Jansen: "Die Zeit in München war ein Erfolgsprojekt"

DFB.de: Stichwort Nationalmannschaft: In rund vier Monaten beginnt die EM. Ihr letztes Länderspiel haben Sie im September 2010 gegen Belgien bestritten. Glauben Sie, noch auf den EM-Zug aufspringen zu können?

Jansen: Diese Saison läuft bisher gut für mich, gesundheitlich habe ich endlich mal keine Probleme. Ich habe viele Spiele gemacht, meine Fitness ist gut. Wenn meine Leistung stimmt, rechne ich mir noch Chancen für eine EM-Teilnahme aus. Ich werde jedenfalls alles dafür tun. Die Bundesliga ist für alle Nationalspieler dafür da, sich zu präsentieren.

DFB.de: Den Medien war oft zu entnehmen, dass manche Spieler wie Sie oder HSV-Kollege Heiko Westermann beim Bundestrainer kein Thema mehr sind.

Jansen: Das kann ich nicht bestätigen. Jogi Löw hat doch betont, dass er uns weiterhin beobachtet.

DFB.de: Die Nationalmannschaft hat eine starke EM-Qualifikation gespielt. Ist es dadurch nicht besonders schwierig, sich jetzt noch einen Platz zu erkämpfen?

Jansen: Auch in der Nationalmannschaft herrscht ein leistungsbezogenes Tagesgeschäft. Der Bundestrainer hat gesagt, das speziell das letzte halbe Jahr vor dem Turnier entscheidend ist. Wie jetzt die Form ist, der Fitnesszustand, das Leistungsniveau - all das ist entscheidend. Von daher wird das eine ganze heiße Phase bis zur EURO.

DFB.de: Sehen Sie sich im DFB-Team eher als Linksverteidiger oder als linker Mittelfeldspieler?

Jansen: Das spielt bei mir keine Rolle. In Südafrika habe ich auf beiden Positionen gespielt. Mir ist das egal.



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Das Formtief von Marcell Jansen gehört längst der Vergangenheit an. Fand er sich unter den ehemaligen Trainern Armin Veh und Michael Oenning noch oft auf der Bank wieder, so blüht er unter Thorsten Fink regelrecht auf. Beim 2:1-Auswärtssieg gegen Hertha BSC Berlin erzielte der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler sogar den wichtigen Führungstreffer.

Auch beim Heimspiel heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) gegen den FC Bayern München, wo Marcell Jansen in der Saison 2007/2008 unter Vertrag stand, dürfte er in der Startformation stehen. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen hat er über seine Zeit in München, das Duell mit dem FCB und seine Ambitionen für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine gesprochen.

DFB.de: Herr Jansen, am Samstag steht der Nord-Süd-Klassiker gegen Bayern an. Sind Spiele gegen Ihren ehemaligen Verein noch etwas Besonderes?

Marcell Jansen: Mittlerweile ist es nichts Neues mehr. Schließlich spielen wir jede Saison zweimal gegen Bayern. Aber wir freuen uns auf dieses Spiel. Natürlich sind die Münchner Favorit, sie stehen zu Recht ganz oben. Aber wir haben gegen Hertha eine gute Reaktion gezeigt. Jetzt gegen Bayern haben wir nichts zu verlieren. Wir wollen einfach einen guten Fight hinlegen und Punkte holen.

DFB.de: Warum funktionierte das HSV-Spiel in Berlin besser als beim 1:5 gegen Dortmund?

Jansen: Wir waren in Berlin von Anfang an besser im Spiel, haben nicht zu schnell einfache Torchancen hergeschenkt, wurden von Minute zu Minute mutiger und haben unser Potenzial nach vorne gezeigt.

DFB.de: In dieser Woche wurde ein neuer Rasen im Hamburger Stadion verlegt, bereits zum dritten Mal in dieser Saison. Sind die ständigen Probleme mit dem Untergrund ein Problem für die Spieler?

Jansen: Wir sind vermutlich der Verein, der am meisten den Rasen wechseln muss. Das ist nicht optimal. Gerade weil es die Philosophie unseres Trainer ist, guten Fußball zu spielen. Das ist auf unserem Geläuf teilweise etwas schwer. Ich hoffe, dass sich das irgendwann einmal ändern lässt. Jetzt ist der Rasen für etwa zwei Spiele optimal. Danach ist er wieder kaputt, weil er nicht anwächst. Aber das ist nichts Neues bei uns.

DFB.de: Die Eintrittskarten für das Spiel gegen Bayern München sind teuer, Sitzplatzkarten kosten bis zu 94 Euro. Wie ist Ihre Meinung zur Preisgestaltung?

Jansen: Ich denke, alle Vereine sollten versuchen, dass zumindest die Plätze, auf denen richtig Stimmung gemacht wird, bezahlbar bleiben. Es darf nicht passieren, dass die Fans, die den Fußball geprägt haben, irgendwann aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten ausgeschlossen werden. Aber das betrifft alle Vereine, nicht nur den HSV.

