Jones zur Bundesliga: "Ich sehe auch die Vereine in der Pflicht"

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Sie zeigte als UEFA-Botschafterin während der Frauen-EM in Schweden Präsenz: Steffi Jones, die DFB-Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball, nahm jedoch nicht nur zahlreiche Termine wahr, um die Entwicklung des Frauenfußballs voranzubringen. Sie drückte natürlich auch der deutschen Nationalmannschaft die Daumen. Offennbar mit Erfolg, das DFB-Team holte in Solna den achten EM-Titel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht Steffi Jones über ihre Eindrücke von der EURO, sie ordnet ein, welche Effekte der erneute Titelgewinn auf den Alltag in der Frauen-Bundesliga haben könnte - und blickt voraus auf die neue Spielzeit.

DFB.de: Steffi Jones, die EM ist seit ein paar Tagen zu Ende. Welche Eindrücke sind bei Ihnen noch präsent?

Steffi Jones: Ganz viele. Ich war ja als UEFA-Botschafterin in viele Veranstaltungen und Aktionen vor Ort eingebunden. Das Turnier hat die Erwartungen übertroffen, wir hatten einen sehr guten Zuschauerzuspruch, die Begeisterung in Schweden für den Frauenfußball war riesig, die Resonanz in den Medien enorm. Ich denke, für die Entwicklung des internationalen Frauenfußballs war das ein weiterer wichtiger Schritt. Was die sportliche Entwicklung angeht: Man hat gesehen, dass die Teams leistungsmäßig enger zusammengerückt sind, das haben auch die Ergebnisse gezeigt. Was die Athletik und Schnelligkeit angeht, hat sich unheimlich viel getan. Das schnelle Spiel ging allerdings zuweilen auf Kosten der Passgenauigkeit.

DFB.de: Wie haben Sie speziell die Leistungen der deutschen Mannschaft gesehen?

Jones: Ich war beeindruckt, wie sich diese junge Mannschaft, die ja nur über wenig Turniererfahrung verfügt, geschlagen hat. Sie haben einen unglaublichen Teamgeist an den Tag gelegt, waren ein verschworener Haufen, das war ganz deutlich zu sehen. Sie haben sich nie unterkriegen lassen, auch nicht von der Kritik, die nach der Gruppenphase aufkam, sondern dann in den K.o-Spielen die richtige Antwort gegeben. Silvia Neid hat einen tollen Job gemacht und die Mannschaft hervorragend eingestellt. Mein allergrößter Respekt gilt auch ihrer Leistung. Das war klasse.

DFB.de: Nach der EM ist vor der Bundesliga. Welche Effekte erhoffen Sie sich für den Ligaalltag?

Jones: Es war bislang immer nach einem erfolgreichen Turnier der Frauen-Nationalmannschaft so, dass die Aufmerksamkeit - vor allem zu Saisonbeginn - höher war, die Zuschauerresonanz größer. Dieses gesteigerte Interesse dauerhaft in den Ligaalltag zu transferieren, ist die große Herausforderung. Frauenfußball funktioniert bei Turnieren der Nationalmannschaft, wir haben auch wieder bei der EM in Schweden tolle Quoten und Reichweiten erzielt. Auch bei unseren Länderspielen außerhalb von WM oder EM sind die Zuschauerresonanz und TV-Quoten bemerkenswert. Bislang ist es uns allerdings noch nicht gelungen, diese positive Entwicklung dauerhaft in den Ligaalltag zu integrieren. Das gebe ich zu.

DFB.de: Warum nicht?

Jones: Ich sehe hier auch die Vereine in der Pflicht. Es ist wichtig, dass die Strukturen in den Vereinen professionalisiert werden, da gibt es leider noch zu viele Unterschiede. Wir als DFB versuchen zu fördern und zu unterstützen, damit die Professionalisierung voranschreitet. Das TV-Geld von 180.000 Euro pro Verein und Saison ist gekoppelt an die Schaffung von zwei hauptamtlichen Stellen - des Trainers und Geschäftsführers oder Managers. Wir bieten Workshops an, beispielsweise für die Presseverantwortlichen, haben eine Kommission Frauen-Bundesligen, in die die Vereine ihre Ideen einbringen können, wollen mit der Einführung des Ligastatuts die Professionalisierung weiter voranbringen.

DFB.de: Und weiter?

Jones: Zudem interessiert sich Eurosport dafür, Spiele der Frauen-Bundesliga live zu übertragen. Damit würden wir den Vereinen eine weitere tolle Plattform bieten. Die sie ja auch schon durch die DFB-TV-Übertragungen einer Begegnung pro Spieltag haben. Wofür der DFB im Übrigen auch rund 350.000 Euro pro Saison investiert.

DFB.de: Sie erwarten also nach dem EM-Titel keinen Boom für die Liga?

