Karl Rothmund: "Wir haben Vorbilder ausgezeichnet"

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In Berlin hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vor wenigen Wochen den Julius Hirsch Preis verliehen und uneigennütziges Verhalten mit der "Fair ist mehr"-Medaille ausgezeichnet - zwei Beispiele für das nachhaltige Engagement des Deutschen Fußball-Bundes. Karl Rothmund, zuständiger DFB-Vizepräsident, zieht anlässlich der jüngsten Tagung der Kommission Nachhaltigkeit im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth eine Bilanz der vergangenen Monate.

DFB.de: Herr Rothmund, der DFB hat am Tag des Schweden-Länderspiels zwei wichtige Preise verliehen. Worum ging es?

Karl Rothmund: Wir haben Vorbilder ausgezeichnet. Mit dem Julius Hirsch Preis setzt der DFB ein Zeichen gegen Diskriminierung und Anti-Semitismus, mit Fair ist mehr ehren wir uneigennütziges Verhalten auf dem Fußballplatz. Den Preis in Gedenken an Julius Hirsch verleihen wir seit 2005, den DFB-Fairplaypreis bereits seit 16 Jahren. Bei den Verleihungen in Berlin zählten etwa Dr. Reinhard Rauball, Claudia Roth, Charlotte Knobloch und Mike Büskens zu den Ehrengästen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock nahmen sich direkt vor dem WM-Qualifikationsspiel die Zeit. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Wir sind zufrieden, beide Preise haben sich einen Namen gemacht. Schon im August hatten wir im Kaisersaal des Frankfurter Römers Ehrenamtler aus ganz Deutschland im Club 100 geehrt. Auch diese Frauen und Männer sind wichtige Vorbilder.

DFB.de: Anti-Diskriminierung und Fairplay sind zwei Bereiche der Nachhaltigkeit - also Themen, die Sie im DFB-Präsidium vertreten. Welche Schulnote würden Sie der Nachhaltigkeit beim DFB geben?

Rothmund: Ich betrachte die Dinge bevorzugt kritisch, also ein voll befriedigend. Wir sind in allen Bereichen sehr aktiv, wir setzen starke Zeichen, die Ausrichtung der Events und die Darstellung in den DFB-Publikationen finden auf hohem Niveau statt. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in einer Phase des Wandels. Der DFB stärkt gegenwärtig wieder sein Kerngeschäft. Dabei ging die Organisation des Spielbetriebs im Spitzen- wie im Breitenfußball immer schon mit einer besonderen sozialen Verpflichtung einher. Sicher müssen wir in Sachen externe Kommunikation besser werden, dafür denken wir darüber nach, unsere Botschaften zu bündeln und zuzuspitzen. Addiert kommen wir pro Jahr auf 18 Preise, die mit sozialen und Werte vermittelnden Themen zu tun haben. Das ist einfach zu viel des Guten.

DFB.de: Seit fast einem Jahr sehen wir bei den Länderspiel-Übertragungen die Bender-Zwillinge eine Dose jonglieren. Wie ist der Stand der Dinge beim DFB-Umweltcup?

Rothmund: In den kommenden Tagen wird sich der 400. Verein angemeldet haben, rund 1000 Ideen sind umgesetzt. Der DFB-Umweltcup trägt dazu bei, dass an der Basis des Fußballs mehr für die Umwelt getan wird. Dabei zählt auch die allerkleinste Idee. Müll wurde eingesammelt, Fenster isoliert, Fahrradständer vor dem Vereinsheim montiert, die Fußballschuhe mit Regenwasser geschrubbt, aber auch neue effizientere Heizungen installiert. Die Grundgedanken hat das Öko-Institut, das uns beim Umweltcup berät, auf einer Veranstaltung der DFL den 36 Profiklubs präsentiert. DFB-Direktor Willi Hink hat auf der ersten CSR-Konferenz der UEFA den DFB-Umweltcup vorgestellt.

DFB.de: Der Fußball in Deutschland scheint gegen die Gefahren der Wettmanipulation immun zu sein. Andere Ligen in anderen Ländern mussten in den vergangenen Jahren schmerzhafte Skandale überstehen. Anti-Korruption - ist das bei uns ein Selbstläufer?

