Karl Schmidt: "Wir helfen, Leben lebenswerter zu gestalten"

Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet am Donnerstag (20.30 Uhr/live in der ARD) in Freiburg gegen Malta ein Benefizspiel zu Gunsten der DFB-Stiftung Egidius Braun. Im Vorfeld der Partie gibt Karl Schmidt, DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben, Auskunft über die zahlreichen sozialen Aktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Herr Schmidt, als DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben sind Sie auch für die sozialen Aktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes verantwortlich. Lassen sich wohltätige Aktionen eines Verbandes in der Öffentlichkeit schwerer darstellen, als beispielsweise Geschehnisse bei der Nationalmannschaft?

Schmidt: Diese Frage muss ich leider uneingeschränkt mit Ja beantworten. Es ist nicht zu leugnen, dass in unserer schnelllebigen Zeit die vordergründige Sensation, der Skandal oder die aufsehenerregende Aussage eines Trainers oder Spieler interessanter ist als die Leidensgeschichte eines krebskranken Kindes oder eines verunglückten Familienvaters. Wir sind leider alle oftmals dazu bereit wegzusehen, wenn Leid oder Gewalt zu sehen sind. Eine große Ausnahme bildete da die Hochwasserkatastrophe im Ostteil unseres Landes. Anscheinend hängt das Maß des öffentlichen Interesses wesentlich von der Größe eines schädigenden Ereignisses und seiner erkennbaren Folgen ab. Die kleineren Geschehnisse - mögen sie auch noch so tragisch sein - werden oft übersehen.

Können Sie uns einen Überblick über die sozialen Aktivitäten des DFB geben?

Schmidt: Da möchte ich zunächst die beiden DFB-Stiftungen nennen, deren Schwerpunktarbeit im sozial-karitativen Bereich angesiedelt ist. Daneben gibt es noch weitere drei Stiftungen, die sich zum Teil unabhängig vom DFB gebildet haben, aber ebenfalls sozial-karitativen Charakter aufweisen: Die Fritz-Walter-Stiftung, die Uwe-Seeler-Stiftung und die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die DFB-Stiftung Egidius Braun, als Nachfolgeorganisation des früheren DFB-Sportfördervereins gegründet, unterhält zahlreiche Kontakte mit in- und ausländischen Institutionen und Gruppen. Ich nenne in diesem Zusammenhang nur die Mexiko-Hilfe, die der ehemalige DFB-Präsident Egidius Braun 1986 mit Spielern der damaligen Nationalmannschaft ins Leben gerufen hat. Dort werden Waisenkinder und Straßenkinder gefördert und betreut, die ohne diese Hilfen keine echte Chance in ihrem Leben hätten.

Zu nennen sind aber auch die vielen Hilfsmaßnahmen in Osteuropa, wo Kinder in unsagbar ärmlichen Verhältnissen leben müssen. Wer einmal in einem Waisenhaus in Moldawien, Bulgarien oder Rumänien gewesen ist, kann ermessen, was diese materiellen Hilfen bedeuten. Es darf jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass es mit der Sepp-Herberger-Stiftung schon seit 1976 eine DFB-Einrichtung gibt, die sich seit jeher sozial-karitativen Zwecken widmet. Dabei ging und geht es im Wesentlichen um Hilfen für körperlich oder seelisch in Not geratene Sportler und deren Familien. Doch auch die Betreuung von Sportlern in Justizvollzugsanstalten, Schulen und Hochschulen, die Tage des Mädchenfußballs und die Förderung von Fußball behinderter Menschen gehört dazu.

Aber die Stiftungen sind nicht alles, oder?

Schmidt: Nein, das soziale Tun des DFB geht weit über die Grenzen der Stiftungen hinaus. In diesem Zusammenhang möchte ich auch unsere Bemühungen um Gewaltprävention nennen. Hier gilt unser aller Dank der DFB-Kommission "Gewaltprävention" unter der Leitung meines Präsidiums-Kollegen Karl-Josef Tanas. In deren Rahmen wirkt zum Beispiel die Aktion "Fair ist mehr" nach innen und außen. Sie macht den Fußball weniger aggressiv und damit schöner. Faires Spiel und faire Spieler sorgen zudem dafür, dass es weniger Gewalt auf und neben den Spielfeldern gibt. Gemeinsam mit den internationalen Verbänden versucht der DFB auch die schändlichen Attacken gegen Menschen anderer Rassen zu bekämpfen.

