Kahn hat die meisten weißen Westen

1. Dezember

Vor 75 Jahren findet in Berlin innerhalb von sechs Monaten schon das zweite DFB-Pokalfinale statt. Im April erst wurde der Champion 1939 stark verspätet ausgespielt, und der steht jetzt schon wieder auf dem Platz, um auch 1940 Pokalsieger zu werden: der 1. FC Nürnberg. Gegner auf knochenhartem Geläuf ist der Dresdner SC. Die Zuschauer haben Mühe, ihre Lieblinge zu erkennen, denn gewöhnlich spielen beide in rot-schwarz, und da keiner nachgeben will, gibt es einen Kompromiss: Nürnberg in rot-weiß, Dresden in weiß-schwarz. Nach 90 Minuten steht es 1:1, 22 Spieler und 65.000 Zuschauer müssen in die Verlängerung. In der 94. Minute wagt Dresdens Heiner Schaffer einen 30-Meter-Schuss, auf den Club-Torwart Georg Köhl nicht gefasst ist. Das bedeutet den DSC-Sieg, und die Mannschaft um Helmut Schön freut sich nicht nur über den Pokal: Es gibt auch noch ein Pfund Kaffee für den Sieger, in Kriegszeiten sehr begehrt.

Am selben Tag finden Gauligaspiele statt. In Bayern verliert 1860 München durch ein 4:5 beim BC Augsburg an seinen Bezwinger die Tabellenführung. In Baden kann der VfB Stuttgart vor 10.000 Zuschauern Verfolger Kickers noch auf Distanz halten (1:1), im Südwesten bleiben der 1. FC Kaiserslautern und der FV Saarbrücken nach dem 3:3 am Betzenberg punktgleich an der Spitze, die für den FCK nach Fritz Walters 3:2 (84.) schon zum Greifen nah war. Doch Wilhelm Sold gleicht noch per Handelfmeter aus, der FV bleibt Primus. Meister Schalke gewinnt bei Preußen Münster 3:1, enttäuscht aber die 10.000 Neugierigen etwas, Ernst Kuzorra macht wieder sein Tor. Verrückte Ergebnisse in Niedersachsen: Werder Bremen demontiert den VfL Osnabrück im Landespokal überraschend 7:1, Eintracht Braunschweig gewinnt in Hildesheim 9:6 (!). Kriegsfußball hat seine eigenen Gesetze – und Resultate.

Einen seltenen Fall von Schnelljustiz gibt es im Baden-Gau. Weil beim Heimspiel der SpVgg. Sandhofen gegen den FV Mühlburg (später KSC) Zuschauer aufs Feld rennen, den Schiedsrichter und den anwesenden "Sportbereichsführer" attackieren, fällt Letzterer ein eigenmächtiges Urteil: Sandhofen erhält eine halbjährige Platzsperre, der Vorstand wird aufgelöst, zwei Spieler werden bis zum 1. Juni 1941 ausgeschlossen. Kommentar im kicker: "Der Fall Sandhofen mag überall zur Warnung dienen, wo sich in letzter Zeit wieder die Barrieren-Rowdies in den Vordergrund wagen."

Vor 25 Jahren kassiert Hansa Rostock in der letzten Saison der ehemaligen DDR-Oberliga, die nun Oberliga Nordost heißt, bei Lok Leipzig im 13. Spiel seine erste Saisonniederlage. Die Leipziger führen nach einer Stunde durch Treffer von Bernd Hobsch, Jürgen Rische und Jörg Engelmann 3:0, ehe es Hilmar Weilandt und Florian Weichert noch mal spannend machen. Hansa bleibt dennoch mit vier Punkten Vorsprung vor Dynamo Dresden Spitze, und Trainer Uwe Reinders sagt: "Meist bin ich nach Niederlagen sauer, heute aber kann ich nicht enttäuscht sein." Das Novum bezeugen nur 1500 Zuschauer, was der Realität in der letzten Saison vor der sportlichen Wiedervereinigung entspricht. Zu Chemie Halle gegen Chemnitzer FC kommen noch die meisten Interessenten (5000), aber sie sehen keine Tore. Der FC Berlin begrüßt dagegen gegen Vorwärts Frankfurt (2:1) nur 676 Zuschauer. Im Osten nichts Tolles.

