Jörg Daniel: "Tore sind Felix Kroos' Markenzeichen"

Die deutschen U 17-Junioren haben am Wochenende zwei Testspiele gegen Schottland gewonnen. In Euskirchen setzte sich die Auswahl von DFB-Trainer Jörg Daniel am Sonntag mit 1:0 (0:0) durch, nachdem sie bereits das erste Aufeinandertreffen am Freitag in Troisdorf mit 2:0 gewonnen hatte.

Die nächste Herausforderung für die deutschen Junioren stellt das Mini-Turnier der zweiten EM-Qualifikationsrunde vom 13. bis 18. März an. Griechenland, Portugal und Gastgeber Irland sind die deutschen Gegner. Nur der Gruppensieger schafft den Sprung zur Europameisterschafts-Endrunde in der Türkei, die für den 4. bis 16. Mai terminiert ist.

DFB-Trainer Jörg Daniel, früher Bundesliga-Torwart bei Fortuna Düsseldorf und zweifacher DFB-Pokalsieger 1979 und 1980, spricht im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Maximilian Geis über die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft und die Nachwuchsförderung in Deutschland.

Frage: Jörg Daniel, mit den beiden Erfolgen gegen Schottland ist die Generalprobe für die zweite Runde der EM-Qualifikation geglückt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Entwicklungsstand der Mannschaft einen Monat vor dem Mini-Turnier?

Jörg Daniel: Wir müssen diese Spiele unter besonderen Gesichtspunkten beurteilen. Die Testbegegnungen gegen Schottland standen unter der Voraussetzung, einzelne Spieler zu testen und innerhalb der Mannschaft auch positionsbezogen einiges auszuprobieren. Wir haben einige verletzte Akteure, daher mussten wir nach Möglichkeiten zu Variationen suchen und Alternativen finden, um wegen der Ausfälle auch anders spielen zu können, als ich es im Kopf habe. Als Mannschaft haben wir einen Sprung nach vorne gemacht. Ich kann sagen, dass wir mittlerweile ein echtes Team geworden sind. Wir haben in den vergangenen Tagen versucht, die Jungs auf die kommende Herausforderung "EM-Qualifikation" einzustimmen. Es war uns wichtig, dass vom ersten Training über die Spielvorbereitung bis zu den Begegnungen selbst alle Maßnahmen mit der nötigen Konzentration und Ernsthaftigkeit angegangen werden. Allerdings soll auch Spaß bei unserem Fußball dabei sein. Daran, wie die Spieler ihre Aufgaben dann in den Spielen umgesetzt haben, haben wir gesehen, dass diese Mischung gut funktioniert.

Frage: In sieben Begegnungen als U 17 und elf als U 16-Nationalmannschaft blieb Ihr Team ungeschlagen. Was zeichnet die aktuelle U 17 aus?

Daniel: Den Jahrgang 1991 zeichnet aus, dass die Spitze sehr breit ist. Wir sind als Team recht stabil und haben – auch wenn uns Spieler ausfallen – keinen großen Leistungsabfall. Alle Jungs gehen mit großer Bereitschaft, enormem Einsatz und Willen zu Werke. Aus 30 Kandidaten müssen wir jetzt 18 für die zweite Runde der EM-Qualifikation auswählen.

Frage: Wo versteckt sich noch Potenzial, woran muss bis zur zweiten Qualifikationsrunde noch besonders gearbeitet werden?

Daniel: Wir haben bei einem Leistungstest Anfang Januar Daten erhoben, die uns gezeigt haben, dass die meisten Spieler konditionell auf einem guten Niveau sind. Einige können allerdings noch etwas tun. Dafür haben wir den Spielern einen individuellen Trainingsplan ausgeteilt und halten zudem mit den Vereinstrainern Rücksprache. In der zweiten Runde der EM-Qualifikation werden wir in sechs Tagen drei Spiele absolvieren müssen. Dazu brauchen wir fitte Spieler.

Frage: Wie schätzen Sie die Chancen in der zweiten Runde ein?

