Jerat: "So schnell wie möglich in 2. Bundesliga"

DFB.de: Kam der Abschied von Heiko Scholz bei Viktoria auch für Sie überraschend?

Jerat: Ja, natürlich. Damit war in dieser Situation nicht zu rechnen. Aber ich sage Ihnen etwas: Dass ich jetzt sein Nachfolger bin, kommt für mich nicht überraschend. Ich hatte schon vor zwei Jahren darauf gehofft, diesen Posten übernehmen zu können. Damals haben sich die Verantwortlichen für Heiko Scholz entschieden. Für mich war es plausibel, aber ich war trotzdem enttäuscht. Andererseits muss man zugestehen, dass die Entscheidung rückblickend genau richtig war. Aber jetzt bin ich endlich da.

DFB.de: Wer sind die größten Konkurrenten auf dem Weg zur Regionalliga-Meisterschaft?

Jerat: Da muss man nur auf die Tabelle schauen: Mit Sicherheit Fortuna Köln. Auch die Sportfreunde Lotte und den Wuppertaler SV darf man nicht abschreiben. Dazu kommt natürlich Rot-Weiß Essen. Die habe ich in dieser Saison bereits viermal gesehen. Essen hat bei den Heimspielen meist über 8000 Fans im Nacken, das ist schon beeindruckend und ein riesiger Vorteil - das sind Zweitligaverhältnisse. Es ist klar, dass die auch nach oben wollen. Aber keiner hat so eine Qualität im Kader wie die Viktoria.

DFB.de: Was können Sie überhaupt noch optimieren?

Jerat: Wir müssen sehen, dass wie diese Qualität in eine mannschaftliche Geschlossenheit bringen. Und wir müssen dem Druck standhalten.

DFB.de: Ist es nicht fast unmöglich, jeden Spieler eines so hochkarätig besetzten Kaders zufriedenzustellen? Was ist beispielsweise mit Giovanni Federico, der zuletzt nicht gespielt hat und unzufrieden war?

Jerat: Wir haben gestern im Training ein Spielchen A- gegen B-Mannschaft gemacht. Meine Spieler Mike Wunderlich, Mariusz Kukielka und Alexander Voigt durften die Teams zusammenstellen. Sie haben Giovanni Federico das Leibchen der A-Auswahl gegeben. Er hat gut trainiert. Jetzt zu Beginn werde ich mich bei der Aufstellung sehr eng mit meinen Kollegen im sportlichen Bereich abstimmen. Große Umstellungen werde ich sicher nicht vornehmen, dazu gibt es keinen Grund. Schauen Sie doch nur auf die Tabelle. Meine Idee kann ich erst ab Montag richtig einbringen. Dann will ich die Mannschaft mit meiner Philosophie vom Fußball noch weiter nach vorne bringen. Vorher ist die Zeit zu knapp.



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Der Trainerwechsel kam völlig überraschend. Am Dienstag hat Heiko Scholz sein Amt beim West-Regionalligisten FC Viktoria Köln zur Verfügung gestellt - wegen unterschiedlicher Auffassung bezüglich der sportlichen Zielsetzung. Der ehemalige deutsche Nationalspieler hatte die Kölner vor eineinhalb Jahren übernommen, gleich in der ersten Saison gelang Scholz der Aufstieg in die Regionalliga. Dort sind die Rechtsrheinischen derzeit Spitzenreiter mit 35 Punkten aus 15 Begegnungen, eine absolute Erfolgsgeschichte.

Neuer Coach des Viertligisten ist nun Wolfgang Jerat. Am Samstag (ab 17 Uhr) trifft er mit Viktoria im Stadtderby auf den 1. FC II, einst trainierte der 57-Jährige schon den 1. FC Köln in der Bundesliga. Später war der Fußball-Lehrer etwa beim Wuppertaler SV, dem Bonner SV und FK Pristina tätig. Über seine Zeit im Kosovo spricht Jerat im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. Aber er sagt auch, was er bei Viktoria Köln erreichen will. Und das ist ein durchaus ambitioniertes Ziele: der Profifußball.

DFB.de: Herr Jerat, seit Donnerstag sind Sie neuer Trainer des FC Viktoria Köln. Was sind Ihre Ziele?

Wolfgang Jerat: Es gibt sicher nicht viele Vereine in Deutschland mit so einer hervorragenden Perspektive. Wir haben eine große Tradition, außerdem sind wir dank der finanziellen Unterstützung von Franz-Josef Wernze auch in diesem Bereich sehr gut aufgestellt. Ich freue mich, dass ich hier jetzt als Trainer arbeiten darf. Eines ist ganz klar: Wir müssen so schnell wie möglich in die 2. Bundesliga.

DFB.de: In welchem Zeitraum soll das gelingen?

Jerat: Zunächst müssen wir kurzfristig den Sprung in die 3. Liga schaffen. Dass das nicht leicht wird, ist uns auch klar. Es reicht ja nicht, Meister der Regionalliga West zu werden. Wir müssen dann auch noch in zwei Relegationsspielen bestehen. Aber darauf kann man sich dann ebenfalls vorbereiten. Wenn wir das dann geschafft haben, brauchen wir sicherlich etwas Zeit, um uns in der 3. Liga zu etablieren. Aber der nächste Schritt muss bald folgen.

DFB.de: Wie groß ist der Druck wegen dieser ambitionierten Ziele?

