Jung: "In Porto herrscht Champions-League-Atmosphäre"

Es kommt in letzter Zeit häufiger vor, dass Sebastian Jung das Wort ergreifen muss. Er reißt sich jetzt nicht unbedingt darum, vor einer größeren Öffentlichkeit zu reden noch dazu über Mikrofon, ist nicht so die Sache des gelernten Bäckergesellen. Aber er stellt sich natürlich der Aufgabe. Und in Zeiten, da Bundesligatrainer und neuerdings auch der Frankfurter Fußball-Lehrer Armin Veh immer häufiger hinter verschlossenen Türen trainieren, ist Sebastian Jung fast schon so eine Art außenpolitischer Sprecher geworden.

Er wird mittlerweile auch was gefragt, nach den Spielen, in der Mixed Zone hinter dem Flatterband sowieso, und jetzt auch im Vorfeld der Spiele, etwa ganz aktuell vor dem Hinflug nach Portugal zum Europa-League-Spiel beim FC Porto, wo Eintracht Frankfurt heute (ab 21.05 Uhr, live bei Kabel1 und Sky) zum Hinspiel der ersten K.o.-Runde antritt. Und: Er macht das nicht schlecht. "Porto ist ein Highlight für jeden Spieler", sagt Jung. "Dort herrscht Champions-League-Atmosphäre. Wir freuen uns riesig drauf."

"Aus diesen Fehlern muss ich lernen"

Auch am vergangenen Samstag in Dortmund, nach der 0:4-Niederlage im Bundesligaspiel, musste Jung wieder ran. Dieses Mal aber war es ihm sichtlich unangenehm. Natürlich wollten die Frankfurter Journalisten wissen, was ihn geritten habe, sich da vor dem eigenem Strafraum auf ein Dribbling mit Henrikh Mkhitaryan einzulassen. Prompt verlor der Frankfurter Rechtsverteidiger den Ball, Sekunden später lag die Kugel zum 0:1 im Netz. Es war der Anfang vom Ende.

Hinterher hat Sebi Jung nicht lange um den heißen Brei geredet. Das war sein Ding, klar, "ich ärgere mich tierisch darüber", räumte er selbstkritisch ein. "Ich hätte den Ball weghauen müssen oder abspielen. Aber aus diesen Fehlern muss ich lernen. Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen." Zu seiner Ehrenrettung sei aber gesagt: Normalerweise passiert dem trotz seiner 23 Jahren schon ziemlich erfahrenen Bundesligaprofis ein solcher Lapsus nicht.

Seit der E-Jugend mit dem Adler auf der Brust

Sebastian Jung gehört mittlerweile in Frankfurt zu den dienstältesten Spielern, seit der E-Jugend flitzt der gebürtige Bad Königsteiner mit dem Adler auf der Brust über das Feld, und aktuell hat er 132 Spiele für die Eintracht absolviert. Aber trotz immer größerer Popularität ist der Verteidiger ein bodenständiger, zielstrebiger, unkomplizierter Junge geblieben, der mit seiner Freundin im Frankfurter Westend wohnt.

"Ich habe immer noch meine alten Kumpels, ich lege auf dieselben Dinge wert wie früher, ich brauche kein dickes Auto", hat er einmal im FR-Interview gesagt. Sollte er mal abheben, zieht ihn sein großes Vorbild, Ex-Eintracht-Profi Alexander Schur, schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Verletzung kostet Teilnahme an der U 21-EM 2013

In die Rolle des Außenministers ist Sebastian Jung erstmals im vergangenen Sommer gerutscht. Nicht freiwillig allerdings, doch er marschierte brav in die Fernsehstudios und stand tapfer Rede und Antwort, als für alle anderen seiner Kollegen striktes Interviewverbot galt. Er war abgeordnet, den Fans einen Scheck über 10.000 Euro aus der Mannschaftskasse für deren Choreographie zu übergeben. Und als die Eintracht im Sommer ihren neuen Sponsor präsentierte, war es Sebastian Jung, der in das schmucke Trikot schlüpfte und sich fotografieren ließ.

