Jörg Roßkopf: "Die Zuschauer haben uns extrem geholfen"

Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: der ehemalige Tischtennisspieler und heutige Bundestrainer Jörg Roßkopf, der 1989 an der Seite von Steffen Fetzner in Dortmund sensationell WM-Gold im Doppel gewann.

Vorgänger und Nachfolger, nur wenige Meter getrennt. Hinter der Bande Jörg Roßkopf, der Bundestrainer, vor der Bande, Timo Boll, sein Schützling. Mit dem Halbfinaleinzug bei der WM in Rotterdam hatte Boll am vergangenen Wochenende Platz drei und damit die erste Einzelmedaille für den Deutschen Tischtennis-Bund seit 42 Jahren perfekt gemacht. Nun sollte es mehr werden. Doch im Halbfinale war Endstation, Zhang Jike machte kaum Fehler, Boll verzweifelte mehr und mehr. Und verlor schließlich mit 1:4 gegen den Chinesen.

"Wenn Zhang Jike erst einmal ins Rollen kommt, ist er schwer zu stoppen", hatte der Bundestrainer vorher geahnt. Und Recht behalten - der junge Chinese entthronte im Finale seinen Landsmann Wang Hao und wurde zum ersten Mal Weltmeister. So bleibt Roßkopfs Titel im Doppel an der Seite von Steffen Fetzner im Jahr 1989 die vorerst letzte Goldmedaille für das deutsche Tischtennis. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke blickt Jörg Roßkopf auf die tollen Tage von Dortmund zurück.

DFB.de: Herr Roßkopf, wann haben Sie die Euphorie, die damals in Deutschland entstanden ist, erstmals realisiert?

Jörg Roßkopf: Im Vorfeld des Turniers war alles ruhig. Für uns Tischtennis-Spieler war die Heim-WM ein großes Thema, aber von den Medien wurde das eher am Rande begleitet. Es war einfach so, dass niemand damit rechnen konnte, dass wir dort so erfolgreich spielen würden. Steffen Fetzner und ich sind nicht zum Favoritenkreis gezählt worden. Die Vorberichterstattung war folglich unaufgeregt und sehr sachlich. Wir konnten völlig ohne Druck spielen, von uns hat ja keiner etwas erwartet.

DFB.de: Auch Sie selber nicht, haben Sie sich wirklich für so chancenlos gehalten?

Roßkopf: Natürlich will man zu Hause gut abschneiden. Aber im Jahr 1989 war alles noch sehr unschuldig. Wir gehörten nicht mal mehr zum erweiterten Favoritenkreis. Wir hatten bis dahin gerade ein winziges Turnier gewonnen, da konnte man keine Rückschlüsse daraus ziehen, dass wir jetzt plötzlich reihenweise gegen die Weltspitze gewinnen.

DFB.de: Sie haben aber davor bereits zwei Weltmeisterschaften gespielt. Ganz unerfahren waren Sie also nicht.

Roßkopf: Stimmt. Aber wir haben dort mit sehr überschaubarem Erfolg agiert. Bei diesen Turnieren waren wir nur, um zu lernen, um uns anzugucken, wie so ein Turnier läuft. So war für uns im Grunde auch die Weltmeisterschaft in Deutschland überschrieben. Wir wollten lernen, mehr nicht.

DFB.de: Im Viertelfinale haben Sie das Weltklasse-Doppel Andrzej Grubba/Jean Philippe Gatien geschlagen. Haben Sie danach gespürt, dass in Dortmund etwas Großes möglich ist?

Roßkopf: Wenn man im Halbfinale steht, macht man sich natürlich auf einmal Gedanken. Wir haben aber gewusst, dass wir gegen die Chinesen Chen Longcan/Wei Quingguang spielen, also gegen ein Doppel, das seit drei Jahren kein Spiel mehr verloren hatte und als unschlagbar galt. Sie hatten alles gewonnen, waren Weltmeister, Olympiasieger, Gewinner der Asienspiele. Da geht man als Nachwuchsdoppel aus Deutschland nicht mit der Überzeugung an die Platte, dass man den Gegner sicher im Griff hat. Im Gegenteil: Wir waren klarer Außenseiter und haben uns nicht viel ausgerechnet.