Darüber hinaus pflegt der DFB viele internationale Kontakte - vor allem zu Verbänden in der "Dritten Welt". Wir entsenden Jahr für Jahr Trainer und Instruktoren in alle Welt und helfen den betreffenden Verbänden, Anschluss an das Weltniveau im Fußball zu finden. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Trikots, Bällen und Sportschuhen. Bei der Suche nach diesen Spenden sind wir bei den mit uns verbundenen Sportartikelherstellern, denen ich an dieser Stelle ein Dankeschön sagen möchte, stets auf offene Ohren gestoßen. Auch die Aktion Ehrenamt kann zum sozialen Aufgabenfeld des DFB gerechnet werden, denn sie soll erreichen, dass das Ehrenamt als besonders wertvolle Form des menschlichen Miteinanders herausgehoben und als für unseren Sport unverzichtbar gewürdigt wird. Ehrenamtlich im Verein tätig zu sein heißt, sich für andere zu engagieren, jungen Menschen den Weg in eine sportliche und gesellschaftliche Karriere zu zeigen und für sich selbst so etwas wie Selbstverwirklichung zu finden.

Welchen besonderen sozialen Höhepunkte stehen in den kommenden Monaten an?

Schmidt: Der erste Höhepunkt ist natürlich das Benefiz-Länderspiel gegen Malta. Im September wird die DFB-Stiftung Egidius Braun zudem wieder die Benefizgala "Fußball und Kunst - Stammtisch der Ehrenspielführer und Nationalspieler" veranstalten und es werden wieder für Kinder - und Jugendmannschaften Fußball-Ferien-Freizeiten durchgeführt. Außerdem werden in den Verbänden erneut die Sepp-Herberger Tage organisiert. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, die der Erinnerung an den ersten Weltmeistertitel 1954 gewidmet sind. Einem Ereignis, das wie kein anderes Sportereignis das gesellschaftliche Leben in unserem Land beeinflusst hat.

Was kann und will der DFB noch an seinen sozialen Aktivitäten verbessern?

Schmidt: Wir sind uns bewusst, dass wir mit unseren sozialen Aktivitäten die Republik nicht verändern können. Wir können nur dazu beitragen, das Leben ein wenig humaner und lebenswerter zu gestalten. Wir müssen sicher zur Zeit nicht unbedingt neue Felder erkunden, weil es so viele "alte" Felder gibt, auf denen noch manches getan werden kann. Allerdings wird sich der DFB neuen sozialen Aufgaben und Herausforderungen natürlich nie verschließen.

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Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet am Donnerstag (20.30 Uhr/live in der ARD) in Freiburg gegen Malta ein Benefizspiel zu Gunsten der DFB-Stiftung Egidius Braun.
Im Vorfeld der Partie gibt Karl Schmidt, DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben, Auskunft über die zahlreichen sozialen Aktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).



Herr Schmidt, als DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben sind Sie auch für die sozialen Aktivitäten des Deutschen Fußball-Bundes verantwortlich. Lassen sich wohltätige Aktionen eines Verbandes in der Öffentlichkeit schwerer darstellen, als beispielsweise Geschehnisse bei der Nationalmannschaft?



Schmidt: Diese Frage muss ich leider uneingeschränkt mit Ja beantworten. Es ist nicht zu leugnen, dass in unserer schnelllebigen Zeit die vordergründige Sensation, der Skandal oder die aufsehenerregende Aussage eines Trainers oder Spieler interessanter ist als die Leidensgeschichte eines krebskranken Kindes oder eines verunglückten Familienvaters. Wir sind leider alle oftmals dazu bereit wegzusehen, wenn Leid oder Gewalt zu sehen sind. Eine große Ausnahme bildete da die Hochwasserkatastrophe im Ostteil unseres Landes. Anscheinend hängt das Maß des öffentlichen Interesses wesentlich von der Größe eines schädigenden Ereignisses und seiner erkennbaren Folgen ab. Die kleineren Geschehnisse - mögen sie auch noch so tragisch sein - werden oft übersehen.


Können Sie uns einen Überblick über die sozialen Aktivitäten des DFB geben?


Schmidt: Da möchte ich zunächst die beiden DFB-Stiftungen nennen, deren Schwerpunktarbeit im sozial-karitativen Bereich angesiedelt ist. Daneben gibt es noch weitere drei Stiftungen, die sich zum Teil unabhängig vom DFB gebildet haben, aber ebenfalls sozial-karitativen Charakter aufweisen: Die Fritz-Walter-Stiftung, die Uwe-Seeler-Stiftung und die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die DFB-Stiftung Egidius Braun, als Nachfolgeorganisation des früheren DFB-Sportfördervereins gegründet, unterhält zahlreiche Kontakte mit in- und ausländischen Institutionen und Gruppen. Ich nenne in diesem Zusammenhang nur die Mexiko-Hilfe, die der ehemalige DFB-Präsident Egidius Braun 1986 mit Spielern der damaligen Nationalmannschaft ins Leben gerufen hat. Dort werden Waisenkinder und Straßenkinder gefördert und betreut, die ohne diese Hilfen keine echte Chance in ihrem Leben hätten.


