Jupp Heynckes: "Die Krönung meiner Karriere"

Jupp Heynckes ist bei der FIFA-Gala in Zürich als "Welttrainer des Jahres" ausgezeichnet worden - als erster Deutscher. Nach dem Triplegewinn mit dem FC Bayern München 2013 ein weiterer, ein letzter Höhepunkt in der langen und erfolgreichen Laufbahn des Welt- und Europameisters. "Die Krönung meiner Karriere", sagte der 68-Jährige selbst bei der Ehrung. DFB.de porträtiert den Mann, der als Spieler und Trainer mit Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Real Madrid alles gewann.

Benzin fast leer, ab zur Zapfsäule, Deckel auf, Stutzen rein, abdrücken, warten, fertig. Ein ganz gewöhnlicher Vorgang: Tanken. Es ist also nicht sonderlich bemerkenswert, dass Jupp Heynckes am 31. Januar 2007 seinen Dienstwagen mit Benzin füllte und zur Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach fuhr. Bemerkenswert ist dies nur angesichts der Umstände. Kurz zuvor war Heynckes in seiner zweiten Station als Trainer von Borussia Mönchengladbach entlassen worden. Er erhielt die Nachricht, tankte das Auto voll, fuhr zur Geschäftsstelle und verabschiedete sich mit diesen Worten aus Gladbach: "Das Auto ist gewaschen und vollgetankt. Behalten Sie die Abfindung."

Die Anekdote illustriert vielerlei: Jupp Heynckes kann tanken, erstens. Zweitens: Jupp Heynckes weiß, was sich gehört. Drittens: Um Geld ging es ihm nie. Und viertens: Jupp Heynckes kann scheitern. Glaubt man heute ja kaum noch. Sein Trainerfinale war mit dem Triplegewinn derart erfolgreich, dass vieles andere überlagert wird. Dabei gab es durchaus Misserfolge in seiner Laufbahn, bittere Niederlagen, die Kombination aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League ist Heynckes nicht zugeflogen. In seinen 34 Jahren als Trainer hat er sich Standing und Erfolg hart erarbeitet und dabei manchen Umweg nehmen müssen.

Erster Champions-League-Triumph mit Real

Seine Trainerkarriere im Schnelldurchlauf, von 1979 bis 2013: Gladbach, Bayern, Bilbao, Frankfurt, Teneriffa, Real Madrid, Benfica Lissabon, Bilbao, Schalke, Gladbach, Bayern, Leverkusen, Bayern. Heynckes ging oft im Erfolg, wie in Madrid, als er den Verein im Jahr 1998 nach dem Gewinn der Champions League verlassen musste.

Manchmal scheiterte er auch ohne Glanz und Gloria, so wie damals im Januar 2007 in Gladbach, als die Fohlen auf einem Abstiegsplatz standen und zu Beginn der Rückrunde auf eine Niederlage in Cottbus nur ein Remis gegen Nürnberg folgte.

Erfolgeich als Spieler und Trainer

Meistens aber hatte er Erfolg. Als Spieler war er Europameister (1972) und Weltmeister (1974), er gewann den UEFA-Pokal (1975), vier Deutsche Meisterschaften (1971, 1975, 1976, 1977) und einmal den DFB-Pokal (1973). Seine Erfolge als Trainer sind nicht minder beeindruckend: Heynckes gewann drei deutsche Meisterschaften, zweimal die Champions League, einmal den DFB-Pokal.

Daneben und vor allem hat er Menschen gewonnen. Weil er den Fußball nie über die Figuren gestellt hat, die ihn spielen. Heynckes hat immer Wichtiges von Unwichtigem trennen können, die Aufgeregtheiten der Branche hat er mit Skepsis beäugt. "Fußball ist groß", hat Heynckes mal gesagt, "Menschen sind größer."