Daniel: Gegen Griechenland haben wir in einem Testspiel im September unentschieden gespielt, Portugal hat im Nachwuchsbereich traditionell einen guten Namen und Irland hat seine Qualifikationsgruppe mit drei Siegen gewonnen. Die Auslosung ist so schwer wie erwartet. In der zweiten Runde gibt es keine leichten Gruppen mehr. Ich vertraue meiner Mannschaft, schließlich sind wir bisher unbesiegt. Diese Serie wollen wir fortsetzen.

Frage: Toni Kroos war der herausragende Akteur der letztjährigen U 17, die bei der Weltmeisterschaft in Korea den dritten Platz belegte. Sein Bruder Felix tritt in der aktuellen U 17 regelmäßig als Torschütze in Erscheinung. Wer gehört außer ihm zu den Leistungsträgern Ihres Teams?

Daniel: Tore sind Felix’ Markenzeichen. Auch wenn er nicht trifft, wie im zweiten Spiel gegen Schottland, hat er Torchancen und sorgt mit seinen Kollegen im Angriff für Gefahr. Insgesamt kann man sagen, dass wir keinen absolut herausragenden Spieler haben, dass aber die einzelnen Mannschaftsteile hervorragend zusammenarbeiten. In der Defensive stehen wir zum Beispiel mit Muhittin Bastürk, Damir Coric, Manuel Gulde und unserem Kapitän Marc Hornschuh sehr sicher und können einen Ausfall wie beispielsweise Shervin Radjabali-Fardi, der mit einer Knöchelverletzung ausfiel und bisher fast immer zur Startformation gehörte, ersetzen.

Frage: Der Modus der EM-Qualifikation ist enorm schwierig. Aus 52 Nationalverbänden werden die sieben Endrundenteilnehmer ermittelt, die mit dem Turnierausrichter den Europameister ausspielen. Wie denken Sie über diese Prozedur?

Daniel: Ich habe ja als DFB-Trainer die letzte U 17-Europameisterschaft mitgemacht, bei der noch 16 Teams gestartet sind. Das war 2002 mit dem Jahrgang 1985, als René Adler, Mario Gomez und Lukas Podolski im Team standen. Ich bin der Meinung, dass es im aktuellen Modus zu früh zu eng wird. Dadurch sind oft nicht die besten Mannschaften bei der EM-Endrunde vertreten. Durch eine ungünstige Auslosung eliminieren sich oft die guten Teams gegenseitig. Wir waren 2005 Leidtragende, als wir in der zweiten Runde gegen die Niederlande ausschieden und Tschechien Gruppendritter wurde. Die UEFA begründet den Modus mit der Schwierigkeit, Ausrichter für eine Junioren-EM mit 16 Teams zu finden.

Frage: Im Januar waren Sie mit den U 17-Junioren beim Trainingslager in Katar. Welche Rolle spielt das Wintercamp für die Vorbereitung auf die EM-Qualifikation?

Daniel: Das Wintertrainingslager spielt für unsere Planungen eine absolut wichtige Rolle. Zwischen den Länderspielen wird die Zeit meist für Regenerationseinheiten genutzt. In Katar haben wir hingegen die Möglichkeit, an unserem Spiel zu arbeiten. Wie wollen wir angreifen? Wie wollen wir verteidigen? Diese Fragen stellen wir uns. Daher ist Katar für die U 17 fast wichtiger als für die U 16, weil wir uns konzentriert auf die EM-Qualifikation vorbereiten können.

Frage: Sie sind außer für die U 17-Nationalmannschaft auch für die Talentförderung zuständig, in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen außerdem die Eliteschulen des Fußballs. Wie ist der Deutsche Fußball-Bund in der Talentförderung aufgestellt?

Daniel: Die gesamte Struktur der Nachwuchsförderung in Deutschland ist beachtlich. Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden und den Vereinen funktioniert gut. Allerdings ist die Fortschreibung der Talentförderung ein Dauerauftrag. Die einzelnen Förderinstitutionen können sich stetig optimieren und Programme und Inhalte müssen ständig aufeinander abgestimmt werden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Dennoch suchen der DFB, seine Landesverbände, die Schulen und Vereine ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten. Es ist immer Luft nach oben.