DFB.de: Aber es kam noch mehr, der Traum ging weiter.

Roßkopf: Unglaublich, ja. Die Trainer haben uns motiviert, haben uns stark geredet und uns eingebläut, dass wir, wenn alles passt und mit der Unterstützung der Zuschauer, doch eine Chance haben.

DFB.de: Es hat alles gepasst, Sie sind ins Finale eingezogen. Sie hatten Grubba/Gatien geschlagen, hatten die Weltmeister nach Hause geschickt. Wurde von Ihnen nun erwartet, auch den letzten Schritt zu setzen und den Titel zu holen? Kam jetzt der Druck?

Roßkopf: Ja, aber diesen öffentlichen Druck haben wir zum Glück gar nicht wahrgenommen. Dafür war der Zeitplan zu eng. Halbfinale und Finale lagen so nah beieinander, dass man gar nicht in der Lage war, sich um irgendetwas ausführliche Gedanken zu machen. Es ist ja alles an einem Tag passiert. Für uns war das gut so. Wenn zwischen den Spielen einige Tage Pause gewesen wären, hätten wir vielleicht angefangen zu grübeln. Aber so war es im Grunde ein Selbstläufer, wir haben gespürt, dass wir nun jeden schlagen werden.

DFB.de: So einseitig war das Finale aber auch wieder nicht. Sie haben den ersten Satz verloren, im zweiten zwischenzeitlich 9:12 zurückgelegen. Waren Sie dann doch nervös?

Roßkopf: Nein. Wir haben ja nicht gegen irgendwen gespielt, sondern gegen Leszek Kucharski/Zoran Kalinic, ein absolutes Weltklassedoppel. Ich hatte trotzdem keine Zweifel an unserem Erfolg, auch nicht, als der erste Satz verloren ging. Durch den Heimvorteil haben wir das Spiel dann schließlich auch gewonnen.

DFB.de: So groß war der Faktor Zuschauer bei Ihrem Titelgewinn?

Roßkopf: Die Zuschauer haben uns extrem geholfen. Es war berauschend - so wie in Dortmund war die Atmosphäre in meiner Karriere nie wieder. Die Stimmung war extrem angespannt, aber auf eine positive Art. Niemand, der sich für den Finaltag Karten gekauft hatte, hatte damit gerechnet, dass er Spiele mit deutscher Beteiligung sehen würde. Die Zuschauer waren also positiv überrascht, euphorisch beinahe von der ersten Sekunde an. Und in den Spielen haben sie dann das Maximum aus ihren Kehlen herausgeholt und uns auch in den schwächeren Phasen fantastisch getragen.

DFB.de: Eine Heim-WM ist für die meisten Sportler etwas Einmaliges. Auch für Sie. Haben Sie sich dies während der Tage von Dortmund bewusst gemacht und deswegen versucht, die Zeit besonders intensiv zu genießen?

Roßkopf: Ja. Wir konnten zwar nicht wissen, dass es am Ende so erfolgreich wird. Aber es war uns klar, dass dieses Erlebnis etwas Besonderes wird. Das galt natürlich für die deutschen Spieler, das galt aber auch für andere. Unser Sport ist damals einfach in eine andere Dimension vorgedrungen. In allen Belangen. Es war alles hochprofessionell, den Spielern wurde alles abgenommen. Ich habe mich in den vergangenen Jahren häufig mit den Schweden, den Chinesen und auch anderen über die WM ´89 unterhalten. Und alle haben dieses Turnier noch in besonders guter Erinnerung.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere an insgesamt 14 Weltmeisterschaften teilgenommen. An welche haben Sie - neben den Titelkämpfen in Dortmund - die besten Erinnerungen?

Roßkopf: Ich hatte ja noch eine weitere Heim-WM, die Mannschaftsweltmeisterschaften 2006 in Bremen. Auch dort haben wir mit Platz drei sportlich gut abgeschnitten, auch dort war die Stimmung toll. Doch im Endeffekt kann nichts mit Dortmund ´89 mithalten.

DFB.de: Inwieweit war es wichtig, dass Sie 1989 mit Steffen Fetzner auch zwischenmenschlich harmoniert haben?