Am selben Tag wird das DFB-Pokalachtelfinale fortgesetzt. Der HSV blamiert sich zu Hause gegen Wattenscheid 09 (1:2), allerdings damals auch Bundesligist. Souleyman Sané erzielt das Siegtor (87.). Der 1. FC Köln kommt gegen den SV Meppen weiter (1:0). Michael Tönnies schießt Zweitligist MSV Duisburg allein ins Viertelfinale, trifft dreifach gegen Blau-Weiß Berlin (3:2 nach Verlängerung). Dafür hat er ganz persönliche Motive: "Jetzt muss ich meinen Geburtstag nicht beim Wiederholungsspiel in Berlin feiern."

Vor 20 Jahren verteidigt Borussia Dortmund mit dem 3:1 gegen 1860 München Tabellenführung und Superserie (13-mal ungeschlagen). Zwei Tore schießt Andreas Möller, vom kicker zum "Mann des Tages" ernannt. Werder Bremen dagegen wartet nach dem 0:1 gegen dezimierte Kölner seit zehn Spielen auf einen Sieg, und der kicker schreibt im Jahr eins nach Otto Rehhagel: "Vom Spitzenklub zum Krisenklub." In Leverkusen sieht man Trainer Erich Ribbeck so wütend wie nie: Weil Paulo Sergio in letzter Minute gegen seine Order zum Elfmeter antritt und prompt an Freiburgs Keeper Jörg Schmadtke scheitert, rastet der sonst so vornehme "Sir Erich" aus. Kein Wunder, Bayer verliert 0:1 gegen den Vorletzten.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. November

Vor 30 Jahren gewinnt Borussia Mönchengladbach am Bökelberg das Verfolgerduell gegen Meister Bayern München 4:2. Nach 3:0-Führung (zweimal Hans-Jörg Criens und Uwe Rahn) holen die Bayern durch Tore von Michael Rummenigge und Norbert Nachtweih auf, ehe Georg Drehsen für die Entscheidung sorgt. Damit landet die Borussia nach der Vorrunde 1985/1986 auf Platz zwei, Bayern ist nur Dritter. Herbstmeister wird Werder Bremen durch ein imponierendes 6:0 über den VfB Stuttgart am Vortag. Schlusslicht ist Fortuna Düsseldorf, für deren Auftritt gegen Bayer Uerdingen (1:1) sich nur noch 5000 Menschen interessieren. Alle Aufsteiger tummeln sich im letzten Drittel. Der 1. FC Saarbrücken ist nach dem Gewinn seines zweiten Auswärtspunktes (1:1 in Kaiserslautern) 14., Hannover 96 (0:2 in Dortmund) 16., der 1. FC Nürnberg Vorletzter. Aber es gibt noch acht Nachholspiele.

Vor 25 Jahren beginnt das Achtelfinale des DFB-Pokals mit Randalen. In Bremen demolieren Chaoten aus dem Schalke-Block Sitzschalen und feuern mit Leuchtraketen. Die Partie steht vor dem Abbruch, aber Schiedsrichter Boos behält die Nerven. Auf dem Platz zumindest ist alles in Ordnung, Bundesligist Werder schlägt Zweitligist Schalke 3:1 (1:0). Ein 22-Meter-Hammer von Uli Borowka zum 2:1 sorgt für die Vorentscheidung. Der VfB Stuttgart quält sich zu einem 1:0 bei Preußen Münster.

Vor 20 Jahren stirbt Horst Schmidt, der DFB-Hauptabteilungsleiter Spielbetrieb, nach langer Krankheit. Schmidt, seit 1951 beim DFB und bei den WM-Triumphen 1974 und 1990 Mitglied der Delegation, wird 61 Jahre alt. "Wir müssen Abschied nehmen von einem Mann, der sich um den deutschen Fußball verdient gemacht hat, der ihm im Sinne des Wortes gedient hat. Horst Schmidt hinterlässt eine nur schwer zu füllende Lücke im deutschen Fußball", würdigt kicker-Herausgeber Karl-Heinz Heimann den Verstorbenen.

Vor zehn Jahren spielt Hertha BSC im dritten Spiel der UEFA-Cup-Vorrunde bei Sampdoria Genua 0:0 und wahrt alle Chancen aufs Weiterkommen.

