Jenas Trainer Volkan Uluc: "Man träumt von so einem Märchen"

Die Nacht war für Volkan Uluc kurz. Der 45 Jahre alte Trainer des Nordost-Regionalligisten FC Carl Zeiss Jena hatte daran gearbeitet, alle Glückwünsche zu beantworten. Wenige Stunden zuvor hatten die Thüringer mit dem 3:2 nach Verlängerung gegen den Bundesligisten Hamburger SV für eine der größten Überraschungen in der ersten DFB-Pokalrunde gesorgt.

Dabei hatte es zwischenzeitlich danach ausgesehen, als könnte der HSV den Kopf noch einmal so eben aus der Schlinge ziehen. Nachdem die Hanseaten zuvor schon einen Rückstand glücklich ausgeglichen hatten, rettete Zugang Michael Gregoritsch die Rothosen mit seinem Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung.

Nicht nur Uluc dachte in diesem Moment an die Relegationsspiele der Hamburger gegen den Karlsruher SC (1:1/2:1 nach Verlängerung) vor einigen Wochen. Im Rückspiel war es Marcelo Diaz (90.+1) mit seinem Treffer zum 1:1 gewesen, der die Norddeutschen vor dem erstmaligen Abstieg in die 2. Bundesliga bewahrt hatte. In der Verlängerung hatte der HSV dann alles klargemacht. Das klappte nun in Jena nicht. Im DFB.de-Interview spricht Volkan Uluc, seit Ende 2014 in Jena, mit dem Journalisten Thomas Ziehn über das späte Ausgleichstor des HSV in der regulären Spielzeit, die Auswirkungen des Überraschungserfolgs auf die Liga und Wünsche für die zweite Runde.

DFB.de: War der Sieg im DFB-Pokal gegen den Erstligisten Hamburger SV der größte Erfolg Ihrer Laufbahn, Herr Uluc?

Volkan Uluc: In Deutschland ganz sicher. Ich hatte das Glück, während meiner Zeit als Trainer im Iran bei Shahin Bushehr das Pokalhalbfinale zu erreichen. Vor 60.000 Zuschauern mussten wir uns leider geschlagen geben. Das war auch ein Höhepunkt meiner Karriere. Jetzt freut es mich ganz besonders für den Verein und die Fans, dass wir es gegen Hamburg in die zweite Runde geschafft haben.

DFB.de: Müssen Sie sich noch kneifen, um zu realisieren, dass das 3:2 nach Verlängerung kein Traum war?

Uluc: Im und unmittelbar nach dem Spiel war ich zu fokussiert, um daran zu denken. Im Nachhinein habe ich mir aber schon die Frage gestellt, ob das jetzt alles real war. Als unterklassiger Verein träumt man selbstverständlich von so einem Fußballmärchen. Wir haben diesen Traum mit dem Glauben daran gefüllt, es schaffen zu können. Das war die Voraussetzung.

DFB.de: Was hat darüber hinaus den Ausschlag zu Gunsten Ihrer Mannschaft gegeben?

Uluc: Taktisch haben wir uns so gut wie nie aus dem Konzept bringen lassen, immer die Organisation gehalten. Bei extrem hohen Temperaturen konnten wir alle Nackenschläge wegstecken und bemerkenswerte drei Tore gegen einen Bundesligisten erzielen. Ich bin sehr stolz auf die Leistung unserer Mannschaft.



Die Nacht war für Volkan Uluc kurz. Der 45 Jahre alte Trainer des Nordost-Regionalligisten FC Carl Zeiss Jena hatte daran gearbeitet, alle Glückwünsche zu beantworten. Wenige Stunden zuvor hatten die Thüringer mit dem 3:2 nach Verlängerung gegen den Bundesligisten Hamburger SV für eine der größten Überraschungen in der ersten DFB-Pokalrunde gesorgt.

Dabei hatte es zwischenzeitlich danach ausgesehen, als könnte der HSV den Kopf noch einmal so eben aus der Schlinge ziehen. Nachdem die Hanseaten zuvor schon einen Rückstand glücklich ausgeglichen hatten, rettete Zugang Michael Gregoritsch die Rothosen mit seinem Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung.

Nicht nur Uluc dachte in diesem Moment an die Relegationsspiele der Hamburger gegen den Karlsruher SC (1:1/2:1 nach Verlängerung) vor einigen Wochen. Im Rückspiel war es Marcelo Diaz (90.+1) mit seinem Treffer zum 1:1 gewesen, der die Norddeutschen vor dem erstmaligen Abstieg in die 2. Bundesliga bewahrt hatte. In der Verlängerung hatte der HSV dann alles klargemacht. Das klappte nun in Jena nicht. Im DFB.de-Interview spricht Volkan Uluc, seit Ende 2014 in Jena, mit dem Journalisten Thomas Ziehn über das späte Ausgleichstor des HSV in der regulären Spielzeit, die Auswirkungen des Überraschungserfolgs auf die Liga und Wünsche für die zweite Runde.