Weitere Informationen zu den U 17-Junioren finden Sie hier.

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Die deutschen U 17-Junioren haben am Wochenende zwei Testspiele gegen Schottland gewonnen. In Euskirchen setzte sich die Auswahl von DFB-Trainer Jörg Daniel am Sonntag mit 1:0 (0:0) durch, nachdem sie bereits das erste Aufeinandertreffen am Freitag in Troisdorf mit 2:0 gewonnen hatte.

Die nächste Herausforderung für die deutschen Junioren stellt das Mini-Turnier der zweiten EM-Qualifikationsrunde vom 13. bis 18. März an. Griechenland, Portugal und Gastgeber Irland sind die deutschen Gegner. Nur der Gruppensieger schafft den Sprung zur Europameisterschafts-Endrunde in der Türkei, die für den 4. bis 16. Mai terminiert ist.

DFB-Trainer Jörg Daniel, früher Bundesliga-Torwart bei Fortuna Düsseldorf und zweifacher DFB-Pokalsieger 1979 und 1980, spricht im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Maximilian Geis über die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft und die Nachwuchsförderung in Deutschland.

Frage: Jörg Daniel, mit den beiden Erfolgen gegen Schottland ist die Generalprobe für die zweite Runde der EM-Qualifikation geglückt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Entwicklungsstand der Mannschaft einen Monat vor dem Mini-Turnier?

Jörg Daniel: Wir müssen diese Spiele unter besonderen Gesichtspunkten beurteilen. Die Testbegegnungen gegen Schottland standen unter der Voraussetzung, einzelne Spieler zu testen und innerhalb der Mannschaft auch positionsbezogen einiges auszuprobieren. Wir haben einige verletzte Akteure, daher mussten wir nach Möglichkeiten zu Variationen suchen und Alternativen finden, um wegen der Ausfälle auch anders spielen zu können, als ich es im Kopf habe. Als Mannschaft haben wir einen Sprung nach vorne gemacht. Ich kann sagen, dass wir mittlerweile ein echtes Team geworden sind. Wir haben in den vergangenen Tagen versucht, die Jungs auf die kommende Herausforderung "EM-Qualifikation" einzustimmen. Es war uns wichtig, dass vom ersten Training über die Spielvorbereitung bis zu den Begegnungen selbst alle Maßnahmen mit der nötigen Konzentration und Ernsthaftigkeit angegangen werden. Allerdings soll auch Spaß bei unserem Fußball dabei sein. Daran, wie die Spieler ihre Aufgaben dann in den Spielen umgesetzt haben, haben wir gesehen, dass diese Mischung gut funktioniert.

Frage: In sieben Begegnungen als U 17 und elf als U 16-Nationalmannschaft blieb Ihr Team ungeschlagen. Was zeichnet die aktuelle U 17 aus?

Daniel: Den Jahrgang 1991 zeichnet aus, dass die Spitze sehr breit ist. Wir sind als Team recht stabil und haben – auch wenn uns Spieler ausfallen – keinen großen Leistungsabfall. Alle Jungs gehen mit großer Bereitschaft, enormem Einsatz und Willen zu Werke. Aus 30 Kandidaten müssen wir jetzt 18 für die zweite Runde der EM-Qualifikation auswählen.

Frage: Wo versteckt sich noch Potenzial, woran muss bis zur zweiten Qualifikationsrunde noch besonders gearbeitet werden?

Daniel: Wir haben bei einem Leistungstest Anfang Januar Daten erhoben, die uns gezeigt haben, dass die meisten Spieler konditionell auf einem guten Niveau sind. Einige können allerdings noch etwas tun. Dafür haben wir den Spielern einen individuellen Trainingsplan ausgeteilt und halten zudem mit den Vereinstrainern Rücksprache. In der zweiten Runde der EM-Qualifikation werden wir in sechs Tagen drei Spiele absolvieren müssen. Dazu brauchen wir fitte Spieler.

Frage: Wie schätzen Sie die Chancen in der zweiten Runde ein?