Jones: Ich erwarte, dass durch die erfrischenden und begeisternden Auftritte unserer jungen Mannschaft bei der EURO viele Mädchen motiviert werden, selbst Fußball zu spielen. Ich denke schon, dass die Vereine wieder einen stärkeren Zulauf bekommen werden. Denn unsere Nationalspielerinnen sind tolle Vorbilder. Natürlich wird auch die Liga, in der ja ein Großteil unserer Spielerinnen an jedem Wochenende zu sehen sind, ein erhöhtes Interesse erfahren. Nachhaltigkeit können wir aber nur erzielen, wenn wir auch an den Strukturen arbeiten: Das fängt bei den Sportstätten an, geht über die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, bis hin zu der Gewinnung von Sponsoren. Da sind die Voraussetzungen in den Vereinen leider noch zu unterschiedlich.

DFB.de: Zum ersten Mal wird es ein Saisoneröffnungsspiel geben. Am 7. September empfängt der VfL Wolfsburg den FC Bayern München. Was erhoffen Sie sich davon?

Jones: Die Eventisierung der Spieltage halte ich für ein probates Mittel, um das Interesse an der Liga, den Vereinen und damit auch den Spielerinnen zu erhöhen. Der VfL Wolfsburg hat gute Erfahrungen damit gemacht, einige seiner Spiele in einen Familientag mit vielen Attraktionen einzubetten, der 1. FFC Frankfurt bietet seinen Zuschauern seit Jahren nicht nur tollen Sport, sondern auch ein ansprechendes Rahmenprogramm und damit ein gutes Gesamtprodukt. Andererseits gibt es auch Standorte, da funktioniert es über Tradition und die große Verbundenheit der Fans zum Klub - wie in Potsdam.

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DFB.de: Gibt es noch andere Ansätze?

Jones: Ja, auch die Personalisierung ist wichtig, gerade jetzt sollte man mit den Europameisterinnen werben, um neue Zuschauer zu gewinnen. Die Stars der EM gibt es nun an fast jedem Wochenende in einem Stadion zu sehen - das ist doch klasse. Grundsätzlich ist es wichtig, eine gute Mischung zu finden und die Identität des Vereins zu bewahren. Jeder Verein muss da seine ganz eigene Linie finden.

DFB.de: Auf was freuen Sie sich am meisten in der neuen Saison?

Jones: Ich freue mich einfach auf spannende und unterhaltsame Spiele und hoffe, dass die Meisterschaft bis zum Schluss offen ist.

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Sie zeigte als UEFA-Botschafterin während der Frauen-EM in Schweden Präsenz: Steffi Jones, die DFB-Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball, nahm jedoch nicht nur zahlreiche Termine wahr, um die Entwicklung des Frauenfußballs voranzubringen. Sie drückte natürlich auch der deutschen Nationalmannschaft die Daumen. Offennbar mit Erfolg, das DFB-Team holte in Solna den achten EM-Titel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht Steffi Jones über ihre Eindrücke von der EURO, sie ordnet ein, welche Effekte der erneute Titelgewinn auf den Alltag in der Frauen-Bundesliga haben könnte - und blickt voraus auf die neue Spielzeit.

DFB.de: Steffi Jones, die EM ist seit ein paar Tagen zu Ende. Welche Eindrücke sind bei Ihnen noch präsent?

Steffi Jones: Ganz viele. Ich war ja als UEFA-Botschafterin in viele Veranstaltungen und Aktionen vor Ort eingebunden. Das Turnier hat die Erwartungen übertroffen, wir hatten einen sehr guten Zuschauerzuspruch, die Begeisterung in Schweden für den Frauenfußball war riesig, die Resonanz in den Medien enorm. Ich denke, für die Entwicklung des internationalen Frauenfußballs war das ein weiterer wichtiger Schritt. Was die sportliche Entwicklung angeht: Man hat gesehen, dass die Teams leistungsmäßig enger zusammengerückt sind, das haben auch die Ergebnisse gezeigt. Was die Athletik und Schnelligkeit angeht, hat sich unheimlich viel getan. Das schnelle Spiel ging allerdings zuweilen auf Kosten der Passgenauigkeit.

DFB.de: Wie haben Sie speziell die Leistungen der deutschen Mannschaft gesehen?

Jones: Ich war beeindruckt, wie sich diese junge Mannschaft, die ja nur über wenig Turniererfahrung verfügt, geschlagen hat. Sie haben einen unglaublichen Teamgeist an den Tag gelegt, waren ein verschworener Haufen, das war ganz deutlich zu sehen. Sie haben sich nie unterkriegen lassen, auch nicht von der Kritik, die nach der Gruppenphase aufkam, sondern dann in den K.o-Spielen die richtige Antwort gegeben. Silvia Neid hat einen tollen Job gemacht und die Mannschaft hervorragend eingestellt. Mein allergrößter Respekt gilt auch ihrer Leistung. Das war klasse.