Rothmund: Wir sind in Deutschland sicher nicht immun, aber ich denke schon, dass wir gut gewappnet sind. Information und harte Sanktionen - beides ist wichtig. Zusammen mit dem für Rechtsfragen zuständigen Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch hat Reinhard Grindel, der Anti-Korruptionsbeauftragte des DFB, jetzt eine weitere Instanz geschaffen: einen Ombudsmann. Der Bielefelder Rechtsanwalt Dr. Carsten Thiel von Herff ist seit kurzem erster Ansprechpartner, wenn es um Informationen und Hinweise auf geplante oder verabredete Spielmanipulationen geht. Unter dem Slogan "Dein Sport. Deine Karriere. Deine Verantwortung" treiben wir eine starke Infokampagne voran. Wer den Fußball liebt, muss ihn schützen und seinen Beitrag dazu leisten, um andere vom falschen Weg abzuhalten.

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DFB.de: Seit 2007 verleiht der DFB gemeinsam mit dem Generalsponsor Mercedes-Benz einen Integrationspreis. Wie geht es damit weiter?

Rothmund: Gerade haben wir die Bewerbungsphase für 2012 abgeschlossen, wieder haben uns weit über 200 Bewerbungen erreicht. Genau gezählt sind es 238, darunter von 119 Fußballvereine - übrigens eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Wir verstehen den Preis als einen Bestandteil einer Willkommenskultur. Vielleicht ist der Fußballverein gerade für Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft die wichtigste Begegnungsstätte in unserer Gesellschaft. Ein positiver Nebeneffekt des Preises ist es, dass wir Schule und Verein zusammenbringen. Die Jury des Preises, zu der auch Schirmherr Oliver Bierhoff gehört, wird im Januar 2013 über die Gewinner entscheiden, verleihen werden wir den Preis im März.

DFB.de: Im Oktober 2013 hält der DFB dann turnusmäßig seinen Bundestag ab. In Nürnberg wird Ihre Amtszeit im DFB-Präsidium aus Altersgründen enden. Was empfinden Sie: Wehmut oder die Vorfreude, dann wieder mehr Zeit für die Familie zu haben?

Rothmund: Beides. Die Arbeit hat mir sehr viel Freude gemacht, aber auch Kraft gekostet. Mein Nachfolger erhält ein bestelltes Feld. Dass es aber weiter zu beackern gilt.

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In Berlin hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vor wenigen Wochen den Julius Hirsch Preis verliehen und uneigennütziges Verhalten mit der "Fair ist mehr"-Medaille ausgezeichnet - zwei Beispiele für das nachhaltige Engagement des Deutschen Fußball-Bundes. Karl Rothmund, zuständiger DFB-Vizepräsident, zieht anlässlich der jüngsten Tagung der Kommission Nachhaltigkeit im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth eine Bilanz der vergangenen Monate.

DFB.de: Herr Rothmund, der DFB hat am Tag des Schweden-Länderspiels zwei wichtige Preise verliehen. Worum ging es?

Karl Rothmund: Wir haben Vorbilder ausgezeichnet. Mit dem Julius Hirsch Preis setzt der DFB ein Zeichen gegen Diskriminierung und Anti-Semitismus, mit Fair ist mehr ehren wir uneigennütziges Verhalten auf dem Fußballplatz. Den Preis in Gedenken an Julius Hirsch verleihen wir seit 2005, den DFB-Fairplaypreis bereits seit 16 Jahren. Bei den Verleihungen in Berlin zählten etwa Dr. Reinhard Rauball, Claudia Roth, Charlotte Knobloch und Mike Büskens zu den Ehrengästen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock nahmen sich direkt vor dem WM-Qualifikationsspiel die Zeit. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Wir sind zufrieden, beide Preise haben sich einen Namen gemacht. Schon im August hatten wir im Kaisersaal des Frankfurter Römers Ehrenamtler aus ganz Deutschland im Club 100 geehrt. Auch diese Frauen und Männer sind wichtige Vorbilder.

DFB.de: Anti-Diskriminierung und Fairplay sind zwei Bereiche der Nachhaltigkeit - also Themen, die Sie im DFB-Präsidium vertreten. Welche Schulnote würden Sie der Nachhaltigkeit beim DFB geben?