Roßkopf: Im Doppel ist es immer wichtig, dass sich die beiden Spieler gut verstehen. Ich denke schon, dass wir im Rahmen der Vorbereitung und dann auch bei dem Turnier gewusst haben, was der andere denkt, wie er fühlt, ob er nervös ist. Natürlich ist das eine wichtige Sache. Der Teamgeist ist für uns sehr wichtig. Vor allem natürlich bei einer Heim-WM, weil da der Druck besonders groß ist. 1989 war das bei uns noch anders, aber 2006 habe ich das erlebt. Wenn man dann als Mannschaft nicht funktioniert, dann wird jedes Team unter diesem Druck und unter dieser öffentlichen Beachtung sehr starke Probleme bekommen.

DFB.de: Ihren WM-Titel mit Steffen Fetzner haben Sie spät am Abend perfekt gemacht - wie ging die Nacht weiter?

Roßkopf: Die Nacht ging bis in den Morgen, das ist ja ganz klar. Die Bar im Hotel war für uns reserviert, dort haben wir gefeiert. Mit dem gesamten Team, auch mit allen Leuten, die im Vorfeld oder sonst irgendwie beteiligt waren. Draußen war es schon hell, als wir dann irgendwann auf unsere Zimmer sind. Am nächsten Tag wollte ich dann die Zeche bezahlen, das ging aber nicht, die hatte der Bundestrainer Charles Roesch bereits übernommen. Eine sehr faire Geste, es ist einiges getrunken worden.

DFB.de: Für Sie schließt sich im kommenden Jahr ein Kreis. 2012 findet wieder eine WM in Deutschland statt, wieder in Dortmund - und diesmal sind Sie als Bundestrainer dabei. Wie groß sind denn die Chancen, das Deutschland den zuletzt auch in Rotterdam so dominanten Chinesen dort Paroli bieten kann?

Roßkopf: Ich denke, dass die Chinesen noch weit weg von uns sind. Aber durch Heimvorteil, durch extreme Vorbereitung, durch Konzentration kann man vielleicht einiges wettmachen. Wenn wir mal so weit sind, im Finale gegen China zu stehen, dann würde ich sagen, dass wir dort auch eine Chance haben. Wo, wenn nicht in Dortmund?!

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Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: der ehemalige Tischtennisspieler und heutige Bundestrainer Jörg Roßkopf, der 1989 an der Seite von Steffen Fetzner in Dortmund sensationell WM-Gold im Doppel gewann.

Vorgänger und Nachfolger, nur wenige Meter getrennt. Hinter der Bande Jörg Roßkopf, der Bundestrainer, vor der Bande, Timo Boll, sein Schützling. Mit dem Halbfinaleinzug bei der WM in Rotterdam hatte Boll am vergangenen Wochenende Platz drei und damit die erste Einzelmedaille für den Deutschen Tischtennis-Bund seit 42 Jahren perfekt gemacht. Nun sollte es mehr werden. Doch im Halbfinale war Endstation, Zhang Jike machte kaum Fehler, Boll verzweifelte mehr und mehr. Und verlor schließlich mit 1:4 gegen den Chinesen.

"Wenn Zhang Jike erst einmal ins Rollen kommt, ist er schwer zu stoppen", hatte der Bundestrainer vorher geahnt. Und Recht behalten - der junge Chinese entthronte im Finale seinen Landsmann Wang Hao und wurde zum ersten Mal Weltmeister. So bleibt Roßkopfs Titel im Doppel an der Seite von Steffen Fetzner im Jahr 1989 die vorerst letzte Goldmedaille für das deutsche Tischtennis. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke blickt Jörg Roßkopf auf die tollen Tage von Dortmund zurück.

DFB.de: Herr Roßkopf, wann haben Sie die Euphorie, die damals in Deutschland entstanden ist, erstmals realisiert?

Jörg Roßkopf: Im Vorfeld des Turniers war alles ruhig. Für uns Tischtennis-Spieler war die Heim-WM ein großes Thema, aber von den Medien wurde das eher am Rande begleitet. Es war einfach so, dass niemand damit rechnen konnte, dass wir dort so erfolgreich spielen würden. Steffen Fetzner und ich sind nicht zum Favoritenkreis gezählt worden. Die Vorberichterstattung war folglich unaufgeregt und sehr sachlich. Wir konnten völlig ohne Druck spielen, von uns hat ja keiner etwas erwartet.