Daniel: Gegen Griechenland haben wir in einem Testspiel im September unentschieden gespielt, Portugal hat im Nachwuchsbereich traditionell einen guten Namen und Irland hat seine Qualifikationsgruppe mit drei Siegen gewonnen. Die Auslosung ist so schwer wie erwartet. In der zweiten Runde gibt es keine leichten Gruppen mehr. Ich vertraue meiner Mannschaft, schließlich sind wir bisher unbesiegt. Diese Serie wollen wir fortsetzen.

Frage: Toni Kroos war der herausragende Akteur der letztjährigen U 17, die bei der Weltmeisterschaft in Korea den dritten Platz belegte. Sein Bruder Felix tritt in der aktuellen U 17 regelmäßig als Torschütze in Erscheinung. Wer gehört außer ihm zu den Leistungsträgern Ihres Teams?

Daniel: Tore sind Felix’ Markenzeichen. Auch wenn er nicht trifft, wie im zweiten Spiel gegen Schottland, hat er Torchancen und sorgt mit seinen Kollegen im Angriff für Gefahr. Insgesamt kann man sagen, dass wir keinen absolut herausragenden Spieler haben, dass aber die einzelnen Mannschaftsteile hervorragend zusammenarbeiten. In der Defensive stehen wir zum Beispiel mit Muhittin Bastürk, Damir Coric, Manuel Gulde und unserem Kapitän Marc Hornschuh sehr sicher und können einen Ausfall wie beispielsweise Shervin Radjabali-Fardi, der mit einer Knöchelverletzung ausfiel und bisher fast immer zur Startformation gehörte, ersetzen.

Frage: Der Modus der EM-Qualifikation ist enorm schwierig. Aus 52 Nationalverbänden werden die sieben Endrundenteilnehmer ermittelt, die mit dem Turnierausrichter den Europameister ausspielen. Wie denken Sie über diese Prozedur?

Daniel: Ich habe ja als DFB-Trainer die letzte U 17-Europameisterschaft mitgemacht, bei der noch 16 Teams gestartet sind. Das war 2002 mit dem Jahrgang 1985, als René Adler, Mario Gomez und Lukas Podolski im Team standen. Ich bin der Meinung, dass es im aktuellen Modus zu früh zu eng wird. Dadurch sind oft nicht die besten Mannschaften bei der EM-Endrunde vertreten. Durch eine ungünstige Auslosung eliminieren sich oft die guten Teams gegenseitig. Wir waren 2005 Leidtragende, als wir in der zweiten Runde gegen die Niederlande ausschieden und Tschechien Gruppendritter wurde. Die UEFA begründet den Modus mit der Schwierigkeit, Ausrichter für eine Junioren-EM mit 16 Teams zu finden.

Frage: Im Januar waren Sie mit den U 17-Junioren beim Trainingslager in Katar. Welche Rolle spielt das Wintercamp für die Vorbereitung auf die EM-Qualifikation?

Daniel: Das Wintertrainingslager spielt für unsere Planungen eine absolut wichtige Rolle. Zwischen den Länderspielen wird die Zeit meist für Regenerationseinheiten genutzt. In Katar haben wir hingegen die Möglichkeit, an unserem Spiel zu arbeiten. Wie wollen wir angreifen? Wie wollen wir verteidigen? Diese Fragen stellen wir uns. Daher ist Katar für die U 17 fast wichtiger als für die U 16, weil wir uns konzentriert auf die EM-Qualifikation vorbereiten können.

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Frage: Sie sind außer für die U 17-Nationalmannschaft auch für die Talentförderung zuständig, in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen außerdem die Eliteschulen des Fußballs. Wie ist der Deutsche Fußball-Bund in der Talentförderung aufgestellt?

Daniel: Die gesamte Struktur der Nachwuchsförderung in Deutschland ist beachtlich. Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden und den Vereinen funktioniert gut. Allerdings ist die Fortschreibung der Talentförderung ein Dauerauftrag. Die einzelnen Förderinstitutionen können sich stetig optimieren und Programme und Inhalte müssen ständig aufeinander abgestimmt werden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Dennoch suchen der DFB, seine Landesverbände, die Schulen und Vereine ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten. Es ist immer Luft nach oben.

Weitere Informationen zu den U 17-Junioren finden Sie hier.