Jerat: Ich mache mir persönlich den Druck. Mein Ziel ist es immer, den größtmöglichen Erfolg zu haben. Riesigen Respekt habe ich im Moment davor, die tolle Arbeit von Heiko Scholz fortzusetzen. Wir sind als Aufsteiger Tabellenführer, haben in 15 Begegnungen 35 Punkte geholt. Das sind im Schnitt 2,33 Zähler pro Begegnung, damit wird man wahrscheinlich Meister. Das ist hervorragend. Außerdem war Heiko Scholz hier überall sehr beliebt - bei den Spielern, bei den Zuschauern, bei den Medien. Damit habe ich zu kämpfen, ich habe einen sympathischen und erfolgreichen Vorgänger. Das ist keine einfache Situation. Erfolgreich war ich auch immer, aber nicht besonders beliebt. Daran muss ich arbeiten.

DFB.de: Kam der Abschied von Heiko Scholz bei Viktoria auch für Sie überraschend?

Jerat: Ja, natürlich. Damit war in dieser Situation nicht zu rechnen. Aber ich sage Ihnen etwas: Dass ich jetzt sein Nachfolger bin, kommt für mich nicht überraschend. Ich hatte schon vor zwei Jahren darauf gehofft, diesen Posten übernehmen zu können. Damals haben sich die Verantwortlichen für Heiko Scholz entschieden. Für mich war es plausibel, aber ich war trotzdem enttäuscht. Andererseits muss man zugestehen, dass die Entscheidung rückblickend genau richtig war. Aber jetzt bin ich endlich da.

DFB.de: Wer sind die größten Konkurrenten auf dem Weg zur Regionalliga-Meisterschaft?

Jerat: Da muss man nur auf die Tabelle schauen: Mit Sicherheit Fortuna Köln. Auch die Sportfreunde Lotte und den Wuppertaler SV darf man nicht abschreiben. Dazu kommt natürlich Rot-Weiß Essen. Die habe ich in dieser Saison bereits viermal gesehen. Essen hat bei den Heimspielen meist über 8000 Fans im Nacken, das ist schon beeindruckend und ein riesiger Vorteil - das sind Zweitligaverhältnisse. Es ist klar, dass die auch nach oben wollen. Aber keiner hat so eine Qualität im Kader wie die Viktoria.

DFB.de: Was können Sie überhaupt noch optimieren?

Jerat: Wir müssen sehen, dass wie diese Qualität in eine mannschaftliche Geschlossenheit bringen. Und wir müssen dem Druck standhalten.

DFB.de: Ist es nicht fast unmöglich, jeden Spieler eines so hochkarätig besetzten Kaders zufriedenzustellen? Was ist beispielsweise mit Giovanni Federico, der zuletzt nicht gespielt hat und unzufrieden war?

Jerat: Wir haben gestern im Training ein Spielchen A- gegen B-Mannschaft gemacht. Meine Spieler Mike Wunderlich, Mariusz Kukielka und Alexander Voigt durften die Teams zusammenstellen. Sie haben Giovanni Federico das Leibchen der A-Auswahl gegeben. Er hat gut trainiert. Jetzt zu Beginn werde ich mich bei der Aufstellung sehr eng mit meinen Kollegen im sportlichen Bereich abstimmen. Große Umstellungen werde ich sicher nicht vornehmen, dazu gibt es keinen Grund. Schauen Sie doch nur auf die Tabelle. Meine Idee kann ich erst ab Montag richtig einbringen. Dann will ich die Mannschaft mit meiner Philosophie vom Fußball noch weiter nach vorne bringen. Vorher ist die Zeit zu knapp.

DFB.de: Am Samstag geht es direkt zur U 23 des 1. FC Köln. Sie haben die FC-Profis als Chefcoach und später als Assistent von Morten Olsen betreut. Ist das ein besonderes Duell für Sie?

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Jerat: Nein, überhaupt nicht. Ich bin zwar in Köln geboren, aber im Rechtsrheinischen, also auf der Viktoria-Seite. Natürlich hatte ich eine schöne Zeit beim FC und verfolge nach wie vor sehr genau, was da vor sich geht. Aber meine Verbindung zur Viktoria ist und war schon immer enger. Und viel Zeit, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen, bleibt ja sowieso nicht. Danach müssen wir bei der Fortuna antreten - jetzt beginnen für uns die Kölner Wochen. Wir wollen kurz- und langfristig die zweitbeste Mannschaft in dieser Stadt stellen.

DFB.de: Vorher waren Sie ein gutes halbes Jahr für den FK Pristina verantwortlich. Wie wird man Trainer in Kosovo?

Jerat: Mein Manager ist Kosovare, so ist der Kontakt zustande gekommen. Man hört immer Schlechtes - zum Beispiel, dass es dort sehr unruhig und gefährlich sein soll. Aber ich habe genau das Gegenteil erlebt. Es war sehr angenehm. Ich hatte dort eine schöne Zeit. Allerdings musste ich dann im Sommer weg, weil es plötzlich um Korruption ging. Das ist mit mir nicht zu machen.

DFB.de: Welches sportliche Niveau hat Pristina im Vergleich zu den Ligen in Deutschland?

Jerat: Das ist ganz schwer zu sagen. Wir haben in der Vorbereitung im Trainingslager drei Europapokalteilnehmer geschlagen. Und wir hatten eine extrem junge Mannschaft. Es gibt dort wahnsinnig viele Talente. Aber insgesamt hat die kosovarische Liga ungefähr das Niveau der 3. Liga oder der Regionalliga in Deutschland.

DFB.de: Bei der Viktoria haben Sie zunächst einen Vertrag bis zum Sommer unterschrieben. Wie ist Ihre Planung?

Jerat: Ich hoffe, dass ich hier jetzt langfristig arbeiten darf und das Vertrauen bekomme. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir den FC Viktoria Köln bald in der 2. Bundesliga sehen werden. Gemeinsam werden wir das schaffen.