Kasachstans Schmidtgal: Mutter Elsa als Sprachlehrerin

Es ist sein bisher größtes Spiel. Vielleicht sogar der Höhepunkt seiner gesamten Karriere. Mit der Nationalmannschaft von Kasachstan trifft Heinrich Schmidtgal (24), Zweitliga-Profi von Rot-Weiß Oberhausen, in der EM-Qualifikation heute ab 19 Uhr MESZ in Astana auf sein eigentliches Heimatland. Der deutsche Kasache tritt in seinem dritten Länderspiel erstmals gegen Deutschland an.

„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“, klagt Doktor Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie. Ähnlich geht es Schmidtgal, denn der Mittelfeldspieler steckt vor dem Duell in einem ähnlichen Zwiespalt der Gefühle.

"Ein ganz besonderes Spiel für mich"

"Das ist selbstverständlich ein ganz besonderes Spiel für mich. Schließlich habe ich fast mein ganzes Leben hier verbracht und Deutschland ist zu meiner Heimat geworden", erzählt Schmidtgal, der als zweijähriges Kind mit seiner Familie aus der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik übersiedelte, gegenüber DFB.de.

„Mein Familie hatte schon seit vielen Generationen deutsche Wurzeln“, sagt „Schmiddi“, der trotz aller Verbundenheit freilich nicht zurückstecken wird. „Ich gebe Dienstag alles für Kasachstan“, stellt Schmidtgal klar, der am Freitag beim 0:2 gegen Belgien über 90 Minuten spielte.

Schon mit 18 Jahren im Verler Oberliga-Kader

Das Kicken erlernte Heinrich Schmidtgal beim FC Hövelriege in der Nähe von Paderborn. Schon in der Jugend wechselte er zum SC Verl, gehörte bereits mit 18 Jahren dem Oberliga-Kader der Ostwestfalen an. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga verabschiedete sich Schmidtgal von der Poststraße und suchte seine Chance beim VfL Bochum.

Obwohl sich Schmidtgal im Profi-Kader der Bochumer nicht durchsetzen konnte, wurde die Zeit an der Castroper Straße zum „doppelten Glücksfall“ für den Linksfuß. Trotz der Enttäuschung, für den VfL nicht in der Bundesliga spielen zu dürfen, zeigte Schmidtgal auch in der Reserve vollen Einsatz und wurde gleich zweimal belohnt. Neben Hans-Günter Bruns, seinem aktuellen Vereinstrainer bei Rot-Weiß Oberhausen, wurde auch Kasachstans Nationaltrainer Bernd Storck - selbst ehemaliger Bundesliga-Profi in Bochum und Dortmund - zu dieser Zeit erstmals auf den Flügelflitzer aufmerksam.



[bild1]

Es ist sein bisher größtes Spiel. Vielleicht sogar der Höhepunkt seiner gesamten Karriere. Mit der Nationalmannschaft von Kasachstan trifft Heinrich Schmidtgal (24), Zweitliga-Profi von Rot-Weiß Oberhausen, in der EM-Qualifikation heute ab 19 Uhr MESZ in Astana auf sein eigentliches Heimatland. Der deutsche Kasache tritt in seinem dritten Länderspiel erstmals gegen Deutschland an.

„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“, klagt Doktor Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie. Ähnlich geht es Schmidtgal, denn der Mittelfeldspieler steckt vor dem Duell in einem ähnlichen Zwiespalt der Gefühle.

"Ein ganz besonderes Spiel für mich"

"Das ist selbstverständlich ein ganz besonderes Spiel für mich. Schließlich habe ich fast mein ganzes Leben hier verbracht und Deutschland ist zu meiner Heimat geworden", erzählt Schmidtgal, der als zweijähriges Kind mit seiner Familie aus der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik übersiedelte, gegenüber DFB.de.

„Mein Familie hatte schon seit vielen Generationen deutsche Wurzeln“, sagt „Schmiddi“, der trotz aller Verbundenheit freilich nicht zurückstecken wird. „Ich gebe Dienstag alles für Kasachstan“, stellt Schmidtgal klar, der am Freitag beim 0:2 gegen Belgien über 90 Minuten spielte.

Schon mit 18 Jahren im Verler Oberliga-Kader

Das Kicken erlernte Heinrich Schmidtgal beim FC Hövelriege in der Nähe von Paderborn. Schon in der Jugend wechselte er zum SC Verl, gehörte bereits mit 18 Jahren dem Oberliga-Kader der Ostwestfalen an. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga verabschiedete sich Schmidtgal von der Poststraße und suchte seine Chance beim VfL Bochum.

Obwohl sich Schmidtgal im Profi-Kader der Bochumer nicht durchsetzen konnte, wurde die Zeit an der Castroper Straße zum „doppelten Glücksfall“ für den Linksfuß. Trotz der Enttäuschung, für den VfL nicht in der Bundesliga spielen zu dürfen, zeigte Schmidtgal auch in der Reserve vollen Einsatz und wurde gleich zweimal belohnt. Neben Hans-Günter Bruns, seinem aktuellen Vereinstrainer bei Rot-Weiß Oberhausen, wurde auch Kasachstans Nationaltrainer Bernd Storck - selbst ehemaliger Bundesliga-Profi in Bochum und Dortmund - zu dieser Zeit erstmals auf den Flügelflitzer aufmerksam.