DFB.de: War der Sieg im DFB-Pokal gegen den Erstligisten Hamburger SV der größte Erfolg Ihrer Laufbahn, Herr Uluc?

Volkan Uluc: In Deutschland ganz sicher. Ich hatte das Glück, während meiner Zeit als Trainer im Iran bei Shahin Bushehr das Pokalhalbfinale zu erreichen. Vor 60.000 Zuschauern mussten wir uns leider geschlagen geben. Das war auch ein Höhepunkt meiner Karriere. Jetzt freut es mich ganz besonders für den Verein und die Fans, dass wir es gegen Hamburg in die zweite Runde geschafft haben.

DFB.de: Müssen Sie sich noch kneifen, um zu realisieren, dass das 3:2 nach Verlängerung kein Traum war?

Uluc: Im und unmittelbar nach dem Spiel war ich zu fokussiert, um daran zu denken. Im Nachhinein habe ich mir aber schon die Frage gestellt, ob das jetzt alles real war. Als unterklassiger Verein träumt man selbstverständlich von so einem Fußballmärchen. Wir haben diesen Traum mit dem Glauben daran gefüllt, es schaffen zu können. Das war die Voraussetzung.

DFB.de: Was hat darüber hinaus den Ausschlag zu Gunsten Ihrer Mannschaft gegeben?

Uluc: Taktisch haben wir uns so gut wie nie aus dem Konzept bringen lassen, immer die Organisation gehalten. Bei extrem hohen Temperaturen konnten wir alle Nackenschläge wegstecken und bemerkenswerte drei Tore gegen einen Bundesligisten erzielen. Ich bin sehr stolz auf die Leistung unserer Mannschaft.

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DFB.de: Was ging Ihnen beim Ausgleichstreffer des HSV zum 2:2 in der vierten Minute der Nachspielzeit durch den Kopf?

Uluc: Für einige Sekunden gab es das Gefühl der Verzweiflung. Ich habe gedacht: Bruno Labbadia und den HSV bekommt man einfach nicht in die Knie.

DFB.de: Wie fiel Ihre Ansprache vor der Verlängerung aus?

Uluc: Wir standen in der regulären Spielzeit wenige Sekunden vor der Sensation. Das 2:2 sorgte daher kurzzeitig für Niedergeschlagenheit. Schnell gab es jedoch eine Jetzt-erst-recht-Stimmung. Wir wollten kein Elfmeterschießen. Gleich mehrere Spieler sind über sich hinausgewachsen und haben das Spiel ihres Lebens gemacht. Entscheidend war unter dem Strich der starke Wille, den die Mannschaft über nahezu das gesamte Spiel ausgestrahlt hat.

DFB.de: Welche Rolle hat das Publikum gespielt?

Uluc: Die Unterstützung von den Rängen war fantastisch. Alteingesessene Spieler sind zu mir gekommen und sagten, dass sie so eine Stimmung seit Jahren nicht mehr erlebt hätten. Die Euphorie in Jena ist riesig. Das Stadion war vor dem HSV-Spiel innerhalb weniger Tage ausverkauft, auch die Karten für die Zusatztribüne waren schnell vergriffen. Dass wir die Fans mit einem Erfolg nach Hause schicken konnten, freut mich sehr.

DFB.de: Durften Ihre Spieler feiern?

Uluc: So ein Pokalsieg über einen Erstligisten ist für einen Regionalligisten alles andere als alltäglich. Daher durfte unsere junge Mannschaft auch feiern. Sorgen habe ich mir nicht gemacht, weil das Team trotz seiner Jugendlichkeit vernünftig ist. Mein Trainerteam und ich sind Essen gegangen.

DFB.de: Wird es in der Liga jetzt einfacher oder schwieriger für Jena?

Uluc: Ich fürchte, dass es schwerer wird. Bis wieder der Alltag einkehrt, dauert es voraussichtlich einige Zeit. Das ist - gerade für junge Spieler - menschlich. Abheben wird trotzdem niemand. Denn der Charakter der Mannschaft ist einwandfrei. Unsere Konzentration richten wir ab sofort auf das Wochenende. Schon am Samstag steht mit dem Gastspiel bei meinem Ex-Klub BFC Dynamo der nächste Höhepunkt vor einer großen Kulisse an.

DFB.de: Wo soll Ihr Weg mit Jena hingehen?

Uluc: Wir befinden uns mit einer der jüngsten Mannschaften der Liga in einem Übergangsjahr. In der kommenden Saison wollen wir oben mitspielen. Unser Ziel ist es, mit dem aktuellen Fundament zwei bis drei Jahre durchgängig zu arbeiten.

DFB.de: Welchen Gegner wünschen Sie sich für die zweite DFB-Pokalrunde?

Uluc: Das lassen wir auf uns zukommen. Es ist doch schließlich schon eine Sensation, dass wir am Freitag überhaupt noch im Lostopf sind. Ich wünsche Losfee Felix Neureuther ein glückliches Händchen.