Jenas Trainer Sander: Understatement fehl am Platz

Viel deutlicher als der Nordost-Regionalligist FC Carl Zeiss Jena kann ein Verein sein Saisonziel nicht formulieren. "Wir wollen den Aufstieg", sagt FCC-Trainer Petrik Sander im Gespräch mit DFB.de ohne Umschweife. "Understatement war vielleicht zu meiner Zeit beim FC Energie Cottbus angebracht. Jetzt ist dafür aber kein Platz", so der 52-Jährige, der mit Jena in der abgelaufenen Saison hinter dem ungeschlagenen Meister und Drittliga-Aufsteiger RB Leipzig Rang zwei belegt hatte.

Hinter dem Aufstieg steht allerdings durchaus auch ein Muss. Denn die Rückkehr in die 3. Liga nach zwei Jahren Abstinenz ist für den Traditionsklub aus Thüringen auch wirtschaftlich enorm wichtig. Sollte der Aufstieg nicht gelingen, könnte sich der FCC wohl keinen Profifußball mehr erlauben. "Viertklassig zu sein, ist nicht der Anspruch des FCC", sagt Aufsichtsrats-Chef Dr. Reinhardt Töpel unmissverständlich.

Im DFB.de-Interview spricht Jenas Trainer Petrik Sander mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Hochwasserschäden, den Aufstiegsdruck und die Konkurrenz im Titelrennen.

DFB.de: In Jena war noch vor wenigen Wochen das komplette Stadion überflutet, auch die Trainingsplätze wurden in Mitleidenschaft gezogen. Behindert der "Wasserschaden" durch das Hochwasser Ihre Arbeit, Herr Sander?

Petrik Sander: Wir steigen Donnerstag in das Training ein. Die Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat, sind gravierend. Wir versuchen derzeit alles, um in wenigen Tagen unter ordentlichen Bedingungen arbeiten zu können. Es wird zunächst aber noch Einschränkungen geben. Selbstverständlich gibt es günstigere Voraussetzungen. Doch wir lassen uns davon nicht schocken.

DFB.de: Könnten die Schäden Auswirkungen auf die gesamte Saison haben?

Sander: Als Ausrede lasse ich das ganz bestimmt nicht gelten. Wir haben mit dem Aufstieg ein ganz klares Ziel und müssen sicher auch noch während der Saison mit dem einen oder anderen Rückschlag umgehen können.

DFB.de: Wie laufen die "Bauarbeiten" am Kader? Von den bisherigen Zugängen ist der älteste Spieler 25 Jahre. Ein Zufall?

Wir haben die Mannschaft mit dem Ziel aufgestellt, aufsteigen zu wollen. Dabei ist für uns nicht das Alter eines Spielers maßgebend, sondern seine Qualität. Dabei müssen sich alle unserem Saisonziel unterordnen. Es kann passieren, dass es im Laufe der Spielzeit für den einen oder anderen nicht so gut läuft. Ich erwarte, dass auch dann das gemeinsame Ziel im Vordergrund steht.

DFB.de: Auf welchen Positionen gibt es nun noch Bedarf?

Sander: Wir haben noch zwei bis drei Personalien offen, sind aber in der komfortablen Lage, uns Zeit lassen zu können. Mit dem aktuellen Stand sind wir zufrieden. Speziell mit der Defensive, in der die Basis für die Meisterschaft gelegt wird, haben wir uns mit Justin Gerlach und Filip Krstic vom abwehrstarken Ligakonkurrenten Berliner AK gut verstärkt. Vorne - das hat die abgelaufene Saison gezeigt - sind wir immer für Tore gut.

DFB.de: Die Vereinsspitze hat bereits deutlich gemacht, dass in diesem Jahr der Aufstieg das Ziel sein muss. Andernfalls könne sich der FCC keinen ambitionierten Regionalliga-Fußball mehr leisten. Es drohe dann Amateurfußball. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Sander: Auch ich habe diesen Druck mit aufgebaut. Wir waren in der abgelaufenen Spielzeit als Zweiter nicht nur Vizemeister, sondern von den drei Absteigern aus der 3. Liga auch die mit Abstand beste Mannschaft. Dabei hatten wir den Kader erst spät zusammenstellen können. Wenn wir jetzt sagen, wir wollen um Platz drei spielen, nimmt uns das keiner ab. Es kann für uns kein anderes Ziel als den Aufstieg geben. Understatement ist jetzt fehl am Platz. Der Aufstieg funktioniert aber ganz bestimmt nicht von allein. Der gesamte Verein und das Umfeld müssen eine Gemeinschaft bilden.

DFB.de: Die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost garantiert jedoch noch nicht den Aufstieg!