Der Mensch im Mittelpunkt

Und wichtiger. Nach diesem Maßstab hat Heynckes immer gemessen. Als der Vater von Uli Hoeneß oder der frühere langjährige Gladbach-Präsident Helmut Grashoff starben, stand Heynckes unangemeldet, aber nicht unwillkommen bei den Beisetzungen am Grab, als seine Frau Iris 2004 an einer Krebs erkrankte litt, nahm er sich eineinhalb Jahre Auszeit vom Fußball und pflegte sie.

Es gibt viele kleine und große Beispiele, die belegen, dass der DFB im September 2013 richtig urteilte, als er Heynckes für sein faires und vorbildliches Verhalten, das er während seiner gesamten Karriere als Spieler und Trainer auf und neben dem Platz vorgelebt hatte, die Fairplay-Medaille des Verbandes verliehen hat.

Die Aufgabe ist wichtiger als das Geld

Nach seinem Abschied aus München hat Heynckes sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er hat allen Verlockungen widerstanden und ist sich treu geblieben, als Angebote von Paris St. Germain, dem AS Monaco oder Vereinen aus Russland und Katar ihn mit abstrusen Gehältern ködern wollten. Geld hat ihn nie sonderlich interessiert, eher Aufgaben. Und er hat für sich einen neue gefunden: gemeinsam mit seiner Frau den Ruhestand zu genießen. Diese Aufgabe reizt, erfüllt und fordert ihn, Heynckes mag sein neues Leben, zurück ins Rampenlicht zieht es ihn nicht.

Jetzt also hat er erhalten, was jeder schon vorher wusste: Heynckes ist Welttrainer des Jahres 2013. Und bei allem Respekt vor den Mitnominierten Jürgen Klopp und Sir Alex Ferguson - die Frage sei erlaubt und wurde in Zürich auch von Konkurrent Klopp ("Ich bin hier, um Jupp als einer der ersten zu gratulieren") formuliert: Wer auch sonst?! Heynckes hat geschafft, was sich alle vornehmen und kaum einer schafft: Höhepunkt und Karriereende markieren denselben Zeitpunkt. Heynckes ging im Erfolg.

[sl]

Jupp Heynckes ist bei der FIFA-Gala in Zürich als "Welttrainer des Jahres" ausgezeichnet worden - als erster Deutscher. Nach dem Triplegewinn mit dem FC Bayern München 2013 ein weiterer, ein letzter Höhepunkt in der langen und erfolgreichen Laufbahn des Welt- und Europameisters. "Die Krönung meiner Karriere", sagte der 68-Jährige selbst bei der Ehrung. DFB.de porträtiert den Mann, der als Spieler und Trainer mit Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Real Madrid alles gewann.

Benzin fast leer, ab zur Zapfsäule, Deckel auf, Stutzen rein, abdrücken, warten, fertig. Ein ganz gewöhnlicher Vorgang: Tanken. Es ist also nicht sonderlich bemerkenswert, dass Jupp Heynckes am 31. Januar 2007 seinen Dienstwagen mit Benzin füllte und zur Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach fuhr. Bemerkenswert ist dies nur angesichts der Umstände. Kurz zuvor war Heynckes in seiner zweiten Station als Trainer von Borussia Mönchengladbach entlassen worden. Er erhielt die Nachricht, tankte das Auto voll, fuhr zur Geschäftsstelle und verabschiedete sich mit diesen Worten aus Gladbach: "Das Auto ist gewaschen und vollgetankt. Behalten Sie die Abfindung."

Die Anekdote illustriert vielerlei: Jupp Heynckes kann tanken, erstens. Zweitens: Jupp Heynckes weiß, was sich gehört. Drittens: Um Geld ging es ihm nie. Und viertens: Jupp Heynckes kann scheitern. Glaubt man heute ja kaum noch. Sein Trainerfinale war mit dem Triplegewinn derart erfolgreich, dass vieles andere überlagert wird. Dabei gab es durchaus Misserfolge in seiner Laufbahn, bittere Niederlagen, die Kombination aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League ist Heynckes nicht zugeflogen. In seinen 34 Jahren als Trainer hat er sich Standing und Erfolg hart erarbeitet und dabei manchen Umweg nehmen müssen.

