Joachim Löw: "Die Spieler wollen sich weiterentwickeln"

Am Dienstag traf sich die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), um im großen Kreis von 33 Spielern an zwei Tagen einen weiteren Fitnesstest nach der Premiere von Berlin im September 2004 durchzuführen. Im aktuellen Interview mit www.dfb.de äußerte sich Joachim Löw, Assistenztrainer von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, im Vorfeld zu den Zielen des Tests in Frankfurt - aber auch zu den Aussichten für das nächste Länderspiel am Samstag (20 Uhr, live im ZDF) in Celje gegen Gastgeber Slowenien.

Frage: Bei dem ersten Fitnesstest vor dem Länderspiel im September 2004 gegen Brasilien führte DFB-Internist Dr. Tim Meyer verschiedene Sprint- und Sprungkrafttests durch, ein dreiköpfiges Team aus den USA um Mark Versteggen legte seinen Schwerpunkt in Berlin auf Beweglichkeit, Stabilisation und Geschicklichkeit. Was wird diesmal im Vordergrund stehen?

Joachim Löw: Wir werden die gleichen Tests nach dem gleichen Ablauf wie seinerzeit in Berlin machen. Das macht Sinn, weil wir so die Vergleichswerte erhalten, die wir wollen. Es wird diesmal allerdings noch einen zusätzlichen Ausdauertest geben, weil wir etwas mehr Zeit zur Verfügung haben.

Frage: Die Nationalspieler sind ermuntert worden, in der Zwischenzeit Funktionsgymnastik in Eigenregie zu betreiben. Welche Resonanz auf diesen Vorschlag haben Sie bisher erfahren?

Joachim Löw: Die Spieler waren sehr interessiert an den Tests, den Ergebnissen und auch daran, was sie persönlich verbessern können. In Absprache mit Tim Meyer, Physiotherapeut Oliver Schmidtlein und der amerikanischen Crew haben wir unseren Nationalspielern eine Anleitung mitgegeben, nach der sie in Eigenverantwortung arbeiten können. Wir hatten und haben das Gefühl, dass alle interessiert daran sind, sich weiter zu entwickeln.

Frage: Haben die Nationalspieler individuell ausgearbeitete Übungspläne erhalten?

Joachim Löw: Beim ersten Mal gab es ein Basisprogramm mit minimalen Unterschieden. Es macht erst nach dem anstehenden Fitnesstest wirklich Sinn, individuelle Pläne auszugeben, da dann erst bekannt ist, wo jeder Einzelne Nachholbedarf hat. Wir haben aber bereits allen klar gemacht, welche hohen körperlichen Anforderungen sie bei der WM 2006 erwarten und wie wichtig daher die physische Stabilität ist.

Frage: Sind Sie zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Vereinen?

Joachim Löw: Ja, die Zusammenarbeit ist eigentlich gut. Natürlich gibt es hier und da noch unterschiedliche Interessenslagen. Wenn aber Probleme auftauchen, streben wir gemeinsame Lösungen an. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Klubs.

Frage: Zum Fitnesstest hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann 33 Spieler eingeladen. Neu sind zum Beispiel die Namen der Rückkehrer Markus Babbel und Dietmar Hamann. Wie kam es zu der Einladung der beiden Routiniers?

Joachim Löw: Beide haben lange in der Nationalmannschaft gespielt und bringen sehr viel Erfahrung mit. Dietmar Hamann spielt bei Liverpool, immerhin einem Spitzenverein in der englischen Premier League, eine gute Rolle im defensiven Mittelfeld. Markus Babbel hat sich nach langer Krankheit beim VfB Stuttgart in imponierender Weise heran gekämpft. Jetzt wollen wir sehen, in welcher körperlichen Verfassung sie sind. Generell ist uns bewusst, dass bei einem großen Turnier die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmen muss.

Frage: Auch Sebastian Deisler, zuletzt gegen Brasilien im Kreis der Nationalmannschaft, gehört in Frankfurt dazu. Wie sehen Sie seine Entwicklung, auch im Hinblick auf die WM 2006?

Joachim Löw: Wir sehen Sebastians Entwicklung positiv. Er war sehr lange nicht in einem Trainings- und Spielrhythmus, das hat sich geändert. Er macht einen guten Eindruck und tritt stabil auf, wie wir auch nach Rücksprache mit Bayern München wissen. Jetzt geht es darum, dass er sich weiter steigert, zusätzliche Dynamik in seine Aktionen bringt und auch weiteres Selbstvertrauen bekommt.