DFB.de: Wenn Sie auf Ihre Saison bei Bayern München zurückblicken: Was haben Sie damals gelernt?

Jansen: Es war eine sehr lehrreiche Zeit, unter Ottmar Hitzfeld zu trainieren. Er ist einer der größten Trainer der Fußballgeschichte, zumindest der Bundesligageschichte. Ich habe miterlebt, wie hoch die Ansprüche sind und wie man die immer erfüllen muss. Für mich als jungen Spieler war es außerdem toll, mit Weltklassespielern wie Oliver Kahn zusammenzuspielen. Es war ein schönes Jahr, das mich weitergebracht hat. Gerade auch menschlich. Außerdem habe ich in einer Saison 30 Pflichtspiele gemacht, obwohl ich vier Monate verletzt war. Für einen 22-Jährigen war das eine super Quote. Ich sehe die Zeit in München als Erfolgsprojekt.

DFB.de: Trotzdem haben Sie den Verein nach einem Jahr verlassen. Wie haben Sie das verarbeitet, in München plötzlich nicht mehr gebraucht zu werden?

Jansen: Wir bekamen einen neuen Trainer (Jürgen Klinsmann, die Red.), so hatte sich die Situation für mich verändert. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Aber für mich persönlich hatte sich die Situation nicht verschlechtert. Ich war trotzdem mit der Nationalmannschaft weiterhin bei den großen Turnieren dabei. Außerdem haben wir mit dem HSV zweimal das Halbfinale im UEFA-Cup erreicht.

DFB.de: Kommen wir auf ihren ersten Profiverein zu sprechen: Borussia Mönchengladbach ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Vielleicht auch ein Meisterschaftskandidat?

Jansen: Das wird man sehen. Ich wünsche Gladbach jedenfalls das Maximum. Wenn man sich die Spiele anschaut, sieht man wirklich Qualität. Selbst wenn sie mal unglücklich verloren haben, sind sie im nächsten Spiel wieder zurückgekommen und haben sich nicht verunsichern lassen. Das ist beeindruckend. Ich hoffe, dass sie bis zum Saisonende oben dabei bleiben.

DFB.de: Stichwort Nationalmannschaft: In rund vier Monaten beginnt die EM. Ihr letztes Länderspiel haben Sie im September 2010 gegen Belgien bestritten. Glauben Sie, noch auf den EM-Zug aufspringen zu können?

Jansen: Diese Saison läuft bisher gut für mich, gesundheitlich habe ich endlich mal keine Probleme. Ich habe viele Spiele gemacht, meine Fitness ist gut. Wenn meine Leistung stimmt, rechne ich mir noch Chancen für eine EM-Teilnahme aus. Ich werde jedenfalls alles dafür tun. Die Bundesliga ist für alle Nationalspieler dafür da, sich zu präsentieren.

DFB.de: Den Medien war oft zu entnehmen, dass manche Spieler wie Sie oder HSV-Kollege Heiko Westermann beim Bundestrainer kein Thema mehr sind.

Jansen: Das kann ich nicht bestätigen. Jogi Löw hat doch betont, dass er uns weiterhin beobachtet.

DFB.de: Die Nationalmannschaft hat eine starke EM-Qualifikation gespielt. Ist es dadurch nicht besonders schwierig, sich jetzt noch einen Platz zu erkämpfen?

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Jansen: Auch in der Nationalmannschaft herrscht ein leistungsbezogenes Tagesgeschäft. Der Bundestrainer hat gesagt, das speziell das letzte halbe Jahr vor dem Turnier entscheidend ist. Wie jetzt die Form ist, der Fitnesszustand, das Leistungsniveau - all das ist entscheidend. Von daher wird das eine ganze heiße Phase bis zur EURO.

DFB.de: Sehen Sie sich im DFB-Team eher als Linksverteidiger oder als linker Mittelfeldspieler?

Jansen: Das spielt bei mir keine Rolle. In Südafrika habe ich auf beiden Positionen gespielt. Mir ist das egal.

DFB.de: Das linke Mittelfeld ist stark besetzt mit Podolski oder Schürrle. Auf der Linksverteidigerposition ist Philipp Lahm gesetzt.

Jansen: Natürlich haben wir starke Spieler, gerade junge Spieler, die hervorragende Leistungen bringen. Es kommt letztendlich darauf an, wie man sich während der Vorbereitung in der Nationalmannschaft präsentiert. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika bin ich nach einer Verletzung mit dem Defizit angereist, dass ich zwei Monate nicht Fußball gespielt hatte. Trotzdem habe ich an mehr als der Hälfte all unserer Spiele teilgenommen und im Spiel um Platz drei sogar ein wichtiges Tor gemacht. Von daher habe ich auch für die EM 2012 ein gutes Gefühl.