Karlheinz Förster: "Trotz Meisterschale habe ich mich geärgert"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem aktuellen Spieltag. Heute: Karlheinz Förster.

Vor dem 33. Spieltag erinnert sich Karlheinz Förster an das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am letzten Spieltag der Saison 1983/84. Damals wie heute lautete die Paarung VfB Stuttgart gegen Hamburger SV, damals wie heute ist es ein Endspiel, nur in einer ganz anderen Tabellenregion. Das Interview führte Udo Muras.

DFB.de: Wenn man sich die Abschluss-Tabelle 1983/84 anschaut, sieht es nach dem spannendsten Finale aller Zeiten aus. Drei punktgleiche Teams an der Spitze, der Vierte einen Punkt zurück. Und doch war vor dem Spitzenspiel VfB – HSV die Luft raus, oder?

Karlheinz Förster: Ja, eigentlich schon. Wir hatten zwei Punkte Vorsprung und das Torverhältnis war so gut, dass der HSV mit fünf Toren bei uns hätte gewinnen müssen. Das war natürlich unmöglich. Obwohl der HSV eine Super-Mannschaft hatte.

DFB.de: Die aber im vorletzten Spiel zuhause gegen Abstiegskandidat Frankfurt 0:2 verlor, während ihr in Bremen 2:1 gewonnen habt. Damit war das Finale um die Schale, das der Spielplan zufällig hergestellt hatte, quasi geplatzt. Kamen trotzdem noch Kampfansagen aus Hamburg?

Förster: Wir hatten drei Tage vorher noch ein Länderspiel in Zürich und da waren natürlich auch HSV-Spieler dabei. Da kamen ein paar Sticheleien wie: "wenn es nach 20 Minuten 2:0 steht, dann…". Wir sind da gar nicht weiter drauf eingegangen. Aber wissen Sie was?

DFB.de: Ich weiß nichts.

Förster: Es waren tatsächlich einige unserer Spieler richtig nervös. Das Stadion war ausverkauft, Prominenz auf den Rängen. Auch der Oberbürgermeister Rommel war da und schon deshalb hatten wir kein gutes Gefühl. Er hatte keine Ahnung vom Fußball und meist haben wir verloren oder zumindest nicht gewonnen. Er war wirklich kein Glücksbringer. Manches im Fußball kann man ja nicht erklären.

DFB.de: Hat Trainer Helmut Benthaus noch mal gewarnt oder irgendwas Besonderes gemacht?

Förster: An Besonderheiten kann ich mich nicht erinnern. Aber natürlich hat er gesagt: "Nehmt es nicht zu leicht." Unsere Devise war: erst mal kein Tor kriegen. Es ging uns wirklich nicht darum, den Leuten noch was zu zeigen. Und so wurde es eben kein gutes Spiel.



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem aktuellen Spieltag. Heute: Karlheinz Förster.

Vor dem 33. Spieltag erinnert sich Karlheinz Förster an das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am letzten Spieltag der Saison 1983/84. Damals wie heute lautete die Paarung VfB Stuttgart gegen Hamburger SV, damals wie heute ist es ein Endspiel, nur in einer ganz anderen Tabellenregion. Das Interview führte Udo Muras.

DFB.de: Wenn man sich die Abschluss-Tabelle 1983/84 anschaut, sieht es nach dem spannendsten Finale aller Zeiten aus. Drei punktgleiche Teams an der Spitze, der Vierte einen Punkt zurück. Und doch war vor dem Spitzenspiel VfB – HSV die Luft raus, oder?

Karlheinz Förster: Ja, eigentlich schon. Wir hatten zwei Punkte Vorsprung und das Torverhältnis war so gut, dass der HSV mit fünf Toren bei uns hätte gewinnen müssen. Das war natürlich unmöglich. Obwohl der HSV eine Super-Mannschaft hatte.

DFB.de: Die aber im vorletzten Spiel zuhause gegen Abstiegskandidat Frankfurt 0:2 verlor, während ihr in Bremen 2:1 gewonnen habt. Damit war das Finale um die Schale, das der Spielplan zufällig hergestellt hatte, quasi geplatzt. Kamen trotzdem noch Kampfansagen aus Hamburg?

