Kahn: "Hätte Khedira gerne dabei"

2008 ging die Karriere eines großen Fußballers zu Ende. Oliver Kahn hängte nach dem Vize-Weltmeistertitel 2002, dem Champions-League-Sieg 2001, acht deutschen Meisterschaften und sechs Pokalerfolgen seine Fußballschuhe an den Nagel. Seitdem analysiert er für das ZDF als TV-Experte die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft und die Spiele der Königsklasse.

Sein großes Engagement für sozial benachteiligte Kinder ist den meisten Menschen in Deutschland weit weniger bekannt. Seit 2009 ist der "Titan" Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung. Zwei Jahre später gründete er seine eigene Stiftung. "Junge Menschen stark machen - mit der Kraft des Fußballs", so beschreibt Kahn die Philosophie der Oliver-Kahn-Stiftung.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht der dreimaliger Welttorhüter bei der Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden in Mannheim mit Mitarbeiter Tim Noller über sein Motivationsprogramm "Du packst es!", die WM in Brasilien und seine Rolle als TV-Experte.

DFB.de: Herr Kahn, Sie sind seit 2009 Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung. Wie kam es dazu?

Oliver Kahn: Als ich 2008 nach meinem Karriereende relativ schnell gefragt wurde, war es für mich selbstverständlich zuzusagen. Denn die Projekte, für die sich die Sepp-Herberger-Stiftung engagiert, speziell die Initiative "Anstoß für ein neues Leben", finde ich sehr sympathisch. Ich denke, es ist als ehemaliger Profi auch wichtig, Dinge weiterzugeben.

DFB.de: Sie engagieren sich sehr im Bereich der Resozialisierung von Strafgefangenen. Eine Herzensangelegenheit für Sie?

Kahn: Ich hatte in meiner Karriere sehr viel mit jungen Menschen zu tun, die im Leben nicht immer so viel Glück hatten und mich nach Ratschlägen gefragt haben. Eine Jugendvollzugsanstalt ist für junge Menschen eine extreme Ausnahmesituation. Auch diese Menschen sollte man nicht abschreiben, sondern ihnen eine Chance geben. Zwar haben sie schwere Fehler begangen, meistens schlimme Kriminalität, was ich nicht entschuldigen möchte. Aber auch für diese Menschen geht das Leben danach weiter.

DFB.de: Die Initiative "Anstoß für ein neues Leben" unterstützen Sie mit Ihrem Motivationsprogramm "Du packst es!". Können Sie beschreiben, worum es darin geht?



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2008 ging die Karriere eines großen Fußballers zu Ende. Oliver Kahn hängte nach dem Vize-Weltmeistertitel 2002, dem Champions-League-Sieg 2001, acht deutschen Meisterschaften und sechs Pokalerfolgen seine Fußballschuhe an den Nagel. Seitdem analysiert er für das ZDF als TV-Experte die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft und die Spiele der Königsklasse.

Sein großes Engagement für sozial benachteiligte Kinder ist den meisten Menschen in Deutschland weit weniger bekannt. Seit 2009 ist der "Titan" Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung. Zwei Jahre später gründete er seine eigene Stiftung. "Junge Menschen stark machen - mit der Kraft des Fußballs", so beschreibt Kahn die Philosophie der Oliver-Kahn-Stiftung.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht der dreimaliger Welttorhüter bei der Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden in Mannheim mit Mitarbeiter Tim Noller über sein Motivationsprogramm "Du packst es!", die WM in Brasilien und seine Rolle als TV-Experte.

DFB.de: Herr Kahn, Sie sind seit 2009 Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung. Wie kam es dazu?

Oliver Kahn: Als ich 2008 nach meinem Karriereende relativ schnell gefragt wurde, war es für mich selbstverständlich zuzusagen. Denn die Projekte, für die sich die Sepp-Herberger-Stiftung engagiert, speziell die Initiative "Anstoß für ein neues Leben", finde ich sehr sympathisch. Ich denke, es ist als ehemaliger Profi auch wichtig, Dinge weiterzugeben.

DFB.de: Sie engagieren sich sehr im Bereich der Resozialisierung von Strafgefangenen. Eine Herzensangelegenheit für Sie?

Kahn: Ich hatte in meiner Karriere sehr viel mit jungen Menschen zu tun, die im Leben nicht immer so viel Glück hatten und mich nach Ratschlägen gefragt haben. Eine Jugendvollzugsanstalt ist für junge Menschen eine extreme Ausnahmesituation. Auch diese Menschen sollte man nicht abschreiben, sondern ihnen eine Chance geben. Zwar haben sie schwere Fehler begangen, meistens schlimme Kriminalität, was ich nicht entschuldigen möchte. Aber auch für diese Menschen geht das Leben danach weiter.