Zu nennen sind aber auch die vielen Hilfsmaßnahmen in Osteuropa, wo Kinder in unsagbar ärmlichen Verhältnissen leben müssen. Wer einmal in einem Waisenhaus in Moldawien, Bulgarien oder Rumänien gewesen ist, kann ermessen, was diese materiellen Hilfen bedeuten. Es darf jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass es mit der Sepp-Herberger-Stiftung schon seit 1976 eine DFB-Einrichtung gibt, die sich seit jeher sozial-karitativen Zwecken widmet. Dabei ging und geht es im Wesentlichen um Hilfen für körperlich oder seelisch in Not geratene Sportler und deren Familien. Doch auch die Betreuung von Sportlern in Justizvollzugsanstalten, Schulen und Hochschulen, die Tage des Mädchenfußballs und die Förderung von Fußball behinderter Menschen gehört dazu.



Aber die Stiftungen sind nicht alles, oder?



Schmidt: Nein, das soziale Tun des DFB geht weit über die Grenzen der Stiftungen hinaus. In diesem Zusammenhang möchte ich auch unsere Bemühungen um Gewaltprävention nennen. Hier gilt unser aller Dank der DFB-Kommission "Gewaltprävention" unter der Leitung meines Präsidiums-Kollegen Karl-Josef Tanas. In deren Rahmen wirkt zum Beispiel die Aktion "Fair ist mehr" nach innen und außen. Sie macht den Fußball weniger aggressiv und damit schöner. Faires Spiel und faire Spieler sorgen zudem dafür, dass es weniger Gewalt auf und neben den Spielfeldern gibt. Gemeinsam mit den internationalen Verbänden versucht der DFB auch die schändlichen Attacken gegen Menschen anderer Rassen zu bekämpfen.


Darüber hinaus pflegt der DFB viele internationale Kontakte - vor allem zu Verbänden in der "Dritten Welt". Wir entsenden Jahr für Jahr Trainer und Instruktoren in alle Welt und helfen den betreffenden Verbänden, Anschluss an das Weltniveau im Fußball zu finden. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Trikots, Bällen und Sportschuhen. Bei der Suche nach diesen Spenden sind wir bei den mit uns verbundenen Sportartikelherstellern, denen ich an dieser Stelle ein Dankeschön sagen möchte, stets auf offene Ohren gestoßen. Auch die Aktion Ehrenamt kann zum sozialen Aufgabenfeld des DFB gerechnet werden, denn sie soll erreichen, dass das Ehrenamt als besonders wertvolle Form des menschlichen Miteinanders herausgehoben und als für unseren Sport unverzichtbar gewürdigt wird. Ehrenamtlich im Verein tätig zu sein heißt, sich für andere zu engagieren, jungen Menschen den Weg in eine sportliche und gesellschaftliche Karriere zu zeigen und für sich selbst so etwas wie Selbstverwirklichung zu finden.



Welchen besonderen sozialen Höhepunkte stehen in den kommenden Monaten an?



Schmidt: Der erste Höhepunkt ist natürlich das Benefiz-Länderspiel gegen Malta. Im September wird die DFB-Stiftung Egidius Braun zudem wieder die Benefizgala "Fußball und Kunst - Stammtisch der Ehrenspielführer und Nationalspieler" veranstalten und es werden wieder für Kinder - und Jugendmannschaften Fußball-Ferien-Freizeiten durchgeführt. Außerdem werden in den Verbänden erneut die Sepp-Herberger Tage organisiert. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, die der Erinnerung an den ersten Weltmeistertitel 1954 gewidmet sind. Einem Ereignis, das wie kein anderes Sportereignis das gesellschaftliche Leben in unserem Land beeinflusst hat.


Was kann und will der DFB noch an seinen sozialen Aktivitäten verbessern?


Schmidt: Wir sind uns bewusst, dass wir mit unseren sozialen Aktivitäten die Republik nicht verändern können. Wir können nur dazu beitragen, das Leben ein wenig humaner und lebenswerter zu gestalten. Wir müssen sicher zur Zeit nicht unbedingt neue Felder erkunden, weil es so viele "alte" Felder gibt, auf denen noch manches getan werden kann. Allerdings wird sich der DFB neuen sozialen Aufgaben und Herausforderungen natürlich nie verschließen.