Die Kollegen waren alle in Urlaub, nur Sebi Jung war in Frankfurt geblieben. Weil er sich verletzt hatte. Ausgerechnet er, und das gleich zweimal: Erst schlug er sich mit einem Muskelbündelriss herum, der ihm die U 21-Europameisterschaft 2013 in Israel vermasselte. Das hat ihn tief getroffen, er war ja Stammspieler, er hätte gespielt, 19 Einsätze hatte er zuvor in der U 21-Auswahl.

Dann zog er sich einen Muskelfaserriss zu, der ihm die beiden Spiele gegen Agdam Karabach in den Play-offs zur Europa League kostete. Das hat ihn ziemlich geärgert, auf beide Events hat er lange hingearbeitet. Und dann fehlte er, ausgerechnet.

"Ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen"

Das war insofern bemerkenswert, weil Sebastian Jung, der Fast-Nationalspieler, bislang in seiner Karriere noch nie verletzt gewesen war. Der rechte Verteidiger hat seit 2010 im Grunde nie gefehlt, vielleicht mal ein Spiel verpasst, weil er erkältet war oder eine Gelbsperre absitzen musste. Ansonsten war der Renner über rechts ein Dauerbrenner, zumeist spielte er die vollen 90 Minuten durch. "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein", hat er mal gesagt. "Ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen."

Und er hat auf rechts praktisch keine Konkurrenz. Selbst jetzt, da die Eintracht bis neulich auf drei Hochzeiten tanzte, gehörte Jung fast immer zur Anfangself. Stephan Schröck, der philippinische Nationalspieler, war über ein paar Einsätze nicht hinausgekommen, ernsthaft hat er Jung seinen Platz nicht streitig machen können. Mittlerweile aber ist Jung auch wieder zurück, er machte 25 aller 33 Pflichtspiele der Frankfurter Eintracht.

Tatsächlich hat Sebastian Jung, der im November 2012 einmal zum Testländerspiel gegen die Niederlande eingeladen wurde, aber nicht zum Einsatz kam, in den vergangenen Wochen wieder zurück in die Spur gefunden - lässt man mal den Bolzen gegen Dortmund außen vor. In dieser Runde bereitete er bereits sechs Tore direkt vor, er ist bester Vorlagengeber bei der Eintracht, zudem war er an vier der letzten neun Frankfurter Tore direkt beteiligt.

Ist Lahms Versetzung ins Mittelfeld eine Chance für Jung?

Nach der überragenden ersten Bundesligasaison nach dem Aufstieg 2012 und dem Erreichen eines internationalen Wettbewerbs stagnierten die Leistungen des 23-Jährigen. Er spielte solide, klar, aber unspektakulär, er fiel nicht weiter auf. Dabei müsste er doch richtig Gas geben, die Weltmeisterschaft in Brasilien steht im Sommeran. Er könnte sich bei Bundestrainer Joachim Löw aufdrängen.

Denn er hat noch eine Chance, auf den WM-Zug aufzuspringen. Seit Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld des FC Bayern spielt, könnte auf der rechten Außenverteidigerposition eine Planstelle frei werden. Löw hat noch nicht entschieden, ob er Kapitän Lahm auch im DFB-Team zentral spielen lässt. Falls das so käme, müsste Jung schon sehr gut spielen, um ernsthaft eine Chance zu haben.

Aktuell ist das für ihn kein Thema, der FC Porto steht an, das Duell gegen eine europäische Spitzenmannschaft. Und auf Sebastian Jung wird es ankommen: Die linke Angriffsseite des FC Porto ist deren Schokoladenseite. "Aber auch dieses Spiel beginnt bei 0:0", sagt Sebastian Jung. Abschenken will Eintracht Frankfurt diese Europa-League-Partie mit Sicherheit nicht.

