"Keine interpretatorische Entscheidung durch Video-Assistenten"

Am 21. Spieltag kam es in der Bundesliga bei zwei vermeintlichen Torerzielungen jeweils zu einem On-Field-Review. Im DFB.de-Interview erklärt Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim DFB, die optimalen Abläufe und spricht Schiedsrichtern und Video-Assistenten "ein großes Lob" aus.

DFB.de: Dank der kalibrierten Linie können Abseitssituationen seit Saisonbeginn faktisch korrekt vom Video-Assistenten aufgelöst werden, so dass der Gang des Schiedsrichters in die Review-Area bei der Frage "Abseits oder nicht?" normalerweise nicht notwendig ist. Warum suchten die Unparteiischen Marco Fritz in Dortmund und Dr. Felix Brych in Freiburg dennoch die Review-Area auf, Herr Drees?

Dr. Jochen Drees: In beiden Situationen war die Abseitsposition der betreffenden Spieler auch auf dem Spielfeld unzweifelhaft. Problematisch war einzig die Frage, ob beide Spieler durch ihre Position und ihr Verhalten Einfluss auf das Spielgeschehen beziehungsweise auf ihre Gegenspieler genommen haben. Dies ist immer auch eine Frage der Interpretation. Diese interpretatorische Entscheidung darf der Video-Assistent nicht treffen - hier muss sich der Schiedsrichter selbst ein Bild von der Situation am Monitor in der Review-Area machen. Und dann letztlich zu einer fachlichen Einschätzung kommen, nach welcher er selbst eine Entscheidung auf dem Platz trifft.

DFB.de: Wie bewerten Sie in den beiden beschriebenen Situationen die Zusammenarbeit zwischen den Schiedsrichter-Teams in den Stadien und den Video-Assistenten im Kölner Video-Assist-Center?

Drees: Beide Situationen waren Paradebeispiele dafür, welchen Nutzen die Video-Assistenten haben. Ich glaube, dass es ohne die Hilfe der Video-Assistenten durchaus wahrscheinlich gewesen wäre, dass eine oder beide Situationen durch die Komplexität ihres Sachverhalts auf dem Platz nicht hätten gelöst werden können und damit am Ende eine regeltechnische Fehlentscheidung übriggeblieben wäre. Diese hätte dann erheblichen Einfluss auf das Spielergebnis gehabt. Somit kann man von einer hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Video-Assistenten und den Schiedsrichter-Teams sprechen, die in beiden Situationen schnell und präzise abgelaufen ist. Zusätzlich ist in beiden Fällen über das vorhandene Tablet eine sehr schnelle Information an die betreffenden Stadien geschickt worden, so dass auch die Zuschauer in den Stadien unmittelbar über die Situation in Kenntnis gesetzt werden konnten.

DFB.de: Beim Spiel Düsseldorf gegen Stuttgart schlug der VfB-Profi Nicolas Gonzalez seinem Gegenspieler Kaan Ayhan abseits des Geschehens ins Gesicht. Schiedsrichter Christian Dingert bekam einen Hinweis aus dem VAC, entschied nach Ansicht der Bilder in der Review-Area auf Platzverweis und zeigte Gonzalez die Rote Karte. Ein weiteres Paradebeispiel dafür, dass der Video-Assistent den Fußball ein Stück weit gerechter macht?

Dress: Vor Einführung des Video-Assistenten in der Bundesliga wäre dieses grob unsportliche Verhalten ungeahndet geblieben, und Gonzales hätte in dieser Partie weiterspielen können. Solche Tätlichkeiten sind mit dem Anspruch an ein gelebtes Fair Play aber in keiner Weise akzeptabel, so dass das Eingreifen des Video-Assistenten den Fußball hier gerechter gemacht hat.

DFB.de: Können Sie als Projektleiter für den Bereich Video-Assistent zurückblickend von optimalen Abläufen am 21. Spieltag in der Bundesliga sprechen, Herr Drees?

Drees: Ja, das kann ich! Nachdem wir uns vor einigen Wochen zum Teil auch mit berechtigter Kritik auseinandersetzen mussten, ist es nach dem 21. Spieltag aber auch genauso gerechtfertigt, den Video-Assistenten und auch den Schiedsrichter-Teams auf den Plätzen ein großes Lob für ihre gezeigten Leistungen auszusprechen.