###more###

1. Dezember

Vor 75 Jahren findet in Berlin innerhalb von sechs Monaten schon das zweite DFB-Pokalfinale statt. Im April erst wurde der Champion 1939 stark verspätet ausgespielt, und der steht jetzt schon wieder auf dem Platz, um auch 1940 Pokalsieger zu werden: der 1. FC Nürnberg. Gegner auf knochenhartem Geläuf ist der Dresdner SC. Die Zuschauer haben Mühe, ihre Lieblinge zu erkennen, denn gewöhnlich spielen beide in rot-schwarz, und da keiner nachgeben will, gibt es einen Kompromiss: Nürnberg in rot-weiß, Dresden in weiß-schwarz. Nach 90 Minuten steht es 1:1, 22 Spieler und 65.000 Zuschauer müssen in die Verlängerung. In der 94. Minute wagt Dresdens Heiner Schaffer einen 30-Meter-Schuss, auf den Club-Torwart Georg Köhl nicht gefasst ist. Das bedeutet den DSC-Sieg, und die Mannschaft um Helmut Schön freut sich nicht nur über den Pokal: Es gibt auch noch ein Pfund Kaffee für den Sieger, in Kriegszeiten sehr begehrt.

Am selben Tag finden Gauligaspiele statt. In Bayern verliert 1860 München durch ein 4:5 beim BC Augsburg an seinen Bezwinger die Tabellenführung. In Baden kann der VfB Stuttgart vor 10.000 Zuschauern Verfolger Kickers noch auf Distanz halten (1:1), im Südwesten bleiben der 1. FC Kaiserslautern und der FV Saarbrücken nach dem 3:3 am Betzenberg punktgleich an der Spitze, die für den FCK nach Fritz Walters 3:2 (84.) schon zum Greifen nah war. Doch Wilhelm Sold gleicht noch per Handelfmeter aus, der FV bleibt Primus. Meister Schalke gewinnt bei Preußen Münster 3:1, enttäuscht aber die 10.000 Neugierigen etwas, Ernst Kuzorra macht wieder sein Tor. Verrückte Ergebnisse in Niedersachsen: Werder Bremen demontiert den VfL Osnabrück im Landespokal überraschend 7:1, Eintracht Braunschweig gewinnt in Hildesheim 9:6 (!). Kriegsfußball hat seine eigenen Gesetze – und Resultate.

Einen seltenen Fall von Schnelljustiz gibt es im Baden-Gau. Weil beim Heimspiel der SpVgg. Sandhofen gegen den FV Mühlburg (später KSC) Zuschauer aufs Feld rennen, den Schiedsrichter und den anwesenden "Sportbereichsführer" attackieren, fällt Letzterer ein eigenmächtiges Urteil: Sandhofen erhält eine halbjährige Platzsperre, der Vorstand wird aufgelöst, zwei Spieler werden bis zum 1. Juni 1941 ausgeschlossen. Kommentar im kicker: "Der Fall Sandhofen mag überall zur Warnung dienen, wo sich in letzter Zeit wieder die Barrieren-Rowdies in den Vordergrund wagen."

Vor 25 Jahren kassiert Hansa Rostock in der letzten Saison der ehemaligen DDR-Oberliga, die nun Oberliga Nordost heißt, bei Lok Leipzig im 13. Spiel seine erste Saisonniederlage. Die Leipziger führen nach einer Stunde durch Treffer von Bernd Hobsch, Jürgen Rische und Jörg Engelmann 3:0, ehe es Hilmar Weilandt und Florian Weichert noch mal spannend machen. Hansa bleibt dennoch mit vier Punkten Vorsprung vor Dynamo Dresden Spitze, und Trainer Uwe Reinders sagt: "Meist bin ich nach Niederlagen sauer, heute aber kann ich nicht enttäuscht sein." Das Novum bezeugen nur 1500 Zuschauer, was der Realität in der letzten Saison vor der sportlichen Wiedervereinigung entspricht. Zu Chemie Halle gegen Chemnitzer FC kommen noch die meisten Interessenten (5000), aber sie sehen keine Tore. Der FC Berlin begrüßt dagegen gegen Vorwärts Frankfurt (2:1) nur 676 Zuschauer. Im Osten nichts Tolles.