[tk]

Es kommt in letzter Zeit häufiger vor, dass Sebastian Jung das Wort ergreifen muss. Er reißt sich jetzt nicht unbedingt darum, vor einer größeren Öffentlichkeit zu reden noch dazu über Mikrofon, ist nicht so die Sache des gelernten Bäckergesellen. Aber er stellt sich natürlich der Aufgabe. Und in Zeiten, da Bundesligatrainer und neuerdings auch der Frankfurter Fußball-Lehrer Armin Veh immer häufiger hinter verschlossenen Türen trainieren, ist Sebastian Jung fast schon so eine Art außenpolitischer Sprecher geworden.

Er wird mittlerweile auch was gefragt, nach den Spielen, in der Mixed Zone hinter dem Flatterband sowieso, und jetzt auch im Vorfeld der Spiele, etwa ganz aktuell vor dem Hinflug nach Portugal zum Europa-League-Spiel beim FC Porto, wo Eintracht Frankfurt heute (ab 21.05 Uhr, live bei Kabel1 und Sky) zum Hinspiel der ersten K.o.-Runde antritt. Und: Er macht das nicht schlecht. "Porto ist ein Highlight für jeden Spieler", sagt Jung. "Dort herrscht Champions-League-Atmosphäre. Wir freuen uns riesig drauf."

"Aus diesen Fehlern muss ich lernen"

Auch am vergangenen Samstag in Dortmund, nach der 0:4-Niederlage im Bundesligaspiel, musste Jung wieder ran. Dieses Mal aber war es ihm sichtlich unangenehm. Natürlich wollten die Frankfurter Journalisten wissen, was ihn geritten habe, sich da vor dem eigenem Strafraum auf ein Dribbling mit Henrikh Mkhitaryan einzulassen. Prompt verlor der Frankfurter Rechtsverteidiger den Ball, Sekunden später lag die Kugel zum 0:1 im Netz. Es war der Anfang vom Ende.

Hinterher hat Sebi Jung nicht lange um den heißen Brei geredet. Das war sein Ding, klar, "ich ärgere mich tierisch darüber", räumte er selbstkritisch ein. "Ich hätte den Ball weghauen müssen oder abspielen. Aber aus diesen Fehlern muss ich lernen. Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen." Zu seiner Ehrenrettung sei aber gesagt: Normalerweise passiert dem trotz seiner 23 Jahren schon ziemlich erfahrenen Bundesligaprofis ein solcher Lapsus nicht.

Seit der E-Jugend mit dem Adler auf der Brust

Sebastian Jung gehört mittlerweile in Frankfurt zu den dienstältesten Spielern, seit der E-Jugend flitzt der gebürtige Bad Königsteiner mit dem Adler auf der Brust über das Feld, und aktuell hat er 132 Spiele für die Eintracht absolviert. Aber trotz immer größerer Popularität ist der Verteidiger ein bodenständiger, zielstrebiger, unkomplizierter Junge geblieben, der mit seiner Freundin im Frankfurter Westend wohnt.

"Ich habe immer noch meine alten Kumpels, ich lege auf dieselben Dinge wert wie früher, ich brauche kein dickes Auto", hat er einmal im FR-Interview gesagt. Sollte er mal abheben, zieht ihn sein großes Vorbild, Ex-Eintracht-Profi Alexander Schur, schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Verletzung kostet Teilnahme an der U 21-EM 2013

In die Rolle des Außenministers ist Sebastian Jung erstmals im vergangenen Sommer gerutscht. Nicht freiwillig allerdings, doch er marschierte brav in die Fernsehstudios und stand tapfer Rede und Antwort, als für alle anderen seiner Kollegen striktes Interviewverbot galt. Er war abgeordnet, den Fans einen Scheck über 10.000 Euro aus der Mannschaftskasse für deren Choreographie zu übergeben. Und als die Eintracht im Sommer ihren neuen Sponsor präsentierte, war es Sebastian Jung, der in das schmucke Trikot schlüpfte und sich fotografieren ließ.

