Julius Hirsch Preis 2024 geht nach Leipzig, Karlsruhe und Bonn

Das Leipziger Bildungsprojekt "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball" (IVF), der Karlsruher Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" und der Traditionsverein F. C. Hertha Bonn 1918 sind die diesjährigen Träger des Julius Hirsch Preises. Unter Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf entschied die achtköpfige Jury über die Vergabe der Auszeichnungen. Seit zwei Jahrzehnten erinnert der Preis an den in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch.

"Die Herausforderungen in unserer Gesellschaft lassen nicht nach, es werden immer mehr - überall", sagt Jurymitglied Charlotte Knobloch. "Auch deshalb ist es unerlässlich, dass wir die wirksamen zivilgesellschaftlichen Initiativen fördern." Die 91 Jahre alte frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland wird am 13. Oktober auch Hausherrin der Preisverleihung im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in München sein.

Neuendorf: "Äußerst lebendiges Engagement vor Ort"

"Zum dritten Mal in Folge kommt der erste Preisträger aus dem Nordostdeutschen Fußball-Verband", sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Das ist ein starkes Zeichen für das äußerst lebendige Engagement vor Ort. Mein Dank und Respekt gehören allen Preisträgern und den mehr als 130 Bewerberinnen und Bewerbern. Auch im 20. Jahr seines Bestehens zeigt der Julius Hirsch Preis eindrucksvoll, dass der Fußball so viel mehr ist als ein Spiel. Er steht mitten in der Gesellschaft."

Mit dem ersten Preis in diesem Jahr wird die im sächsischen Fußball aktive "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball", ein Projekt der AG Bildung e. V., gewürdigt. Der Fokus der IVF liegt darauf, Ehrenamtliche und Spieler*innen in Amateurvereinen für Diskriminierungsformen und Vorurteile zu sensibilisieren und eine offene und vielfältige Vereinskultur zu stärken. Dazu dienen unter anderem Workshops wie "Diversitätsbewusstes Ehrenamt" und "Kein Platz für rechte Ideologien". Gedenkstättenfahrten und Zeitzeugen-Gespräche ergänzen das umfangreiche Programm, das die Initiative seit mehr als zehn Jahren anbietet.

Den zweiten Preis vergibt die Jury, der auch DFL-Geschäftsführer Marc Lenz angehört, an den Verein "Blau-Weiss statt Braun", einen Fanclub des Karlsruher SC, der nächstes Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. KSC-Anhänger gründeten den Verein im Jahr 2000 als Reaktion auf den Abstieg in die Regionalliga und das Aufkommen rechter Fangruppierungen in der Kurve des damaligen Wildparkstadions. "Wir wollen, dass der Fußball bunt oder in unserem Falle blau-weiß bleibt - und nicht von braunen Kameraden übernommen wird", heißt es in der Bewerbung. Dazu gehört auch die Erinnerung an das Leben und Wirken der jüdischen Karlsruher Fußballpioniere Julius Hirsch, Gottfried Fuchs und Walther Bensemann.

Mehr als zwei Drittel der Bewerbungen von Amateurklubs

Mehr als zwei Drittel der insgesamt 134 Bewerbungen für den Julius Hirsch Preis gingen aus Amateurfußballvereinen ein. Aus diesem Kreis wird der F.C. Hertha Bonn 1918 mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der Verein aus dem Bonner Stadtteil Dottendorf initiierte im Mai 2022 eine Fußball-AG für geflüchtete Kinder in der Erstaufnahmeeinrichtung der Bonner Ermekeilkaserne. Ein beeindruckendes Beispiel von Selbstlosigkeit, denn künftige Vereinsmitglieder gewinnt man dadurch nicht: Alle Kinder verlassen schon nach wenigen Tagen oder Wochen die Bonner Einrichtung. Unter Federführung ihres FSJlers Salim Mehdaoui entwickelte und veröffentlichte der Verein einen Leitfaden, Trainingsvideos und spezielle Bildkarten, um über Sprachbrücken hinweg den von Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Kindern Ablenkung und ein Stück Heimat durch den Fußball in der fremden Umgebung zu schenken.

Der DFB verleiht den Julius Hirsch Preis im Dialog mit der Familie Hirsch seit dem Jahr 2005 und zeichnet Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Der siebenmalige Nationalspieler und zweimalige Deutsche Meister Julius Hirsch wurde nach der so genannten "Machtergreifung" 1933 aus dem Fußball gedrängt, verfolgt und gedemütigt, verlor seine wirtschaftliche Existenz und wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Preisverleihung findet am 13. Oktober, dem Vorabend des Nations-League-Spiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Auswahl der Niederlande, im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am St.-Jakobs-Platz statt.

