Karl Rothmund: "In der Mitte der Gesellschaft"

Wenn behinderte Menschen Sport treiben, geschieht das zu oft noch im Verborgenen. Ohne Zuschauer, ohne Fans, ohne die Medien. Das wird am Samstag ganz anders sein.

Vor dem Mannheimer Barockschloss trägt die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) den 2. Spieltag der laufenden Saison aus. Mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft. DFB-Vizepräsident Karl Rothmund spricht mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth über eine spektakuläre Sportart und den Wunsch vieler blinder Fußballer, sichtbarer zu werden.

DFB.de: Herr Rothmund, warum drängt es den Blindenfußball in die Stadtzentren?

Karl Rothmund: Behinderte Menschen treiben sehr viel Sport, das Spektrum ist riesig. Dennoch entspricht die öffentliche Wahrnehmung meistens nicht dem Leistungswillen und Leistungsvermögen der Aktiven. Das wollen wir ändern.

DFB.de: Was genau ist geplant?

Rothmund: Wir werden dieses Jahr zwei Spieltage der DBFL an sehr öffentlichen Plätzen austragen: am Samstag vor dem Mannheimer Schloss und dann am 2. Juli vor dem Neuen Rathaus in Hannover. Dort werden wir dann auch den neuen Deutschen Meister krönen. Wie wichtig uns diese Termine sind, zeigt auch der Besuch von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger am Samstag in Mannheim. Besonders zu empfehlen sind sicher die Spiele des Titelverteidigers MTV Stuttgart, der fast ausschließlich mit deutschen Nationalspielern besetzt ist. Der Eintritt zu allen Spielen ist kostenfrei. Der Tag steht unter dem Motto ‚Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft’.

DFB.de: Wie attraktiv ist denn der Blindenfußball?

Rothmund: Ich finde, hoch attraktiv. Es ist einfach verblüffend, wie geschickt die blinden Spieler mit dem Ball umgehen. Man muss wissen, dass die Torwarte sehen können, und dennoch fallen viele Tore. Auch der Mut der Spieler ist beeindruckend. Probieren Sie doch mal, mit geschlossenen Augen geradeaus zu rennen! Und die Blindenfußballer tun dies auf einem 40 mal 20 Meter großen Feld mit sieben anderen Spielern. Das ist wirklich spektakulär. Beim Tag des Blindenfußballs vor dem Berliner Reichstag im vergangenen Jahr hatten wir jedenfalls mehrere tausend begeisterte Zuschauer.



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Wenn behinderte Menschen Sport treiben, geschieht das zu oft noch im Verborgenen. Ohne Zuschauer, ohne Fans, ohne die Medien. Das wird am Samstag ganz anders sein.

Vor dem Mannheimer Barockschloss trägt die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) den 2. Spieltag der laufenden Saison aus. Mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft. DFB-Vizepräsident Karl Rothmund spricht mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth über eine spektakuläre Sportart und den Wunsch vieler blinder Fußballer, sichtbarer zu werden.

DFB.de: Herr Rothmund, warum drängt es den Blindenfußball in die Stadtzentren?

Karl Rothmund: Behinderte Menschen treiben sehr viel Sport, das Spektrum ist riesig. Dennoch entspricht die öffentliche Wahrnehmung meistens nicht dem Leistungswillen und Leistungsvermögen der Aktiven. Das wollen wir ändern.

DFB.de: Was genau ist geplant?

Rothmund: Wir werden dieses Jahr zwei Spieltage der DBFL an sehr öffentlichen Plätzen austragen: am Samstag vor dem Mannheimer Schloss und dann am 2. Juli vor dem Neuen Rathaus in Hannover. Dort werden wir dann auch den neuen Deutschen Meister krönen. Wie wichtig uns diese Termine sind, zeigt auch der Besuch von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger am Samstag in Mannheim. Besonders zu empfehlen sind sicher die Spiele des Titelverteidigers MTV Stuttgart, der fast ausschließlich mit deutschen Nationalspielern besetzt ist. Der Eintritt zu allen Spielen ist kostenfrei. Der Tag steht unter dem Motto ‚Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft’.

