Julius Hirsch Preis-Gewinner: Ohne Vorurteile, mit Courage

Am Montag wurde im Alten Rathaus von Hannover der Julius Hirsch Preis 2016 an den Fanladen St. Pauli verliehen. Neben dem Fanprojekt des Kiezklubs wurden mit dem Verein "Fußballfans gegen Homophobie" und dem Willibald-Gluck Gymnasium Neumarkt zwei weitere Initiativen ausgezeichnet.

Nicht nur die Vereinsfarbe von Tennis Borussia Berlin, sondern auch das Banner des Vereins "Fußballfans gegen Homophobie e.V." ist lila. "Wir haben das Banner eigentlich für eine einmalige Aktion entworfen. Dass daraus einmal ein Verein entsteht, war ursprünglich nicht geplant", sagt Christian Rudolph von den Aktiven Fans von Tennis Borussia. "Wir wollten eine Initiative gründen, die deutlich macht, dass die Fans zu einer positiven Fankultur beitragen können", erläutert Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. 2013 wurde also der Verein gegründet, zwei Jahre zuvor hatte man das inzwischen im deutschen Fußball ziemlich bekannte Banner entworfen: 6 mal 1 Meter groß, ein Regenbogen auf einer lila Grundfläche, das Motiv zwei sich küssender Männer und der Slogan "Fußballfans gegen Homophobie".

Das Banner ist seit Jahren auf Tour, in 150 Stadien hing es bereits und warb für einen toleranten Fußball. Ein Nebeneffekt: fast in jedem Stadionheft wurde über den Berliner Verein berichtet. Auch in Foren wird geschrieben. Allerdings nicht immer nur positiv. Aber auch darüber ist Rudolph froh. "Die Diskussionen stören uns nicht. Ganz im Gegenteil, so kommt das Thema noch mehr zur Sprache. Und abgesehen davon, haben Fußballfans gegen Homophobie auch die besseren Argumente in solchen Diskussionen."

Hauptanliegen des Vereins sei es, ein Klima der Offenheit zu schaffen, erklärt Torsten Siebert von den Borussia-Fans. "Wir werden von den einzelnen Fan- und Ultra-Gruppen angefragt. Sie können sich mit unserem Banner positionieren. Natürlich passt jede Gruppe auch auf das Banner auf." Auch international hat der Verein bereits einiges erreicht. So entstanden Folgebewegungen in Schweden (Fotbollssupportrar mot homofobi) oder in der Schweiz (Fans gemeinsam gegen Homophobie). "Der erste Ableger unseres Vereins in Schweden durfte allerdings nicht nur positive Erfahrungen machen", so Rudolph. Im März 2014 wurden in Malmö Aktivistinnen und Aktivisten von "Fotbollssupportrar mot homofobi" durch Gewalttäter lebensgefährlich mit Messern attackiert. Einer musste einen Stich in die Lunge überstehen, andere erlitten teils schwere Kopfverletzungen. "Den Preis nehmen wir mit Stolz entgegen. Wir verstehen uns aber eher als Stellvertreter für alle Fanabteilungen, Vereine, Fußballfans und für jeden, der sich für das Ideal einer bunten und diskriminierungsfreien Kurve und Gesellschaft stark macht", sagte Rudolph bei der Preisverleihung in Hannover.

Projektwoche "Abpfiff: Rassismus im Fußball..., nicht mit uns!"

Die Projektwoche des Willibald-Gluck-Gymnasiums Neumarkt und der Schwarzachtal-Schule Berg Neumarkt unter dem Motto: "Abpfiff: Rassismus im Fußball..., nicht mit uns!" hat den dritten Platz des Julius Hirsch Preises 2016 gewonnen. Die beiden Schulen zählen sich selbstverpflichtend zur Gemeinschaft der "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage". Eine Projektwoche war angedacht. Irgendwas zum Thema Courage. Aber wie kann man Courage den Schülern nahe bringen? Studiendirektor Dr. Thomas J. Kraus erläutert den Anknüpfungspunkt: "Fußball bewegt. Es bewegt auch jene, die letztlich nicht selber Fußball spielen oder auch nicht im Verein sind, die nicht aktiv sind." Eine kleine Schülerarbeitsgruppe "Wir gegen Gewalt" hat die Organisation der Projektwoche federführend geleitet. "Wir haben natürlich zuerst Brainstorming machen müssen", sagt die 17-jährige Schülerin Jeanette Berchtold.

