Julius Hirsch Preis: „Fußball kann andere Werte vermitteln“

Der Julius Hirsch Preis zeichnet Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen aus, die sich für Demokratie und Menschenrechte und gegen Rassismus, Antisemitismus und Gewalt einsetzen. Der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Preis des DFB wird jährlich verliehen.

Hat sich Ihr Verein/Ihre Initiative im Zeitraum Juli 2008 bis Juni 2009 in besonderem Maße für Toleranz und Respekt, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert? Haben Sie/Ihr Verein/Ihre Initiative die positive Kraft des Fußballs genutzt, um Zeichen gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander zu setzen? Dann machen Sie mit und schlagen Sie Ihr oder ein Ihnen bekanntes Projekt der Jury für den Julius Hirsch Preis 2009 vor.

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Es ist sein Geburtstag und somit ein guter Zeitpunkt, an seine Leistungen und seinen Lebensweg zu erinnern. Auf den Tag genau vor 107 Jahren wurde Julius Hirsch, ein späterer Nationalspieler, im baden-württembergischen Achern geboren.

Mit Karlsruhe und Fürth gewann der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie zweimal die Deutsche Meisterschaft. Gerade mal 19 Jahre alt war er bei seiner ersten Berufung in die Nationalmannschaft. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers begann für Julius Hirsch ein schrecklicher Leidensweg, auf dem er gedemütigt, entrechtet, verfolgt und ermordet wurde. 1943 wurde Julius Hirsch in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und kehrte nicht mehr zurück.

"Der DFB hat verstanden"

"Der DFB hat verstanden, dass der Sport gerade im Umgang mit Rechtsradikalismus eine wichtige Funktion hat", sagt im Gespräch mit DFB-Internetredakteur Thomas Hackbarth der Nürnberger Peter Reuter. Der 59-jährige Sportreferent ist seit 1981 in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche der fränkischen Metropole tätig.

Im Jahr 2007 wurde Reuters stetiges Wirken bei Eichenkreuz Nürnberg, der Sportarbeit der Evangelischen Jugend, mit dem "Julius Hirsch Preis" des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgezeichnet - einem Preis, mit dem im Gedenken an den Nationalspieler Personen, Initiativen und Vereine ausgezeichnet werden, die sich für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen und gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzen.

Spielrunden der Kirchenjugend bis zur Deutschen Meisterschaft

"Gerade bei Jugendlichen, die früh in das rechtsradikale Milieu abrutschen, sind es nur selten gesetzte Haltungen. Enttäuschungen und Frust werden hier durch Protestverhalten ventiliert. Der Sport und dabei besonders der Fußball können andere Werte vermitteln. Der Fußball kann ein strukturierendes Element im Leben dieser Jugendlichen sein", berichtet Reuter von den eigenen Erfahrungen. Derzeit 60 Sportgruppen mit mehr als 1500 Mitgliedern sind unter dem Dach von Eichenkreuz Nürnberg organisiert. Neben Fußball werden auch Volleyball, Tischtennis, Badminton und Eltern-Kind-Turnen angeboten.

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"Wir richten eigene Spielrunden bis zur Deutschen Meisterschaft aus. Sogar europäische Sporttitel werden über die evangelische Jugendarbeit vergeben", berichtet Reuter. In der Nähe des Nürnberger Flughafens gehört der Kirchenjugend eine eigene Sportanlage mit zwei Fußballfeldern. Bei allem sportlichen Ehrgeiz betont Reuter aber auch, "dass bei uns die Leistung im Hintergrund steht. Gemeinschaft und Engagement sind unseren Jugendlichen eindeutig wichtiger."

So organisieren die Jugendlichen vom Eichenkreuz bereits im fünften Jahr ein Fußballfest gegen Rassismus. Vergangenen November, 70 Jahre nach der Reichsprogromnacht, gastierte die Ausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden", die das Leben jüdischer Fußballer in Deutschland zum Thema hatte, in Nürnberg. Eine von Reuter verfasste Selbstverpflichtung gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus wurde von Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und dem evangelischen Landesbischof Dr. Johannes Friedrich unterzeichnet.

Fußball darf keine Bühne für rechtsradikale Gedanken sein

Dass rechtsradikale Gedanken über die Bühne, die der große Fußball bietet, populär gemacht werden sollen, wird auch bei einem derzeit laufenden Amtsgerichtsverfahren in Berlin schmerzhaft deutlich. Als Nebenkläger tritt - unterstützt vom DFB - der elfmalige deutsche Nationalspieler Patrick Owomoyela auf.

Der Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters hatte bereits 2006 Strafanzeige gestellt, nachdem die NPD einen WM-Planer mit der Aufschrift „Weiß – mehr als nur eine Trikotfarbe“ veröffentlicht hatte. Das Bild zeigte Owomoyela, einen Umstand, den der NPD-Vorsitzende Udo Voigt vor Gericht bestreitet. Heute ist der Prozess in Berlin fortgesetzt worden.

Peter Reuter: "Der DFB ist ein verlässlicher Partner

Reuter und die evangelische Jugend setzen sich gegen ähnliche Fälle zur Wehr. Dass Nazis den Fußball für ihre Propaganda und als Rekrutierungsfeld missbrauchen, will Reuter nicht hinnehmen. "Dabei ist der DFB ein verlässlicher Partner. Es gibt keine andere Organisation, die so schnell antwortet. Das ist wirklich respektabel und hilft uns als Türöffner weiter", sagt Reuter.

Auch mit dem 1. FC Nürnberg kooperiert man. Ohnehin hat der Betriebswirt ein dichtes Netzwerk aufgestellt: So hat Eichenkreuz etwa Aktionsbündnisse geschmiedet mit dem Jugendamt der Stadt Nürnberg, mit der Bayerischen Sportjugend, dem Nürnberger Menschenrechtszentrum und Friedensmuseum, mit Maccabi München und der Versöhnungskirche im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. "Mein Betriebswirtschaftsstudium ist mein professionelles Fundament, um so viele verschiedene Projekte und Aktionen zu organisieren", erklärt Reuter.

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Der Julius Hirsch Preis zeichnet Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen aus, die sich für Demokratie und Menschenrechte und gegen Rassismus, Antisemitismus und Gewalt einsetzen. Der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Preis des DFB wird jährlich verliehen.

Hat sich Ihr Verein/Ihre Initiative im Zeitraum Juli 2008 bis Juni 2009 in besonderem Maße für Toleranz und Respekt, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert? Haben Sie/Ihr Verein/Ihre Initiative die positive Kraft des Fußballs genutzt, um Zeichen gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander zu setzen? Dann machen Sie mit und schlagen Sie Ihr oder ein Ihnen bekanntes Projekt der Jury für den Julius Hirsch Preis 2009 vor.