Jens Lehmann: "Ich bin neugierig auf Dortmund"

Lehmann: Ja, es wird so sein, dass Arsenal das Spiel macht. Sie können gar nicht anders.

DFB.de: Und Mario Götze wird wieder dabei sein. Ist auch dies ein entscheidender Unterschied zum Spiel gegen Hertha?

Lehmann: Über sein Talent und seine Fähigkeiten müssen wir nicht reden. Aber er spielt heut Abend sein erstes Champions-League-Spiel. Viel höher geht es nicht, viel niveauvoller geht es nicht. Ich bin sehr neugierig auf Dortmund, auch auf Götze, wie er sich auf diesem Level bewegt.

DFB.de: Sie haben vor fast genau neun Jahren mit Dortmund gegen Arsenal zwei Mal in der Champions League gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?

Lehmann: Zuhause haben wir sogar gewonnen, 2:1 meine ich.

DFB.de: Richtig.

Lehmann: Leider haben wir das Spiel in London mit 0:2 verloren. Ein tolles Erlebnis war es dennoch. Ich habe damals das erste Mal in Highbury gespielt und war von der Atmosphäre fasziniert. Wenn die Stimmung in London gut ist, dann schreit das ganze Stadion, dann kommen die Geräusche und Anfeuerungen von überall. Auch von der Qualität der Mannschaft Arsenals war ich begeistert. Es war beeindruckend wie schnell dieses Team damals schon gespielt hat.

DFB.de: Sie sind nach der Saison 2002/2003 von Dortmund nach London gewechselt. Wie waren Ihre ersten Tage als Spieler von Arsenal?



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129 Liga Spiele für Borussia Dortmund, 148 für Arsenal. Fünf Jahre lang hat Jens Lehmann in Dortmund gespielt, fünf Jahre auch in London. Wenn der BVB heute Abend in der Champions League auf die "Gunners" trifft, schlagen zwei Herzen in der Brust des ehemaligen Nationaltorhüters. Mit beiden Teams wurde er Landesmeister, bei beiden Vereinen hat er "fantastische Erfahrungen" gemacht. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht er über das Spiel heute Abend, seine zwei Stationen bei Arsenal London und die Entwicklung im Spiel der Torhüter.

DFB.de: Herr Lehmann, Dortmund gegen Arsenal – an diesem Spiel hängen für Sie viele Gedanken und Erinnerungen.

Jens Lehmann: Natürlich. Zum Glück ganz viele schöne und positive. Ich freue mich sehr auf das Spiel, weil dieses Duell das Potenzial hat, ein attraktives Fußballspiel zu werden. Im Stadion in Dortmund, mit der dortigen Begeisterung. Dann kommt mit Arsenal eine Mannschaft, die immer in der Lage ist, schönen Fußball zu spielen.

DFB.de: Und trifft auf eine Mannschaft, die dies ebenfalls kann.

Lehmann: Ja. Aber Dortmund muss noch beweisen, dass das Team auch international so begeisternd auftreten kann. Das Spiel wird zeigen, ob die Mannschaft in der Lage ist, den Fußball, den sie in der letzten Saison gezeigt hat, auch auf dem höchsten Niveau zu spielen.

DFB.de: In der Bundesliga hat Dortmund zuletzt gegen Berlin Zuhause mit 1:2 verloren. Waren die Spieler mit ihren Gedanken vielleicht schon beim Spiel heute Abend?

Lehmann: Das glaube ich nicht. Hertha hat clever gespielt, sich hinten reingestellt und abgewartet. Der nächste Entwicklungsschritt für Dortmund muss sein, dass sie lernen, ein Spiel selber zu machen und auch gegen defensiv eingestellte Mannschaften Lösungen finden. Bisher konnten sie oft reagieren, nach Ballgewinn schnell umschalten und so ihre Angriffe inszenieren. Das wird sich ändern.

DFB.de: Heute Abend gegen Arsenal wird Dortmund aber auf einen offensiven Gegner treffen.

Lehmann: Ja, es wird so sein, dass Arsenal das Spiel macht. Sie können gar nicht anders.

DFB.de: Und Mario Götze wird wieder dabei sein. Ist auch dies ein entscheidender Unterschied zum Spiel gegen Hertha?

Lehmann: Über sein Talent und seine Fähigkeiten müssen wir nicht reden. Aber er spielt heut Abend sein erstes Champions-League-Spiel. Viel höher geht es nicht, viel niveauvoller geht es nicht. Ich bin sehr neugierig auf Dortmund, auch auf Götze, wie er sich auf diesem Level bewegt.

DFB.de: Sie haben vor fast genau neun Jahren mit Dortmund gegen Arsenal zwei Mal in der Champions League gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?

Lehmann: Zuhause haben wir sogar gewonnen, 2:1 meine ich.

DFB.de: Richtig.

Lehmann: Leider haben wir das Spiel in London mit 0:2 verloren. Ein tolles Erlebnis war es dennoch. Ich habe damals das erste Mal in Highbury gespielt und war von der Atmosphäre fasziniert. Wenn die Stimmung in London gut ist, dann schreit das ganze Stadion, dann kommen die Geräusche und Anfeuerungen von überall. Auch von der Qualität der Mannschaft Arsenals war ich begeistert. Es war beeindruckend wie schnell dieses Team damals schon gespielt hat.

DFB.de: Sie sind nach der Saison 2002/2003 von Dortmund nach London gewechselt. Wie waren Ihre ersten Tage als Spieler von Arsenal?