„Der Wechsel nach Bochum war kein Fehler, auch wenn ich mir bei meiner ersten Profi-Station sicher mehr erhofft hatte. Trotzdem war es wichtig, Erfahrungen im Profi-Bereich zu sammeln“, sagt das 1,74 Meter große Kraftpaket, das nun froh ist, bei den „Kleeblättern“ in Oberhausen unter Vertrag zu stehen. „Das war der richtige Schritt für mich.“ Bei RWO setzte er sich schnell durch, gehört zu den Leistungsträgern.

Grundstudium in Sport und Maschinentechnik abgeschlossen

Auf sein fußballerisches Talent allein will sich Heinrich Schmidtgal aber nicht verlassen. Während seiner Zeit beim Regionalligisten SC Verl studierte er in Paderborn Sport und Maschinentechnik auf Lehramt. „Ich habe das Grundstudium abgeschlossen, kann es jederzeit wieder aufnehmen. Ich möchte auf jeden Fall noch den Abschluss zu machen“, meint der Blondschopf, der mit seiner Freundin Annika weiterhin in Bochum wohnt. „Die Wege im Ruhrgebiet sind ja kurz“, grinst Schmidtgal, der wie seine Freundin, die in Essen für eine Marketing und Event-Firma tätig ist, jeden Morgen zur Arbeit pendelt.

Ähnlich wie auf Vereinsebene, wo Schmidtgal der Durchbruch als Profi erst in Oberhausen gelang, begann „Schmiddis“ Karriere in der Nationalmannschaft von Kasachstan ebenfalls mit Hindernissen. Beim Gastspiel der Kasachen in Österreich musste der Linksfuß, der wenige Tage zuvor gegen die Türkei (0:3) ein gutes Debüt von Beginn an gegeben hatte, plötzlich zusehen. „Es war schon kurios. Meinen Personalausweis hatte ich bei mir. Aber weil mein kasachischer Reisepass nicht vorlag, durfte ich - anders als gegen die Türkei - nicht mitmachen“, so Schmidtgal über die unerwarteten bürokratischen Hürden. Mittlerweile sind diese Probleme ausgeräumt. Neben dem deutschen Pass wurde Schmidtgal nun auch mit den Papieren seines Vaterlandes ausgestattet.

Trainer Storck erleichtert Schmidtgal die Integration

Sein Start in der Auswahl Kasachstans verlief dagegen eher reibungslos. „Ich bin von meinen Mitspielern hervorragend und sehr freundlich aufgenommen worden“, sagt Schmidtgal, der sich keinesfalls als „Star“ aus Deutschland sieht. Eine Führungsrolle soll er in der Mannschaft von Trainer Bernd Storck, der ihm die Integration in der Landesauswahl maßgeblich erleichtert hat, allerdings schon übernehmen.

„Ein deutscher Trainer ist sicher von Vorteil“, meint Heinrich Schmidtgal, den auch seine Familie darin bestärkt hatte, die Gelegenheit wahrzunehmen, für Kasachstan zu spielen. Hatte bei den ersten Trainingseinheiten noch ein Co-Trainer als Übersetzer für den Neuling ausgeholfen, so nimmt sich Schmidtgal - ganz Profi - der Sprachproblematik inzwischen selbst an. Um sich künftig besser mit seinen Mitspielern unterhalten zu können, hat er bei seiner Mutter Elsa (54) fleißig Sprach-Unterricht genommen.

[bild2]

Wie bei RWO: Stammplatz im linken Mittelfeld

Wie bei Rot-Weiß Oberhausen wird der 24-Jährige auch in der Nationalmannschaft im linken Mittelfeld aufgeboten. Die Vorfreude auf die Zweikämpfe mit Philipp Lahm oder Thomas Müller ist bei Schmidtgal schon sehr groß, auch wenn die Erinnerungen an den letzten Vergleich mit den Münchnern auf Vereinsebene nicht sonderlich positiv waren. „Wir haben mit RWO im DFB-Pokal vor einem Jahr in München 0:5 verloren“, erinnert er sich.

Ähnlich dürften die Kräfteverhältnisse auch Dienstag verteilt sein, wenn es in Astana um Punkte in der EM-Qualifikation geht. „Deutschland ist klarer Favorit und es wird sehr schwer für uns. Trotzdem wollen wir uns nicht verstecken und ein 0:0 ermauern. Auch gegen Deutschland wollen wir angreifen und unseren Fans etwas bieten“, gibt Heinrich Schmidtgal die Marschroute vor. Schon beim 0:3 gegen die Türkei hatten die Kasachen vor 15.800 Zuschauern ein gutes Spiel abgeliefert. „Die Fans haben uns super unterstützt. Es war eine tolle Atmosphäre.“

Auch von der Landschaft war Schmidtgal bei seiner Rückkehr nach Kasachstan angetan. „Ich war ja 22 Jahre nicht mehr dort. Vor dem Spiel gegen die Türken hatten wir Zeit, uns ein wenig umzusehen. Wir haben die ehemalige Hauptstadt Almaty besucht, die schon sehr westlich geprägt ist. Und so schöne, große Berge wie dort gibt es im Ruhrgebiet halt nicht.“