst mal auf die Reise nach London.

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Das Programm ist straff für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg: London, München, London, Duisburg, Frankfurt, Leverkusen, Potsdam - und das alles in drei Wochen. "Wir sind nur noch unterwegs, aber wir nehmen das gerne mit", sagt Trainer Ralf Kellermann im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen vor dem Hinspiel im Halbfinale der Champions League beim FC Arsenal am Sonntag (ab 15 Uhr). "Denn wir befinden uns auf einer Euphoriewelle. Dann geht vieles einfach."

Die Wolfsburgerinnen sind Spitzenreiter in der Bundesliga, sie stehen im Endspiel um den DFB-Pokal, und viele trauen ihnen sogar den Gewinn der Champions League zu. "Wir haben trotzdem keinen Druck", betont Kellermann: "Im Gegenteil, das spornt uns an." Aber zunächst gilt natürlich die ganze Konzentration des 44-Jährigen dem Aufeinandertreffen mit dem englischen Meister: "Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. Genau so muss es in einem Halbfinale der Champions League auch sein."

DFB.de: Herr Kellermann, Spitzenreiter in der Bundesliga, Halbfinale in der Champions League, Endspiel im DFB-Pokal - kommen Sie sich manchmal wie im Traum vor?

Ralf Kellermann: Diese Saison ist bislang wirklich ein Traum. Aber gleichzeitig auch das Ergebnis harter Arbeit. Es ist unglaublich, dass wir im April noch die Chance auf drei Titel haben. Andererseits muss man auch sagen, dass es eine große Enttäuschung wäre, wenn wir nach dieser Serie am Ende mit leeren Händen dastehen würden. Jetzt wollen wir uns auch belohnen. Allein das Jahr 2013 ist bislang nicht zu toppen. Wir haben alle acht Pflichtspiele gewonnen, darunter die beiden Duelle im Viertelfinale der Champions League gegen FK Rossijanka. Nur einige Verletzungen trüben etwas das Bild. Aber das gehört zum Fußball auch dazu, leider.

DFB.de: Legen Sie auf einen bestimmten Wettbewerb den Fokus?

Kellermann: Nein, das geht überhaupt nicht. Im Moment können wir wirklich nur von Spiel zu Spiel denken. Wir stecken in vier aufeinanderfolgenden Englischen Wochen. Am Mittwoch haben wir souverän 6:0 in Sindelfingen gewonnen. Das war die Pflicht, jetzt kommt die Kür. Das Programm ist unglaublich straff. Zum Glück haben wir auch in der Breite einen gut aufgestellten Kader. Außerdem reiten wir gerade auf einer Euphoriewelle. Diesen Schwung müssen wir so lange wie möglich mitnehmen. Jetzt freuen wir uns auf die beiden Duelle gegen Arsenal, dazwischen erwarten wir in der Bundesliga den FC Bayern München. Da muss ich niemanden motivieren. Auch wenn die Kräfte langsam nachlassen, am Spieltag werden wir immer topfit sein.

DFB.de: Wird es langsam zu viel?

Kellermann: Ich merke schon, dass einige an ihre Grenzen kommen. Andererseits sind die Spielerinnen natürlich stolz auf ihre Leistungen, und das zurecht. Wir können gemeinsam Historisches schaffen. Daran arbeiten wir. Diese Gedanken lassen müde Beine schnell wieder munter werden.

DFB.de: Sind die Duelle mit Arsenal der Höhepunkt der Saison bislang?

Kellermann: Es geht immer weiter, die Gegner werden immer stärker. Diese Saison hatte schon unglaublich viele Höhepunkte. Und wir sind ja hoffentlich noch lange nicht am Ende. Ich freue mich zum Beispiel unheimlich auch das Endspiel um den DFB-Pokal in Köln gegen Turbine Potsdam. Auch das wird ein Höhepunkt. Aber es gibt keine zwei Meinungen, dass die Duelle mit Arsenal ebenfalls außergewöhnlich sind. Alleine der Klang dieses Namens verbreitet bei uns Vorfreude.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kellermann: Wir haben Arsenal beobachtet, wir haben uns auch viele Videos angesehen. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. So muss es auch sein in einem Halbfinale der Champions League. Aber ich betone auch ganz eindeutig: Wir haben alle Möglichkeiten, um ins Finale einzuziehen.

DFB.de: Wo sehen Sie die Stärken des Gegners?

Kellermann: Arsenal spielt schnell nach vorne, das machen die Spielerinnen wirklich sehr gut. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir wollen uns unbedingt eine gute Ausgangslage für das Rückspiel im eigenen Stadion schaffen.

DFB.de: Wie groß ist der Druck?

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Kellermann: Wir haben keinen Druck. Und wenn, dann machen wir uns den nur selbst. Wir kennen unsere Qualitäten. Wir wissen, dass wir alles in der eigenen Hand haben. Noch mal: Wir haben die große Möglichkeit, ins Finale einzuziehen. Diese Chance wollen wir beim Schopfe packen.

DFB.de: Kann man bei diesem Terminstress überhaupt Planungen für die neue Saison machen?

Kellermann: Ja, das müssen wir. Es ist unsere Aufgabe, das nicht aus den Augen zu verlieren. Aber wir haben nicht den riesigen Stress. Alle Leistungsträgerinnen haben mindestens für die neue Saison noch Vertrag. Mit Martina Müller haben wir gerade verlängert. Und auf den Positionen, auf denen wir uns gerne noch verstärken möchten, sind wir in guten Gesprächen. Allerdings haben wir ja bereits ein gewisses Niveau erreicht. Da ist es nicht so leicht, noch wirkliche Verstärkungen zu finden. Dennoch bin in zuversichtlich, dass uns das gelingt. Aber jetzt freuen wir uns erst mal auf die Reise nach London.