DFB.de: Die Initiative "Anstoß für ein neues Leben" unterstützen Sie mit Ihrem Motivationsprogramm "Du packst es!". Können Sie beschreiben, worum es darin geht?

Kahn: Es ist ein pädagogisches Programm, das auf einem humanistischen Ansatz basiert. Junge Menschen sollen zum einen lernen, sich Ziele und Visionen zu setzen. Aber auch: Wie gehe ich mit Rückschlägen oder Niederlagen um, wie schaffe ich mir ein richtiges Umfeld. Das versuchen wir gemeinsam mit der Sepp-Herberger-Stiftung auf die Bedürfnisse der JVAs anzupassen.

DFB.de: Welche Erfahrungen machen Sie bei Ihren Besuchen in den Justizvollzugsanstalten?

Kahn: Am Anfang sind immer alle etwas aufgeregt. Die jungen Insassen hängen an ihren Fenstern und brüllen heraus. Man muss sich natürlich in diese Welt hineinversetzen: Das sind Menschen, die nicht diese Möglichkeiten hatten, wie wir sie erlebt haben. Ich spüre meistens relativ schnell, dass mir Respekt entgegengebracht wird, wie ich meine Karriere angegangen habe. Ich war nicht das Supertalent, sondern musste mir sehr viel erarbeiten. Deshalb findet man sehr schnell Zugang.

DFB.de: Und erreichen die Jugendlichen auch schnell?

Kahn: Einfach ist es dennoch nicht. Man muss deren Probleme wahrnehmen und wissen, wie man mit ihnen umgeht. In den Townships in Südafrika, wo ich mit meiner Stiftung auch unterwegs bin, stellen sich dann wieder ganz andere Aufgaben. Genau das ist die große Herausforderung: Zu fühlen, was die Probleme der jungen Menschen in den speziellen Situationen sind.

DFB.de: Werden Sie auch im Sommer wieder beim Sepp-Herberger-Pokal zu Gast sein?

Kahn: Ja, ich versuche jedes Jahr ein- oder zweimal eine JVA zu besuchen. Momentan dehnt die Sepp-Herberger-Stiftung ihr Programm auf mehrere Bundesländer aus und verfolgt das Ziel, möglichst in allen Bundesländern die JVAs zu unterstützen. Mit meinen Besuchen trage ich dazu gerne einen Teil bei.

DFB.de: Im Sommer findet in Brasilien ein anderes Turnier statt. Wie bewerten Sie die vielen Verletzten bei der deutschen Nationalmannschaft?

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Kahn: Vor einem halben Jahr hätte ich sofort unterschrieben, dass die Nationalmannschaft eine Riesenchance auf den Weltmeistertitel hat. Natürlich gibt es Spanien und Brasilien, aber wie unsere Mannschaft in der Qualifikation aufgetreten ist, war unglaublich beeindruckend. Auch die letzten Turniere und die Erfolge der Bayern sprechen dafür, dass wir sehr weit kommen. Andererseits sind die Verletzten ein großes Problem. Khedira, Schweinsteiger, der langzeitverletzt war, Özil, Schmelzer, Hummels. Gerade bei der großen Hitze und den Reisestrapazen in Brasilien muss sich der Bundestrainer fragen, welche Spieler zu diesem Turnier fit sind.

DFB.de: Gibt es Schlüsselspieler, die auch im DFB-Team nicht zu ersetzen sind?

Kahn: Selten hat die Nationalmannschaft eine solche Qualität gehabt - im Grunde kann man jeden Spieler ersetzen. Aber Schlüsselspieler, die in der Mannschaft Verantwortung übernehmen, wie beispielsweise Khedira, hätte man schon gerne dabei.

DFB.de: 2012 berichtete das ZDF mit Ihnen als Experte von der windigen Insel Usedom über die EM. Laut Medienberichten erwartet Sie im Sommer "eine imposante Dachterrasse in Rio de Janeiro mit Blick auf die Copacabana".

Kahn: (lacht) Copacabana, schönes Wetter – es gibt schlimmeres im Leben. Man kann sich also auf die WM in Brasilien freuen.

DFB.de: Auf Usedom schenkte Ihnen ein Fan eine aufblasbare, rosa Keule. Glauben Sie, dass auch die Fans in Brasilien Sie wieder mit einem besonderen Geburtstagsgeschenk überraschen werden?

Kahn: Möglicherweise schon. Ich habe den Brasilianern ja 2002 im Finale auch ein Geschenk gemacht. wofür sie mir wohl für alle Zeiten dankbar sein werden. (lacht)