Sander: Das stimmt. RB Leipzig hatte in der abgelaufenen Saison kein Spiel verloren und war im Relegationsrückspiel bei den Sportfreunden Lotte zwischenzeitlich sogar noch ins Straucheln gekommen. In solchen Duellen kann alles passieren. Die Arbeit eines ganzen Jahres kann plötzlich hinfällig werden. Dessen muss man sich bewusst sein.

DFB.de: Sind Sie froh, dass mit RB Leipzig ein ambitionierter Konkurrent den Aufstieg geschafft hat?

Sander: Ich habe RB die Daumen gedrückt und nach dem Aufstieg gleich gratuliert. Fest steht aber auch, dass wir unsere Zielsetzung nicht geändert hätten, wenn Leipzig den Sprung in die 3. Liga nicht geschafft hätte.

DFB.de: Welche Vereine haben Sie nun als die größten Konkurrenten auf dem Zettel?

Sander: Der 1. FC Magdeburg wird sicher eine gute Rolle spielen. Beim FSV Zwickau muss man abwarten, ob der Verein erneut eine so gute Saison spielen kann. Den SV Babelsberg 03 habe ich als Absteiger aus der 3. Liga ebenfalls auf dem Zettel. Der Aderlass beim Berliner AK war dagegen recht groß. Ich rechne auch mit einer Überraschungsmannschaft. RB Leipzig hat zuletzt an der Spitze eine einsame Saison gespielt. Das wird es in der kommenden Spielzeit nicht geben.

DFB.de: Wie gerne oder ungerne mögen Sie die Zeit der Vorbereitung?

Sander: Um ehrlich zu sein: Als Spieler habe ich sie gehasst. Das ist aber ganz normal. Im Sommer wird aber das Fundament für eine gute Saison gelegt. Das macht nicht immer Spaß. Die Spieler wissen das, müssen aber keine Angst haben. Wir werden so häufig wie möglich den Ball mit dazu nehmen.

DFB.de: Ist eigentlich auch Ihre persönliche Zukunft beim FCC an den Aufstieg geknüpft?

Sander: Ich mache immer erst einen Schritt nach dem anderen. Wir hatten vor zwölf Monaten einen Zweijahresplan ausgegeben, der in dieser Saison die Rückkehr in die 3. Liga vorsieht. Daher gilt meine volle Konzentration den anstehenden Aufgaben.

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Viel deutlicher als der Nordost-Regionalligist FC Carl Zeiss Jena kann ein Verein sein Saisonziel nicht formulieren. "Wir wollen den Aufstieg", sagt FCC-Trainer Petrik Sander im Gespräch mit DFB.de ohne Umschweife. "Understatement war vielleicht zu meiner Zeit beim FC Energie Cottbus angebracht. Jetzt ist dafür aber kein Platz", so der 52-Jährige, der mit Jena in der abgelaufenen Saison hinter dem ungeschlagenen Meister und Drittliga-Aufsteiger RB Leipzig Rang zwei belegt hatte.

Hinter dem Aufstieg steht allerdings durchaus auch ein Muss. Denn die Rückkehr in die 3. Liga nach zwei Jahren Abstinenz ist für den Traditionsklub aus Thüringen auch wirtschaftlich enorm wichtig. Sollte der Aufstieg nicht gelingen, könnte sich der FCC wohl keinen Profifußball mehr erlauben. "Viertklassig zu sein, ist nicht der Anspruch des FCC", sagt Aufsichtsrats-Chef Dr. Reinhardt Töpel unmissverständlich.

Im DFB.de-Interview spricht Jenas Trainer Petrik Sander mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Hochwasserschäden, den Aufstiegsdruck und die Konkurrenz im Titelrennen.

DFB.de: In Jena war noch vor wenigen Wochen das komplette Stadion überflutet, auch die Trainingsplätze wurden in Mitleidenschaft gezogen. Behindert der "Wasserschaden" durch das Hochwasser Ihre Arbeit, Herr Sander?

Petrik Sander: Wir steigen Donnerstag in das Training ein. Die Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat, sind gravierend. Wir versuchen derzeit alles, um in wenigen Tagen unter ordentlichen Bedingungen arbeiten zu können. Es wird zunächst aber noch Einschränkungen geben. Selbstverständlich gibt es günstigere Voraussetzungen. Doch wir lassen uns davon nicht schocken.

DFB.de: Könnten die Schäden Auswirkungen auf die gesamte Saison haben?

Sander: Als Ausrede lasse ich das ganz bestimmt nicht gelten. Wir haben mit dem Aufstieg ein ganz klares Ziel und müssen sicher auch noch während der Saison mit dem einen oder anderen Rückschlag umgehen können.