DFB.de: Wie attraktiv ist denn der Blindenfußball?

Rothmund: Ich finde, hoch attraktiv. Es ist einfach verblüffend, wie geschickt die blinden Spieler mit dem Ball umgehen. Man muss wissen, dass die Torwarte sehen können, und dennoch fallen viele Tore. Auch der Mut der Spieler ist beeindruckend. Probieren Sie doch mal, mit geschlossenen Augen geradeaus zu rennen! Und die Blindenfußballer tun dies auf einem 40 mal 20 Meter großen Feld mit sieben anderen Spielern. Das ist wirklich spektakulär. Beim Tag des Blindenfußballs vor dem Berliner Reichstag im vergangenen Jahr hatten wir jedenfalls mehrere tausend begeisterte Zuschauer.

DFB.de: Wie ist der Deutsche Fußball-Bund im Blindenfußball aktiv?

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Rothmund: Über die DFB-Stiftung Sepp Herberger organisieren wir nun schon im vierten Jahr die Bundesliga. Dies tun wir in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. Wesentlich für das Wirken der Herberger-Stiftung ist es, die vorhandene integrative Kraft des Fußballs zu nutzen, etwa bei der Resozialisierung jugendlicher Straftäter in dem Projekt „Anstoß für ein neues Leben“. Auch beim Blindenfußball wollen wir zusammen führen, Vorurteile oder auch Berührungsängste abbauen. Derzeit gibt es hier noch parallel laufende Strukturen, blinde oder behinderte Sportler gründen ihren eigenen Verein. Warum sollen Blinde nicht auch im ‚normalen’ Verein Fußball spielen?

DFB.de: Wie hilft die DFB-Stiftung dem Blindenfußball?

Rothmund: Ich denke, wir können einen Teil dazu beitragen, dass die Liga und die Sportart bekannter werden. Sportlicher Pate ist Uwe Seeler, Bundespräsident Christian Wulff hat die Schirmherrschaft der Liga übernommen. Im nächsten Jahr und im Jahr 2013 wollen wir je vier Spieltage in den Innenstädten abhalten. Alleine in Niedersachsen haben sich drei Städte für die Ausrichtung eines Spieltags beworben: Braunschweig, Meppen und Wolfsburg. Auch das zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Der Blindenfußball kann ein Motor sein, hier wird deutlich, wie leistungsstark auch behinderte Menschen sein können. Diese Botschaft wollen wir mit der Städteserie transportieren und so eine breite Öffentlichkeit für die Leistungsfähigkeit behinderter Menschen sensibilisieren.

DFB.de: Wie interessiert sind Sponsoren?

Rothmund: Wir hätten die Städteserie auch von einem Partner aus der Wirtschaft präsentieren lassen können. Aber das würde die Botschaft nur verstellen. Die DFB-Stiftung Sepp Herberger ist sozusagen der Sponsor: Wir haben ein Kunstrasen-Spielfeld für 70.000 Euro gekauft, wodurch die Städteserie erst möglich gemacht wurde. Außerdem finanzieren wir rund zwei Drittel des Gesamtbudgets. Für die DBFL stellen die drei ausrichtenden Verbände bis 2013 insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung.

DFB.de: Haben Sie selbst schon mal mit Augenbinde gespielt?

Rothmund: Ja, bei zwei Gelegenheiten. Wer einmal erlebt hat, was unsere blinden Sportler können, wird jedenfalls nie mehr ‚Du Blinder’ auf dem Fußballplatz rufen. Als ich jedenfalls selbst das Experiment gewagt und eine Augenbinde aufgesetzt habe, brauchte ich eine ganze Weile, bis ich ein wenig Gefühl für den Ball entwickelt hatte. Im Grunde war ich völlig hilflos.