Am selben Tag wird das DFB-Pokalachtelfinale fortgesetzt. Der HSV blamiert sich zu Hause gegen Wattenscheid 09 (1:2), allerdings damals auch Bundesligist. Souleyman Sané erzielt das Siegtor (87.). Der 1. FC Köln kommt gegen den SV Meppen weiter (1:0). Michael Tönnies schießt Zweitligist MSV Duisburg allein ins Viertelfinale, trifft dreifach gegen Blau-Weiß Berlin (3:2 nach Verlängerung). Dafür hat er ganz persönliche Motive: "Jetzt muss ich meinen Geburtstag nicht beim Wiederholungsspiel in Berlin feiern."

Vor 20 Jahren verteidigt Borussia Dortmund mit dem 3:1 gegen 1860 München Tabellenführung und Superserie (13-mal ungeschlagen). Zwei Tore schießt Andreas Möller, vom kicker zum "Mann des Tages" ernannt. Werder Bremen dagegen wartet nach dem 0:1 gegen dezimierte Kölner seit zehn Spielen auf einen Sieg, und der kicker schreibt im Jahr eins nach Otto Rehhagel: "Vom Spitzenklub zum Krisenklub." In Leverkusen sieht man Trainer Erich Ribbeck so wütend wie nie: Weil Paulo Sergio in letzter Minute gegen seine Order zum Elfmeter antritt und prompt an Freiburgs Keeper Jörg Schmadtke scheitert, rastet der sonst so vornehme "Sir Erich" aus. Kein Wunder, Bayer verliert 0:1 gegen den Vorletzten.

###more###

2. Dezember

Vor 70 Jahren bekommt die Süddeutsche Fußball-Liga einen neuen Tabellenführer. 1860 München überrollt den Karlsruher FV 13:0 (!), sechs Tore erzielt Otto Glas. 8000 Zuschauer an der Grünwalder Straße bekommen Mitleid mit dem KFV, der am Ende nur noch acht Spieler auf dem Feld hat, was das Debakel etwas relativiert. Keine Entschuldigung gibt es für die 0:5-Heimniederlage der Bayern gegen den VfB Stuttgart, der hinter den Löwen und dem Nürnberger Club (7:0 gegen BC Augsburg) Platz drei einnimmt. "Die 10.000 Zuschauer wurden von der Form der Münchner enttäuscht, es wollte bei den Rothosen nichts klappen", stellt die Süddeutsche Zeitung fest. Eintracht Frankfurt unterliegt beim VfR Mannheim 0:1, gewinnt aber die Sympathien der 4000 Zuschauer. In der Rhein-Neckar-Zeitung heißt es: "Das mustergültige Auftreten der Frankfurter entsprach der Tradition ihres Clubs."

Den ersten Spielausfall in der ersten Nachkriegsliga des deutschen Fußballs gibt es in Frankfurt, wo der FSV und die SpVgg. Fürth die Stollenschuhe nicht auspacken müssen.

Vor 25 Jahren hat das 1:1 gegen Havelse für die Mannschaft von Schweinfurt 05 noch etwas Gutes. Der sieglose Zweitligist inklusive Trainer Nico Semlitsch wollte bei einem Salzburger Wettbüro einen fünfstelligen Betrag auf einen Heimsieg gegen den Vorletzten setzen. Das Wettbüro lehnte jedoch mit dem Vermerk ab, es könne "vielleicht etwas nicht mit rechten Dingen zugehen". Jedenfalls geht es nicht so zu, wie es sich die Schweinfurter wünschen: Durch die Punkteteilung zementieren sie den letzten Platz, aber wenigstens haben sie Geld gespart.