DFB.de: Auch Sie selber nicht, haben Sie sich wirklich für so chancenlos gehalten?

Roßkopf: Natürlich will man zu Hause gut abschneiden. Aber im Jahr 1989 war alles noch sehr unschuldig. Wir gehörten nicht mal mehr zum erweiterten Favoritenkreis. Wir hatten bis dahin gerade ein winziges Turnier gewonnen, da konnte man keine Rückschlüsse daraus ziehen, dass wir jetzt plötzlich reihenweise gegen die Weltspitze gewinnen.

DFB.de: Sie haben aber davor bereits zwei Weltmeisterschaften gespielt. Ganz unerfahren waren Sie also nicht.

Roßkopf: Stimmt. Aber wir haben dort mit sehr überschaubarem Erfolg agiert. Bei diesen Turnieren waren wir nur, um zu lernen, um uns anzugucken, wie so ein Turnier läuft. So war für uns im Grunde auch die Weltmeisterschaft in Deutschland überschrieben. Wir wollten lernen, mehr nicht.

DFB.de: Im Viertelfinale haben Sie das Weltklasse-Doppel Andrzej Grubba/Jean Philippe Gatien geschlagen. Haben Sie danach gespürt, dass in Dortmund etwas Großes möglich ist?

Roßkopf: Wenn man im Halbfinale steht, macht man sich natürlich auf einmal Gedanken. Wir haben aber gewusst, dass wir gegen die Chinesen Chen Longcan/Wei Quingguang spielen, also gegen ein Doppel, das seit drei Jahren kein Spiel mehr verloren hatte und als unschlagbar galt. Sie hatten alles gewonnen, waren Weltmeister, Olympiasieger, Gewinner der Asienspiele. Da geht man als Nachwuchsdoppel aus Deutschland nicht mit der Überzeugung an die Platte, dass man den Gegner sicher im Griff hat. Im Gegenteil: Wir waren klarer Außenseiter und haben uns nicht viel ausgerechnet.

DFB.de: Aber es kam noch mehr, der Traum ging weiter.

Roßkopf: Unglaublich, ja. Die Trainer haben uns motiviert, haben uns stark geredet und uns eingebläut, dass wir, wenn alles passt und mit der Unterstützung der Zuschauer, doch eine Chance haben.

DFB.de: Es hat alles gepasst, Sie sind ins Finale eingezogen. Sie hatten Grubba/Gatien geschlagen, hatten die Weltmeister nach Hause geschickt. Wurde von Ihnen nun erwartet, auch den letzten Schritt zu setzen und den Titel zu holen? Kam jetzt der Druck?

Roßkopf: Ja, aber diesen öffentlichen Druck haben wir zum Glück gar nicht wahrgenommen. Dafür war der Zeitplan zu eng. Halbfinale und Finale lagen so nah beieinander, dass man gar nicht in der Lage war, sich um irgendetwas ausführliche Gedanken zu machen. Es ist ja alles an einem Tag passiert. Für uns war das gut so. Wenn zwischen den Spielen einige Tage Pause gewesen wären, hätten wir vielleicht angefangen zu grübeln. Aber so war es im Grunde ein Selbstläufer, wir haben gespürt, dass wir nun jeden schlagen werden.

DFB.de: So einseitig war das Finale aber auch wieder nicht. Sie haben den ersten Satz verloren, im zweiten zwischenzeitlich 9:12 zurückgelegen. Waren Sie dann doch nervös?

Roßkopf: Nein. Wir haben ja nicht gegen irgendwen gespielt, sondern gegen Leszek Kucharski/Zoran Kalinic, ein absolutes Weltklassedoppel. Ich hatte trotzdem keine Zweifel an unserem Erfolg, auch nicht, als der erste Satz verloren ging. Durch den Heimvorteil haben wir das Spiel dann schließlich auch gewonnen.

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DFB.de: So groß war der Faktor Zuschauer bei Ihrem Titelgewinn?