Lehmann: Ich bin ins Trainingslager nach Bad Waltersdorf in Österreich gefahren. Ich wurde sofort gut aufgenommen, es hat gleich großen Spaß gemacht. Es war eine tolle Erfahrung, mit Spielern wie Bergkamp, Henry und Pires in einem Team zu stehen. Als Torwart hatte ich den großen Vorteil, dass ich mich nicht so sehr an das Spieltempo und an das Passtempo gewöhnen musste. Da haben es Spieler, die neu zu Arsenal und in die Premiere League kommen, schon schwerer. Für mich lief es gleich gut.

DFB.de: Sie wurden Meister und haben in 38 Spielen keine Niederlage kassiert.

Lehmann: Das war ja nur in dieser Saison, unsere Serie ging sogar noch weiter. Das Team damals war qualitativ die beste Mannschaft, mit dem ich in der Premier League gespielt hat. Für mich war es ein tolles Erlebnis, Teil dieses Teams gewesen zu sein.

DFB.de: In der vergangenen Woche ist Per Mertesacker Ihrem Weg gefolgt. Er ist kein Torhüter – wie schwer wird es für ihn, sich an das Tempo in England zu gewöhnen?

Lehmann: Die Erfahrung zeigt, dass viele Spieler, die neu in der Premier League sind, eine gewisse Zeit benötigen. Aber Per hat die Qualität. Er hat auf jeden Fall das Potenzial, sich in England durchzusetzen und Arsenal zu verstärken. Er ist durch seine körperliche Präsenz und durch seine Fähigkeit, ein Spiel gut zu lesen, absolut prädestiniert für die Premiere League.

DFB.de: Genau diese Herausforderung hat er gesucht.

Lehmann: Ja. Für die Entwicklung eines Spielers ist es nicht gut, wenn er zu lange bei einem Verein spielt. Bei allem Respekt vor Werder – für Per und seine Karriere ist Arsenal genau die richtige Entscheidung.

DFB.de: Sie haben in der vergangenen Saison noch einmal kurz bei Arsenal ausgeholfen und kennen deswegen auch den aktuellen Kader ganz gut. Was glauben Sie: In was für ein Gefüge kommt Mertesacker, wie einfach machen ihm die Spieler den Einstand?

Lehmann: Die Mannschaft ist sozial sehr gut, es wird neuen Spielern dort sehr einfach gemacht. Ein bisschen sehe ich darin aber auch ein Manko. Heutzutage scheuen die Spieler davor, sich gegenseitig auch mal wehzutun. Kämpfe innerhalb der Mannschaft sind viel seltener. Arsene Wenger hat immer gesagt, dass er in erster Linie an gute Passspieler und dann erst an gute Leader glaubt. Ich glaube, dass man beides gleichermaßen braucht.

DFB.de: Wie würden Sie Wenger als Trainer beschreiben? Wie wichtig war er in Ihrer Laufbahn?

Lehmann: Ich bin ihm sehr dankbar. Ich habe bei ihm eine Menge über Fußball gelernt.

DFB.de: Zum Beispiel?

Lehmann: Taktische Organisation der Viererkette, die Geschwindigkeit des Spiels und vor allem die Entwicklung des Offensivspiels.

DFB.de: Beim Spiel Deutschland gegen Polen hat Arsenals polnischer Torhüter Wojciech Szczesny ein paar unglaubliche Paraden gezeigt. Sie haben in der vergangenen Saison mit ihm trainiert. Wie gut ist er wirklich?

Lehmann: Insbesondere auf der Linie ist er sehr stark. Aber er kommt nicht so gerne raus, seine Strafraumbeherrschung ist ausbaufähig. Weil er noch sehr jung ist, weiß er auch noch nicht so richtig, wie er mit seinen Mitspielern kommunizieren soll. In diesen Bereichen muss er sich verbessern, aber auf der Linie ist er ein toller Torwart.

DFB.de: Szczesny ist mit seinen 21 Jahren sehr jung, Manuel Neuer ist mit 25 auch noch kein alter Hase. Andere junge Torhüter wie Ron-Robert Zieler sorgen für Furore, auch Marc-Andre ter Stegen. Gilt der Satz nicht mehr, dass Torhüter im Alter im besser werden?

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Lehmann: Die jungen Torhüter haben erkannt, dass zum perfekten Torwartspiel mehr gehört, als nur auf der Linie zu kleben und die Bälle zu halten. Auch in der Strafraumbeherrschung und im Mitspielen müssen Torhüter gut sein. Dennoch glaube ich, dass Torhüter mit zunehmender Erfahrung immer besser werden. Denn ganz wesentlich ist auch, dass Torhüter in der Lage sind, das Spiel einer Mannschaft von hinten heraus zu organisieren. Richtig gute Torhüter können auch das.

DFB.de: Deutschland ist in diesem Jahr mit drei Mannschaften in der Champions League vertreten. Was trauen Sie Dortmund, Leverkusen und Bayern in der Königsklasse zu?

Lehmann: Ich denke, dass Bayern auf jeden Fall weiterkommen wird. Manchester City schätze ich ebenfalls sehr stark ein, deswegen bin ich nicht ganz sicher, ob Bayern in der Gruppe Erster wird. Leverkusen hat auch gute Chancen, die Gruppenphase zu überstehen. So sehe ich es auch für Dortmund. Allerdings ist die Dortmunder-Gruppe nicht zu unterschätzen, da kann viel passieren. Und wie gesagt: Man weiß nicht, wie Dortmund international auftritt. Nach heute Abend bin ich schlauer.