Vor 20 Jahren springt Bundesliga-Aufsteiger Hansa Rostock nach einem 3:0 über Kaiserslautern auf den vierten Platz, die Tore der Pagelsdorf-Mannschaft erledigt die Defensive: René Schneider (2) und Hilmar Weilandt. Nach 52 Minuten muss Schiedsrichter Georg Dardenne (Muskelfaserriss) gegen seinen Assistenten Josef Funken ausgetauscht werden. Der wiederum wird von einem zufällig anwesenden Verbandsliga-Schiedsrichter, im Hauptberuf Taxifahrer, ersetzt. Es ist noch nicht die Zeit der Vierten Offiziellen. Bayern München schlägt Schalke 04 mit 4:0 und verschiebt die Herbstmeister-Frage auf den 17. Spieltag. Schalke-Keeper Jens Lehmann sucht nach dem Spiel die Konfrontation mit Trainer Jörg Berger, dem er attestiert, man habe "zu lässig und zu wenig trainiert". Berger kontert: "Der Jens redet viel, wenn der Tag lang ist." Beim nächsten Gespräch zwischen den beiden wolle aber nur er reden. Lehmann wird zu 2000 Mark Strafe verdonnert und erhält einen schriftlichen Verweis. Felix Magath ist dagegen auf die ganze Mannschaft sauer, kassiert er doch in Stuttgart die erste Niederlage seiner Trainerlaufbahn: Der HSV unterliegt im achten Spiel unter ihm 0:3.

Vor zehn Jahren fällt das Urteil in einem der kuriosesten Fälle im Lizenzfußball: Nemanja Vucicevic von Zweitligist 1860 München wird für sechs Monate gesperrt – weil der Glatzkopf ein Haarwuchsmittel genommen hat, das Substanzen enthält, die auf der Dopingliste stehen. Leistungssteigernd ist es zwar nicht, aber die FIFA-Richtlinien lassen keinen Spielraum. Als nächstes wird der Protest von 1860-Gegner Wacker Burghausen verhandelt, der will nun die Punkte aus dem Spiel gegen einen bis in die Haarspitzen "gedopten" Gegner zurück.

###more###

3. Dezember

Vor 30 Jahren finden vier Nachholspiele in der Bundesliga statt. Die Abstiegskandidaten Eintracht Frankfurt (3:0 gegen HSV) und Hannover 96 (3:2 gegen Kaiserslautern) senden Lebenszeichen. Waldhof Mannheim rückt durch das 1:0 in Köln (Tor: Fritz Walter) auf Platz sechs vor, das Mittelfeldduell zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen wird zum Wettschießen zwischen Karl Allgöwer und Herbert Waas. Beide treffen zweimal, das 2:2 durch Waas ist ein Elfmeter in der 89. Minute. Der Pfiff löst bei den VfB-Fans wenig Freude aus, Schiedsrichter Matheis wird mit Wurfgeschossen bedacht.

Vor zehn Jahren gibt es in sieben Spielen der Bundesliga nur ein Unentschieden. Ausgerechnet im Spiel des Tabellenführers fallen keine Tore. Der VfB Stuttgart trotzt den Bayern, die Sebastian Deisler durch einen Platzverweis verlieren, ein 0:0 ab. Für die Mannschaft von Trainer Giovanni Trapattoni ist es bereits die zehnte Punkteteilung der Vorrunde. Bayern-Torwart Oliver Kahn freut sich immerhin über einen Rekord: 173 vollständige Spiele ohne Gegentor hat in der Bundesliga niemand aufzubieten, der Ex-Bremer Oliver Reck ist somit entthront.

Verfolger HSV schließt durch das 3:1 gegen den 1. FC Köln näher auf, hat nun vier Punkte Rückstand. Dessen Fans müssen noch lernen, mit Anstand zu verlieren: Nachdem HSV-Spieler vor ihrer Kurve ein Tor feiern, fliegt ein Trommelstock und trifft Alexander Laas an der Hand. Blut fließt, er geht zu Boden, und Kollege Daniel van Buyten trägt ihn aus der Schusslinie. Kölns Manager Andreas Rettig entschuldigt sich für die Aktion "eines Holzkopfes, der sich daneben benommen hat". Ein Schuldiger, den niemand bestrafen kann, ist für den Spielausfall in Kaiserslautern verantwortlich. Risse im Stahlträger an der Osttribüne, die für die WM 2006 renoviert wird, sorgen für die Absage des Derbys gegen Eintracht Frankfurt.

###more###

4. Dezember

Vor 80 Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals seit 1909 wieder in England. Für die Fußball-Woche ist das Spiel auf dem Tottenham-Platz "das größte Ereignis der deutschen Fußballgeschichte". Ungewohnter Medienrummel empfängt die DFB-Auswahl, 40 Fotografen sind allein beim Training. 10.000 Fans begleiten die Mannschaft um Kapitän Fritz Szepan per Schiff, darunter 1500 auf der Columbus. Es ist die erste vom DFB organisierte Länderspielreise für Fußballanhänger. Der Enthusiasmus wird allerdings nicht belohnt, die chancenlose Elf von Reichstrainer Otto Nerz führt eine reine Abwehrschlacht und unterliegt dem Team aus dem Fußball-Mutterland mit 0:3 (0:1). Aber sie erntet Beifall, "wie ihn eine Mannschaft des Kontinents noch nie in London erhielt – so versichern mir englische Kollegen", schreibt der Reporter des Fußball.