In der ersten Februarwoche gab es jeden Tag ein Projekt, welches  ein Zeichen gegen Rassismus im Sport setzen sollte: einen Workshop mit Fußballern, einen Flashmob und auch Podiumsdiskussionen sowie Filme und Musik, die Rassismus thematisierten. Die Projektwoche wurde über ein Jahr lang vorbereitet. Das Banner für die Woche wurde beispielsweise über einen schulinternen Kunstwettbewerb entwickelt. Courage hieß das große Ziel, doch die Schülerinnen und Schüler waren auch aufgefordert, ihre eigenen Ziele zu definieren. Sarah Kurzendorfers Ziel lautete so: "Um genau zu sein, ging es eigentlich darum, den Schülern zu vermitteln, dass es nicht immer darum geht zu gewinnen, sondern auch um Fairness und darum, miteinander zu spielen." Prominente Gäste trugen zum besonderen Flair der Woche bei.  Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal schaute in  der Schule vorbei. Andere Schulen können die dokumentierten Module der Projektwoche adaptieren. Allerdings muss die Initiative von den Schülern ausgehen, meint Markus Fügl, ein Lehrer der Schwarzachtal-Schule Berg. Dr. Thomas J. Kraus ist erfreut über die Ehrung und weist auf das Engagement und die Unterstützung der gesamten Schulgemeinschaft hin: "Der dritte Platz des Julius Hirsch Preises 2016 ist für das Willibald-Gluck-Gymnasium und die Schwarzachtal-Schule Berg eine riesen Überraschung. Der Preis zeichnet das Engagement der Lehrkräfte, Eltern, freiwilligen Helfer und besonders der Schüler aus."

[lb]

Am Montag wurde im Alten Rathaus von Hannover der Julius Hirsch Preis 2016 an den Fanladen St. Pauli verliehen. Neben dem Fanprojekt des Kiezklubs wurden mit dem Verein "Fußballfans gegen Homophobie" und dem Willibald-Gluck Gymnasium Neumarkt zwei weitere Initiativen ausgezeichnet.

Nicht nur die Vereinsfarbe von Tennis Borussia Berlin, sondern auch das Banner des Vereins "Fußballfans gegen Homophobie e.V." ist lila. "Wir haben das Banner eigentlich für eine einmalige Aktion entworfen. Dass daraus einmal ein Verein entsteht, war ursprünglich nicht geplant", sagt Christian Rudolph von den Aktiven Fans von Tennis Borussia. "Wir wollten eine Initiative gründen, die deutlich macht, dass die Fans zu einer positiven Fankultur beitragen können", erläutert Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. 2013 wurde also der Verein gegründet, zwei Jahre zuvor hatte man das inzwischen im deutschen Fußball ziemlich bekannte Banner entworfen: 6 mal 1 Meter groß, ein Regenbogen auf einer lila Grundfläche, das Motiv zwei sich küssender Männer und der Slogan "Fußballfans gegen Homophobie".

Das Banner ist seit Jahren auf Tour, in 150 Stadien hing es bereits und warb für einen toleranten Fußball. Ein Nebeneffekt: fast in jedem Stadionheft wurde über den Berliner Verein berichtet. Auch in Foren wird geschrieben. Allerdings nicht immer nur positiv. Aber auch darüber ist Rudolph froh. "Die Diskussionen stören uns nicht. Ganz im Gegenteil, so kommt das Thema noch mehr zur Sprache. Und abgesehen davon, haben Fußballfans gegen Homophobie auch die besseren Argumente in solchen Diskussionen."