Rothmund: Ich betrachte die Dinge bevorzugt kritisch, also ein voll befriedigend. Wir sind in allen Bereichen sehr aktiv, wir setzen starke Zeichen, die Ausrichtung der Events und die Darstellung in den DFB-Publikationen finden auf hohem Niveau statt. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in einer Phase des Wandels. Der DFB stärkt gegenwärtig wieder sein Kerngeschäft. Dabei ging die Organisation des Spielbetriebs im Spitzen- wie im Breitenfußball immer schon mit einer besonderen sozialen Verpflichtung einher. Sicher müssen wir in Sachen externe Kommunikation besser werden, dafür denken wir darüber nach, unsere Botschaften zu bündeln und zuzuspitzen. Addiert kommen wir pro Jahr auf 18 Preise, die mit sozialen und Werte vermittelnden Themen zu tun haben. Das ist einfach zu viel des Guten.

DFB.de: Seit fast einem Jahr sehen wir bei den Länderspiel-Übertragungen die Bender-Zwillinge eine Dose jonglieren. Wie ist der Stand der Dinge beim DFB-Umweltcup?

Rothmund: In den kommenden Tagen wird sich der 400. Verein angemeldet haben, rund 1000 Ideen sind umgesetzt. Der DFB-Umweltcup trägt dazu bei, dass an der Basis des Fußballs mehr für die Umwelt getan wird. Dabei zählt auch die allerkleinste Idee. Müll wurde eingesammelt, Fenster isoliert, Fahrradständer vor dem Vereinsheim montiert, die Fußballschuhe mit Regenwasser geschrubbt, aber auch neue effizientere Heizungen installiert. Die Grundgedanken hat das Öko-Institut, das uns beim Umweltcup berät, auf einer Veranstaltung der DFL den 36 Profiklubs präsentiert. DFB-Direktor Willi Hink hat auf der ersten CSR-Konferenz der UEFA den DFB-Umweltcup vorgestellt.

DFB.de: Der Fußball in Deutschland scheint gegen die Gefahren der Wettmanipulation immun zu sein. Andere Ligen in anderen Ländern mussten in den vergangenen Jahren schmerzhafte Skandale überstehen. Anti-Korruption - ist das bei uns ein Selbstläufer?

Rothmund: Wir sind in Deutschland sicher nicht immun, aber ich denke schon, dass wir gut gewappnet sind. Information und harte Sanktionen - beides ist wichtig. Zusammen mit dem für Rechtsfragen zuständigen Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch hat Reinhard Grindel, der Anti-Korruptionsbeauftragte des DFB, jetzt eine weitere Instanz geschaffen: einen Ombudsmann. Der Bielefelder Rechtsanwalt Dr. Carsten Thiel von Herff ist seit kurzem erster Ansprechpartner, wenn es um Informationen und Hinweise auf geplante oder verabredete Spielmanipulationen geht. Unter dem Slogan "Dein Sport. Deine Karriere. Deine Verantwortung" treiben wir eine starke Infokampagne voran. Wer den Fußball liebt, muss ihn schützen und seinen Beitrag dazu leisten, um andere vom falschen Weg abzuhalten.

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DFB.de: Seit 2007 verleiht der DFB gemeinsam mit dem Generalsponsor Mercedes-Benz einen Integrationspreis. Wie geht es damit weiter?

Rothmund: Gerade haben wir die Bewerbungsphase für 2012 abgeschlossen, wieder haben uns weit über 200 Bewerbungen erreicht. Genau gezählt sind es 238, darunter von 119 Fußballvereine - übrigens eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Wir verstehen den Preis als einen Bestandteil einer Willkommenskultur. Vielleicht ist der Fußballverein gerade für Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft die wichtigste Begegnungsstätte in unserer Gesellschaft. Ein positiver Nebeneffekt des Preises ist es, dass wir Schule und Verein zusammenbringen. Die Jury des Preises, zu der auch Schirmherr Oliver Bierhoff gehört, wird im Januar 2013 über die Gewinner entscheiden, verleihen werden wir den Preis im März.

DFB.de: Im Oktober 2013 hält der DFB dann turnusmäßig seinen Bundestag ab. In Nürnberg wird Ihre Amtszeit im DFB-Präsidium aus Altersgründen enden. Was empfinden Sie: Wehmut oder die Vorfreude, dann wieder mehr Zeit für die Familie zu haben?

Rothmund: Beides. Die Arbeit hat mir sehr viel Freude gemacht, aber auch Kraft gekostet. Mein Nachfolger erhält ein bestelltes Feld. Dass es aber weiter zu beackern gilt.