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden löst der VfR Mannheim (3:1 gegen VfB Stuttgart) den Karlsruher SC (1:2 in Augsburg) an der Spitze ab. Die Mannheimer haben alle acht Heimspiele gewonnen, was auch zum Spieltag passt: Sieben Heimsiegen steht nur ein Auswärtssieg gegenüber, den der FSV Frankfurt dank zweier Treffer seines Weltmeisters Richard Herrmann in Aschaffenburg fertig bringt. Das Schützenfest des Tages sieht Reutlingen, der heimische SSV fertigt Schlusslicht SpVgg. Fürth mit 6:2 ab. In Nürnberg feiern sie den ersten Sieg nach acht Partien und den dazugehörigen Helden: Siegfried Wagner erzielt bei seinem Comeback alle Tore zum 3:2 gegen Schweinfurt.

Im Westen gibt es auch nur einen Auswärtssieg, Alemannia Aachen stürmt den Gladbacher Bökelberg (5:3). Der BVB bleibt Erster, Adi Preißler entscheidet das Heimspiel gegen Preußen Münster (1:0) spät. Die bis dato punktgleichen Düsseldorfer Fortunen verlieren in Köln mit 1:5 und damit an Boden. Den Derbytriumph des FC sehen 43.000 Zuschauer, es ist die Rekord-Kulisse des Tages. Unter den Torschützen ist der spätere Meister-Trainer des FC, Tschik Cajkovski, für Fortuna trifft Jupp Derwall. Schalke 04 kommt aus Sodingen mit einem Punkt (1:1) zurück und bleibt Dritter. Meister RW Essen kommt durch zwei Treffer von Sepp Seemann binnen zwei Minuten zum Pflichtsieg über Schlusslicht Bayer Leverkusen, aber von Platz acht aus ist die Titelverteidigung längst abgehakt.

Im Norden sorgt Primus HSV für Aufsehen: Einen Heimsieg über Arminia Hannover hatten alle erwartet, aber ein 10:0? Die Seeler-Brüder Dieter (3) und Uwe (2) übernehmen die halbe Miete. Als Klaus Stürmer das herrliche 8:0 gelingt, drückt ihm Arminen-Keeper Werner Grabitz anerkennend die Hand. Die Herbstmeisterschaft hat der HSV noch nicht sicher, da Hannover 96 (3:2 gegen Bremerhaven) und Holstein Kiel (1:1 gegen Nordhorn) punkten. In Kiel bricht übrigens nach 65 Minuten der Pfosten, doch Holsteins Spieler und Betreuer errichten eiligst das schon bereitstehende Ersatztor. Sie wollen die Führung ja über die Zeit bringen. Pech: Nordhorn trifft noch – ins neue Tor.

Auch im Südwesten ist es kein Tag für Gäste, die zusammen nur auf drei Remis kommen. Chancenlos ist Schlusslicht FV Engers bei Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern, den die Walter-Brüder schon nach 31 Minuten 3:0 in Führung schießen. Endstand: 6:0. Fix ist die Herbstmeisterschaft. Verfolger TuS Neuendorf hält immerhin Anschluss, putzt Mainz 05 mit 4:0. Zu allen acht Partien kommen insgesamt nur 15.500 Zuschauer.