Hauptanliegen des Vereins sei es, ein Klima der Offenheit zu schaffen, erklärt Torsten Siebert von den Borussia-Fans. "Wir werden von den einzelnen Fan- und Ultra-Gruppen angefragt. Sie können sich mit unserem Banner positionieren. Natürlich passt jede Gruppe auch auf das Banner auf." Auch international hat der Verein bereits einiges erreicht. So entstanden Folgebewegungen in Schweden (Fotbollssupportrar mot homofobi) oder in der Schweiz (Fans gemeinsam gegen Homophobie). "Der erste Ableger unseres Vereins in Schweden durfte allerdings nicht nur positive Erfahrungen machen", so Rudolph. Im März 2014 wurden in Malmö Aktivistinnen und Aktivisten von "Fotbollssupportrar mot homofobi" durch Gewalttäter lebensgefährlich mit Messern attackiert. Einer musste einen Stich in die Lunge überstehen, andere erlitten teils schwere Kopfverletzungen. "Den Preis nehmen wir mit Stolz entgegen. Wir verstehen uns aber eher als Stellvertreter für alle Fanabteilungen, Vereine, Fußballfans und für jeden, der sich für das Ideal einer bunten und diskriminierungsfreien Kurve und Gesellschaft stark macht", sagte Rudolph bei der Preisverleihung in Hannover.

Projektwoche "Abpfiff: Rassismus im Fußball..., nicht mit uns!"

Die Projektwoche des Willibald-Gluck-Gymnasiums Neumarkt und der Schwarzachtal-Schule Berg Neumarkt unter dem Motto: "Abpfiff: Rassismus im Fußball..., nicht mit uns!" hat den dritten Platz des Julius Hirsch Preises 2016 gewonnen. Die beiden Schulen zählen sich selbstverpflichtend zur Gemeinschaft der "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage". Eine Projektwoche war angedacht. Irgendwas zum Thema Courage. Aber wie kann man Courage den Schülern nahe bringen? Studiendirektor Dr. Thomas J. Kraus erläutert den Anknüpfungspunkt: "Fußball bewegt. Es bewegt auch jene, die letztlich nicht selber Fußball spielen oder auch nicht im Verein sind, die nicht aktiv sind." Eine kleine Schülerarbeitsgruppe "Wir gegen Gewalt" hat die Organisation der Projektwoche federführend geleitet. "Wir haben natürlich zuerst Brainstorming machen müssen", sagt die 17-jährige Schülerin Jeanette Berchtold.

In der ersten Februarwoche gab es jeden Tag ein Projekt, welches  ein Zeichen gegen Rassismus im Sport setzen sollte: einen Workshop mit Fußballern, einen Flashmob und auch Podiumsdiskussionen sowie Filme und Musik, die Rassismus thematisierten. Die Projektwoche wurde über ein Jahr lang vorbereitet. Das Banner für die Woche wurde beispielsweise über einen schulinternen Kunstwettbewerb entwickelt. Courage hieß das große Ziel, doch die Schülerinnen und Schüler waren auch aufgefordert, ihre eigenen Ziele zu definieren. Sarah Kurzendorfers Ziel lautete so: "Um genau zu sein, ging es eigentlich darum, den Schülern zu vermitteln, dass es nicht immer darum geht zu gewinnen, sondern auch um Fairness und darum, miteinander zu spielen." Prominente Gäste trugen zum besonderen Flair der Woche bei.  Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal schaute in  der Schule vorbei. Andere Schulen können die dokumentierten Module der Projektwoche adaptieren. Allerdings muss die Initiative von den Schülern ausgehen, meint Markus Fügl, ein Lehrer der Schwarzachtal-Schule Berg. Dr. Thomas J. Kraus ist erfreut über die Ehrung und weist auf das Engagement und die Unterstützung der gesamten Schulgemeinschaft hin: "Der dritte Platz des Julius Hirsch Preises 2016 ist für das Willibald-Gluck-Gymnasium und die Schwarzachtal-Schule Berg eine riesen Überraschung. Der Preis zeichnet das Engagement der Lehrkräfte, Eltern, freiwilligen Helfer und besonders der Schüler aus."

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