Die Kollegen waren alle in Urlaub, nur Sebi Jung war in Frankfurt geblieben. Weil er sich verletzt hatte. Ausgerechnet er, und das gleich zweimal: Erst schlug er sich mit einem Muskelbündelriss herum, der ihm die U 21-Europameisterschaft 2013 in Israel vermasselte. Das hat ihn tief getroffen, er war ja Stammspieler, er hätte gespielt, 19 Einsätze hatte er zuvor in der U 21-Auswahl.

Dann zog er sich einen Muskelfaserriss zu, der ihm die beiden Spiele gegen Agdam Karabach in den Play-offs zur Europa League kostete. Das hat ihn ziemlich geärgert, auf beide Events hat er lange hingearbeitet. Und dann fehlte er, ausgerechnet.

"Ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen"

Das war insofern bemerkenswert, weil Sebastian Jung, der Fast-Nationalspieler, bislang in seiner Karriere noch nie verletzt gewesen war. Der rechte Verteidiger hat seit 2010 im Grunde nie gefehlt, vielleicht mal ein Spiel verpasst, weil er erkältet war oder eine Gelbsperre absitzen musste. Ansonsten war der Renner über rechts ein Dauerbrenner, zumeist spielte er die vollen 90 Minuten durch. "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein", hat er mal gesagt. "Ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen."

Und er hat auf rechts praktisch keine Konkurrenz. Selbst jetzt, da die Eintracht bis neulich auf drei Hochzeiten tanzte, gehörte Jung fast immer zur Anfangself. Stephan Schröck, der philippinische Nationalspieler, war über ein paar Einsätze nicht hinausgekommen, ernsthaft hat er Jung seinen Platz nicht streitig machen können. Mittlerweile aber ist Jung auch wieder zurück, er machte 25 aller 33 Pflichtspiele der Frankfurter Eintracht.

Tatsächlich hat Sebastian Jung, der im November 2012 einmal zum Testländerspiel gegen die Niederlande eingeladen wurde, aber nicht zum Einsatz kam, in den vergangenen Wochen wieder zurück in die Spur gefunden - lässt man mal den Bolzen gegen Dortmund außen vor. In dieser Runde bereitete er bereits sechs Tore direkt vor, er ist bester Vorlagengeber bei der Eintracht, zudem war er an vier der letzten neun Frankfurter Tore direkt beteiligt.

Ist Lahms Versetzung ins Mittelfeld eine Chance für Jung?

Nach der überragenden ersten Bundesligasaison nach dem Aufstieg 2012 und dem Erreichen eines internationalen Wettbewerbs stagnierten die Leistungen des 23-Jährigen. Er spielte solide, klar, aber unspektakulär, er fiel nicht weiter auf. Dabei müsste er doch richtig Gas geben, die Weltmeisterschaft in Brasilien steht im Sommeran. Er könnte sich bei Bundestrainer Joachim Löw aufdrängen.

Denn er hat noch eine Chance, auf den WM-Zug aufzuspringen. Seit Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld des FC Bayern spielt, könnte auf der rechten Außenverteidigerposition eine Planstelle frei werden. Löw hat noch nicht entschieden, ob er Kapitän Lahm auch im DFB-Team zentral spielen lässt. Falls das so käme, müsste Jung schon sehr gut spielen, um ernsthaft eine Chance zu haben.

Aktuell ist das für ihn kein Thema, der FC Porto steht an, das Duell gegen eine europäische Spitzenmannschaft. Und auf Sebastian Jung wird es ankommen: Die linke Angriffsseite des FC Porto ist deren Schokoladenseite. "Aber auch dieses Spiel beginnt bei 0:0", sagt Sebastian Jung. Abschenken will Eintracht Frankfurt diese Europa-League-Partie mit Sicherheit nicht.