[ar]

Am 21. Spieltag kam es in der Bundesliga bei zwei vermeintlichen Torerzielungen jeweils zu einem On-Field-Review. Im DFB.de-Interview erklärt Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim DFB, die optimalen Abläufe und spricht Schiedsrichtern und Video-Assistenten "ein großes Lob" aus.

DFB.de: Dank der kalibrierten Linie können Abseitssituationen seit Saisonbeginn faktisch korrekt vom Video-Assistenten aufgelöst werden, so dass der Gang des Schiedsrichters in die Review-Area bei der Frage "Abseits oder nicht?" normalerweise nicht notwendig ist. Warum suchten die Unparteiischen Marco Fritz in Dortmund und Dr. Felix Brych in Freiburg dennoch die Review-Area auf, Herr Drees?

Dr. Jochen Drees: In beiden Situationen war die Abseitsposition der betreffenden Spieler auch auf dem Spielfeld unzweifelhaft. Problematisch war einzig die Frage, ob beide Spieler durch ihre Position und ihr Verhalten Einfluss auf das Spielgeschehen beziehungsweise auf ihre Gegenspieler genommen haben. Dies ist immer auch eine Frage der Interpretation. Diese interpretatorische Entscheidung darf der Video-Assistent nicht treffen - hier muss sich der Schiedsrichter selbst ein Bild von der Situation am Monitor in der Review-Area machen. Und dann letztlich zu einer fachlichen Einschätzung kommen, nach welcher er selbst eine Entscheidung auf dem Platz trifft.

DFB.de: Wie bewerten Sie in den beiden beschriebenen Situationen die Zusammenarbeit zwischen den Schiedsrichter-Teams in den Stadien und den Video-Assistenten im Kölner Video-Assist-Center?

Drees: Beide Situationen waren Paradebeispiele dafür, welchen Nutzen die Video-Assistenten haben. Ich glaube, dass es ohne die Hilfe der Video-Assistenten durchaus wahrscheinlich gewesen wäre, dass eine oder beide Situationen durch die Komplexität ihres Sachverhalts auf dem Platz nicht hätten gelöst werden können und damit am Ende eine regeltechnische Fehlentscheidung übriggeblieben wäre. Diese hätte dann erheblichen Einfluss auf das Spielergebnis gehabt. Somit kann man von einer hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Video-Assistenten und den Schiedsrichter-Teams sprechen, die in beiden Situationen schnell und präzise abgelaufen ist. Zusätzlich ist in beiden Fällen über das vorhandene Tablet eine sehr schnelle Information an die betreffenden Stadien geschickt worden, so dass auch die Zuschauer in den Stadien unmittelbar über die Situation in Kenntnis gesetzt werden konnten.

DFB.de: Beim Spiel Düsseldorf gegen Stuttgart schlug der VfB-Profi Nicolas Gonzalez seinem Gegenspieler Kaan Ayhan abseits des Geschehens ins Gesicht. Schiedsrichter Christian Dingert bekam einen Hinweis aus dem VAC, entschied nach Ansicht der Bilder in der Review-Area auf Platzverweis und zeigte Gonzalez die Rote Karte. Ein weiteres Paradebeispiel dafür, dass der Video-Assistent den Fußball ein Stück weit gerechter macht?

Dress: Vor Einführung des Video-Assistenten in der Bundesliga wäre dieses grob unsportliche Verhalten ungeahndet geblieben, und Gonzales hätte in dieser Partie weiterspielen können. Solche Tätlichkeiten sind mit dem Anspruch an ein gelebtes Fair Play aber in keiner Weise akzeptabel, so dass das Eingreifen des Video-Assistenten den Fußball hier gerechter gemacht hat.

DFB.de: Können Sie als Projektleiter für den Bereich Video-Assistent zurückblickend von optimalen Abläufen am 21. Spieltag in der Bundesliga sprechen, Herr Drees?

Drees: Ja, das kann ich! Nachdem wir uns vor einigen Wochen zum Teil auch mit berechtigter Kritik auseinandersetzen mussten, ist es nach dem 21. Spieltag aber auch genauso gerechtfertigt, den Video-Assistenten und auch den Schiedsrichter-Teams auf den Plätzen ein großes Lob für ihre gezeigten Leistungen auszusprechen.

###more###