Roßkopf: Die Zuschauer haben uns extrem geholfen. Es war berauschend - so wie in Dortmund war die Atmosphäre in meiner Karriere nie wieder. Die Stimmung war extrem angespannt, aber auf eine positive Art. Niemand, der sich für den Finaltag Karten gekauft hatte, hatte damit gerechnet, dass er Spiele mit deutscher Beteiligung sehen würde. Die Zuschauer waren also positiv überrascht, euphorisch beinahe von der ersten Sekunde an. Und in den Spielen haben sie dann das Maximum aus ihren Kehlen herausgeholt und uns auch in den schwächeren Phasen fantastisch getragen.

DFB.de: Eine Heim-WM ist für die meisten Sportler etwas Einmaliges. Auch für Sie. Haben Sie sich dies während der Tage von Dortmund bewusst gemacht und deswegen versucht, die Zeit besonders intensiv zu genießen?

Roßkopf: Ja. Wir konnten zwar nicht wissen, dass es am Ende so erfolgreich wird. Aber es war uns klar, dass dieses Erlebnis etwas Besonderes wird. Das galt natürlich für die deutschen Spieler, das galt aber auch für andere. Unser Sport ist damals einfach in eine andere Dimension vorgedrungen. In allen Belangen. Es war alles hochprofessionell, den Spielern wurde alles abgenommen. Ich habe mich in den vergangenen Jahren häufig mit den Schweden, den Chinesen und auch anderen über die WM ´89 unterhalten. Und alle haben dieses Turnier noch in besonders guter Erinnerung.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere an insgesamt 14 Weltmeisterschaften teilgenommen. An welche haben Sie - neben den Titelkämpfen in Dortmund - die besten Erinnerungen?

Roßkopf: Ich hatte ja noch eine weitere Heim-WM, die Mannschaftsweltmeisterschaften 2006 in Bremen. Auch dort haben wir mit Platz drei sportlich gut abgeschnitten, auch dort war die Stimmung toll. Doch im Endeffekt kann nichts mit Dortmund ´89 mithalten.

DFB.de: Inwieweit war es wichtig, dass Sie 1989 mit Steffen Fetzner auch zwischenmenschlich harmoniert haben?

Roßkopf: Im Doppel ist es immer wichtig, dass sich die beiden Spieler gut verstehen. Ich denke schon, dass wir im Rahmen der Vorbereitung und dann auch bei dem Turnier gewusst haben, was der andere denkt, wie er fühlt, ob er nervös ist. Natürlich ist das eine wichtige Sache. Der Teamgeist ist für uns sehr wichtig. Vor allem natürlich bei einer Heim-WM, weil da der Druck besonders groß ist. 1989 war das bei uns noch anders, aber 2006 habe ich das erlebt. Wenn man dann als Mannschaft nicht funktioniert, dann wird jedes Team unter diesem Druck und unter dieser öffentlichen Beachtung sehr starke Probleme bekommen.

DFB.de: Ihren WM-Titel mit Steffen Fetzner haben Sie spät am Abend perfekt gemacht - wie ging die Nacht weiter?

Roßkopf: Die Nacht ging bis in den Morgen, das ist ja ganz klar. Die Bar im Hotel war für uns reserviert, dort haben wir gefeiert. Mit dem gesamten Team, auch mit allen Leuten, die im Vorfeld oder sonst irgendwie beteiligt waren. Draußen war es schon hell, als wir dann irgendwann auf unsere Zimmer sind. Am nächsten Tag wollte ich dann die Zeche bezahlen, das ging aber nicht, die hatte der Bundestrainer Charles Roesch bereits übernommen. Eine sehr faire Geste, es ist einiges getrunken worden.

DFB.de: Für Sie schließt sich im kommenden Jahr ein Kreis. 2012 findet wieder eine WM in Deutschland statt, wieder in Dortmund - und diesmal sind Sie als Bundestrainer dabei. Wie groß sind denn die Chancen, das Deutschland den zuletzt auch in Rotterdam so dominanten Chinesen dort Paroli bieten kann?

Roßkopf: Ich denke, dass die Chinesen noch weit weg von uns sind. Aber durch Heimvorteil, durch extreme Vorbereitung, durch Konzentration kann man vielleicht einiges wettmachen. Wenn wir mal so weit sind, im Finale gegen China zu stehen, dann würde ich sagen, dass wir dort auch eine Chance haben. Wo, wenn nicht in Dortmund?!