Erster Champions-League-Triumph mit Real

Seine Trainerkarriere im Schnelldurchlauf, von 1979 bis 2013: Gladbach, Bayern, Bilbao, Frankfurt, Teneriffa, Real Madrid, Benfica Lissabon, Bilbao, Schalke, Gladbach, Bayern, Leverkusen, Bayern. Heynckes ging oft im Erfolg, wie in Madrid, als er den Verein im Jahr 1998 nach dem Gewinn der Champions League verlassen musste.

Manchmal scheiterte er auch ohne Glanz und Gloria, so wie damals im Januar 2007 in Gladbach, als die Fohlen auf einem Abstiegsplatz standen und zu Beginn der Rückrunde auf eine Niederlage in Cottbus nur ein Remis gegen Nürnberg folgte.

Erfolgeich als Spieler und Trainer

Meistens aber hatte er Erfolg. Als Spieler war er Europameister (1972) und Weltmeister (1974), er gewann den UEFA-Pokal (1975), vier Deutsche Meisterschaften (1971, 1975, 1976, 1977) und einmal den DFB-Pokal (1973). Seine Erfolge als Trainer sind nicht minder beeindruckend: Heynckes gewann drei deutsche Meisterschaften, zweimal die Champions League, einmal den DFB-Pokal.

Daneben und vor allem hat er Menschen gewonnen. Weil er den Fußball nie über die Figuren gestellt hat, die ihn spielen. Heynckes hat immer Wichtiges von Unwichtigem trennen können, die Aufgeregtheiten der Branche hat er mit Skepsis beäugt. "Fußball ist groß", hat Heynckes mal gesagt, "Menschen sind größer."

Der Mensch im Mittelpunkt

Und wichtiger. Nach diesem Maßstab hat Heynckes immer gemessen. Als der Vater von Uli Hoeneß oder der frühere langjährige Gladbach-Präsident Helmut Grashoff starben, stand Heynckes unangemeldet, aber nicht unwillkommen bei den Beisetzungen am Grab, als seine Frau Iris 2004 an einer Krebs erkrankte litt, nahm er sich eineinhalb Jahre Auszeit vom Fußball und pflegte sie.

Es gibt viele kleine und große Beispiele, die belegen, dass der DFB im September 2013 richtig urteilte, als er Heynckes für sein faires und vorbildliches Verhalten, das er während seiner gesamten Karriere als Spieler und Trainer auf und neben dem Platz vorgelebt hatte, die Fairplay-Medaille des Verbandes verliehen hat.

Die Aufgabe ist wichtiger als das Geld

Nach seinem Abschied aus München hat Heynckes sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er hat allen Verlockungen widerstanden und ist sich treu geblieben, als Angebote von Paris St. Germain, dem AS Monaco oder Vereinen aus Russland und Katar ihn mit abstrusen Gehältern ködern wollten. Geld hat ihn nie sonderlich interessiert, eher Aufgaben. Und er hat für sich einen neue gefunden: gemeinsam mit seiner Frau den Ruhestand zu genießen. Diese Aufgabe reizt, erfüllt und fordert ihn, Heynckes mag sein neues Leben, zurück ins Rampenlicht zieht es ihn nicht.

Jetzt also hat er erhalten, was jeder schon vorher wusste: Heynckes ist Welttrainer des Jahres 2013. Und bei allem Respekt vor den Mitnominierten Jürgen Klopp und Sir Alex Ferguson - die Frage sei erlaubt und wurde in Zürich auch von Konkurrent Klopp ("Ich bin hier, um Jupp als einer der ersten zu gratulieren") formuliert: Wer auch sonst?! Heynckes hat geschafft, was sich alle vornehmen und kaum einer schafft: Höhepunkt und Karriereende markieren denselben Zeitpunkt. Heynckes ging im Erfolg.