Jokertore bei der WM: Die Bank gewinnt immer

Zwei Minuten braucht Miroslav Klose nach seiner Einwechslung gegen Ghana und schon klingelt es. Sein erster Einsatz bei seiner vierten WM. Sein 15. WM-Tor, den Rekord des Brasilianers Ronaldo eingestellt. Für Hans-Dieter Hermann, den Teampsychologen der deutschen Nationalmannschaft, bewies der 36-jährige Stürmer bei seinem Rekordtor zum 2:2 gegen Ghana genau jene Qualitäten, die einen Joker ausmachen. "Ein Joker muss sich schnell auf ein Spiel einstellen können, er muss mit wenig Anlaufzeit auskommen", sagt Hermann. "Ein Joker muss gedanklich schon im Spiel sein, bevor er überhaupt den Platz betritt. Miro Klose beobachtet ein Spiel von außen sehr gut. Das macht kaum einer besser. Aber natürlich ist Miro viel mehr als ein Joker."

Die Gruppenphase ist beendet, und Klose war nicht der einzige Joker der stach. Im Gegenteil, Jokertore sind der Trend dieser WM. 24 Treffer durch eingewechselte Spieler wurden in Brasilien bereits erzielt. 24 von insgesamt 136 Treffern – das macht einen Schnitt von 17,6 Prozent. Rund jedes sechste WM-Tor erzielte also ein Spieler von der Bank. In Südafrika waren es im gesamten Turnier nur 15 Treffer. Neun der 24 Tore bei der laufenden WM entschieden das Spiel. Ottmar Hitzfeld wechselte beim 2:1-Sieg seiner Schweizer über Ecuador sogar beide Tore ein: Mehmedi traf in der 48. Minute zum 1:1, der in der 75. Minute eingewechselte Haris Seferovic schoss in der 90. Minute den Schweizer Siegtreffer. Liegt das alles nur am Einfühlungsvermögen der Trainer?

Teamarzt Prof. Dr. Tim Meyer hält es durchaus für möglich, dass die hohen Temperaturen dazu führen, dass eingewechselte Spieler häufiger treffen. "Wenn die auf dem Feld bereits durch die Hitze erschöpft sind, ist der Vorteil für den frischen Spieler von der Bank größer als im mitteleuropäischen Klima. Bedingt durch das Klima, könnte dies ein Faktor sein." Doch bewiesen sei das nicht, meint Meyer. "So hatte Miros Tor nicht mit der Erschöpfung der Ghanaer zu tun." Klose hatte einen Kopfball von Benedikt Höwedes am zweiten Pfosten eiskalt und gedankenschnell abgestaubt. Ein typisches "Riechertor" eben. "Außerdem", so Meyer, "sollte man solche Schlüsse erst ziehen, wenn man eine ausreichende Zahl von Toren ausgewertet hat."

Die eigene Mannschaft sieht Meyer gut gewappnet, auch gegen die Einwechslung frischer gegnerischer Stürmer. "Unser Fitnesszustand ist sehr gut. Wir haben uns in Südtirol perfekt vorbereitet und inzwischen sind die Spieler in Brasilien komplett akklimatisiert. Ohnehin wird die Hitze für uns nicht mehr so ein Problem sein." Das Achtelfinale am Montag gegen Algerien wird in Porto Alegre ausgetragen, ein mögliches Viertelfinale dann in Rio de Janeiro. Beide Städte liegen im Süden Brasiliens, also viel weiter entfernt vom Äquator als etwa Fortaleza und Recife. Die heiße WM-Phase liegt schon hinter der deutschen Mannschaft.

Dafür stehen ab Montag die K.o.-Spiele an. Und auch in diesen Spielen könnte ja ein Jokertor entscheidend sein.

[th]

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Zwei Minuten braucht Miroslav Klose nach seiner Einwechslung gegen Ghana und schon klingelt es. Sein erster Einsatz bei seiner vierten WM. Sein 15. WM-Tor, den Rekord des Brasilianers Ronaldo eingestellt. Für Hans-Dieter Hermann, den Teampsychologen der deutschen Nationalmannschaft, bewies der 36-jährige Stürmer bei seinem Rekordtor zum 2:2 gegen Ghana genau jene Qualitäten, die einen Joker ausmachen. "Ein Joker muss sich schnell auf ein Spiel einstellen können, er muss mit wenig Anlaufzeit auskommen", sagt Hermann. "Ein Joker muss gedanklich schon im Spiel sein, bevor er überhaupt den Platz betritt. Miro Klose beobachtet ein Spiel von außen sehr gut. Das macht kaum einer besser. Aber natürlich ist Miro viel mehr als ein Joker."

Die Gruppenphase ist beendet, und Klose war nicht der einzige Joker der stach. Im Gegenteil, Jokertore sind der Trend dieser WM. 24 Treffer durch eingewechselte Spieler wurden in Brasilien bereits erzielt. 24 von insgesamt 136 Treffern – das macht einen Schnitt von 17,6 Prozent. Rund jedes sechste WM-Tor erzielte also ein Spieler von der Bank. In Südafrika waren es im gesamten Turnier nur 15 Treffer. Neun der 24 Tore bei der laufenden WM entschieden das Spiel. Ottmar Hitzfeld wechselte beim 2:1-Sieg seiner Schweizer über Ecuador sogar beide Tore ein: Mehmedi traf in der 48. Minute zum 1:1, der in der 75. Minute eingewechselte Haris Seferovic schoss in der 90. Minute den Schweizer Siegtreffer. Liegt das alles nur am Einfühlungsvermögen der Trainer?

Teamarzt Prof. Dr. Tim Meyer hält es durchaus für möglich, dass die hohen Temperaturen dazu führen, dass eingewechselte Spieler häufiger treffen. "Wenn die auf dem Feld bereits durch die Hitze erschöpft sind, ist der Vorteil für den frischen Spieler von der Bank größer als im mitteleuropäischen Klima. Bedingt durch das Klima, könnte dies ein Faktor sein." Doch bewiesen sei das nicht, meint Meyer. "So hatte Miros Tor nicht mit der Erschöpfung der Ghanaer zu tun." Klose hatte einen Kopfball von Benedikt Höwedes am zweiten Pfosten eiskalt und gedankenschnell abgestaubt. Ein typisches "Riechertor" eben. "Außerdem", so Meyer, "sollte man solche Schlüsse erst ziehen, wenn man eine ausreichende Zahl von Toren ausgewertet hat."

Die eigene Mannschaft sieht Meyer gut gewappnet, auch gegen die Einwechslung frischer gegnerischer Stürmer. "Unser Fitnesszustand ist sehr gut. Wir haben uns in Südtirol perfekt vorbereitet und inzwischen sind die Spieler in Brasilien komplett akklimatisiert. Ohnehin wird die Hitze für uns nicht mehr so ein Problem sein." Das Achtelfinale am Montag gegen Algerien wird in Porto Alegre ausgetragen, ein mögliches Viertelfinale dann in Rio de Janeiro. Beide Städte liegen im Süden Brasiliens, also viel weiter entfernt vom Äquator als etwa Fortaleza und Recife. Die heiße WM-Phase liegt schon hinter der deutschen Mannschaft.

Dafür stehen ab Montag die K.o.-Spiele an. Und auch in diesen Spielen könnte ja ein Jokertor entscheidend sein.