Förster: Wir hatten drei Tage vorher noch ein Länderspiel in Zürich und da waren natürlich auch HSV-Spieler dabei. Da kamen ein paar Sticheleien wie: "wenn es nach 20 Minuten 2:0 steht, dann…". Wir sind da gar nicht weiter drauf eingegangen. Aber wissen Sie was?

DFB.de: Ich weiß nichts.

Förster: Es waren tatsächlich einige unserer Spieler richtig nervös. Das Stadion war ausverkauft, Prominenz auf den Rängen. Auch der Oberbürgermeister Rommel war da und schon deshalb hatten wir kein gutes Gefühl. Er hatte keine Ahnung vom Fußball und meist haben wir verloren oder zumindest nicht gewonnen. Er war wirklich kein Glücksbringer. Manches im Fußball kann man ja nicht erklären.

DFB.de: Hat Trainer Helmut Benthaus noch mal gewarnt oder irgendwas Besonderes gemacht?

Förster: An Besonderheiten kann ich mich nicht erinnern. Aber natürlich hat er gesagt: "Nehmt es nicht zu leicht." Unsere Devise war: erst mal kein Tor kriegen. Es ging uns wirklich nicht darum, den Leuten noch was zu zeigen. Und so wurde es eben kein gutes Spiel.

###more###

DFB.de: Zur Halbzeit stand es noch 0:0 und spätestens dann, gestand Torwart Helmut Roleder, sei die Luft raus gewesen. So erklärte er dann auch seinen Fehler vor dem 0:1 durch Jürgen Milewski.

Förster: Ja, da ist er wieder mal unter einer Flanke durchgetaucht, wie so oft (lacht). Wie lange war da noch mal zu spielen?

DFB.de: Es war schon die 85. Minute. Zu spät für den HSV, aber auch für Euch, um die erste Heim-Niederlage zu verhindern. Wie war es, mit einer Niederlage Meister zu werden?

Förster: Den Leuten war es egal, sie freuten sich über die erste Meisterschaft seit 32 Jahren. Das war ja etwas Einmaliges. Aber ich habe mich trotz Meisterschaft geärgert. Ich wollte immer gewinnen, erst recht vor eigenem Publikum. Normal bin ich nach Heimniederlagen zwei Tage nicht aus dem Haus und habe mich geschämt. So war es diesmal natürlich nicht und die Feierlichkeiten mit Auto-Corso und Empfang im Rathaus haben uns aufgeheitert. Es war ja trotzdem der schönste Tag meiner Karriere.

DFB.de: Obwohl Sie 1980 schon Europameister geworden waren?

Förster: Ja, denn Stuttgart war ja meine fußballerische Heimat damals. Ich habe da gelebt, es war etwas Besonderes.

DFB.de: Dem VfB sind Sie weiterhin verbunden. Wie schätzen sie die Lage vor dem Abstiegsfinale am Samstag, auch gegen den HSV, ein?

Förster: Ich bin zuversichtlich, denn ich erkenne Einiges was Mut macht. Die Mannschaft hat ja allmählich Erfahrung im Abstiegskampf, ist seit einiger Zeit in guter Form, Trainer Huub Stevens sehr erfahren, Robin Dutt strahlt Ruhe aus, die Stürmer Kostic und Ginczek kommen immer besser in Form und die Fans erst…

DFB.de: Ja?

Förster: Die haben eigentlich mal eine Auszeichnung verdient, so wie die hinter der Mannschaft stehen. Ich glaube, der VfB schafft es noch.

DFB.de: Dann müsste er aber besser spielen als 1984, oder?

Förster: Ja. Diesmal geht’s anders rum aus – 1:0 für uns.

Karlheinz Förster spielte von 1977 – 86 in der Bundesliga für den VfB Stuttgart (272 Spiele, 17 Tore) und war Kapitän der Meister-Mannschaft von 1984. Für Deutschland bestritt der Verteidiger 81 A-Länderspiele, wurde 1980 Europameister und bestritt zwei WM-Finales (1982, 1986). Heute arbeitet er als Spielerberater.