Vor 50 Jahren fallen in der Bundesliga zwei Spiele aus, darunter das von Tabellenführer 1860 München in Gladbach. Verfolger FC Bayern nutzt die Chance und zieht durch das 3:0 gegen Meiderich nach Pluspunkten gleich, Dieter Brenningers Doppelschlag sorgt für das Ende der MSV-Serie (siebenmal ungeschlagen), Gerd Müllers 3:0 ist nur für die Torjägerliste von Bedeutung. Die führen gleich zwei Dortmunder an, Timo Konietzka und Lothar Emmerich (je 15). "Emma" entscheidet das Verfolgerduell gegen Meister Werder Bremen (2:1) per Foulelfmeter. Der 1. FC Köln bleibt Vierter und spielt erstmals Remis, wobei ihm HSV-Stürmer Manfred Pohlschmidt in letzter Minute mit seinem Tor zum 2:2 den Sieg klaut. Im Keller schöpft Borussia Neunkirchen nach dem dritten Sieg (1:0 gegen Schalke) neue Hoffnung, bleibt aber Vorletzter, da auch der KSC gewinnt – 4:0 gegen Eintracht Frankfurt, deren Trainer Elek Schwartz feststellt: "Ein Spiel ist nicht nur durch technische Tricks zu gewinnen." Der VfB Stuttgart gleicht in Nürnberg in Unterzahl (Platzverweis für Hans Eisele) noch zum 1:1 aus.

Vor 10 Jahren feiert Mainz 05 seinen bis dahin höchsten Bundesliga-Sieg – 5:1 gegen den VfL Wolfsburg. Michael Thurk eröffnet und beendet den Torreigen. Im Parallelspiel enttäuscht Bayer Leverkusen seine Fans und unterliegt trotz Führung Hertha BSC mit 1:2.

5. Dezember

Vor 20 Jahren hat die Bundesliga nur noch einen Vertreter im UEFA-Pokal: Bayern München behält auch im Rückspiel bei Benfica Lissabon die Oberhand (3:1), Jürgen Klinsmanns Torhunger hält sich diesmal in Grenzen. Traf er in München noch viermal, tun es nun auch zwei Tore, um die Portugiesen zu demoralisieren. Den Schlusspunkt setzt Andreas Herzog. Lange Gesichter dagegen in Bremen. Ausgerechnet Landsleute von Trainer Aad de Mos beenden das Abenteuer Europacup: 0:0 gegen PSV Eindhoven. An der Leistung liegt es nicht: "Raus mit Applaus", titelt der Kicker.

Vor zehn Jahren muss die Montagspartie in der 2. Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und Energie Cottbus unterbrochen werden, als im Gästeblock Leuchtraketen und Rauchbomben gezündet werden.

###more###

6. Dezember

Vor 90 Jahren unterliegt der FC St. Pauli in der Alster-Staffel dem HSV mit 2:6. Mann des Tages ist der viermalige Torschütze Arthur Warnecke. Bayern München schlägt am selben Tag den FC Wacker im Derby mit 5:0 und führt die Tabelle der Bayernliga mit 17:3 Punkten an. Das Frankfurter Derby zwischen dem FSV und der Eintracht (1:1) hat ein längeres Nachspiel. Wegen des angeblich unerlaubten Einsatzes von FSV-Torschütze Linnighäußer werden dem FSV zunächst die Punkte (inkl. des 4:0 im Hinspiel) aberkannt, in einem zweiten Urteil wieder zurückgegeben.

Vor 40 Jahren geht die Bundesliga in die Winterpause. Für den Kicker ist die Titelentscheidung schon gefallen: "Seit Samstagnachmittag kann der Spruch von 'der spannendsten Bundesliga, die es je gab', bis auf weiteres nur noch für die Abstiegsfrage gelten, ist die Jagd auf den Meister praktisch abgeblasen." Geschrieben unter dem Eindruck des 4:0-Auswärtssieges von Borussia Mönchengladbach beim 1. FC Köln, für den es die höchste Heimniederlage in zwölf Bundesligajahren ist. Und das ausgerechnet im am besten besuchten Heimspiel der Kölner (61.118 Zuschauer). Drei der vier Tore sind aus Dänemark importiert: Henning Jensen (2) und Allan Simonsen treffen, ebenso Jupp Heynckes. Borussen-Kapitän Berti Vogts lobt den Trainer: "Erst unter Lattek haben wir die richtige Mischung aus Angriffs- und Sicherheitsfußball gelernt. Wir spielen jetzt abgeklärter als bei Weisweiler." Der Lohn ist ein Vier-Punkte-Polster auf Eintracht Braunschweig (2:0 gegen Eintr. Frankfurt) und schon fünf Punkte auf den ambitionierten HSV (0:1 in Düsseldorf).