Frage: Zu dem erweiterten Kader zählen noch die derzeit verletzten Philipp Lahm, Jens Nowotny und Andreas Görlitz, außerdem der in der Aufbauphase befindliche Christoph Metzelder. Haben auch andere Spieler wie Benjamin Lauth die Chance, auf den WM-Zug zu springen, obwohl sie bei dem Fitnesstest nicht dabei sind?

Joachim Löw: Wir beobachten Lauth genau und freuen uns über seine Entwicklung. Er steht mit Sicherheit in unserem Notizbuch. Spielern wie Lauth oder auch Metzelder bringt es mehr, wenn sie im Verein trainieren und ihren Rhythmus finden, als diesen Test zu machen, zumal sich diese Spieler oft körperlich noch nicht in ihrem Idealzustand befinden.

Frage: Die Belastung der meisten Spieler im Europapokal fällt mittlerweile weg – nur Bayern München ist in der Champions League noch dabei. Trotzdem hätten Sie sich vermutlich eine größere deutsche Präsenz in den internationalen Wettbewerben gewünscht...

Joachim Löw: Wir sind schon etwas enttäuscht. Uns wäre es lieber gewesen, wenn möglichst viele deutsche Vereine im Europacup spielen würden. Gerade für die jüngeren Nationalspieler ist der internationale Vergleich unersetzlich. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Umstand negative Auswirkungen auf die WM-Vorbereitung hat.

Frage: Nun muss es eben die Nationalmannschaft des DFB richten. Welche Zielsetzung gibt das Trainer-Team für das Spiel in Slowenien aus?

Joachim Löw: Nach dem Fitnesstest werden wir uns ganz gezielt auf den Gegner Slowenien vorbereiten, der sicher nicht so stark ist wie zuletzt Argentinien. Wir wollen aber auch in Celje wie zu Hause gegen Kamerun oder Argentinien von Beginn an dominant auftreten, viel Druck machen, den Gegner zu Fehlern zwingen. Und natürlich gewinnen. [cm]


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Am Dienstag traf sich die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), um im großen Kreis von 33 Spielern an zwei Tagen einen weiteren Fitnesstest nach der Premiere von Berlin im September 2004 durchzuführen. Im aktuellen Interview mit www.dfb.de äußerte sich Joachim Löw, Assistenztrainer von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, im Vorfeld zu den Zielen des Tests in Frankfurt - aber auch zu den Aussichten für das nächste Länderspiel am Samstag (20 Uhr, live im ZDF) in Celje gegen Gastgeber Slowenien.



Frage: Bei dem ersten Fitnesstest vor dem Länderspiel im September 2004 gegen Brasilien führte DFB-Internist Dr. Tim Meyer verschiedene Sprint- und Sprungkrafttests durch, ein dreiköpfiges Team aus den USA um Mark Versteggen legte seinen Schwerpunkt in Berlin auf Beweglichkeit, Stabilisation und Geschicklichkeit. Was wird diesmal im Vordergrund stehen?



Joachim Löw: Wir werden die gleichen Tests nach dem gleichen Ablauf wie seinerzeit in Berlin machen. Das macht Sinn, weil wir so die Vergleichswerte erhalten, die wir wollen. Es wird diesmal allerdings noch einen zusätzlichen Ausdauertest geben, weil wir etwas mehr Zeit zur Verfügung haben.



Frage: Die Nationalspieler sind ermuntert worden, in der Zwischenzeit Funktionsgymnastik in Eigenregie zu betreiben. Welche Resonanz auf diesen Vorschlag haben Sie bisher erfahren?



Joachim Löw: Die Spieler waren sehr interessiert an den Tests, den Ergebnissen und auch daran, was sie persönlich verbessern können. In Absprache mit Tim Meyer, Physiotherapeut Oliver Schmidtlein und der amerikanischen Crew haben wir unseren Nationalspielern eine Anleitung mitgegeben, nach der sie in Eigenverantwortung arbeiten können. Wir hatten und haben das Gefühl, dass alle interessiert daran sind, sich weiter zu entwickeln.



Frage: Haben die Nationalspieler individuell ausgearbeitete Übungspläne erhalten?