DFB.de: Wie laufen die "Bauarbeiten" am Kader? Von den bisherigen Zugängen ist der älteste Spieler 25 Jahre. Ein Zufall?

Wir haben die Mannschaft mit dem Ziel aufgestellt, aufsteigen zu wollen. Dabei ist für uns nicht das Alter eines Spielers maßgebend, sondern seine Qualität. Dabei müssen sich alle unserem Saisonziel unterordnen. Es kann passieren, dass es im Laufe der Spielzeit für den einen oder anderen nicht so gut läuft. Ich erwarte, dass auch dann das gemeinsame Ziel im Vordergrund steht.

DFB.de: Auf welchen Positionen gibt es nun noch Bedarf?

Sander: Wir haben noch zwei bis drei Personalien offen, sind aber in der komfortablen Lage, uns Zeit lassen zu können. Mit dem aktuellen Stand sind wir zufrieden. Speziell mit der Defensive, in der die Basis für die Meisterschaft gelegt wird, haben wir uns mit Justin Gerlach und Filip Krstic vom abwehrstarken Ligakonkurrenten Berliner AK gut verstärkt. Vorne - das hat die abgelaufene Saison gezeigt - sind wir immer für Tore gut.

DFB.de: Die Vereinsspitze hat bereits deutlich gemacht, dass in diesem Jahr der Aufstieg das Ziel sein muss. Andernfalls könne sich der FCC keinen ambitionierten Regionalliga-Fußball mehr leisten. Es drohe dann Amateurfußball. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Sander: Auch ich habe diesen Druck mit aufgebaut. Wir waren in der abgelaufenen Spielzeit als Zweiter nicht nur Vizemeister, sondern von den drei Absteigern aus der 3. Liga auch die mit Abstand beste Mannschaft. Dabei hatten wir den Kader erst spät zusammenstellen können. Wenn wir jetzt sagen, wir wollen um Platz drei spielen, nimmt uns das keiner ab. Es kann für uns kein anderes Ziel als den Aufstieg geben. Understatement ist jetzt fehl am Platz. Der Aufstieg funktioniert aber ganz bestimmt nicht von allein. Der gesamte Verein und das Umfeld müssen eine Gemeinschaft bilden.

DFB.de: Die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost garantiert jedoch noch nicht den Aufstieg!

Sander: Das stimmt. RB Leipzig hatte in der abgelaufenen Saison kein Spiel verloren und war im Relegationsrückspiel bei den Sportfreunden Lotte zwischenzeitlich sogar noch ins Straucheln gekommen. In solchen Duellen kann alles passieren. Die Arbeit eines ganzen Jahres kann plötzlich hinfällig werden. Dessen muss man sich bewusst sein.

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DFB.de: Sind Sie froh, dass mit RB Leipzig ein ambitionierter Konkurrent den Aufstieg geschafft hat?

Sander: Ich habe RB die Daumen gedrückt und nach dem Aufstieg gleich gratuliert. Fest steht aber auch, dass wir unsere Zielsetzung nicht geändert hätten, wenn Leipzig den Sprung in die 3. Liga nicht geschafft hätte.

DFB.de: Welche Vereine haben Sie nun als die größten Konkurrenten auf dem Zettel?

Sander: Der 1. FC Magdeburg wird sicher eine gute Rolle spielen. Beim FSV Zwickau muss man abwarten, ob der Verein erneut eine so gute Saison spielen kann. Den SV Babelsberg 03 habe ich als Absteiger aus der 3. Liga ebenfalls auf dem Zettel. Der Aderlass beim Berliner AK war dagegen recht groß. Ich rechne auch mit einer Überraschungsmannschaft. RB Leipzig hat zuletzt an der Spitze eine einsame Saison gespielt. Das wird es in der kommenden Spielzeit nicht geben.

DFB.de: Wie gerne oder ungerne mögen Sie die Zeit der Vorbereitung?

Sander: Um ehrlich zu sein: Als Spieler habe ich sie gehasst. Das ist aber ganz normal. Im Sommer wird aber das Fundament für eine gute Saison gelegt. Das macht nicht immer Spaß. Die Spieler wissen das, müssen aber keine Angst haben. Wir werden so häufig wie möglich den Ball mit dazu nehmen.

DFB.de: Ist eigentlich auch Ihre persönliche Zukunft beim FCC an den Aufstieg geknüpft?

Sander: Ich mache immer erst einen Schritt nach dem anderen. Wir hatten vor zwölf Monaten einen Zweijahresplan ausgegeben, der in dieser Saison die Rückkehr in die 3. Liga vorsieht. Daher gilt meine volle Konzentration den anstehenden Aufgaben.