[th]

Das Leipziger Bildungsprojekt "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball" (IVF), der Karlsruher Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" und der Traditionsverein F. C. Hertha Bonn 1918 sind die diesjährigen Träger des Julius Hirsch Preises. Unter Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf entschied die achtköpfige Jury über die Vergabe der Auszeichnungen. Seit zwei Jahrzehnten erinnert der Preis an den in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch.

"Die Herausforderungen in unserer Gesellschaft lassen nicht nach, es werden immer mehr - überall", sagt Jurymitglied Charlotte Knobloch. "Auch deshalb ist es unerlässlich, dass wir die wirksamen zivilgesellschaftlichen Initiativen fördern." Die 91 Jahre alte frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland wird am 13. Oktober auch Hausherrin der Preisverleihung im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in München sein.

Neuendorf: "Äußerst lebendiges Engagement vor Ort"

"Zum dritten Mal in Folge kommt der erste Preisträger aus dem Nordostdeutschen Fußball-Verband", sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Das ist ein starkes Zeichen für das äußerst lebendige Engagement vor Ort. Mein Dank und Respekt gehören allen Preisträgern und den mehr als 130 Bewerberinnen und Bewerbern. Auch im 20. Jahr seines Bestehens zeigt der Julius Hirsch Preis eindrucksvoll, dass der Fußball so viel mehr ist als ein Spiel. Er steht mitten in der Gesellschaft."

Mit dem ersten Preis in diesem Jahr wird die im sächsischen Fußball aktive "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball", ein Projekt der AG Bildung e. V., gewürdigt. Der Fokus der IVF liegt darauf, Ehrenamtliche und Spieler*innen in Amateurvereinen für Diskriminierungsformen und Vorurteile zu sensibilisieren und eine offene und vielfältige Vereinskultur zu stärken. Dazu dienen unter anderem Workshops wie "Diversitätsbewusstes Ehrenamt" und "Kein Platz für rechte Ideologien". Gedenkstättenfahrten und Zeitzeugen-Gespräche ergänzen das umfangreiche Programm, das die Initiative seit mehr als zehn Jahren anbietet.

Den zweiten Preis vergibt die Jury, der auch DFL-Geschäftsführer Marc Lenz angehört, an den Verein "Blau-Weiss statt Braun", einen Fanclub des Karlsruher SC, der nächstes Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. KSC-Anhänger gründeten den Verein im Jahr 2000 als Reaktion auf den Abstieg in die Regionalliga und das Aufkommen rechter Fangruppierungen in der Kurve des damaligen Wildparkstadions. "Wir wollen, dass der Fußball bunt oder in unserem Falle blau-weiß bleibt - und nicht von braunen Kameraden übernommen wird", heißt es in der Bewerbung. Dazu gehört auch die Erinnerung an das Leben und Wirken der jüdischen Karlsruher Fußballpioniere Julius Hirsch, Gottfried Fuchs und Walther Bensemann.

Mehr als zwei Drittel der Bewerbungen von Amateurklubs

Mehr als zwei Drittel der insgesamt 134 Bewerbungen für den Julius Hirsch Preis gingen aus Amateurfußballvereinen ein. Aus diesem Kreis wird der F.C. Hertha Bonn 1918 mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der Verein aus dem Bonner Stadtteil Dottendorf initiierte im Mai 2022 eine Fußball-AG für geflüchtete Kinder in der Erstaufnahmeeinrichtung der Bonner Ermekeilkaserne. Ein beeindruckendes Beispiel von Selbstlosigkeit, denn künftige Vereinsmitglieder gewinnt man dadurch nicht: Alle Kinder verlassen schon nach wenigen Tagen oder Wochen die Bonner Einrichtung. Unter Federführung ihres FSJlers Salim Mehdaoui entwickelte und veröffentlichte der Verein einen Leitfaden, Trainingsvideos und spezielle Bildkarten, um über Sprachbrücken hinweg den von Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Kindern Ablenkung und ein Stück Heimat durch den Fußball in der fremden Umgebung zu schenken.

Der DFB verleiht den Julius Hirsch Preis im Dialog mit der Familie Hirsch seit dem Jahr 2005 und zeichnet Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Der siebenmalige Nationalspieler und zweimalige Deutsche Meister Julius Hirsch wurde nach der so genannten "Machtergreifung" 1933 aus dem Fußball gedrängt, verfolgt und gedemütigt, verlor seine wirtschaftliche Existenz und wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Preisverleihung findet am 13. Oktober, dem Vorabend des Nations-League-Spiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Auswahl der Niederlande, im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am St.-Jakobs-Platz statt.

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