DFB.de: Nach der EM ist vor der Bundesliga. Welche Effekte erhoffen Sie sich für den Ligaalltag?

Jones: Es war bislang immer nach einem erfolgreichen Turnier der Frauen-Nationalmannschaft so, dass die Aufmerksamkeit - vor allem zu Saisonbeginn - höher war, die Zuschauerresonanz größer. Dieses gesteigerte Interesse dauerhaft in den Ligaalltag zu transferieren, ist die große Herausforderung. Frauenfußball funktioniert bei Turnieren der Nationalmannschaft, wir haben auch wieder bei der EM in Schweden tolle Quoten und Reichweiten erzielt. Auch bei unseren Länderspielen außerhalb von WM oder EM sind die Zuschauerresonanz und TV-Quoten bemerkenswert. Bislang ist es uns allerdings noch nicht gelungen, diese positive Entwicklung dauerhaft in den Ligaalltag zu integrieren. Das gebe ich zu.

DFB.de: Warum nicht?

Jones: Ich sehe hier auch die Vereine in der Pflicht. Es ist wichtig, dass die Strukturen in den Vereinen professionalisiert werden, da gibt es leider noch zu viele Unterschiede. Wir als DFB versuchen zu fördern und zu unterstützen, damit die Professionalisierung voranschreitet. Das TV-Geld von 180.000 Euro pro Verein und Saison ist gekoppelt an die Schaffung von zwei hauptamtlichen Stellen - des Trainers und Geschäftsführers oder Managers. Wir bieten Workshops an, beispielsweise für die Presseverantwortlichen, haben eine Kommission Frauen-Bundesligen, in die die Vereine ihre Ideen einbringen können, wollen mit der Einführung des Ligastatuts die Professionalisierung weiter voranbringen.

DFB.de: Und weiter?

Jones: Zudem interessiert sich Eurosport dafür, Spiele der Frauen-Bundesliga live zu übertragen. Damit würden wir den Vereinen eine weitere tolle Plattform bieten. Die sie ja auch schon durch die DFB-TV-Übertragungen einer Begegnung pro Spieltag haben. Wofür der DFB im Übrigen auch rund 350.000 Euro pro Saison investiert.

DFB.de: Sie erwarten also nach dem EM-Titel keinen Boom für die Liga?

Jones: Ich erwarte, dass durch die erfrischenden und begeisternden Auftritte unserer jungen Mannschaft bei der EURO viele Mädchen motiviert werden, selbst Fußball zu spielen. Ich denke schon, dass die Vereine wieder einen stärkeren Zulauf bekommen werden. Denn unsere Nationalspielerinnen sind tolle Vorbilder. Natürlich wird auch die Liga, in der ja ein Großteil unserer Spielerinnen an jedem Wochenende zu sehen sind, ein erhöhtes Interesse erfahren. Nachhaltigkeit können wir aber nur erzielen, wenn wir auch an den Strukturen arbeiten: Das fängt bei den Sportstätten an, geht über die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, bis hin zu der Gewinnung von Sponsoren. Da sind die Voraussetzungen in den Vereinen leider noch zu unterschiedlich.

DFB.de: Zum ersten Mal wird es ein Saisoneröffnungsspiel geben. Am 7. September empfängt der VfL Wolfsburg den FC Bayern München. Was erhoffen Sie sich davon?

Jones: Die Eventisierung der Spieltage halte ich für ein probates Mittel, um das Interesse an der Liga, den Vereinen und damit auch den Spielerinnen zu erhöhen. Der VfL Wolfsburg hat gute Erfahrungen damit gemacht, einige seiner Spiele in einen Familientag mit vielen Attraktionen einzubetten, der 1. FFC Frankfurt bietet seinen Zuschauern seit Jahren nicht nur tollen Sport, sondern auch ein ansprechendes Rahmenprogramm und damit ein gutes Gesamtprodukt. Andererseits gibt es auch Standorte, da funktioniert es über Tradition und die große Verbundenheit der Fans zum Klub - wie in Potsdam.

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DFB.de: Gibt es noch andere Ansätze?

Jones: Ja, auch die Personalisierung ist wichtig, gerade jetzt sollte man mit den Europameisterinnen werben, um neue Zuschauer zu gewinnen. Die Stars der EM gibt es nun an fast jedem Wochenende in einem Stadion zu sehen - das ist doch klasse. Grundsätzlich ist es wichtig, eine gute Mischung zu finden und die Identität des Vereins zu bewahren. Jeder Verein muss da seine ganz eigene Linie finden.

DFB.de: Auf was freuen Sie sich am meisten in der neuen Saison?

Jones: Ich freue mich einfach auf spannende und unterhaltsame Spiele und hoffe, dass die Meisterschaft bis zum Schluss offen ist.