Joachim Löw: Beim ersten Mal gab es ein Basisprogramm mit minimalen Unterschieden. Es macht erst nach dem anstehenden Fitnesstest wirklich Sinn, individuelle Pläne auszugeben, da dann erst bekannt ist, wo jeder Einzelne Nachholbedarf hat. Wir haben aber bereits allen klar gemacht, welche hohen körperlichen Anforderungen sie bei der WM 2006 erwarten und wie wichtig daher die physische Stabilität ist.



Frage: Sind Sie zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Vereinen?



Joachim Löw: Ja, die Zusammenarbeit ist eigentlich gut. Natürlich gibt es hier und da noch unterschiedliche Interessenslagen. Wenn aber Probleme auftauchen, streben wir gemeinsame Lösungen an. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Klubs.



Frage: Zum Fitnesstest hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann 33 Spieler eingeladen. Neu sind zum Beispiel die Namen der Rückkehrer Markus Babbel und Dietmar Hamann. Wie kam es zu der Einladung der beiden Routiniers?



Joachim Löw: Beide haben lange in der Nationalmannschaft gespielt und bringen sehr viel Erfahrung mit. Dietmar Hamann spielt bei Liverpool, immerhin einem Spitzenverein in der englischen Premier League, eine gute Rolle im defensiven Mittelfeld. Markus Babbel hat sich nach langer Krankheit beim VfB Stuttgart in imponierender Weise heran gekämpft. Jetzt wollen wir sehen, in welcher körperlichen Verfassung sie sind. Generell ist uns bewusst, dass bei einem großen Turnier die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmen muss.



Frage: Auch Sebastian Deisler, zuletzt gegen Brasilien im Kreis der Nationalmannschaft, gehört in Frankfurt dazu. Wie sehen Sie seine Entwicklung, auch im Hinblick auf die WM 2006?



Joachim Löw: Wir sehen Sebastians Entwicklung positiv. Er war sehr lange nicht in einem Trainings- und Spielrhythmus, das hat sich geändert. Er macht einen guten Eindruck und tritt stabil auf, wie wir auch nach Rücksprache mit Bayern München wissen. Jetzt geht es darum, dass er sich weiter steigert, zusätzliche Dynamik in seine Aktionen bringt und auch weiteres Selbstvertrauen bekommt.



Frage: Zu dem erweiterten Kader zählen noch die derzeit verletzten Philipp Lahm, Jens Nowotny und Andreas Görlitz, außerdem der in der Aufbauphase befindliche Christoph Metzelder. Haben auch andere Spieler wie Benjamin Lauth die Chance, auf den WM-Zug zu springen, obwohl sie bei dem Fitnesstest nicht dabei sind?



Joachim Löw: Wir beobachten Lauth genau und freuen uns über seine Entwicklung. Er steht mit Sicherheit in unserem Notizbuch. Spielern wie Lauth oder auch Metzelder bringt es mehr, wenn sie im Verein trainieren und ihren Rhythmus finden, als diesen Test zu machen, zumal sich diese Spieler oft körperlich noch nicht in ihrem Idealzustand befinden.



Frage: Die Belastung der meisten Spieler im Europapokal fällt mittlerweile weg – nur Bayern München ist in der Champions League noch dabei. Trotzdem hätten Sie sich vermutlich eine größere deutsche Präsenz in den internationalen Wettbewerben gewünscht...



Joachim Löw: Wir sind schon etwas enttäuscht. Uns wäre es lieber gewesen, wenn möglichst viele deutsche Vereine im Europacup spielen würden. Gerade für die jüngeren Nationalspieler ist der internationale Vergleich unersetzlich. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Umstand negative Auswirkungen auf die WM-Vorbereitung hat.



Frage: Nun muss es eben die Nationalmannschaft des DFB richten. Welche Zielsetzung gibt das Trainer-Team für das Spiel in Slowenien aus?



Joachim Löw: Nach dem Fitnesstest werden wir uns ganz gezielt auf den Gegner Slowenien vorbereiten, der sicher nicht so stark ist wie zuletzt Argentinien. Wir wollen aber auch in Celje wie zu Hause gegen Kamerun oder Argentinien von Beginn an dominant auftreten, viel Druck machen, den Gegner zu Fehlern zwingen. Und natürlich gewinnen.