Von den Bayern spricht gar keiner mehr, sie stellen einen traurigen Rekord auf und verlieren in Berlin ihr viertes Spiel in Folge. Bis zur 69. Minute führen sie, dann sticht Hertha-Joker Detlef Szymanek, 100 Sekunden später trifft auch Lorenz Horr. Hertha überwintert auf Platz fünf, Bayern auf 10 (!). Im Keller geht es eng wie nie zu, die letzten Sieben trennen nur vier Punkte. Die Rote Laterne baumelt am Main, trotz des 1:0-Heimsieges der Offenbacher Kickers gegen den Vorletzten Hannover 96. Die Mitaufsteiger von 96 nehmen die nächsten Plätze ein; der KSC (2:2 vs. Bochum) ist Sechzehnter, Bayer Uerdingen versaut sich mit einer 0:4-Heimpleite gegen Duisburg das Torverhältnis. Werder Bremen hängt auch unten drin, dabei führt es gegen RW Essen schon 3:1. Am Ende heißt es 3:3, alle RWE-Tore markiert der "blonde Riese" Horst Hrubesch. Der freut sich besonders, dass ihm "endlich mein erstes Tor mit dem Fuß" geglückt ist. Achtmal hat er zuvor seinem Ruf als "Kopfballungeheuer" alle Ehre gemacht.

Am selben Tag strömen zum Spitzenspiel der 2. Liga Süd 51.000 Zuschauer ins Nürnberger Frankenstadion. Sie sehen ein 1:0 des Clubs über den VfB Stuttgart.

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga mit drei Freitagspartien in die Rückrunde. Alle werden von den Gastgebern gewonnen, eine Überraschung ist nicht darunter. Waldhof Mannheim verdankt dem Doppelschlag von Thomas Remark das 2:1 über Schlusslicht Fortuna Düsseldorf, Remark klettert auf Platz zwei der Torjägerliste mit schon 14 Treffern. Bayer Leverkusen schlägt Aufsteiger Hannover 96 4:1 und Borussia Dortmund den 1. FC Saarbrücken 3:1. Wie in der Vorwoche schießt Michael Zorc zwei Tore, für die Gäste trifft Veteran Dieter Müller zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Da ist BVB-Stürmer Horst Hrubesch schon nicht mehr auf dem Platz, zur Pause lässt er sich auswechseln. "Der Trauner hat mich angesehen, und ich habe genickt. Ich war total fertig", gesteht der 34-Jährige. Der Kicker prophezeit dem Europameister von 1980: "Hrubeschs Karriere geht zu Ende."

Vor 20 Jahren beendet Borussia Dortmund die Vorrunde ihrer ersten Champions-League-Saison. Das Weiterkommen ist schon vor dem 2:2 gegen Glasgow Rangers sicher, trotzdem füllen 35.800 Zuschauer das Westfalenstadion bis auf den letzten Platz. Die BVB-Tore erzielen Andreas Möller und Karl-Heinz Riedle. Obwohl Paul Gascoigne vom Platz fliegt (75.), gelingt den Gästen noch der Ausgleich.

Vor zehn Jahren vergisst der Duisburger Trainer Norbert Meier für einen kurzen Moment seine Vorbildfunktion. Er gerät am Seitenrand mit dem Kölner Albert Streit in – ja, Streit. Meier lässt sich zu einem Kopfstoß verleiten, und beide Kontrahenten fallen wie vom Blitz getroffen zu Boden. Auf der anschließenden Pressekonferenz versucht Meier, das Missgeschick herunterzuspielen: "Ich habe keine Kopfnuss verteilt und rechne auch nicht mit einer Sperre." Sein Präsident Walter Hellmich schützt ihn: "Meier ist einer der Ruhigsten überhaupt." Er wird ihn kurz danach dennoch entlassen, die TV-Bilder lassen ihm keine andere Wahl, auch sein verspätetes Geständnis nützt Meier nichts: "Ich kann nicht verstehen, wie mir das passieren konnte."

Am selben Tag platzen die Hoffnungen von Schalke 04, die Vorrunde der Champions League zu überstehen. Beim AC Mailand unterliegt die Auswahl von Trainer Ralf Rangnick mit 2:3. Ein Doppelschlag des Brasilianers Kaka binnen sieben Minuten zermürbt die Gäste, denen als Gruppendritter immerhin die UEFA-Cup-Teilnahme bleibt.